Unterschiedliche Blickwinkel auf den Nahost-Konflikt

Weil du von einem rationalen, humanistischen Menschenbild ausgehst, welches bei Menschen, die in einer Konfliktregion unter ständigem Mangel an absolut allem und in ständiger Konfrontation aufgewachsen sind, einfach nicht in dieser Form existiert.

Geh bitte einfach mal in dich und stelle dir vor, wie es sein muss, seine Kindheit und Jugend im Gaza-Streifen zu verbringen, welche Art der Sozialisierung du erfahren würdest. Wie gesagt, du bist ständig mit dem Unrecht konfrontiert, hast etliche Freunde und Familienangehörige an Krieg und (vermeidbare!) Krankheit verloren, weil es an allem mangelt.

Es gibt - zum Glück - nur noch sehr wenige Regionen, die so starke Probleme hatten. Nordirland war bis zum Karfreitagabkommen so eine Region, das Resultat kennen wir alle. Indien unter britischer Besatzung hatte ähnliche Probleme, konnte das Problem durch die massive zahlenmäßige Überlegenheit aber halbwegs gewaltfrei lösen.

Sowas ist in der Tat nicht unüblich. Wären die Briten nicht freiwillig aus Indien abgezogen, wäre es dort mit ziemlicher Sicherheit auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen.

Aber worüber streiten wir eigentlich genau? Würdest du wirklich widersprechen, dass die israelische Siedlungspolitik in jedem Fall dem Ziel, Frieden in Nahost zu erreichen, extrem abträglich ist?!? Und dass sie in jedem Fall ein Aspekt dabei ist, warum Organisationen wie die Hamas erstarken (unabhängig davon, wie groß der Einfluss ist)?

Anyways, ich bin langsam wirklich nicht mehr geneigt, dem Thema Nahost-Konflikt noch mehr Zeit zu widmen. Ich habe die vergangenen Wochen mindestens 100 Stunden darauf verbracht, Texte über dieses Thema zu schreiben und es wurde eigentlich alles gesagt und wird nur noch, mit anderen Protagonisten, wiederholt. Sorry, aber dafür habe ich wirklich keine Zeit. In diesem Sinne bin ich raus aus der Debatte.

1 „Gefällt mir“

Ich sprach ja explzit von einem „internationalen Abkommen“ nicht von UN-Resolutionen. Das sind zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. Welche internationalen Abkommen, die mit Israel abgeschlossen wurden, hält das Land denn deiner Einschätzung nach nicht ein?

Antisemitismus findet im Islam - ähnlich wie auch im Christentum - eine religiöse Grundlage. Während das Christentum die Juden lange als mächtige Gegner gesehen hat (mächtig und böse genug, um den Sohn Gottes zu töten), waren/sind sie im Islam im Gegenteil eine vom Propheten Mohammed recht schnell besiegte Gruppierung, der gegen Tributzahlung Schutz zu gewähren ist, die im Koran aber auch als Tiere bezeichnet werden. Das westliche Vorurteil einer mächtigen Verschwörungsgemeinschaft passt nicht zur traditionellen islamischen Sichtweise einer schwachen Randgruppe, ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts aber aus machttaktischen Gründen in die arabische Welt exportiert worden, und dann besonders in den 30er Jahren durch deutsche Propaganda. Der heutige islamische Antisemitismus ist eine paradoxe Mischung aus beidem; er kombiniert die Überzeugung der eigenen Überlegenheit mit der Furcht vor einem heimtückischen Angriff.

3 „Gefällt mir“

Da haben wir uns wohl missverstanden. Diese überaus komplexe und eben nicht monokausal zu beantwortende Frage war nicht mein Thema und ich würde mir auch nicht anmaßen, so eine Erklärung mal eben aus dem Ärmel zu schütteln. Mein Thema war, wofür die Hamas steht und inwieweit sie im Interesse der palästinensischen Bevölkerung handelt.

