Tempolimit 130 oder darunter

Hallo zusammen,
erst einmal danke für die Mühe die ihr euch jede Woche macht, auch das Forum hier ist richtig genial umgesetzt, sowas habe ich bisher noch nicht gesehen.

Habe gerade die neueste Ausgabe angehört und bin ein wenig verwundert darüber, wie, meiner Meinung nach, undifferenziert für ein allgemeines Tempolimit plädiert wird.
Wenn man sich die aktuellen Zahlen anschaut (CO2 Ausstoß Deutschland 2019: 810 Mio. Tonnen), muss man feststellen, dass die Einsparungen eines Limits bei 130 km/h mit gerade einmal 0,2% zu Buche schlügen. (In der in der Folge erwähnten Studie vom Umweltbundesamt werden übrigens keine Elektrofahrzeuge einberechnet, obwohl diese bereits einen Anteil bei den Neuzulassungen von über 10% ausmachen). Bei diesem marginalen Einsparpotentiale macht sich keine Partei mit dieser Forderung eine Freude, da die Mehrheit der Deutschen immer noch gegen ein Tempolimit ist.
Aus strategischen Gründen, sollten gerade die Grünen lieber Forderungen, die einen erheblichen Einfluss auf Emmisionseinsparungen haben, wie bspw. ein früherer Kohleausstieg, ihren Verhandlungsspielraum in Koalitionsverhandlungen nicht für Themen wie das des Tempolimits verschwenden.
Noch unverständlicher finde ich die Forderung, wenn es um Elektro PKW geht, die zum Teil mit Sonnenstrom vom Hausdach geladen werden. Warum sollte es in diesem Falle jemanden interessieren, ob mit der Energie lieber meinen Pool heize, oder ob ich statt 100 nun 150 km/h fahre, wenn es nachts frei ist? Das macht immerhin einen zeitlichen Vorteil von 33% aus und Zeit ist unser wichtigstes Gut! Wären situative Limits, wie wir sie ja bereit auf vielen Abschnitten haben, nicht die Lösung die alle zufrieden stimmen könnte ohne die Gesellschaft weiter zu spalten? Das würde auch zur Verkehrssicherheit beitragen und würde keine weiteren Freiheiten einschränken.
Denn wenn man konsequent sein möchte, müsste man auch Tempolimits für den Bahnverkehr fordern (auch hier gelten die Gesetzte der Physik, mit denen der Verbrauch im Quadrat mit der Geschwindigkeit ansteigt). Ohne es mit Zahlen belegen zu können, würde ich schätzen, dass das Einsparpotential hier in einer ähnlichen Größenordnung liegt, denn gerade bei nicht elektrifizierten Strecken muss die gesamte kinetische Energie der mehrere hundert Tonnen schweren Züge in Bremswärme umgesetzt werden und das bei jeder Station. Bei Strecken mit einer Auslastung von 20% liegt man im Primärenergiebedarf pro Person bereits deutlich über einem effizienten PKW, hier sollten dementsprechend auch lieber Sammeltaxen oder Busse eingesetzt werden.
Ein interessanter Artikel darüber, dass der Bahnverkehr nicht so grün ist, wie es gerne dargestellt wird, können sich Interessierte hier anschauen: Apropos (1) - Energieverbrauch von Bahn und Flugzeug - airliners.de
Wir brauchen unbedingt eine schnelle Energiewende, aber bitte rational und da angesetzt, wo wirklich etwas zu holen ist und nicht dort, wo die Effizienz und Sicherheit ohnehin schon seit Jahren immer besser wird und durch die Elektrifizierung des Verkehrs ohnehin an Relevanz verliert (mit E-Autos rast fast niemand, da der Akku dann noch schneller leer ist).
Autonomen Fahrzeugen und deren Zulassung rechne ich gigantisches Einsparpotenzial zu, hier könnte der Gesetzgeber auch ansetzen.

In diesem Sinne wünsche ich ein schönes Wochenende!

