Vor- und Nachteile des aktuellen Strommarktes

Herzlichen Glückwunsch, du hast soeben den Zertifikatshandel neu erfunden. Genau so funktioniert der seit zig Jahren. Das gibt es alles! Und weil es das gibt, können Ökostromproduzenten tatsächlich mehr Geld mit ihrem Strom verdienen wie Kohlestromproduzenten. Denn mit jeder kWh Ökostrom produzieren sie zusätzlich ein Zertifikat, das bares Geld wert ist und das sie auf dem Zertifikatsmarkt verkaufen können, eben weil Leute bereit sind, für das gute Gewissen, Ökostrom zu verbrauchen, einen Aufpreis zu zahlen. In Summe mit dem Strom, der genau so viel wert ist wie der Kohlestrom, verdienen sie also mehr.

Der Zertifikatshandel löst aber nicht das Problem, das der Day-Ahead-Strommarkt löst, nämlich sehr kurzfristig Kapazitäten erwerben zu können, damit nicht morgen irgendwo die Lichter ausgehen. Um das zu verhindern, ist Windstrom genauso gut wie Kohlestrom oder Gasstrom, und deswegen kriegen auch alle Anbieter für den nackten Strom exakt dasselbe Geld. Der Windanbieter kriegt on top noch die Erlöse für die Zertifikate, da freut der sich drüber, aber wenn du ihn an der Börse für den Strom mit signifikant weniger abspeisen wollen würdest, wird er dir nen Vogel zeigen und den Strom direkt an jemanden verkaufen, der ihm einen Preis sehr nah am Marktpreis dafür zahlt, denn nochmal: der Strom ist genau derselbe, der hat nun mal diesen Wert, es ist pure Leistung für die jemand Summe X bereit ist zu zahlen, und weil er den hat, findet sich ein williger Käufer dafür, der diese Summe X zahlt. Entweder jemand der den Strom braucht, oder im Zweifel halt ein Zwischenhändler, der den Strom gar nicht verbraucht, sondern sich umdreht und ihn einfach für mehr Geld weiter an jemand direkt oder anonym an der Börse verkauft. Da auf den Elektronen keine Etiketten mit Herkunftsnachweisen kleben, ist das hinterher nicht nachvollziehbar, wo der Endkunde den Strom tatsächlich herbekommt.

Du hast da überhaupt nix neues vorgeschlagen, sondern etwas, was es längst gibt. Es löst halt nur nicht dieses spezifische Problem. Zertifikate können Strom nicht „entwerten“, sie können ihn nur „aufwerten“, aber aufwerten macht Dinge immer teurer, nicht billiger!

Wenn du keinen Handel mit Strom willst, dann solltest du dir schon mal genug Solarzellen, Pufferbatterien und nen Dieselgenerator aufs Dach bzw. ins Haus bauen, denn nach Umsetzung deines tollen Vorschlags kannst auch du keinen Strom mehr kaufen. Wäre ja ein Handel mit Strom, und den braucht es nicht.

Was die Leute tun sollen, die kein Haus besitzen, um sich selbst zu versorgen? Tja…Auf jeden Fall nicht auf die Idee kommen, zu ihrem Nachbarn mit dem Generator ein Kabel und ein paar Euro zu werfen. Das wäre Stromhandel, und der ist verboten und böse. Sagt @nichtdipling

Kohle ist auch erheblich teurer geworden im Zuge der Krise. Aber sei’s drum. Der Punkt war ja auch, dass die von fossilen Anbietern gekauften EE-Zertifikate überhaupt gar nichts mit Rekordgewinnen zu tun haben. Du suggeriertest, das sei der Fall, aber das ist Quatsch. Der Zertifikatekauf mindert im Gegenteil die Gewinne, weil es Ausgaben sind, die auf die Rohstoffkosten noch drauf kommen.

Ich sagte ja auch, dass der Inhalt der Anstalt gar nicht so falsch war. Tendenziös gestaltet, einige Punkte im Dunkeln lassend auch, und Chancen für Gags die dem linken Durchschnittskonsumenten sauer aufstoßen könnten wurden leider verpasst - aber fehlerhaft war der Inhalt nicht! Deine Interpretationen hingegen, also das, was du über den reinen Inhalt des netten Kammerspiels hinaus meintest, aus diesem an Aussagen herauslesen zu können - z.B. die Idee, irgendwie mit Zertifikaten billigere Preise für regenerativen Strom durchzusetzen - nun, die halte ich für fehlerbehaftet, und auf diese Fehler weise ich hin.

1 „Gefällt mir“

Als eine Alternative zum jetzigen System wird bei der EU das sogenannte „Pay-as-bid“-Verfahren diskutiert (Quelle).

Dabei kommt offenbar auch zunächst das Merit Order System zum tragen und die Kraftwerke werden nach angegebenen (Grenz-) Kosten pro Megawattstunde aufsteigend bei der Stromauktion berücksichtigt.
Allerdings bekommen dann nicht alle den Preis des teuersten, noch notwendigen Kraftwerks sondern genau den angegebenen Grenzkosten-Betrag.

