Ich fasse mal die Contra Position zusammen: „Eine Vermögenssteuer ist ok, so lange sie mich selbst niemals betreffen kann“.
Oder auf finanziell ausufernden Bauprojekte, die Diätenerhöhung im Bundestag, Personalaufwuchs in den Bundesministerien oder klimaschädliche Subventionen. Da zahle ich gern mehr Steuern …
Ich habe an anderer Stelle im Forum vorgeschlagen, dass der Staat betreutes wohnen ausbauen sollte und den Alten anbieten, ihre Eigentumswohnungen gegen diese und eine zugesicherte Versorgung zu tauschen.
Kann verstehen, dass die Grünen sich da lieber einer Light-Version zuwenden. Im Endeffekt läuft es aber auf das selbe hinaus - nur, dass der Staat die Eigentümer einem unkontrollierten Mietmarkt aussetzen möchte. Was natürlich nicht funktionieren kann.
Wie gesagt: auch hier geht es den Grünen um die eigengenutzte Immobilie, nicht darum, dass der deutsche Bürger Monopoly spielen soll.
Die von den größeren Parteien tatsächlich diskutierten Vorschläge sind sich alle aber relativ ähnlich und für 99% der Bevölkerung mehr oder weniger unschädlich. Dafür gäbe es – gute Aufklärung vorausgesetzt und ohne kampagnenhafte Propaganda von Seiten der Bildzeitung – mit ziemlicher Sicherheit eine Mehrheit.
Das ist eine Behauptung die du hier immer wieder aufstellst. Wie aber schon mehrfach zum Ausdruck gebracht betrifft diese Situation (Erbschaft sehr wertvoller Häuser ohne anderes nennenswertes Vermögen) ohnehin nur eine sehr geringe Anzahl Menschen und es gibt eine Reihe von Vorschlägen wie diese seltenen Szenarien abgemildert werden können.
Die alle immer noch Multimillionäre sind und zwar nicht, weil sie von ihren Arbeitereltern eine überraschend wertvolle Immobilie erben.
Finde ich einen guten Ansatz!
Thema Vermögensteuer:
Also für mich gehört es zu einer freiheitlichen Gesellschaft dazu, dass man gute Chancen hat sich ein auskömmliches Vermögen zu erarbeiten und dieses auch weitergeben zu können. Eine gewisse Spreizung an Lebensentwürfen (dazu gehört auch die Frage wie sehr man finanzielles Vorankommen priorisiert) gehört absolut dazu. Und zu einer Leistungsgesellschaft.
Das eine zu groß Spreizung tendenziell schwierig wirken kann und der Staat ausreichend finanziert sein muss, ist klar.
Aber ich sehe die zu große Spreizung frühestens bei deutlich zweistelligen Millionenbeträgen, vllt sogar dreistelligen gegeben.
Für alle darunter gibt es bereits ausreichend Belastungen, die im Detail sicherlich leicht umgestaltet werden können.
Soweit ich das verstehe ist ein Abschöpfen solcher größerer Vermögen ausreichend um die Finanzierung des Staates zu verbessern.
Darunter weiter zuzugreifen empfinde ich wirklich als illiberal und leistungsfeindlich.
Und nein, ich gehöre nich zu den Millionären oder solchen die es bald durch Erbe werden. Aber natürlich arbeite ich daran im Rahmen meiner Möglichkeiten finanzielle Sicherheit herzustellen.
Wir sollten nicht Menschen mit Geld bestrafen sondern versuchen mit Bildung mehr Leuten die Chance zu geben da ebenfalls hin zu kommen, wenn sie wollen.
Nur kommen sie da nicht hin. Erst vor kurzem hat wieder eine Studie im Fach Deutsch ergeben, dass Kinder, die
Keinen Migrationshintergrund haben
Nicht dick sind
Aus gut sortiertem Hause sind
Noten bekommen, die besser sind im Vergleich zu den Mitschülern, als sich allein mit ihrer Leistung rechtfertigen ließe.