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Ich finde ein Tempolimit ist längst überfällig, nicht nur wegen des Klimaschutzes. Ein Tempolimit wird auch die Sicherheit erhöhen. Ich erinnere mich noch sehr gut wie entspannt es war auf einer belgischen Autobahn mit Tempolimit zu fahren. Keine Lichthupen, kein Schneiden oder dichtes Auffahren. Kaum war ich über die Grenze in Deutschland war wieder Wildwest.

Edit: In Spanien gilt gegen die Mehrheitsmeinung mittlerweile Tempo 30 innerorts, außer es ist 2 -spurig.

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Zumindest hier sagen 42% definitiv ja und 22% eher ja zu 130.

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…da die Mehrheit der Deutschen immer noch gegen ein Tempolimit ist.

Soweit ich (nicht nur aktuelle) Umfragen überblicke, ist eine Mehrheit für ein Tempolimit.

- 64% klar dafür, 36% klar dagegen bei einer Studie von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt

- 42% klar dafür, 21% klar dagegen bei Statista

- 47% dafür, 46% dagegen beim ADAC (!)

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Mich stört an der Diskussion ein wenig, dass sie von beiden Seiten so dogmatisch geführt wird: die einen beharren aus irgendeinem Grund auf exakt 130 km/h als generelles Tempolimit, die anderen wollen am liebsten permanent 250 fahren.

Würde es die Diskussion nicht weiterbringen, wenn man sich ein bisschen in die Mitte bewegt? Warum denn 130 km/h? Weil das seit Ewigkeiten aus irgendeinem Grund die Richtgeschwindigkeit ist? Warum sagt man denn nicht 160? Moderne Autos sind sicherer, komfortabler, warum dann nicht auch das Tempolimit erhöhen?

Oder: warum denn überhaupt ein starres Tempolimit? Dass es tagsüber im stockenden Berufsverkehr wenig sinnvoll ist, mit 200 auf der linken Spur zu hängen, bestreitet ja absolut niemand. Nachts bei komplett freier Strecke hingegen sind ja auch 250 kein Problem (von einem minimalen Klimaeinfluss mal abgesehen). Triviale Lösung also: Tempolimit von 6 bis 21 Uhr, danach frei. Umzusetzen mittels Zusatzzeichen 1040-30 für fünfzig Euro pro Schild. Oder wenn mans fancy möchte: Elektronisch gesteuert, je nach Verkehrsaufkommen. #digitalisierung

Irgendwie steckt die Diskussion seit 30 Jahren in den immer gleichen emotionalen Schützengräben fest. Ist doch auch irgendwie lahm.

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Das ist doch längst nicht mehr aktuell und letztes Jahr ins Gegenteil gekippt. Inzwischen unterstützt eine klare Mehrheit ein Tempolimit von 130 km/h.

https://www.swr.de/swraktuell/umfrage-tempolimit-autobahnen-100.html

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Das Thema Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen ist in Deutschland leider viel zu emotional. Das wird leider auch immer wieder rausgekramt und dann wird sich tagelang daran abgearbeitet.

Das rationalste wäre es, es endlich zu machen und fertig… In ein paar Jahren redet kaum einer mehr davon. Es gibt so vieles was dafür spricht:

  1. Weniger Unfälle, weniger Tote, weniger Schwerverletzte, weniger Leid.
  2. Entspannteres Fahren für alle. (außer für die, die 200 fahren wollen und dann nicht mehr dürfen)
  3. Weniger Verkehrsschilder: Spart Kosten :wink:
  4. Vielleicht weniger tote Vögel?
  5. Weniger Lärm für die Umgebung
  6. 0.2% Prozent CO2 Einsparung, dauerhaft, sofort, ohne technische Änderungen.

Und diese 0.2% sind eben nicht marginal! Wir müssen jedes Jahr 3% mehr einsparen, damit wir in 30 Jahren auf 10% des aktuellen Wertes sind. Und diese 3% müssen jedes Jahr irgendwo herkommen. Hier sind schon mal 0.2%. Warum soll man die nicht mitnehmen? Wahrscheinlich wird sich jede Maßnahme, die in einem Sektor umgesetzt wird, in dieser Größenordnung liegen.