Wer sich mal vertieft damit beschäftigen will, es gibt dazu einen recht interessanten und umfangreichen wissenschaftlichen Artikel von 2008:

Hab es noch nicht durchgelesen, aber als Fazit wird das jetzige System als besser erachtet. Mal schauen was für Annahmen und Erfahrungen da so eingeflossen sind…

2 „Gefällt mir“

Die Arbeit ist wirklich gut. Definitive Leseempfehlung!

Die Hauptautorin könnte einem übrigens aus aktuellen Nachrichten bekannt vorkommen. Sie leitet die Kommission, die gerade binnen zwei Wochen mit 200 Milliarden Euro einen „Schutzschirm“ gegen hohe Gaspreise aus dem Boden stampfen darf.

Veronika Grimm könnte einem auch aus der LdN 281 bekannt vorkommen :wink:
Ein lohnender Rückblick auf die Situation im März 2022:

Interview mit Prof’in Dr. Veronika Grimm: Kohle-/Öl-/Gas-Boykott - Was ist jetzt zu tun?

3 „Gefällt mir“

Der Artikel oben ist offenbar ein Derivat aus einem Gutachten das die drei Autoren:
Prof. Dr. Axel Ockenfels, Dr. Veronika Grimm, Dipl.-Vw. Gregor Zoettl im Auftrag der Firma EEX AG, also dem Betreiber-Unternehmen der Leipziger Strombörse angefertigt haben:

Kann man sich hier runter laden:
Strommarktdesign - Preisbildungsmechanismus im Auktionsverfahren an der EEX

Für mich ist damit schon alles gesagt. Den natürlich ist die Leipziger Börse selbst, bzw. ihr Betreiber-Unternehmen (EEX AG) nicht an einer ausgewogenen und kritischen Betrachtung ihrer Markt-Regeln interessiert, sondern daran, dass dieses Gutachten ihnen Recht gibt.

Jetzt könnte man sich noch fragen, warum die Leipziger Börse ein Marktdesign haben möchte, dass hohe Preise für die Stromproduzenten ermöglicht?

Das liegt daran, dass die Stromproduzenten, wenn sie an der Leipziger Börse gute Preise bekommen, natürlich mehr von ihrem produzierten Strom dort verkaufen, anstatt ihn z.B. außerbörslich (OTC-Handel) direkt zu verkaufen.

Und die Gebühren (Fees), die ein Stromproduzent bei der Leipziger Börse bezahlt, richten sich nach den gehandelten Strommengen (Quelle: Gebührenordnung der Leipziger Strombörse):

Transaction fees are derived from the volume executed in the corresponding units in Megawatt hours (MWh), […]

Aber zum Gutachten selbst: Entsprechend dieser „Färbung“ zu Gunsten des Auftraggeber sieht dann auch der Inhalt aus:

Beim Einheitspreis (eben dem System der Leipziger Börse) ist im Fazit natürlich: Alles super. Ich will daher mal eine Argumentationslinie raus nehmen, die mir persönlich als widersprüchlich aufgefallen ist.
Beim Einheitspreis wird das Fazit gezogen:

Bei hinreichend wettbewerblichem Verhalten führt die Einheitspreisauktion zu vollständiger Effizienz […] und geringstmöglichen Strommarktpreisen.

Es wird also davon ausgegangen, dass die Wettbewerber sich fair verhalten und sich gegenseitig die Preise „kaputtmachen“, anstatt wie bei den Tankstellen implizite Kartelle zu bilden.

Gleichzeitig nimmt man aber genau dieses Verhalten als Argument gegen das alternative „Pay-as-Bid“-Verfahren:

Warum sollte ein Kraftwerk mit Grenzkosten in Höhe von 10 €/MWh sich in der Pay as bid Auktion mit einem Preis in Höhe von 10 €/MWh zufrieden geben, wenn es auch noch bei einer Preisforderung in Höhe des sehr viel höheren Markträumungspreises in Höhe von vielleicht 50 €/MWh den Zuschlag bekommen würde?

Die Vorstellung, man könne durch eine Änderung der Preisregel systematisch Bezugskosten von Strom einsparen, ignoriert also fälschlicherweise die strategische Reaktion der Anbieter auf veränderte Marktregeln.

Für das Fazit wird also argumentiert, dass man es bei „Pay as Bid“ mit „egoistischen“ Marktteilnehmern zutun hat, die den Wettbewerb zu Gunsten eigener Gewinne „sabotieren“, während man bei dem Einheitspreis-System von einem „hinreichendem Wettbewerb“ ausgeht.

Leider sind die drei Autoren am Ende des Tages Wissenschaftler und schreiben daher in solchen Gutachten auch immer noch die Wahrheit mit rein, damit man ihnen so ein „erkauftes“ Gutachten nicht komplett um die Ohren hauen kann:

Sowohl die Einheitspreisregel als auch die Pay as bid Regel erzeugen bei Wettbewerbsproblemen Anreize, Preisforderungen über die Grenzkosten hinaus anzuheben.