Bei denen wo das nicht erfüllt ist, natürlich das gegenteilige Bild.
In beiden Fällen bin ich 100% bei dir. Ein schönes Beispiel, wie mal konkrete Zahlen die Diskussion etwas transparenter zu machen, danke dafür.
Warum? Es wird Wohnraum geschaffen und die Mieter, die sich anderweitig zum Beispiel keine Wohnung kaufen können (Kreditwürdigkeit, Einkommen), haben in diesen 30 Jahren Wohnraum. Das kann schon in Ordnung sein. Letztlich muss ja jedes Objekt finanziert werden. Ist hier nicht die Risikoumlage auf die Mieter das Thema, zum Beispiel über unsägliche Tools wie Indexmieten und ähnliches als das von dir geschilderte Modell an sich?
Genau, das wollte ich auch ausdrücken. Wenn wir über diese Steuern und Konzepte reden, finde ich es wichtig, mit konkreten Summen und Szenarien zu arbeiten, damit die Diskussion nicht durcheinandergeht.
Manche Beispiele oben, die @ped anspricht, geben da ja schon anfassbare Kennzahlen, die ich zum Beispiel dann auch bewerten kann.
Wie gesagt, ich befürchte, dass viele unterschiedliche Vorstellungen von „Vermögen“ und „reich“ haben und ihnen unterschiedliche Ideen von Gerechtigkeit vorschweben, da helfen konkrete Summen.
Absolut ist das nicht schön und fair.
Aber gleichzeitig ist es so, dass dennoch auch in einer freiheitlichen Gesellschaft gilt, dass nicht jeder alles erreichen kann. Ob persönliche Interessen und Stärken, Gesundheit, Herkunft etc. bei mir ist es eher die Gesundheit, die eine maximale Entfaltung einschränkt.
Über Vorbilder, Aufklärung, Chancen (Bildung, Initiativen wie Girls / Boys day etc) kann man die Möglichkeiten verbessern. Und insbesondere hier sehe ich noch große Potenziale!
Gleichzeitig muss man ein Minimum an Teilhabe sicherstellen (Bürgergeld, Grade der Behinderung, Mindestlohn / Lohnuntergrenze, kostenloses Essen in Schulen etc).
Beide Listen sind nicht vollständig und müssten darüber hinaus noch um Maßnahmen erweitert werden.
Aber dann ist es irgendwann eine individuelle Aufgabe. Der individuellen Person die etwas erreichen will aber auch anderer Menschen zu unterstützen (Kolleginnen, Chefs, Nachbarn, Gemeindemitglieder etc.).
Disclaimer: Ich werde auch nichts erben. Das einmal vorgeschickt.
Ich kann die eigene Lebensrealität schon verstehen, nur sehe ich das als einen schlechten Ausgangspunkt, um daraus normative Ideen abzuleiten, wie Vermögensverteilung in einer Gesellschaft gestaltet werden soll und was wir als Gesellschaft als erstrebenswert und normativ gewünscht empfinden.
Wie in Beispielen oben einige Foristen schreiben, ist 1 Mio€ nicht unbedingt viel. Nehmen wir eine Familie, bei der beide arbeiten, ohne Erbschaft. Zum Ende des Arbeitslebens ist es möglich, ein Haus mit einem Besitz von 600.000 Euro und dazu weiteres liquides Altersvorsorgevermögen anzusammeln. In der Zwischenzeit haben sie auf ihren Arbeitslohn viel Steuern gezahlt.
Daher - unabhängig von der persönlichen Sichtweise - wo ist die normative Kappung von „noch akzeptabel“?
Und in meinem Beispiel sind wir weit von „Villa“ entfernt. Es geht mir nicht darum, dass du grundsätzlich falsch liegst, aber ich wünsche mir mehr normative Ideen, was denn aus deiner Sicht wünschenswert wäre und welches Vermögen für dich akzeptabel ist.
