Update zur Luca-App

Stellenbeschreibungen habe ich allerdings keine gefunden. Selbst wenn das da nicht drin steht: Ein Behördenleiter, der sagt „das steht aber nicht in meiner Stellenbeschreibung“ muss sich sehr wohl Fragen lassen, ob [… das habe ich dann doch lieber nicht hier hingeschrieben …]: Alle Leiter der Gesundheitsämter und alle übergeordneten Behörden wissen seit Frühjahr 2020, dass folgende Punkte auch zu den Aufgaben der Gesundheitsämter gehören gehören:

  • … Kontaktieren und Informieren von Erkrankten und das Nachverfolgen von Infektketten. Hierfür werden sogenannte „Ermittlungsteams“ organisiert, eingearbeitet und koordiniert. Auch das Erstellen von Quarantäneverfügungen
  • … Übermittlung tagesaktueller Meldungen an die obere Gesundheitsbehörde, die Arbeit im Krisenstab sowie der regelmäßige enge Kontakt und Austausch mit Kliniken und Arztpraxen und zum Landeszentrum für Gesundheit
  • Erledigung von Fragen zu Hygiene und Infektionsschutz, Prüfungen in medizinischen Hilfsberufen, Leichenschauen und andere dringende Aufgaben im Gesundheitsamt, insbesondere Fragen aus Einrichtungen wie Schulen, Altenheime, Rehabilitationseinrichtungen, aber auch seitens der Öffentlichkeit oder bei Mitarbeitenden aus dem Haus, bei medizinischen Assistenzberufen und vor allem am Bürgertelefon
  • Maßnahmen bei Erkrankungen von Risikogruppen oder aus Bereichen mit besonderem Risiko wie zum Beispiel Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Altenpflege- und Betreuungseinrichtungen.
  • Maßnahmen bei Ausbrüchen von COVID 19, das heißt ab zwei bestätigten und zusammenhängenden Fällen, werden weitere Maßnahmen in den Einrichtungen: Ausbruchsmanagement, intensive Beratung und Anordnung weitergehender Maßnahmen wie Aufnahmestopp, Anpassung der Hygienepläne an das Ausbruchsgeschehen, Umgang mit erkrankten und erkrankungsverdächtigen Personen und vieles mehr.
  • organisatorische Arbeiten: So erfassen die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes in einer Übersicht die Erkrankten, die häuslichen Quarantänen und sensible Berufe allgemein und Erkrankungen in sensiblen Berufen. Hinzu kommt eine Liste der Menschen, die sich über das Bürgertelefon gemeldet haben und eine Bestätigung der Quarantäne - das heißt eine formelle Ordnungsverfügung - brauchen, sowie Reiserückkehrerlisten und eine Liste der Personen im Zusammenhang mit Ausbruchsgeschehen.

So z.B. hier: Corona-Pandemie - so sieht die Arbeit im Gesundheitsamt aus / Kreis Minden Lübbecke

Dass mehrere Käsescheiben übereinander das Bündel dicht machen = Konsens.
Es wäre aber besser die gesamte Fläche mit Käse auszulegen (Gerechtigkeit) und eventuelle Löcher in kauf zu nehmen als nur ein Bruchteil doppelt und dreifach auszulegen und der Rest bleibt frei!

Ich wäre bei einer Ansteckung in mehreren Zusammenhängen Risikopatient. Ich versuche KEINE Risiken einzugehen! Ich suche KEINE Ausreden um irgendetwas zu umgehen. Ich merke aber was die unlogische Zuteilung von Massnahmen mit mir macht, es erschwert die Akzeptanz und eine entsprechende Argumentation.

Ich glaube, grundsätzlich sind wir uns in diesem Punkt sehr viel näher, als es den Anschein zu haben mag.