2 „Gefällt mir“

Tja, ich hatte kurz die Hoffnung, du würdest dir diesen Artikel tatsächlich mal in Gänze durchlesen, deinen Verstand benutzen um die darin aufgestellten Behauptungen auf Plausibilität zu überprüfen und das korrelieren mit den zahlreichen Diskussionen hier im Forum, in denen erstaunlich viele Erkenntnisse die auch in diesem Artikel stehen ebenfalls und vermutlich unabhängig davon hergeleitet wurden, rein durch logisches Denken (für sämliche meine Posts z.B. gilt das, ich kenne diesen Artikel erst seit du ihn gepostet hast).

Stattdessen hast du dich leider offenbar dazu entschieden, die Zeit darauf zu verwenden, nach Wegen zur pauschalen Diskreditierung der Arbeit und der Autoren zu suchen.

Das hast du falsch verstanden. Es wird IMMER von egoistischen Marktteilnehmern ausgegangen, die versuchen werden, den Wettbewerb zu Gunsten höherer eigener Gewinne zu unterlaufen! Das ist eine zwingende Grundannahme in allen ökonomischen Modellen! Kein Unternehmen „wünscht“ sich Wettbewerb, alle wollen nach Möglichkeit in eine Monopolstellung kommen, denn die maximiert die Profite. Es ist der Job des Ökonomen, ihnen das so schwer wie möglich zu machen.

Die entscheidende Frage ist daher nicht, ob man davon ausgeht, dass das versucht wird, sondern ob ein Modell in der Lage ist, diese Bestrebungen effektiv zu unterbinden, bzw. unter welchen Rahmenbedingungen ein Modell dazu in der Lage ist. Und hier wird festgestellt, dass sowohl Pay-as-Bid als auch der Einheitspreis unter gewissen Umständen anfällig sind. Allerdings ist das Einheitspreismodell lediglich bei sehr schwacher Wettbewerbssituation anfällig, während das Pay-As-Bid-Modell diese Anreize, über die Grenzkosten hinaus Preise zu fordern, inhärent immer bietet, völlig ungeachtet der Wettbewerbssituation, und das führt zu Situationen von zu hohen Strompreisen bis hin zu unökonomischen Kraftwerksauslastungen (billige Windkraft wird nicht angefragt, weil zu hoch im Preis gepokert wurde, teure Gaskraft schon, weil die grad einen Cent niedriger pokerte). Aber ich spar mir jetzt, den kompletten Teil des Artikels zu rezitieren, in dem dieses Pay-as-Bid-spezifische Problem detailliert beschrieben wird - es beginnt im Grunde auf Seite 4 bei dem wunderschönen Satz „Aus spieltheoretischer Sicht führen Pay as bid Regeln zu einem Spiel, das man „Rate den Markträumungspreis!“ nennen könnte.“.

4 „Gefällt mir“

Ich finde es ja schon leicht amüsant, dass du die Publikation erst heraus kramst, um dann festzustellen, dass sie dir nicht passt. Ist natürlich immer einfach dann anstelle des Inhalts alles anhand der Auftraggebenden zu diskreditieren. Das geht dann aber schon sehr stark in eine Richtung ich glaube nur noch das was mir gefällt und meinem Weltbild entspricht. Kritisch einsortieren ja, aber dann bitte noch mal etwas weiter umschauen, was der Stand der Forschung ist.

Das ganze zu Einheitspreisaktion oder einer pay-as-bid-Aution wird, gerade im Kontext des Stromhandels, offensichtlich nicht seit gestern untersucht. Kann man gut daran erkennen, dass der Artikel, basierend auf dem Gutachten, von 2008 ist. Beispiele gibt es im Kontext der Elektrizitätskrise in Kalifornien Ende der 90er und akut 2000/2001 (z.B. Redirecting oder Institute for Research in Technology (IIT)) und eben in den Nuller-Jaren auch das von dir genannte Papier. Etwas aktueller und eine schöne Übersicht und auch mit Bezug zu vielen anderen, schon erfolgten Studien gibt es hier: Electricity Market Pricing: Uniform Pricing vs. Pay-as-Bid Pricing | SpringerLink. Es bleibt dabei, dass pay-as-bid nicht dazu führt, dass der Preis sinkt, auch wenn man das auf den ersten Blick vielleicht erwarten würde. Zu den Mechanismen wurde hier schon viel geschrieben und @Slartie versucht es auch weiterhin immer wieder (Danke dafür).