Bei denen wird sich die Miete erhöhen, damit die Hauseigentümer die Vermögenssteuer wieder reinbekommen.
Ich kenne 3 Hausbesitzer, die Wohnungen vermieten, alle mit Kaltmieten unterhalb des lokalen Mietenspiegels.
Die haben auch gar keine Lust, alle naslang die Miete zu erhöhen, da sie an einem langfristigen und guten Mietverhältnis mehr Freude haben als an ein paar Euro mehr Miete. Die würden ihr Verhalten dann sicherlich überdenken.
Nur um das richtig zu verstehen.
Eine Ehepaar soll ihr Haus/Wohnung an den Staat abtreten, um im Gegenzug eine Betreutes Wohnen Wohnung inkl. Versorgung zu erhalten?
Bsp: Ehepaar 1 wohnt in Blankenese in einer 120m² Wohnung; Wert 900 000€. Ehepaar 2 wohnt in Hörste (Land) in einer ähnlichen Wohnung wie 1. Wert 150 000€. Wie soll denn das Angebot des Staates aussehen? Und wie soll der Staat das bitte finanzieren?
Ich würde wirklich erstmal die praktisch anwendbaren Vorschläge zu diskutieren und nicht immer ins Utopia abzugleiten.
Das ist ein sehr gutes Beispiel.
Schauen wir uns einmal die Lohntabellen der IGBCE oder IG Metall an.
Da fällt schnell auf, dass die höheren Lohngruppen 6500 -7250€ Brutto im Monat verdient, dass sind mit Urlaubs-/Weihnachtsgeld und 13 Monatsgehalt rund 95 000€.
Diese Lohngruppen werden relativ schnell erreicht, wenn man BWL, MINT oder ähnliches studiert hat.
Nun rechnen wir mal das der Partner ebenfalls 35 000€ verdient. Das macht ein Haushaltsbrutto von 130 000€/ Jahr. Davon gehen 40% Steuern ab (überschlag), bleiben 78000 €/Jahr Netto. Sagen wir 30 000€/Jahr können gespart bzw. in ein Haus investiert werden. Bei 40 Jahren arbeiten sind wir da schon bei 1,2 Mio€ ohne Zins und Zinseszins.
Darum empfinde ich ein Vermögen von einer Million am Ende des Arbeitslebens relativ realitisch zu erreichen.
Ich verstehe hier schon den Frust und die Wut vieler Bürger, für die diese Summen unerreichbar erscheinen, aber für mich beginnt Vermögen (Reichtum) wirklich erst ab Summen über 5 Millionen€.
Interessant wird die Rechnung, wenn ein drittes Einkommen hinzukommt, durch zum Beispiel Miete oder Zinseinnahmen, welche durch ein versteuertes Erbe hinzukommt. Hier stelle ich mir immer die Frage, ob nicht eine doppelte Besteuerung stattfindet, wenn man das Erbe versteuert hat und dann daraus wieder Einnahmen erzielt.
Ich erbe ein Haus im Wert von 1 Million€. Ich bezahle die (25% auf 600 000€) 150 000€ Erbschaftssteuer.
Dann bezahle ich Steuern auf die Mieteinnahmen. Ist es dann noch gerecht eine Vermögenssteuer zu erheben auf das Gesamtvermögen? Das Haus behält ja den Wert von einer Million und die Mieteinnahmen erhöhen ebenfalls mein Vermögen.
Das gleiche Beispiel könnte man für Aktien oder Unternehmensanteile aufmachen. Ab wann gilt hier eine Doppelbesteuerung eigentlich?
Reichtum wie auch die empfundene Steuerbelastung hängen stark von der Sichtweise ab.
Ein Ingenieur in der Metallbranche wird das anders definieren wie der Sohn des Grossindustriellen, aber auch wieder anders als die alleinerziehende Verkäuferin im Aldi
Ist das Erbrecht schuld daran?
Oder gibt es andere Gründe, warum multinationale Grosskonzerne die Winzereien aufkaufen?