Das generelle Tempolimit wird unser Problem nicht lösen, aber es wird dazu beitragen.

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Die Frage lautete „Und sind Sie der Ansicht, dass im Bereich Mobilität die folgenden Maßnahmen umgesetzt werden sollen oder nicht?
… ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen einführen,um die Umwelt zu schonen und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer*innen zu erhöhen“. Nur der Vollständigkeit halber. Die Quelle kann ich leider nicht einsehen. Sollte bei solchen Umfragen aber immer mit angegeben werden. Der ADAC z.b. kommt auf 47% Zustimmung für ein Tempolimit ohne Angabe der Höhe und 46% Ablehnung. Nur als Beispiel wie wichtig Quellen sind :wink:

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Ja stimmt, die sind wichtig…

…denn wenn selbst der mächtige ADAC, jahrelang zuverlässiger Lobbyverband der Freie-Fahrt-für-freie-Bürger-Fraktion, es nicht mehr hinbekommt, eine von ihm selbst durchgeführte Umfrage so weit zu manipulieren, dass das gewünschte Ergebnis einer Ablehnung eines Tempolimits dabei herauskommt, DANN haben wir ein wirklich klares Zeichen, dass ein Tempolimit inzwischen deutliche Akzeptanz genießen würde.

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Du negierst den positiven Effekt eines Tempolimits auf den Klimaschutz. Wenn man mit einer kleinen Änderung eines Bundesgesetzes (und vielleicht etwas Kontrollkosten) ca 10% des Klimaziels 2022 im Transportsektor erreicht werden kann (so hatte ich Philip verstanden) und die faktischen Einschränkungen für die Menschen eigentlich im Vergleich dazu zu vernachlässigen sind, verstehen ich nicht, wie man ein Tempolimit ablehnen oder ein Tempolimit 160 oder nächtliche Raserei vorschlagen kann.

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Passt teilweise zum Thema. Es gibt kaum Proteste in Spanien zur Einführung von Tempo 30 innerorts:

https://www.zeit.de/mobilitaet/2021-05/spanien-tempolimit-30-stadt-sicherheit-unfaelle-strassenverkehr

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Dieser Wert hat was mit Physik und Luftwiedrstand zu tun.

Warum nicht gleich 100 da wären die Einsparungen viel größer?

Das wird das allumfassende Argument bei allen Maßnahmen sein bei denen eine Änderung ansteht.

Die Frage ist halt wo, und wie schaffen wir es noch unser diesjähriges Ziel einzuhalten? Es scheint ja so dass das Thema CO2-Einsparung faktisch dieses Jahr ausgesessen wird und wir das in den kommenden Jahren aufholen müssen.

Alleine dafür wäre eine kleine Einschränkung im Komfort akzeptabel.

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Eine andere Quelle kommt zum Ergebnis, dass die Bahn doch erheblich effizienter als das Flugzeug ist:

In der Grafik zum Personenverkehr ist auch explizit die Erzeugung der elektrischen Energie genannt.

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Ja gut, beim adac kein Wunder😏

Wäre ja wie ein KohleBergwerk, was für EnergieWechsel wäre😅

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Ein anderer Punkt beim Vergleich Bahn-Flugzeug ist auch, dass wir technisch in der Lage sind, elektrische Energie extrem emissionsarm herzustellen, während es bisher nach meiner Kenntnis keine Idee gibt, wie man große Flugzeuge ähnlich emissionsarm betreiben könnte. Das plausibelste, was ich in der Richtung kenne, sind synthetische Kraftstoffe, deren Energiegehalt aber zunächst auch als Strom produziert werden müsste, was natürlich ineffizienter als ein Elektromotor ist, also noch mehr grünen Strom erforderte als wir ohnehin brauchen werden.
Also auch wenn die Bahn noch deutlich mehr co2 ausstößt als wir uns erlauben können, ist das ein Problem, das wahrscheinlich mit Geld zu lösen ist und keins, wo wir auf Erforschung neuer Technik hoffen müssen.