Was ich zusätzlich wichtig finde. Es leugnet hier ja niemand, dass bei dem aktuellen Marktdesign zu Problemen kommt und diese angegangen werden müssen. Beispielsweise hast du weiter oben zu Manipulationsvorwürfen und Kapazitätszurückhaltung das sogenannte Inc-Dec-Gaming angesprochen. Die Reduktion des Angebots auf dem einen Markt (hier der Spotmarkt), um mit einem erhöhten Angebot auf einem anderen Markt (Regelenergie) höhere Profite zu erzielen. In der Tat muss dafür keine Marktmacht vorliegen. Nur das Problem ist nicht so einfach zu beseitigen, weil es nicht allein durch den Markt hervorgerufen wird. Das Problem kann letztlich auftreten, weil man Netzengpässe antizipieren kann und durch sein Gebotsverhalten dann von dem Wissen darüber profitiert. Das wiederum liegt daran, dass der Strommarkt in seiner gesamtdeutschen Preiszone keine Kapazitätsrestriktionen der Netze sieht. Die Netzengpässe kommen aber in der Praxis vor und sind „vergleichsweise einfach“ zu antizipieren. Ein möglicher Eingriff in den Strommarkt wäre dann z.B. die Marktzone zu teilen, weil der Markt dann nicht unrealistische Mengen handeln kann, sondern die Kapazitätseinschränkung berücksichtigt. Das wäre an dieser Stelle ebenfalls ein Eingriff in das Marktdesign, nur vermutlich nicht der, denn du mit deinem Beispiel im Kopf hattest.

2 „Gefällt mir“

Unangemessene Polemik

Gut, ich habe die entsprechende Passage entschärft. Die grundlegende Kritik an der Vorgehensweise von @Matder halte ich allerdings weiterhin für valide und somit aufrecht.

Eine Trennung in mehrere Preiszonen hätte zudem noch den charmanten Vorteil, dass dann energieintensive Industrie einen klaren Anreiz hätte, sich in unmittelbarer Nachbarschaft von (günstigen) Energiequellen niederzulassen, statt dass erwartet wird, dass der Strom von Nord nach Süd einmal quer durch Deutschland transportiert wird.

Hast du ihn den in Gänze gelesen, bevor du gestern Abend nach einer Stunde deine Meinung dazu geschrieben hast?

Wesentliche Aussagen aus langen Texten zu ziehen ist ja auch eine Fähigkeit. Dazu kann man z.B. das Fazit lesen und sich dann aus dem eigentlichen Text die Stellen raus suchen die zu dem Fazit geführt haben. In dem Artikel werden z.B. auch Termingeschäfte behandelt, was aber mit der Preisbildung an den Spotmärkten nur sehr wenig zu tun hat.

Genau das habe ich mit meiner Kritik an der Berücksichtigung der Wettbewerbstreue der Marktteilnehmer in meinem letzten Post getan.

Die Intention einer (Informations-) Quelle zu kennen ist wesentlicher Bestandteil der Kommunikationstheorie. Nichts anders machen wir z.B. alle (hoffentlich) beim lesen von Zeitungsartikel.
Und da Wissenschaftlicher auch nur Menschen sind, muss man, leider, auch deren Motivationen immer ein Stück weit hinterfragen, nicht so stark wie bei der Bild-Zeitung aber dennoch.

Exakt, da bin ich auch bei dir. Und genau bei der Frage kann ich aus der Studie keinen klaren Vorteil zu Gunsten des „Einheitspreis“-Systemes erkennen.

Das stimmt natürlich. Aber beim Einheitspreissystem ist das nur deswegen nicht notwendig, weil sowieso alle Bieter den hohen Einheitspreis bekommen.

Das sehe ich nicht so. Den auch beim „Pay as Bid“ gilt noch das Merit Order Prinzip und wenn z.B. die AKW-Betreiber auf einmal Preise über dem Niveau der Gaskraftwerke als Grenzkosten angeben, dann werden sie möglicherweise gar nicht berücksichtigt, siehe unten.

Richtig. Aber dieses Raten beinhaltet auch Risiken und ist kein Selbstbedienungsladen, siehe unten.

Stimmt, ich hätte auch erst das Fazit lesen und sie dann für mich behalten können. So etwas nenne ich faire Diskussionskultur bzw. „mit offenen Karten spielen“ :wink:

Stimmt generell, aber ich habe ja oben inhaltliche Kritik genannt, also ich den, von mir empfundenen, ungleichen Einfluss mangelnden Wettbewerbes auf die beiden Preisbildungssysteme bemängelt.

Und unten kommt noch mehr.

Das sehe ich auch so. Nur habe ich einige Kommentare hier im Forum so verstanden, dass dieses Problem nicht gesehen wird und dagegen argumentiert.

Außerdem ist ja die Frage gerade, mit welchem System es insgesamt einen bessern Strommarkt geben kann. Da ist die Robustheit gegen Marktmanipulation ein Element aber auch die Robustheit gegen volkswirtschaftlich schädliche Preisüberhöhung bei z.B. der aktuellen Gas-Preis-Krise.

Du gehst da sehr ins Detail (was nicht per se schlecht ist) und ich glaube, dass dieses „Gaming“ noch mal ein anderes Problem ist, als die von mir oben beschriebene Manipulation durch künstliches Erhöhen des Einheitspreises, aber vielleicht missverstehe ich dich da auch.

