Hier gehts ja rund…
Finde es spannend und ehrlich gesagt total vorhersehbar, welche Positionen hier so vertreten werden.
Ein paar Worte zum technologischen Teil:
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Der Luftwiderstand beim Auto steigt mit zunehmender Geschwindigkeit quadratisch an. Bei doppelter Geschwindigkeit vervierfacht sich der Verbrauch des Autos. Das ist bei Verbrennern wie auch Elektroautos so, nur dass E-Autos aufgrund von deutlich weniger/kleineren Lufteinlässen meist etwas aerodynamischer sind (Effekt gering, aber erwähnenswert). Es macht also durchaus Sinn die Geschwindigkeit zu reduzieren um Emissionen zu verringern.
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Dazu kommt gerade bei den Verbrennern, dass diese per Gesetz ab bestimmten Motordrehzahlen die Abgasnachbehandlung abschalten DÜRFEN, da „die Abgasnachbehandlung sonst schaden nehmen könnte“ (was technisch kompletter Schwachsinn ist, aber sei’s drum). Es ist also naheliegend, dass bei schnell fahrenden Autos einfach permanent keine Abgasnachbehandlung aktiv ist. Gleiches gilt auch für Temperaturen. Schon mal gewundert warum es im Winter im Wohngebiet morgens immer so schlimm stinkt und im Sommer nicht? Das Stichwort ist hier „Thermofenster“
https://rechtecheck.de/abschalteinrichtung-thermofenster/
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Die installierte Leistung der E-Maschine bei Elektroautos ist vollkommen irrelevant bei der Verbrauchsbetrachtung. Ein stark motorisiertes E-Auto braucht nicht automatisch mehr Strom als andere. Unser Tesla Model 3 hat 480PS. Trotzdem kann ich es mit 13-15kWh auf 100km bewegen, ein E-Smart liegt bei ca. 16kWh. Der Smart ist aber halb so groß, halb so schwer und schafft 400km weniger Strecke.
Daran erkennt man auch, dass Gewicht bei E-Autos vollkommen egal ist. Ja, ein schwereres E-Auto braucht mehr Energie zum beschleunigen, kann aber ebenso mehr Energie beim rekuperativen Bremsen zurückgewinnen.
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Höhere Geschwindigkeiten fallen beim E-Auto schneller beim Verbrauch auf als beim Verbrenner. Ein Verbrennungsmotor wandelt 20-30% der im Kraftstoff enthaltenen Energie in Bewegung um, 70-80% in Wärme. Ein E-Auto wandelt 95-97% der Energie in Bewegung um, 3-5% in Wärme. Ein E-Auto führt deutlich weniger Energie mit sich, weshalb Verbrauchsanstiege sich auch deutlich stärker auswirken. So kann schon eine Aerodynamische Felge die Reichweite um 2-5% erhöhen.
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Thema Sicherheit, hier wird es subjektiv:
Ich beobachte mit Schrecken, wie schlecht mittlerweile Autofahrer auf öffentlichen Straßen fahren.
Dabei handelt es sich um unerfahrene und unaufmerksame Leute, meist sehr jung oder alt und eben Leute, die glauben sie haben mit ihrem Dienstwagen oder eben aus „reinem Können“ die linke Spur der Autobahn gepachtet. Das Gefahrenpotenzial, was ich regelmäßig auf Autobahnen sehe ist wirklich hoch und noch viel schlimmer, meist komplett vorhersehbar. Ein Tempolimit würde das komplett entschärfen.
Ich selbst merke richtig, wie mich der deutsche Straßenverkehr nervt, besonders wenn ich vorher in anderen Ländern unterwegs war. Kaum passiert man die Grenze sind nur noch Verrückte unterwegs. Tempolimit von 130km/h kann von mir aus sofort kommen.
Meinetwegen können die ganzen selbsternannten „guten Autofahrer“ auf einer Rennstrecke herumballern und ihren Spaß haben. Problem dürfte halt sein, dass sie dort halt nichts mehr zu melden haben, weil sie ständig von erfahrenen Hobby-Rennfahrern überholt werden oder im Extremfall ihr Auto in der ersten falsch eingeschätzten Kurve in den Zaun fahren und sich deshalb nicht mehr mächtig und überlegen fühlen können.
Klingt fies und hart, so wird es aber sein. Ich freue mich tierisch auf die ganzen Kommentare!
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Thema Zukunft, besonders Klimaschutz und Komfort:
Sehr spannend finde ich, wie die Debatte immer so eindimensional geführt wird. Dazu will ich folgenden Anstoß geben.
Stellen wir uns mal vor wir würden ein Tempolimit von 130km/h bekommen. Dann würden ja die ganzen E-Autos ihre angegebenen Reichweiten fast immer erreichen können, einfach weil keiner mehr Ballern kann wie irre. Dann ist die Reichweitendiskussion besonders für Firmenvertreter oder Vielfahrer ja komplett hinfällig und man könnte abertausende E-Autos einflotten. Könnten wir heute schon, da die aktuellen Reichweiten für über 90% der Leute locker ausreichen würden. Es würde also nur noch eindeutiger werden, dass der Umstieg Sinn macht. Eine Studie des T&E hat herausgefunden, dass die Elektrifizierung von allen Dienstwagen in DE die PKW Emissionen um ca. 30% senken würde. Deutsche Dienstwagen sind die Dreckschleudern in der Bilanz. Und auf einmal geht doch mehr als „0,2%“…
Noch weiter gesponnen könnte man mal überlegen, ob es Menschen überhaupt noch interessiert wie schnell ihre Autos fahren, wenn sie gar nicht mehr fahren müssen.
Gerade kürzlich hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, welches autonomes Fahren im Straßenverkehr ermöglichen soll.
https://www.zeit.de/mobilitaet/2021-05/bundestag-autonomes-fahren-gesetz-verkehrspolitik-strassenverkehr
Dass diese Artikel alle wenig Sinn machen und wir durch ein Gesetz nicht automatisch die Nr. 1 auf der Welt werden ist ein anderes Thema, wen es interessiert, der kann hier mal klicken.
Aber mal zurück zum Plot. Wenn ich morgens in mein Auto steigen kann und einfach noch 30 Minuten schlafen oder den Arbeitstag vorbereiten kann, dann ist mir wirklich vollkommen egal ob mein Auto 80, 100 oder 130km/h fährt, Ich muss ja nichts tun.
Bevor jetzt jemand sagt, dass das noch Ewigkeiten dauern wird: Nein, wird es nicht. Autonomes Fahren existiert heute schon kommerziell. Es ist nur noch nicht gleichmäßig überall auf der Welt verteilt. Ein Blick nach China oder in die USA zeigt Flotten von Waymo, AutoX, Cruise AI, uvm. die dort teils im Test, teils mit buchbaren Robotaxis ohne Fahrer durchs Sillicon Valley gondeln.
Das fehlende Tempolimit und das schon wahnhafte Festhalten am Recht auf schnelles Autofahren hält uns auch technologisch in der Vergangenheit verhaftet.