Das können wir gerne mal so stehen lassen. Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist, die Hamas losgelöst von anderen islamistischen Terrororganisationen zu betrachten - auch was die Gründe angeht, weshalb sich ihnen Menschen anschließen - auch in ganz anderen Regionen der Welt. Dazu gehört natürlich auch die Genese der Hamas als Teil der Muslimbrüderschaft, deren ideologische Wurzeln weit in die Zeit vor der Staatsgründung Israels zurückgehen. Beides macht eine so starke Rolle Israels wie du sie behauptest aus meiner Sicht wenig wahrscheinlich.

Ist es nun eine immense Mitschuld oder lediglich einer von vielen Faktoren?

Ich stimme dir insofern zu, dass die israelische Siedlungspolitik nicht nur völkerrechtswidrig sondern auch absolut destruktiv für eine palästinensisch-israelische Zusammenarbeit und Zukunft ist.
Daraus folgt aber nicht, dass Hamas und Hisbollah, finanziert, ausgestattet und angefacht durch u.a. den Iran und mit dem expliziten und öffentlichen Ziel der Auslöschung Israels und des Judentums, es ohne Siedlungspolitik lassen würden.
Nach einem Angriff auf Israel also mit Siedlungspolitik zu argumentieren ist nicht zielführend, vor allem da diese in Gaza (im Gegensatz zum Westjordanland) schon seit Jahren nicht mehr praktiziert wird.

Muss man absolut. Man muss nur leider genauso die Hamas mitdenken. Ich sehe nicht, wie Israel auf Gaza zugehen kann, ohne dass es von der Hamas maximal ausgenutzt würde (was die Anstrengungen Israels dannn wieder ad absurdum führen würde)

Israel wurde am Tag nach seiner Entstehung angegriffen, viele arabische Ländern haben Israel jahrzehntelang (zT bis heute) nicht anerkannt. Antisemitismus ist kein Symptom des Konfliktes, sondern ein Teil der Ursache (neben dem territorialen Aspekt).

3 „Gefällt mir“

Aber das behauptet @Daniel_K doch auch gar nicht. Warum wird in dieser Diskussion immer so aneinander vorbei diskutiert. @Daniel_K verwies doch nur darauf, dass einige Handlungen Israels den Nährboden für die Rekrutierung der nächsten Terroristengeneration schaffen.

Das ist kein Widerspruch. Die Palästinenser begreifen sich als ein Volk. Daher wirkt auf die Menschen in Gaza Fehlverhalten in der Westbank ähnlich wie solches in Gaza auf die Menschen in der Westbank wirkt. Beides ist daher für das palästinensische Selbstverständnis schädlich, die jahrelange Blockade Gazas (, die aus israelischer Sicht natürlich auch teils nachvollziehbar ist) als auch die Siedlungspolitik und Siedlergewalt.

Das kann man auch aus den Zahlen herauslesen, die das Washington Institute basierend auf Umfragen des Palestinian Center for Public Opinion vor einigen Wochen veröffentlichte.

Auch wenn die Mehrheit der Palästinenser gegen die Attacke der Hamas und für Waffenstillstand ist, gibt es in beiden Gebieten große Unterstützung für Terroristen und den Terrorfinanzier Iran.

Wie gesagt, diese Dinge hängen zusammen. Die Menschen im Gaza-Streifen sind größtenteils Menschen, die wegen der Staatsgründung und wegen vorhergegangener Siedlungspolitik dort als Flüchtlinge gelandet sind. Es sind die Nachkommen von Flüchtlingen, die weiterhin auf einen palästinensischen Staat hoffen, der auch das Westjordanland umfasst. Dieser Staat jedoch rückt durch die Siedlungspolitik in immer weitere Ferne. Die Siedlungspolitik hat daher auch großen Einfluss auf die Hoffnungslosigkeit und den Hass im Gaza-Streifen, weil die Menschen in Gaza in jedem neuen durch die Siedlungspolitiik vertriebenen Palästinenser sich selbst wiedererkennen. Und Organisationen wie die Hamas nutzen das aus, indem sie diese Nachrichten von neuem Siedlungsbau - nochmal mit Propaganda verstärkt - zur Rekrutierung nutzen. Diese Aspekte zu trennen ist daher mMn nicht zielführend, weil sie für die Menschen in Gaza Teil ihrer Lebenswirklichkeit sind.