Interessanter Vorschlag, hast du da Literatur o.Ä. zu?

Anmerkung:
Hier muss ich trennen, da ich offenbar die 5000er Zeichenbegrenzung gesprengt habe…

Ich will noch mal versuchen 2 Gedanken zu dem Vergleich zwischen „Einheitspreisbildung“ und Preisbildung mit dem „Pay-as-Bid“-System zu formulieren. Sind wie gesagt nur eigene Gedanken aber jeder kann sie sich mal ansehen und seine Meinung dazu bilden.

Zunächst ein paar Vereinfachungen:

  1. Der Strommarkt besitzt nur 4 Teilnehmer: 1 AKW (rot), 1 Öko-Anbieter (grün) und 2 Gas-Kraftwerke (hellgrau, dunkelgrau)
  2. Diese 4 Anbieter sind von einander unabhängige Firmen (Stichwort: „Hinreichender Wettbewerb“)
  3. Der Verbrauch sei immer gleich und so, dass von den 4 Kraftwerken bei der Auktion immer nur 3 zum Zug kommen. Ist aber kein Problem, alle 4 Anbieter verkaufen ihren Strom auch per Termingeschäft und außerbörslich, gehen also nicht pleite, wenn sie mal nicht bei der Auktion berücksichtigt werden.

Hinweis: Die Kraftwerke werden in jedem Fall nach dem Merit Order System ausgewählt, also nur die 3 billigsten werden berücksichtigt.

Mit diesen Annahmen sieht das aktuelle Einheitspreissystem beispielsweise aus:

EP

Das „Pay as Bid“ Verfahren hingegen sehe etwa so aus:

PAB

Jeder Anbieter, der in der Auktion berücksichtigt wird, erhält den Preis, der er vorher als Grenzkosten angibt. In der Theorie entstehen hierbei geringe Preise für AKW- und Öko-Anbieter, was beim Endkunden dann zu einem niedrigeren, gemittelten Strompreis führen würde.

Aber natürlich sind die Anbieter, wie schon mehrfach erwähnt, nicht gutmütig und versuchen daher ihren Gewinn zu maximieren. Der Öko- und der AKW-Anbieter geben also höhere Grenzkosten an um einen höheren Preis zu kassieren:

PAB_Aus

Der Öko- und AKW-Anbieter nutzen das System also aus und erhalten einen höheren Preis. Sie dürfen aber nicht zu gierig werden, denn es gilt ja immer noch das Merit-Order System und wenn sie zu hohe Grenzkosten angeben, dann werden sie bei der Auktion nicht berücksichtigt.

Nehmen wir dazu mal den Fall an, dass die Gas-Kraftwerke plötzlich billiger werden z.B. durch Wechselkursschwankungen, durch günstigere Termingeschäfte usw. Davon wissen Öko- und AKW-Anbieter nichts oder zu wenig („hinreichender Wettbewerb“).
Dann könnte folgendes passieren:

PAB_Aus_risk

Der AKW-Anbieter hat sich quasi „verzockt“, einen zu hohen Preis geschätzt und wird bei der Auktion nicht mehr berücksichtigt. Somit müssten Öko- und AKW-Betreiber in der Realität immer ausreichend weit unter dem vermuteten Preisgebot der Gas-Kraftwerke bleiben, wenn sie sicher sein wollen, dass sie immer in der Auktion berücksichtigt werden.

Daher, so scheint mir, erzeugt das „Pay-as-Bid“-System doch zumindest in diesem Beispiel höchstens gleich hohe Strompreise, wie das Einheitspreissystem, eher sogar etwas geringere.


Aber wir haben ja aktuell eine Gaspreiskrise und die Kosten für „Gas-Strom“ sind entsprechend hoch. Bei dem Pay-as-Bid-System würden natürlich die günstigeren Anbieter auch versuchen ihre Grenzkosten künstlich zu erhöhen.

Allerdings müssten sie dafür das Krisenniveau der Gas-Kraftwerksbetreiber genau kennen um auch nicht zu hoch zu bieten. Bei „hinreichendem Wettbewerb“ darf man aber bezweifeln das sie das Wissen haben.
Das Ergebnis würde könnte dann so aussehen:
PAB_Krise

AKW- und Ökostrompreise steigen zwar, bleiben aber wegen der Unsicherheit in der Krise deutlich weiter unter den Gas-Strom-Preisen, als sie dies in „ruhigeren“ Zeiten täten und drücken so den durchschnittlichen Strompreis. Das wäre aber natürlich gerade in der Krise ein willkommener Effekt.

Hingegen „garantiert“ das Einheitspreis-System, nach meiner Meinung, dem Öko- und AKW-Betreiber geradezu einen maximalen „Krisengewinn“:

EP_Krise

Wie gesagt, das sind nur mal 2 Gedankengänge von mir und jeder kann sich selbst überlegen, für wie wahrscheinlich er derartige Szenarien hält angesichts z.B. des Verhaltens der Mineralölkonzerne bei der Stritpreis-Gestaltung.

