Strom sparen: Wie teilen sich die Verbrauche einer Familie auf?

Ich war schockiert zu hören, dass eine Durchschnittsfamilie auf 5000 Kilowatt im Jahr kommt und habe mal gegoogelt, wo der Strom hingeht. Zwischenfazit: geschätzt 25% (manche sprechen von mehr) geht in Unterhaltungselektronik (Fernsehr, Stereo) und PCs und das ist nicht das Corona Homeoffice. Nicht Kochen (mit 9%) oder Warmwasser. Helmut Dedy vom Deutschen Städtetag sagte heute im Deutschlandfunk, dass sich die Bürger ihren Alltag nicht mehr leisten können, wenn die Stadtwerke die Preissteigerungen weitergeben würden, und das ginge natürlich nicht. Der Staat sei gefordert. Er ist nur einer von vielen, der die Preissteigerungen beklagt und die Menschen bedauert. Vielleicht könnte die Lage einmal einen Blick darauf werfen, wie sich die Verbrauche aufteilen. Das wäre eine wichtige Hintergrundinformation, um bewerten zu können, wie sehr der Staat hier gefordert ist und was es genau heißt, sich den Alltag nicht mehr leisten zu können. Ja, es gibt Leute, die durch Inflation in die Knie gezwungen werden und denen geholfen werden muss. Aber ist das die Mehrheit? Und hier der übliche Disclaimer: ich möchte den Menschen nicht vorschreiben, ob sie ihre Zeit mit Streamen oder Online-Games verbringen, aber ich möchte nicht, dass dafür Steuergelder eingesetzt werden, während an anderer Stelle die Hütte brennt.

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Das sind ungefähr zwei große Fernseher die 6.000 h im Jahr laufen, das bekommt man also schon hin.

5000kWh sind viel - max. 3500 über die letzten Jahre (in einem Haus mit Gasheizung).

Würde mich auch freuen, die genaue Verteilung der Verbräuche anzusehen.

Man kann das ganze auch in einem etwas größeren Kontext sehen: Für die vierköpfige Familie werden in Deutschland ca. 28.000 kWh Strom pro Jahr produziert (580 TWh Jahresproduktion geteilt durch 83 Mio Menschen). Davon werden knapp die Hälfte (45%) in der Industrie verbraucht, ein gutes Viertel (27%) für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen und etwas mehr, als ein weiteres Viertel (26%) in Haushalten (die restlichen 2% sind Transport - derzeit vermutlich immer noch vorwiegend die Bahn).. Mit 5.000 kWh sind die vier Familienmitglieder, wie für große Haushalte üblich eher auf der sparsamen Seite.

Ob angesichts von 28.000 kWh Gesamtproduktion dann die Unterhaltungselektronik (1.250 kWh - wären es vier Singlehaushalte, wären es wahrscheinlich mehr) eine sooooo große Rolle spielt, weiß ich nicht.

Mein Punkt ist, dass in den Haushalten zwar Sparpotential liegt, aber wenn man kurzfristig deutlich den Stromverbrauch reduzieren will, dann sollte man eher woanders suchen. Das kWh-Zählen im Haushalt führt auch mitunter zu kontraproduktiven Maßnahmen, wie etwa bei Menschen, die ein funktionierendes Haushaltsgerät durch ein neues der Effizienzklasse A++++* ersetzen. Den verringerten Verbrauch sieht man auf der Stromrechnung und kann sich auf die Schultern klopfen; die nicht vernachlässigbaren Stromkosten der Herstellung in der Industrie (wo doppelt so viel Strom verbraucht wird, wie in Haushalten), werden hingegen versteckt.

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Habt ihr die Seite vom Bundeswirtschaftsministerium gesehen?

Was sind dir Typischen elektronischen Geräte in einem Haushalt?

  • Fernseher oft mehrere
  • Router
  • Drucker
  • PC bzw. Laptop
  • Smartphone, Pad, …
  • Unterhaltungselektronik wie Radio, Web Radio, Netzwerklautsprecher oder die klassische HiFi Anlage mit Boxen
  • sonstige Netzwerkgeräte z.B. Sicherheitselektronik

Das summiert sich in der Nutzung, vor allem aber auch bei ständigem StandBy Betrieb.

@unkreativ Vielen Dank für die Grafik. Das sind die Zahlen, die ich auch gefunden hatte, ich hatte aber von weniger verlässlicher Quelle.

@cors Mein Punkt war ein anderer. Es geht mir um die Frage, ob und wen der Staat in Bezug auf Preissteigerungen finanziell unterstützen muss. Manche öffentliche Beiträge in diesem Kontext suggerieren, dass Stromsparen unzumutbar sei und dass breite Hilfspakete für die Allgemeinheit notwendig seien.