Ich denke, da stimmen wir überein, weshalb ich Israel ja auch das Recht zugestehe, nun mit maximaler Härte gegen die Hamas vorzugehen. Was die Hamas am 07.10. getan hat, sorgt dafür, dass sie „beyond redemption“ ist, daher keinerlei Chance mehr besteht, dass diese Organisation langfristig in der Region eine Machtstellung halten darf.

Deshalb habe ich ja immer betont, dass ich große zivile Verluste akzeptiere, weil das Ziel, die Hamas auszulöschen, legitim ist und dabei zweifelsohne zu großen Kollateralschäden kommt. Umso wichtiger finde ich aber, dass man einen guten Plan hat, was danach zu tun ist, insbesondere im Hinblick auf den Wiederaufbau und eine Demokratisierung des Gaza-Streifens. Dort muss es eine „unterstützende Besatzung“ geben, sonst wird das Zerschlagen der Hamas nur dazu führen, dass sich der gleiche Mist in 10 Jahren wiederholt. Gleichzeitig muss Israel mit dem Siedlungsbau aufhören und anfangen, bestehende Siedlungen aufzulösen…

2 „Gefällt mir“

Fortsetzung der Diskussion von Unterschiedliche Blickwinkel auf den Nahost-Konflikt: Der Hinweis auf die Umfrage ist sicher hilfreich - allerdings ist diese Umfrage veraltet (Juli 2023). Eine aktuelle Umfrage zeigt ein anderes Bild: 75% der Palastinänser in Gaza/Westbank unterstützen das Massaker der Hamas, 76% haben ein positives Bild der Hamas. Und das sind nur einige der Ergebnisse dieser Umfrage. Letztlich unterstützen diese Ergebnisse mehr das Vorgehen von Israel - oder gibt es da andere Meinungen?

Quelle: Wartime Poll: Results of an Opinion Poll Among Palestinians in the West Bank and Gaza Strip

5 „Gefällt mir“

Hast du dafür irgendwelche Beweise?

Man muss sich nicht lange mit dem Iran beschäftigen um zu sehen, dass wie schwierig die Situation auch ist, doch verglichen mit anderen Arabischen Staaten sowie anderen Minderheiten im Iran immer noch, (im Vergleich) gut ist.
Synagoge, Jüdische Schulen und Bibliotheken sind keine Anzeichen auf das Ziel der Vernichtung des Judentums.
Auch wen es natürlich Antisemitismus gibt fragt man sich aber, ob es nicht eine Nummer kleiner geht

Ich wundere mich manchmal ob es einem wirklich klar ist was eine Solche Aussage wirklich bedeutet wen man sie äußert.

Hu?
Erstens begann weder die Gewalt im damaligen Palästina nicht mit der Invasion, noch fand sie auf Wunsch Wusch der Palästinensischen Autoritäten (der Mufti versuchte sie zu verhindern) statt.
Die teilweise außerhalb des im UN teilungsplan liegenden Städte Tiberias, Haifa, Safad, und Jaffa wurden von der Israelischen Arme erobert before es zu Invasion der Arabischen Staaten kam, genauso die damit verbundene Verteidigung der Einheimischen Bevölkerung aus den besetzten Gebieten.
Zu dem setzten sich einige der Arabischen Konfliktparteien wie Transjordanien, aktiv gegen die Entstehung eines Palästinensischen Staates ein. Das Ziel König Abdullahs als er den Befehl zur Überquerung des Jordan gab, war die Annexion der West Bank und damit verbunden die Zerstörung jeder Hoffnung auf einen Palästinensischen Staat.
Man mag es kaum glauben, aber die Gründe finden sich in Nationalen Interesse und der gehegten Hoffnung, das eigene Territorium mit Palästinensischem Gebiet zu Erweitern.
Oft ist Machtpolitik die Aufschlussreichste Erklärung für das Handeln von Staaten. Vielleicht finden es manche ein wenig Langweilig, aber Tagespolitik wie sie überall auf der Welt geschieht ist meist die Wurzel aus der Krieg erwächst.
Wir sollten endlich aufhören, die Arabischen Entscheidungsträger mit Hitler zu verwechseln.
Ich sehe auch allgemein nicht den Zusammenhang z.B vom Handeln der Ägyptischen Regierung und den Palästinensern in Gaza um die sich der jetzige Konflikt dreht.