2 „Gefällt mir“

Zunächst: schöne Grafiken, danke dafür!

Ja, weil du das Beispiel so gewählt hast.

Was aber auch darin schon deutlich wird: wir verheizen im Bild „Ausnutzung mit Risiko?“ unnötig viel Gas, während Atomkraft ungenutzt bleibt. Selbiges Phänomen kannst - und wirst - du auch mit Ökostrom haben, sprich es werden Windräder stillstehen während stattdessen Gas verheizt wird. Das passiert zwar jetzt auch schon teilweise bei Windrädern im Norden, aber nicht wegen des Einheitspreissystems, sondern weil Redispatch stattfindet um aufgrund zu geringer Netzkapazitäten die Stromerzeugung näher an die Verbraucher zu bringen. Das Pay-as-Bid-System liefert einen weiteren Grund, aus dem eine solche ökologisch untragbare Situation in schöner Regelmäßigkeit auftreten wird.

Der Grund für die höheren Strompreise sind zwei Dinge: erstens der erheblich höhere Overhead. Das „Rate den Markträumungspreis“-Spielchen geht ja nicht kostenlos, das bindet Ressourcen bei den Marktteilnehmern. Da setzt sich ja nicht ein Mensch hin und würfelt irgendwas, sondern es werden große Computermodelle erstellt, um möglichst genaue und verlässliche Prognosen anzustellen. Du kannst dir den Börsenhandel als Beispiel ansehen, der basiert ja auch darauf, dass Teilnehmer Prognosen über Preise in der Zukunft anstellen und auf deren Basis Entscheidungen treffen. Unglaublich viel Ressourcen fließen in diese Prognosen, die im Fall des Börsenhandels wenigstens noch den wohlfahrtstechnischen Benefit haben, dass hinten eine ständig aktualisierte Bewertung von Firmen und deren Zukunftsperspektiven rausfällt, auf deren Basis dann Kapital möglichst effizient allokiert wird. Im Fall des Strommarktes hätte dieses Ratespiel aber abseits des egoistischen Nutzens für jeden Marktteilnehmer überhaupt keinen Nutzen für irgendwen! Den Strompreis für morgen 15 Uhr zu raten, der 5 Minuten später bei einer Auktion dann ermittelt wird, bringt niemandem was. Aber: bezahlt werden will der ganze Aufwand halt trotzdem, und im Endeffekt zahlen den die Stromkunden. Dieser Overhead wird im 2008er-Artikel auch explizit als Nachteil des Pay-as-Bid-Verfahrens aufgeführt.

Der zweite Effekt ist, dass ja jeder Marktteilnehmer, das heißt inklusive desjenigen, der in der gerade stattfindenden Auktion am Ende den Markträumungspreis festlegt, das Spielchen spielt und seine Preise um einen jeweils individuellen Wert X anpasst. Nun wissen wir: der Wert X wird niemals negativ sein, denn unter den Grenzkosten verkaufen macht für keinen Anbieter Sinn; wenn es günstiger ist, das Kraftwerk abzuschalten, wird er das Kraftwerk abschalten. X ist also bestenfalls 0, wahrscheinlich meist aber größer 0, was automatisch bedeutet: da der Teilnehmer, der am Ende den Markträumungspreis festlegt, vorher nicht weiß, dass er „der Glückliche“ ist, wird auch dessen Preisanhebung nicht < 0, aber vermutlich größer 0 sein. Das schiebt den Markträumungspreis über den minimal nötigen Preis, der im Einheitspreissystem ansonsten zustande gekommen wäre. Das allein kann schon dafür sorgen, dass insgesamt mehr für den Strom bezahlt werden muss, wenn diese Preisübertreibung „am oberen Ende“ nicht durch Ersparnisse „am unteren Ende“ ausgeglichen wird. Da das Spiel aber „Rate den Markträumungspreis“ heißt, und vergangene Preise für alle Marktbeteiligten eine transparente Ressource sind und somit ein Element in den Modellen darstellen dürften, besteht hier zudem noch die Chance, dass sich die Preisübertreibungen mit der Zeit „hochschaukeln“: auf Basis früherer Markträumungspreise, die übertrieben waren, werden abermals noch weiter übertriebene Preise geschätzt usw.

Das ist eine reine Hoffnung, die ich wiederum für sehr optimistisch halte und daher bezweifle - wie gesagt, da wird ein Wettrüsten stattfinden um die besten Prognosemodelle, das btw auch große Anbieter vor kleineren bevorzugen wird, denn die können mehr Ressourcen in diese Modelle stecken und sich somit bessere Margen sichern. Noch so ein Effekt den du garantiert nicht gut findest.

Und wie gesagt: deine Grafik lässt außer Acht, dass auch der „Gas 1“-Anbieter mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits einen um irgendeine Summe X größer 0 überzogenen Preis bietet, weil er die realen Grenzkosten des „Gas 2“-Anbieters nicht kennt (und die deiner Argumentationsgrundlage zufolge ja nur sehr ungenau zu prognostizieren sein müssen, sprich da gibt’s viel Spielraum für X).