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Ich hab noch einen alternativen Vorschlag:
Die, die schneller wollen zahlen etwas dafür.
Einen Teil für CO2 Kompensation und den anderen, um etwas Geld in die Kassen zu spülen.
Beispielsweise für Hilfsmaßnahmen bei Unfällen, etc.

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Ich bin auch für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen aber das wird niemals kommen.

Was dem Amerikaner (USA) seine Waffe, ist dem Deutschen sein Auto. Genauso ideologisches und emotional reagieren viele Menschen darauf, leider.

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Mit dieser Regelung könnte ich mich auch anfreunden. Aber Klimaschutz war nicht der Hintergrund der Regelung (ich würde sogar vermuten, dass viele Autos bei 30 km/h mehr verbrauchen, als bei 50 km/h), sondern mit den Verkehrstoten: "Durch die neue Regelung reduziere sich die Gefahr um 80 Prozent, im städtischen Straßenverkehr tödlich zu verunglücken. " 80 % - das ist eine Menge und bin ich auch sofort dabei.

Beim Tempolimit bin ich persönlich zwiegespalten. Ja ich kann die Argumentation verstehen, aber es bekämpft nur Auswirkungen, aber keine Ursachen. Ich will das mal durchgehen:

  1. Klimaschutz: Ja, bringt was, aber es ist aus meiner Sicht wesentlich effektiver die Mineralölsteuer zu erhöhen. Dann spart man nicht nur auf der Autobahn, sondern auch innerorts und bringt sogar Geld. Und das ist auch extrem schnell umgesetzt.
  2. Weniger Unfälle und entspannteres Fahren. Ja, Tempolimit dürfte was bringen, aber die meisten untenspannten Situationen / Unfälle passieren weil wir Deutschen sehr rücksichtslose Autofahrer sind und schlicht und einfach viele der bereits existierenden Verkehrsregeln nicht eingehalten werden. Bestes Beispiel Mindestabstand. Wenn ich entspanntes Fahren und weniger Unfälle möchte, dann sollten rigoros Tempo und Abstände kontrolliert werden sowie viele Streifen fahren. Denn es gibt auch in Deutschland genügend Autobahnabschnitte mit 120 km/h Begrenzung, aber da fährt es sich auch nicht so angenehm wie im Ausland.
  3. Weniger Lärm. Ja stimmt, aber wenn ich weniger Lärm möchte, dann wäre das Mittel der Wahl eine die Schallemissionen der Fahrzeuge zu begrenzen. Ja, da gibt es etwas. Aber soweit ich weiß, gibt es nur einen Vorgabewert bei 50 km/h und die Sportwägen und Motorräder halten den bei Standgas auch ein. Nur wenn sie Gas geben, dann werden sie unglaublich laut. Das ist etwas was mich persönlich auch sehr stört und wo ich sehr gerne eine Verordnung bzw. Verbote sehen würde. Aber da stört mich nicht die Autobahn, sondern die Landstraßen und die Innenstädte.

Also, ja Tempolimit bringt was, aber es ist ein Verbot, wo sich viele Menschen in ihrer Freiheit eingeschränkt / bevormundet fühlen und vor allem gibt es für eigentlich alle angeführten Ziele bessere Maßnahmen.

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Bleibt dann aber das Gegenargument, warum das dann auch für E-Autos gelten sollte, die ja u.U. mit Ökostrom betankt werden.

Aber ein Tempolimit, das nur für Verbrennerautos gilt, wäre doch eine Idee. Würde vielleicht auch ein paar vorteilhafte Kaufanreize setzen.^^

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Ein Tempolimit auf Autobahnen ist längst überfällig - selbst wenn es nur einen kleinen Beitrag zum Klimawandel beiträgt. Mir persönlich geht es viel mehr darum, dass Raser ein erhebliches Risiko für sich selbst und Andere darstellen!

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