„Die (letzte) Stunde (der Tag des Jüngsten Gerichts) wird nicht kommen, bevor die Muslime die Juden bekämpfen. Und die Muslime werden sie töten, bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken."

Ein in der Hamas-Charta zitiertes Hadith.
Darüber hinaus sieht sich die Hamas als "Speerspitze in der Auseinandersetzung mit dem Weltzionismus.“, wobei sie mit „Weltzionismus“ explizit und bewusst auf die antisemitischen Protokolle der Weisen von Zion verweisen und sich einer jüdischen Weltverschwörung gegenüber sehen: „Es gibt keinen Krieg, bei dem sie nicht hinter den Kulissen ihre Finger im Spiel hätten.“
Siehe wikipedia

Die AWRAD-Umfrage [Link] ist in der Tat sehr interessant. Allerdings sollte man bei der Interpretation solcher Umfrageergebnisse immer etwas vorsichtig, da es mögliche Verzerrungen geben könnte, weil a) die Stichprobe nicht repräsentativ für die Bevölkerung ist b) bestimmte Leute häufiger und andere seltener überhaupt teilnehmen, c) Befragte dazu tendieren, so zu antworten wie sie denken, dass es von ihnen erwartet wird und d) Fragen unterschiedlich formuliert sein können, bis hin zu Suggestivfragen. All diese Punkte scheinen mir bei dieser Frage eine Rolle zu spielen.
Nichtsdestotrotz sind die Ergebnisse zum Teil überraschend und zum Teil einfach niederschmetternd. So wollen nur gut 17% der Befragten eine Zwei-Staaten-Lösung, sogar nur gut 5% einen Staat für beide Nationen (Israelis und Palästinenser), aber fast 75% einen „palästinensischen Staat vom Fluss bis zum Meer“ (Seite 23 im PDF) - also einen palästinensischen Staat, in dem es entweder keine Juden mehr gibt oder wo diese politisch keine Rolle spielen bzw. keine Rechte haben. Das bedeut de facto ein Ende Israels.
Über 91% der Befragten stimmen „etwas oder weitgehend“ der Aussage zu, dass „der Einfluss der Israel-Lobby“ in den USA und Ländern des Westens ein Grund (unter mehreren) dafür ist, dass diese relativ eindeutig Israel unterstützen (Seite 28).
Und nur 0,7 % nennen als Grund für die „Operation“ vom 7. Oktober einen „Stop der Siedlungen“. Die Gründe mit der häufigsten Zustimmung sind die „Befreiiungs Palästinas“ (knapp 29%), ein Ende der Blockade des Gazastreifenns (21%) und ein Ende der „Verletzungen von Aqsa“ (also einer vermeintlichen Schändung der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem) mit 35% (S. 22).
Angesichts dieser Zahlen bin ich skeptisch, ob die Siedlungspolitik für die Palästinenser wirklich eine so große Rolle spielt (das scheint mir eher ein Thema in westlichen Gesellschaften zu sein) oder ob es nicht vielmehr um Israel an sich geht.

5 „Gefällt mir“

Wie definierst Du Erfolg? Es gibt sicherlich Politiker:innen in Israel, die das probieren, aber zwischen 2015 und 2022 gab es doppelt so viele Resolutionen gegen Israel, wie gegen den Rest der Welt zusammen. Diejenigen Staaten, die Waffen und Raketen nach Gaza transportiert haben, wurden viel seltener von der UN kritisiert. Es wird auch nicht DEN Palästinensern die Schuld gegeben, sondern der Hamas und anderen Terrororganisationen in Gaza. Global betrachtet wird die israelische Regierung mindestens genauso oft kritisiert wie die Hamas. Es gibt ja auch viel mehr Demos gegen Israel als gegen die Hamas.