1 „Gefällt mir“

Das macht in Summe in meinen Augen drei Probleme, die sich negativ auf den Strompreis auswirken - teils mit gewissen Wahrscheinlichkeiten, aber teils (im Fall der Overheadkosten) auch garantiert negativ. Dem gegenüber steht ein vielleicht zu gewinnender, sehr kleiner positiver Effekt auf die Stromkosten - manchmal, wenn man Glück hat, denn auf diesen Effekt gibt es keinerlei systemische Garantie.

Immerhin sind wir jetzt schon davon ab, dass das Pay-as-Bid-System erheblich billigere Preise ermöglichen könnte, und hin zu einem kleinen bisschen an billigeren Preisen; besonders groß ist die potenzielle Ersparnis in deiner vorletzten Grafik ja nicht mehr.

Bitte öffnet Euren Dialog für interessierte Mitlesende. Z.B. indem Ihr kurz und knapp Fragen formuliert, die Ihr in einem größeren Kreis diskutieren möchtet. Danke

Danke, gern geschehen :slight_smile:

Stimmt, irgendein Beispiel musste ich ja nehmen. Aber es geht ja um das Prinzip: Wenn günstige Anbieter zu hoch bieten, dann laufen sie Gefahr, durch Merit Order nicht berücksichtigt zu werden.

Stimmt, das kannst du aber nicht als Argument nehmen, weder beim „Einheitspreis“ noch bei „Pay as Bid“ werden ökologische Aspekte berücksichtigt, es geht einzig um den Preis.

Diese werden immer erst extern, durch Co2-Preis oder EEG-Umlage „erzwungen“.

Naja aber diesen „Overhead“ haben ja nur die billigeren Anbieter (Öko und AKW in meinem Beispiel), da sie ja gerade ihren Preis künstlich verteuern und dafür die teuren Vorhersage-Programme benötigen.

Die ohnehin teuren Anbieter (Gas) haben ja keinen Grund ihr Gebot zu überhöhen und werden auf derartigen Aufwand verzichten um ihre Produktionskosten nicht noch weiter zu erhöhen.

Warum sollten die teuren Anbieter das tun? Da sie dicht am Markträumungspreis liegen, laufen sie Gefahr durch das Merit-Order-System nicht berücksichtigt zu werden.

Aber sollte dem tatsächlich so sein, kann man das genauso beim Einheitspreis machen. Nur ist dort der Effekt bzw. Schaden durch eine Überhöhung beim teuersten Anbieter sogar noch größer, da dieser eben den Einheits-Preis für alle Anbieter erhöhen würde.

Stimmt, beweisen kann ich das nicht.

Selbe Antwort wie zuvor:
Das ist in beiden Preisbildungssystemen möglich und wieder ist der Schaden durch eine ungerechtfertigte Überhöhung beim teuersten Anbieter im Einheitspreis-System größer, da diese die Preise für alle Anbieter nach oben zieht, nicht nur den eigenen.

Tja, ich fürchte wir werden uns auch hier nicht einig.

Boah, schwierig. Ging ja gerade schon sehr ins Detail. Aber was mich bei der Thematik allgemein interessieren würde:

Ist es möglich einen quasi unregulierten Markt zu bauen, der trotzdem faire Preise gegenüber dem Kunden liefert, oder darf man die Unternehmen einfach nicht „allein lassen“ und muss das immer per Gesetz usw. überwachen, weil sich die Unternehmen sonst „die Taschen voll machen“?

Doch, das kann ich selbstverständlich als Argument für den Einheitspreis anführen, und ich bin auch nicht der Einzige, der das tut. Erneuerbare sind systematisch was die Grenzkosten angeht billiger, da sie keine Brennstoffkosten haben. Aus diesem Grund gehören Erneuerbare immer automatisch zu den zuerst eingesetzten Quellen beim Einheitspreissystem, bei dem die Beteiligten mit ihren Grenzkosten bieten.

Nein, selbstverständlich arbeiten in einem Pay-as-Bid-System alle Marktteilnehmer mit Preisoptimierung, völlig egal ob sie in der aktuellen Situation gerade 5% oder 500% auf ihre Grenzkosten aufschlagen. Allein schon, weil ihnen niemand garantiert, dass nicht morgen aufgrund Schwankungen der Marktpreise für Brennstoffe, aufgrund Nachfrageschwankungen nach Strom etc. Marktsituationen herrschen, in denen sie statt 5% plötzlich 50% möglicher Gewinnspanne verschenken. Daher wird jeder Marktteilnehmer stets Anstrengungen unternehmen, um seine Preise konstant im jeweils möglichen Rahmen zu optimieren.

Nein, werden sie nicht, denn auch die Gaskraftwerke haben unterschiedliche Lieferanten und Kontrakte für Rohstoffe und daher unterschiedliche Preisniveaus, so dass sie gegen andere Gaskraftwerkbetreiber am Markt antreten und ihre Gewinnspannen entsprechende Optimierungspotenziale bieten, die sie zwingend heben müssen, weil sie sonst von ihren Konkurrenten langfristig verdrängt werden.