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Hier noch ein Interview mit Linus Neuman vom CCC und dessen Kritik zur Luca-App, sowie Blockchain. Würde mich ebenfalls freuen dieses Thema erneut in der Lage betrachtet zu sehen! Luca-App und Co.: "Das ist doch skurril" - Politik - SZ.de

Ja, das Interview habe ich auch gelesen … und mich wieder über Linus Neumann geärgert. Er drückt sich seit Monaten um die Antwort auf die Frage, wie man ohne Kontaktnachverfolgung eine exponentiell sich verbreitende Pandemie eindämmen will, wenn man es 10-15% (%) der Bevölkerung - die Covidioten, Egoisten und Dummen - durchgehen lässt, dass sie sich nicht an die Regeln halten / sich nicht vernünftig verhalten, d.h. nach einer anonymen Risikokontaktwarnung sich nicht in Selbstisolation und zum Testen begeben. Der Interviewer hat den grundlegenden konzeptionellen Unterschied zwischen anonymen Risikokontaktwarnung und Kontaktnachverfolgung offenbar gar nicht verstanden. Leider nicht das erste mal in der SZ

Gar nicht, ohne nicht alle einer generellen Überwachung zu unterziehen. Das ist dasselbe Argument was man gegen jede Form von Vorratsdatenspeicherung vorbringen kann. Die 10-15% „Deppen“ müssen wir aushalten. Und wenn man ernsthaft darüber nachdenkt würde bei der personellen Besetzung in den Gesundheitsämtern und den Behörden, die das dann durchsetzen sollen, ohnehin nicht viel passieren.

Und es ist auch nicth Linus’ Job darzulegen, wie es besser geht. Sein Job ist es auf die IT- und Datenschutz-Probleme hinzuweisen, das ist seine Kernkompetenz (und die des CCC).

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Naja, was ist denn die Konsequenz dieser Kontaktnachverfolgung, mal vorausgesetzt sie funktioniert überhaupt? Das Gesundheitsamt ruft an und setzt einen vielleicht unter Quarantäne, und die 10–15% Covidioten, Egoisten und Dumme halten sich dann eben nicht daran und sind trotzdem unterwegs. Kontrolle gibt es ja nicht.

Siehe dazu Punkt 6. meiner Argumentation:

Dieser Beitrag ist nicht hinter einer Bezahlschranke

https://www.ccc.de/de/updates/2021/luca-app-ccc-fordert-bundesnotbremse

Da gibt’s ja jetzt auch was mit einer Code Injection, für die niemand verantwortlich sein will:

Edit: prettify preview

Nachdem die Luca App offenbar „end of life“ ist …

… würde ich gern mal wissen, ob die Landes-Corona-Verordnungen, die die Luca App als Ersatz für die obligatorischen „Corona Gästelisten“ erlaubt haben, geändert werden sollen.

Ich habe den Eindruck, Kontaktnachverfolgung spielt seit Sommer 21 ohnehin kaum noch eine praktische Rolle

Schleswig-Holstein hat sie schon im September abgeschafft und meines Wissens nicht mehr eingeführt.
In Bayern waren als erstes die Kirchen dran, die machen es oft aber freiwillig weiter.
Mit flächendeckend omikron wird befürchtet, dass die Gesundheitsämter die Nachverfolgung eh nicht mehr leisten können.

Stimmt: Schleswig-Holstein hat im September 21 die Kontaktdatenerfassung aus der Verordnung gestrichen. Warum zum Teufel sollte man Kontaktverfolgung generell genau dann abschaffen, wenn die Infektionszahlen sensationell niedrig sind (gerade in Schleswig-Holstein)?

Unabhängig davon: Nach meiner Erinnerung haben die meisten Gesundheitsämter die Luca-App-Daten gar nicht genutzt, weil die Qualität der Daten schlecht und die Masse der Daten viel zu hoch waren.

Die Corona-Warn-App wurde erweitert, damit sie auch die Luca-App-QR-Codes einlesen konnten (dann natürlich ohne Kontaktdaten-Übergabe). Aber dafür müssten die Gastronomen aktualisierte Luca-AP-QR-Codes aufhängen (Codes müssen neuer sein als Mai 21). Hat aber leider kaum einer gemacht.

Aktuell macht allerdings die Warnung der Corona-Warn-App für mich nicht mehr viel Sinn: Sie kommen aktuell geradezu inflationär.

Ich glaube, dass die App in einigen Betrieben auch einfach ineffizient genutzt wurde. Ich habe es mehrfach erlebt, dass man sich in einem größeren Restaurant nur mit einem Code am Eingang angemeldet hat, anstatt den einzelnen Tischen eigene Codes zuzuordnen.

