Ich mach mich wahrscheinlich jetzt sehr unbeliebt, aber ich fand die Diskussion von beiden Seiten her sehr unsachlich und faktenfern geführt, wobei Wissing noch mehr um Fakten bemüht war und Lanz den großen Coup gesucht hat.
Beispielsweise fand ich es absurd, als Lanz Wirkungsgrade von E-Fuels Verbrenner und E-Auto abgefragte. Anscheinend war ihm aber gar nicht bewusst, dass es verschiedene gibt. Bei jeder Nachfrage, welchen er denn meine, wurde er aufgeregter und polemischer. Als dann Dürr einen der vielen Wirkungsgrade aussprach, der Lanz aber nicht gefiel, machte sich Lanz darüber lustig - man müsse doch das nötige Wissen haben. Dabei hatten beide recht, nur hat Lanz den Bilanzraum für den Wirkungsgrad um E-Fuel Erzeugung inkl. CO2 Adsorption aus der Luft gezogen und Antrieb des Fahrzeugs gezogen (ca. 16%), während die Bilanzgrenze beim E-Auto ausschließlich um den E-Motor gezogen wurde (> 90 %, aber eher der von Dürr angesprochenen 80% entspricht wenn man eine realistische Bilanzgrenze wählt).
Natürlich ist der Stromer da auf dem aktuellen Stand der Forschung wesentlich besser und daher halte ich E-Fuels auch für eine Schnapsidee, die der Markt binnen Wochen weg regeln wird. Aspekte wie die Rohstoffverfügbarkeit, die auf der Kontraseite von E-Autos stehen oder aktuelle und zukünftige Forschungsfortschritte, die die Bilanz von E-Fuels verbessern, wurden aber gänzlich weggelächelt oder im Satz abgeschnitten (Lanz: „Darüber reden wir jetzt nicht. Das wird verwirrt den Zuschauer nur.“).
Auf der anderen Seite ist Dürrs Erwähnung der Fusionsenergie natürlich absolut unsinnig. Ich bin zwar sicher, dass das kommt. Aber eine Einführung in 20 oder 30 Jahren hilft uns nicht bei den akuten Problemen und kann daher die E-Fuels Strategie nicht stützen.
Einen letzten Punkt hatte Dürr allerdings beim Thema Beschleunigung von Verfahren, auch wenn Lanz den erneut überspielte. Trotz aller Versprechen lahmt die Energiewende noch immer wegen der immensen bürokratischen Hürden, Verhinderungsmöglichkeiten von NGOs (Bürgerinitiativen, BUND etc.), anschlusslahmen Netzbetreibern usw… Habeck trat mehrfach dafür ein, diese Verfahren zu entbürokratisieren und zu beschleunigen, aber passiert ist bisher kaum etwas.
Ich hätte mir weniger Aufregung und gespielten Skandal, dafür mehr Sachlichkeit und Faktentreue auf beiden Seiten gewünscht.