4 „Gefällt mir“

Und dennoch gab es gegen Israel nie Sanktionen der UN, weil die USA alle blockieren.
Diese Zusammenhänge sollte man verstehen:
Israel bricht mit seiner Siedlungspolitik im Westjordanland und der illegalen Besiedlung der Golanhöhen nach jeder Definition das Völkerrecht. Die Palästinenser können nichts anderes dagegen tun, als sich mit Resolutionen an die UN zu wenden. Die UN gibt den Palästinensern immer und immer wieder Recht und sagt Israel immer wieder: „Hört mit der illegalen Siedlungspolitik auf!“, aber die USA blockieren jedes Mal Konsequenzen.

Kannst du es der arabischen Welt nun wirklich vorwerfen, diesen Sachverhalt immer und immer wieder bei der UN vorzubringen - in der Hoffnung, dass sich endlich etwas ändert?

Sorry, aber die vielen UN-Resolutionen gegen Israel sind kein Antisemitismus, sondern Ausdruck der Hilflosigkeit und der Versuch, Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass dort eine fortgesetzte Ungerechtigkeit stattfinden, gegen die niemand etwas ernsthaftes unternimmt.

Kein anderer demokratischer Staat bricht seit Jahrzehnten(!) konsequent das Völkerrecht und kommt damit durch, also entgeht jeder Sanktion. Die Konsequenz sind die UN-Resolutionen. Man sollte die israelische Regierung nicht damit durchkommen lassen, das als Antisemitismus zu framen.

Diese Staaten sind allgemein anerkannte Schurkenstaaten (Syrien, Iran, Nordkorea, Libyen), die allesamt massiv sanktioniert sind, größtenteils von der UN, aber auch von der EU und den USA.

Das ist genau der Punkt: Israel ist gerade kein Schurkenstaat, bei Israel gibt es noch die Hoffnung, dass UN-Resolutionen dazu führen, dass es mit den völkerrechtswidrigen Taten aufhört. An Israel wird noch über die UN appelliert, bei Syrien, dem Iran oder Nordkorea haben wir diese Hoffnung - aus gutem Grund - aufgegeben.

Muss die UN, ein Staat oder auch ein Diskutant wirklich jedes Mal betonen, dass Syrien, der Iran, Nordkorea und Libyen undemokratische Problemstaaten sind?!? Das ist doch wirklich common sense.

Das gilt auch hier:
Die Hamas mit einer Demo „anzugreifen“ ist sinnlos. Die Hamas ist eine blutrüstige Terrororganisation, die sich kein Stück dafür interessiert, wenn auf deutschen Straßen Menschen gegen sie demonstrieren würden. Das Mittel der Demonstration ist geeignet, um auf demokratische Systeme einzuwirken, vielleicht auch noch, um autokratische Systeme zu stürzen. Aber gegen Terrororganisationen wie die Hamas bringen Demonstrationen doch nun wirklich gar nichts.

2 „Gefällt mir“

Der Menschrechtsrat hat gerade unter der Führung vom Iran Deutschland dafür kritisiert, dass die Versammlungsfreiheit hier eingeschränkt sei. Alles unterstützt von Ländern, in denen es gar keine Versammlungsfreiheit gibt. Wenn das Völkerrecht einem so heilig ist, dann müsste man doch genauso Luftschläge der USA in Syrien anprangern. Und natürlich ist es legitim Resolutionen zu verabschieden, wenn Palästinenser wie Bürger:innen zweiter Klasse behandelt werden. Aber das wirkt wenig glaubwürdig, wenn diese Staaten die Palästinenser in ihren Ländern ebenso wie Bürger:innen zweiter Klasse behandeln und der Flüchtlingsstatus von Generation zu Generation vererbt wird. Selbst unsere Verbündeten wie der türkische Präsident Erdogan loben die Hamas. Wenn sich dann auch auf der Straße kein Widerstand zeigt, dann wird das Verhalten der Hamas vom 7. Oktober schleichend normalisiert.