Zumal die Situation, dass die Gaskraftwerke den teuersten Brennstoff haben, erst seit kurzem gilt - zuvor waren deren Gestehungskosten im Vergleich relativ günstig. Hätten wir ein Pay-as-Bid-System, hätten die Gaskraftwerksbetreiber also viele Jahre lang mehr als genug Grund gehabt, ihre Preisgebote zu optimieren.

Ein Preisbildungssystem darf nicht nur auf eine Sondersituation wie die aktuelle zugeschnitten sein, sondern muss in einer Vielzahl von Marktsituationen funktionieren. Jegliche Argumentation, die einem Preisbildungssystem einen Vorteil einräumt, der ausschließlich unter der Voraussetzung einer spezifischen Marktverzerrung durch externe Faktoren funktioniert, erledigt sich daher von selbst.

Es ist aber erheblich unwahrscheinlicher, dass es dort geschieht, denn ein Anbieter bekommt nur dann lediglich seine Grenzkosten ersetzt und hat somit minimale Gewinne, wenn er genau derjenige ist, der zum Markträumungspreis angeboten hat. Wann immer er darunter angeboten hat, macht er zusätzlichen Gewinn - aber nur, sofern er zum Zug kommt. Daher ist es am „oberen Ende“ durchaus von Vorteil, möglichst nahe an seinen Grenzkosten zu bieten, denn damit maximiert man die Wahrscheinlichkeit, überhaupt zum Zug zu kommen, ohne dass man durch seine „Bescheidenheit“ was das Preisgebot angeht potenzielle Gewinne abgeben muss - wie gesagt mit der einen Ausnahme, wenn man genau der sein sollte, der den Markträumungspreis setzt. Ob man aber derjenige ist, ist bei Vorliegen von ausreichend vielen Wettbewerbern nur sehr schwer zu prognostizieren.

In Pay-as-Bid hat man den Effekt, dass ein geringeres Gebot zwar auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, zum Zug zu kommen, aber man erkauft sich das deutlich teurer, denn jeder Cent, den man runtergeht, ist ein Cent, den man auch wenn man zum Zug kommt garantiert nicht sehen wird. Das verbessert die Kosten-Nutzen-Abwägung ganz deutlich in Richtung von Geboten über den Grenzkosten.

Auch diesen Punkt erwähnen die Autoren übrigens im Artikel.

Möglich. Mögen die Mitlesenden also jeweils für sich entscheiden, wessen Argumentation mit weniger unbegründeten Annahmen auskommt.

Aber immerhin hab ich das Gefühl, wir hätten uns angenähert :wink:

Ich bin inzwischen auch schon länger ausgestiegen, möchte aber noch eine komplementäre Perspektive zu @Slartie’s (früheren) Ausführungen anbieten:

Das vielleicht am schwersten Zuverinnerlichende am Stromspotmarkt ist, dass sein „fairer“ Strompreis zwischen Null (bzw. teilweise sogar negativ) und nahezu unendlich hoch (in der Praxis liegt die technische Preisobergrenze zur Zeit bei 9999€/MWh) variiert – für das vermeintlich identische Produkt.

Der Stromspotmarkt hat in meinen Augen vereinfacht gesprochen zwei Hauptfunktionen:

  1. Sorge dafür, dass der Strompreis ausreichend weit „unter Unendlich“ liegt
  2. Sorge dafür, dass der Strompreis ausreichend oft ausreichend weit über 0€/MWh liegt.

Durch den stetigen Ausbau der erneuerbaren Energien sehen wir nun zunehmend öfter Spotmarktpreise von 0 €/MWh, wodurch Funktion 2 direkt unter Druck gerät und Funktion 1 langfristig indirekt unter Druck gerät, da es für flexible Energiequellen (d.h. zur Zeit insbesondere Gaskraftwerke) zunehmend attraktiver werden könnte, sich vom Spotmarkt zurückzuziehen und sich stattdessen ausschließlich auf dem Reserve- oder Regelenergiemarkt anzusiedeln.

Statt zu versuchen ein besseres Design als das Merit-Order-Konzept für den „freien Markt“ zu suchen (was in meinen Augen schwer bis unmöglich ist), folgt daraus die fundamentalere Frage, ob es in einer von Solar- und Winderzeugung dominierten Stromversorgung überhaupt noch einen „freien Markt“ geben kann. Das diametrale Gegenkonzept wäre es, alle ins Netz einspeisenden Stromquellen (europäisch?) zu verstaatlichen.

1 „Gefällt mir“

Ich würde den Thread zur Geisterstunde schließen. Der Schlussbeitrag von @InDubioProReo wäre m.E. ein guter Start für einen neuen Thread:

Bitte Neustart, wenn gewollt.

Dieses Thema wurde nach 2 Stunden automatisch geschlossen. Es sind keine neuen Antworten mehr erlaubt.