Was mich in der Diskussion etwas überrascht hat ist das Fehlen von Klimaanlagen. Laut dieser einen Quelle summiert sich der Strombedarf für Klimaanlagen in Deutschland auf knapp eine TWh.

Sind die alle in Krankenhäusern und unverzichtbar?

Nennen sich heute Wärmepumpen, und sind schon bedacht. Auch diese rüsten sich nicht von 0 auf 40 Millionen um. Viel wichtiger werden sie aber künftig durch die extremen Hitze-Perioden werden, die wir heute schon merken.

In folgender Studie geht es zwar mal um des deutschen liebstes Kind, aber um mal die Dimensionen einzuordnen reicht es:

„Allerdings gilt zu beachten, dass Deutschland momentan Stromexporteur ist: 621 TWh betrug die Nettostromerzeugung 2017. Dem gegenüber stand ein Verbrauch von rund 530 TWh. Deutschland hat also ein Energiepolster, sodass nicht die komplette zusätzliche Nachfrage neu produziert werden müsste. Außerdem könnte bereits heute die komplette Mobilität von erneuerbaren Energien getragen werden: 2017 betrug deren Erzeugung laut Fraunhofer Institut 210 TWh.“

Also auch mit Wärmepumpen keine Probleme…

Das schöne an dem Artikel ist eigentlich, dass er darauf hinweist, wo in den Studien die Unschärfen sind und wie man sie erkennen kann. Beachtet bitte auch die Kommentare unter dem Artikel, vor allem den zur grauen Energie bei der Sprit-Herstellung. Allein, dass 9 -19 KWH Strom in einem Liter stecken zeigt doch, was mit Umstieg auf BEV ergänzt um Sektorenkopplung, Einsparung etc alles möglich wäre.

Kann ich so nicht bestätigen (zwei Erwachsene mit drei Kindern zwischen 2 und 8 Jahren). Bei uns gibt es keinen Fernseher, keinen PC (außer dem recht sparsamen Laptop), etc. Dennoch haben wir einen ansehnlichen Stromverbrauch (der im Sommer zum Glück zu einem Gutteil durch eine PV-Anlage gedeckt wird). Und dieser kommt im Wesentlich durch die Wandlung von Strom in Wärme zustande: jeden Tag kochen, Wäsche waschen, Spülmaschine laufen lassen, Wäschetrockner nutzen - das summiert sich auf um die 5 bis 10 kWh am Tag (ca. 250 kWh pro Monat).

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Mal ganz doofe Frage: wir sollen ja jetzt Strom sparen, um die Gaskraftwerke zu entlasten und den EE Ausbau zu unterstützen.
Was ist mit den E-Autos? Ich vermisse die Appelle, das e-Auto Nutzer weniger fahrenn und damit weniger laden, also Strom verbrauchen.
Sind die jetzt aussen vor, im Sinne der Mobilitätswende nicht betroffen?
Wenn ein e-Auto finanziell gefördert wird, warum dann nicht ernergiesparende Geräte wie Kühlschränke dann auch?

Genau, damit die Gaskraftwerke noch mehr Strom erzeugen für den Ersatz der ausgefallenen französischen Atomkraftwerke.

Ja.

Nein. Bei Kühlschränken ist nicht mehr viel zu holen.

Höre ich da eine Spur Sarkasmus heraus? :slight_smile: :face_with_raised_eyebrow:

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Ich habe gelernt, dass Gaskraftwerke zum Ausgleich der Schwankungen genutzt werden und keine AKW ersetzen…

Stimmt leider nicht, wenn es an Stromkapazitäten fehlt um 100% der Last aufzubringen. Was seit so viele AKWs in Frankreich vom Netz sind wohl dauerhaft passiert. D.h wir verbrennen aktuell Gas um die Stromversorgung zu gewährleisten.

Gibt es eine Auflistung der Produktion der aktuellen Zusammensetzung vom Strommix und wie der Export im Mix aussieht?
Wären Kohlekraftwerke nicht eher geeignet, um fehlende Produktion durch franz AKW zu entlassten?
Warum klappt das nicht bspw. über Exporte aus Norwegen?

Darum geht es ja. Weil ein Großteil der maroden französischen AKWs keinen Strom produzieren, wird der in unseren Gaskraftwerken produziert und exportiert.

Wir verbrauchen also soviel Gas wie immer, oder sogar mehr.

Kommt darauf an wann und wie die E-Autos geladen werden.
An einem Sonnentag um 12:00 eher kein Problem.
Nachts bei Flaute eher ein Problem.

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Wenn Frankreich nicht 2GW/h nach Norditalien exportieren würde, müsste es nicht 2GW/h aus Deutschland importieren.


Das ist auch schon seit einigen Tagen so. Norditaliens Import aus Frankreich übersteigt den Import Frankreichs aus Deutschland. Gäbe es eine direkte Verbindung von Deutschland nach Italien käme Frankreich auch ohne Strom aus Deutschland aus.

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