Quelle zum UN-Menschenrechtsrat:

1 „Gefällt mir“

Ich finde deine Argumentation etwas widersprüchlich.
Der Einwand von @AlvySinger gegen dein ursprüngliches Argument war ja, dass man nicht von einem erfolgreichen israelischen Framing sprechen kann, die Palästinser als allein Schuldige zu benennen, wenn Israel etwa von den UN überproportionel häufig kritisiert wird. Auf diesen Widerspruch bist Du m. E. nicht eingegangen. Stattdessen definierst Du Erfolg auf einmal als „nicht mit internationalen Sanktionen belegt“ - was aber etwas völlig anderes ist und den genannten Widerspruch beim Framing nicht auflöst.
Dann argumentierst Du mit dem Völkerrecht. und suggeriert aus meiner Sicht, die hohe Anzahl der UN-Resolutionen korrespondiere mit der besonderen Schwere oder Häufigkeit von Völkerrechtsverletzungen durch Israel. Belegen tust Du das nicht. Aus meiner Sicht deutet vielmehr einiges darauf hin, dass die Häufigkeit von UN-Resolutionen gegen Israel eher auf einen Bias verweist (hier eine etwa ältere Übersicht). Es gibt auch noch weitere Indizien, etwa das Abstimmungsverhalten in der UN-Generalversammlung am 27.10. oder die Tatsache, dass palästinensische Flüchtlinge als einzige eine eigene UN-Organisation haben.
Später argumentierst Du dann mit den Kategorien „Demokratie“ und „Schurkenstaat“. Bei den einen „lohnen“ sich UN-Resolutionen gewissermaßen, bei den anderen sei eh alles verloren. Aber eine solche Unterscheidung widerspricht fundamental dem Gedanken eines universellen Völkerrechts, mit dem Du zuvor noch argumentiert hast: Entweder gilt das Völkerrecht für alle, dann müssten Staaten, die besonders stark dagegen verstoßen (und genau deshalb „Schurkenstaaten“ heißen), auch häufiger oder stärker kritisiert werden als demokratische Staaten (so zumindest mein Verständnis). Auch das Argument der Hoffnung einer Verhaltensänderung Israels durch UN-Resolutionen bleibt unbelegt. Vielmehr kann das Verhältnis zwischen Israel und den UN durchaus als „zerrüttet“ betrachtet werden - und zwar nicht erst seit Netanyahu. Da ist es schon sehr fraglich, woher diese Hoffnung kommen soll.
TL/DR: Die verschiedenen Argumente stimmen aus meiner Sicht in sich nicht und widersprechen sich zudem gegenseitig. Von einem „erfolgrechen“ Framing der Israelis in dem Sinne, dass alleine die Palästinenser Schuld seien kann aus meiner Sicht keine Rede sein.

4 „Gefällt mir“

Ich denke hier berücksichtigt Du den Zweck von Demonstrationen zur Signalisierung von Meinung/Haltung nicht.
Es wäre für die ca 75% der Hamas positiv eingestellten Palästinenser in Gaza/Westbank (s. Umfrage oben) sicher ein deutliches Zeichen, wenn es explizite Contra Hamas Demos geben würde. Man kann sich also schon die Frage stellen, warum es solche Contra Hamas Demos so gut wie nicht gibt.
Ein Grund könnte sein, dass von einem nicht geringen Teil unserer Gesellschaft die Hamas eben genau nicht so eindeutig als Terrororganisation angesehen wird. Ein Beispiel hierfür wäre: „Die Hamas regiert autoritär ein wirtschaftlich äußerst schwaches, militärisch absolut unterlegenes Freiluftgefängnis. Sie führt dabei mit einem religiösen Programm den militärischen Widerstand einer unterdrückten Nation an.“ Quelle: Klasse Gegen Klasse - Herr Professor Nassehi, sind Sie „authentisch durchgeknallt“?