Ein anderes Beispiel ist das Schwimmbad in unserem Ort. Meine Frau und ich gehen regelmäßig in die Sauna. Seit Corona ist ein Wechsel zwischen dem Schwimmbad und dem Saunabereich nicht mehr zulässig, so dass hier keine Vermischung der Gäste stattfindet. Trotzdem gibt es im Eingangsbereich nur einen Code für den gesamten Bereich. Hier könnte man ohne Probleme einen Code für das Schwimmbad und einen Code für den Saunabereich generieren.

Das diese Daten dann im Falle eine positiven Corona-Falls für das Gesundheitsamt nahezu wertlos bzw. kaum zu verarbeiten sind, kann ich durchaus nachvollziehen.

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Dann ist das vielleicht ein Zeichen, die Kontakte mal wieder etwas runter zu schrauben? :wink:
(Oder zumindest einen Überblick zu behalten, was man wann wo unternommen hat.)

Ich hab heute mein 2. Mal Rot bekommen. Das erste Mal weiß ich genau, dass das die Schlange für einen PCR-Test war, im Freien mit Abstand und FFP2, also eher unbedenklich.

Und heute jetzt eine für „mehrere Begegnungen mit niedrigem Risiko“ letzte Woche Montag. Irgendwas risikoreiches ohne Maske hab ich da nicht unternommen, also mal beobachten und 1–2 Schnelltest mehr als sonst.

In jedem Fall ist die Warn-App zumindest die einzige Kontaktverfolgung, die zur Zeit überhaupt noch stattfindet, und macht daher für mich eher mehr Sinn als je zuvor.

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Richtige Frage. Aber es ist nicht so, dass ich unvorsichtig wäre. Aber beruflich muss ich einfach mit meinen Kunden Kontakt haben. Und für längere Strecken möchte ich weiter Zug fahren. Ich habe mir ein 25ger Set Schnelltest mit der besten Sensitivität gekauft und teste vorher immer. Leider gibt das mir als Geboosteter wenig Sicherheit … Mal abgesehen davon, dass ich nicht den Eindruck habe, dass sich viele andere Menschen mehr zurückhalten als im Sommer: Hier in Hamburg zumindest sind die Restaurants immer noch gut besucht. Ich glaube, die meisten Leute sind es einfach leid und nehmen Omikron auf die leichte Schulter.

Wie Corona-Warn-App macht ja gerade keine Kontaktnachverfolgung. Sondern informiert mich nur, dass ich nach bestimmten Kriterien (die jetzt sicherlich verschärft werden müssten) „in Kontakt“ war mit jemanden, der sich später als infiziert „geoutet“ hat.

Und selbst die sog. Clustererkennung, d.h. die Möglichkeit, sich in Restaurants etc. per QR-Code einzuchecken, um dann gemeldet zu bekommen, wenn sich jemand zur gleichen Zeit eingecheckt hat und sich später als infiziert „geoutet“ hat, erlaubt keine Kontaktnachverfolgung - sondern eben nur eine Warnung, auf die man dann verantwortlich reagieren kann oder nicht.

Eine Kontaktnachverfolgung, wie sie die Luca App bietet, versetzt das Gesundheitsamt in die Lage, die Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen. Wenn das Gesundheitsamt dies nicht ohnehin längst aufgegeben hat, u.a. weil es von der Luca App mit derartig viel und qualitativ schlechten Daten „vollgespamt“ wurde.

der Mechanismus ist:
Das Gesundheitsamt fordert Daten von der Luca-App an, indem es einen CoronaFall einer bestimmten Person bzw. an einem Ort meldet.
Daraufhin sendet Luca die Daten ans Gesundheitsamt.

Hier von „Spam“ zu reden finde ich im hochgradigen Maße unangemessen.

Wenn das Gesundheitsamt viele Daten aufgrund von vielen Fällen anfragt kriegt es auch viele Daten zurück. Dass die Datenmenge die Gesundheitsämter überfordert ist wirklich nicht die Schuld aufseiten Lucas.

Und für die Qualität der Daten - und da gehe ich von unzureichend Luca-eingecheckten aus (?) - da kann Luca auch nichts für. Für die Kontrolle sind in erster Linie die Location-Betreiber und in Kontrollinstanz die Polizeibehörden zuständig.