Ich will mir darüber kein Urteil erlauben.
Es gibt aber gravierende Unterschiede zwischen Südafrika und Israel. Der ICJ die UN sowie der Supreme Court of Israel sehen die die Palästinensischen Territorien weiterhin als Völkerrechtswidrig Besetzt an.
Ich verstehe auch nicht was die Situation sowie die Postion der UN gegenüber Syrien mit Gaza zu tun.
Man kann gerne mehr Kritik an anderen Staaten vordern, aber in wieweit beeinflusst es die Situation der Palästinenser?

Die Regionalen Unterschiede sind offensichtlich extrem, bezogen auf das vorherrschende Framing. Selbst in Israelischen Zeitschriften wie der Haaretz finden sich Artikel, die in Deutschland undenkbar wären. Wahrscheinlich vertritt die Deutsche und Englische Presse zu größeren Teilen die Regierungslinie als die Israelische.

Ein Beispiel Netanyahu Bears Responsibility for This Israel-Gaza War - Haaretz Editorial - Haaretz.com

Und eine Studie vom MIT welche. die einseitige Berichterstattung der NYT darstellt.

Weitet man ein wenig den Blick, sieht man schnell, dass „der Westen“ relativ alleine dasteht mit seiner Sichtweise. Organisation wie die UN repressiveren einfach eine Größere Menge, der oft Stark von unsere Erzählung abweichenden Meinungen.
Ich mein es ist relativ Offensichtlich das die UN ein Organisation ist, in der Staaten Politik betrieben und man sollte als eine Solche begreifen.

Soweit ich das Argument verstanden habe, bezog es sich explizit auf den Westen.

John Mearsheimers „The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy“ ist ein auf der einen Seite kontrovers, aber auch faszinierendes Buch zu dem Thema.
PS: Die Israel Lobby heißt explizit nicht „Jüdische Lobby“, da sie nicht primär aus Jüdischen Menschen besteht. Eine bestimmte Protestantische Interpretation der Bibel z.B. war, ein Faktor für den Erfolg des Zionismus. In den USA kann man den Zusammenhang noch immer von Umfragen ablesen

@sereksim hatte mich verlesen

Wenn das das Argument sein soll, lässt sich hier ganz klar sagen: Es geht um den öffentlichen Diskurs, nicht um den diplomatischen Diskurs in der UN, beides ist i.d.R. nicht identisch. Ich habe andere Faktoren erklärt, die dazu beitragen, dass es in der UN zu so vielen Resolutionen gegen Israel kommt, eben u.a. die Tatsache, dass Israel das Völkerrecht seit Jahrzehnten mit Füßen tritt, trotz ständiger Verwarnungen. Was ist hier überhaupt „überproportional“ - natürlich hängt das Proporz vom Umfang und Ausmaß der völkerrechtswidrigen Taten ab. Jemand, der ständig Straftaten begeht, wird auch „überproportional“ häufig vor Gericht und im Gefängnis sein. Was ist also der Vergleichsmaßstab?`

Hier zeigt sich doch schon, dass hier jeder Vergleich anhand eines Proporzes fehlgehen muss, weil es einfach keinen vergleichbaren Fall von jahrzehntelangen, schwerwiegenden Völkerrechtsverstößen gibt, die so beharrlich ignoriert werden.

Die USA schirmen Israel schon gegen die meisten Sanktionen ab. Die Tatsache, dass trotzdem so viele Resolutionen durchkommen, sagt viel darüber aus, dass diese Resolutionen nicht völlig aus der Luft gegriffen sind. Was das „Belegen“ angeht sind unsere Möglichkeiten hier begrenzt - sorry, aber wir führen hier eine Foren-Diskussionen, du kannst hier für das Belegen einer Meinung keine Hürden setzen, die dem Umfang nach einer wissenschaftlichen Arbeit nahe kommen würden. Dass es so viele erfolgreiche Resolutionen gegen Israel gibt hat doch wohl zumindest etwas damit zu tun, dass Israel mit dem Siedlungsbau konsequent und andauernd völkerrechtswidrig agiert. Würdest du das bestreiten? Also müssen wir selbst in diesem Punkt eine Grundsatzdiskussion führen?!?