Das ist doch eine Art Kontaktverfolgung. Zwar anonym, aber die Kontakte von infizierten Personen werden automatisiert verfolgt und benachrichtigt. Ist bei weitem nicht dasselbe, als ob ein Sachbearbeiter im Gesundheitsamt mit dir alle Kontakte durchgeht, die Risiken abschätzt, und dann Leute verpflichtend in Quarantäne schickt, aber das passiert doch sowieso praktisch nicht mehr. Man erinnere sich, dass es mal irgendwann eine Inzidenzgrenze von 35 gab mit der expliziten Begründung, das wäre die Grenze, weil danach die Gesundheitsämter nicht mehr in der Lage wären die Kontakte zeitnah zu verfolgen.^^

Ich finde entsprechende Meldungen jetzt für Hamburg nicht mehr, nur für Berlin, aber ich meine mich auch bei Hamburg zu erinnern, dass die Ämter quasi nur noch versuchen bei Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen noch hinterher zu kommen, und dass die Luca-Daten bei Restaurants, Einzelhandel usw. nicht einmal mehr abgefragt werden, nur noch von Clubs und Bars, und dass da dann auch bloß eine Rundmail an alle geschickt wird, sich doch bitte möglichst testen zu lassen. Also praktisch wie eine unzuverlässige Corona-Warn-App mit Zeitverzögerung (und der Möglichkeit für die Polizei, die Daten für ihre Zwecke zu missbrauchen).

So kann man die Verantwortung natürlich auch abschieben.

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Das Konzept hast Du korrekt beschrieben. Aber das Ergebnis ist offenbar so, dass die Qualität der Daten quasi unbrauchbar ist. Ich finde die Quellen so schnell nicht mehr, aber es gab zahlreiche Berichte, dass Gesundheitsämter relativ schnell auf die Luca-Daten nicht mehr zugegriffen haben, weil:

  • viel zu viel Datensätze kamen - Grund: die Menschen checken sich nicht aus, viele Benutzer der Luca App nutzen den Auto-Check-Out nicht (aus Unkenntnis, Gedankenlosigkeit oder Angst vor dem Speicherung ihrer Bewegungsprofile), viele Locations (Restaurants) aktivieren dieses Feature gar nicht erst.
  • die Kontaktdaten weiterhin oft schlicht falsch waren. Luca hat nie einen Versuch unternommen, die Kontaktdaten zu verifizieren - bis auf die Mobilnummer - und auch bei der gab es über viele Monate Wege, eine falsche Nummer zu hinterlegen.
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Genau das war für mich - trotz aller meist berechtigter Datenschutzargumente - das ausschlaggebende Argument für die Luca App. Du wirst nicht stumpf informiert, wenn Du irgendwie irgendwo Kontakt zu einem Infizierten hattest.

Sondern:

  1. da ist ein Mensch, der evaluiert das Risiko. Dachte man. War aber nicht so. Zum einen haben die Gastronomen etc. so gut wie nie die Möglichkeit genutzt, den QR-Code zum Einchecken zwischen Tischen, wenigstens zwischen Räumen oder wenigstens zwischen drinnen und draußen zu differenzieren.

  2. Außerdem hätte das Gesundheitsamt bei jeden Kontakt die Infektionsketten nach hinten und/oder nach vorn nachverfolgen und so unterbrechen können. Das ist bei der Corona-Warn-App nicht möglich.

Aber die Gesundheitsämter haben relativ schnell die Arbeit mit den Luca-App-Daten eingestellt, weil die Qualität einfach zu schlecht war (s.o.) Das scheint das Problem der privat betriebenen, gewinnorientierten Luca App zu sein: Die Betreiber hatten offenbar kein Interesse, den eigentlich Zweck, zu dem das System geschaffen wurde, tatsächlich zum Erfolg zu verhelfen: Infektionsketten zu unterbrechen. Sonst hätten sie durch technischen Maßnahmen und Abläufe sicher gestellt, dass (a) die Kontaktdaten zuverlässig sind und (b) Besucher konsequent beim Verlassen auschecken.

Und ich wette: Wenn jetzt die ja sehr weit verbreitete Luca App zu kommerziellen zwecken umgebaut wird, wird der Betreiber ganz schnell die hinterlegten Kontaktdaten verifizieren!

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