Ein wertvolles Haus: Steuern würden anfallen, auf den Wert, der die 1Mio übersteigt.
Wer die Steuer nicht begleichen kann:
- stunden lassen,
- auf ein so wertvolles Haus lässt sich ohne Schwierigkeiten ein Kredit aufnehmen, das Haus als Sicherheit.
3)Sollte der Erbende nicht bereits selbst im Haus wohnen, hat er ggf die Option, Mieteinnahmen zu erzielen.
Es gibt viele Lösungen, wenn man die Steuer nicht direkt zahlen kann.
- und 3) sind Optionen, die quasi mit dem Erbe Haus zusamnen entstehen.
Kostensteigerungen bei Bauprojekten sind in vielen Fällen unvermeidlich, obwohl manches auch vorher über die Maßen schöngerechnet wurde (s. Stuttgart 21), diese Mehrkosten sind zum aller größten Teil peanuts, noch viel irrelevanter sind haushalterisch Diätenerhöhungen, die meines Wissens im Übrigen an ökonomische Indikatoren gekoppelt sind, sodass es gewissermaßen einen Automatismus gibt. Und dass MdB o. dgl. jetzt - gemessen an ihrer Arbeitsleistung und oftmals 50-60-Stunden-Wochen - allzu üppig bezahlt werden, erschließt sich mir nicht.
Dass - im Unterschied dazu - die sukzessive Streichung oder Kürzung klimaschädlicher Subventionen schon erkleckliche Sümmchen zusammenbrächte, sehe ich auch so. Das wäre tatsächlich auch in einer fiskalisch relevanten Größenordnung machbar - bei gleichzeitigem längefristigen Zusatznutzen.
Reichtum wie auch die empfundene Steuerbelastung hängen stark von der Sichtweise ab.
Ja, alles ist relativ bzw. subjektiv, da Menschen sich untereinander nach unterschiedlichen Maßstäben (oft aufgrund verschiedener Bezugsgruppen) vergleichen.
Aber diese meines Erachtens im Ergebnis triviale Feststellung hilft jetzt auch nicht weiter.
Ich könnte jetzt noch den Allgemeinplatz, dass politische Entscheidungen auf gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen beruhen, ergänzen.
Muss man machen. Mehr kann man dazu nicht sagen.
Klar, ging hier ja in der Diskussion auch um die Frage wie man Reichtum definiert.
Das setzt erhebliches Vertrauen in die Steuerungskraft des freien Markts voraus. Und das sehe ich durch die Realität nicht bestätigt. Im konkreten Fall wurde eine Bestandsimmobilie von jemandem abgekauft, der von dem Verkaufserlös seinen (luxuriöse) Ruhestand finanziert hat. Da wurde kein einziger Quadratmeter Wohnraum neu geschaffen, sondern nur zwei ohnehin schon vermögende Menschen konnten ihre Vermögensplanung optimieren.
Angesichts der Zustände auf dem Mietmarkt in nachgefragten Ballungszentren ist es für mich auch schwer argumentierbar, dass die gegenwärtige Praxis der Immobilienfinanzierung den gewünschten Markteffekt (ausreichend Wohnraum zu angemessenen Preisen) erzeugt.
Das geht über das hier diskutierte Thema hinaus, aber meiner Meinung nach wäre es erheblich besser, wenn die Kommunen den eigenen Mietmarkt zu einem bedeutenden Anteil kontrollieren würden (durch eigenen Wohnungsbestand) oder es Modelle zum Vermögensaufbau durch Miete geben würde (Mieter erwerben durch ihre Mietzahlungen auch Anteile am Kapital der Mietwohnung). In beiden Fällen würde der Aufbau von Mietimmobilien nicht nur relativ wenigen Privatvermögen zugute kommen.
Auch wenn keine Indexmiete vereinbart ist (die ja in der niedrig-Inflationsphase bis zur Corona-Pandemie sogar sehr vorteilhaft gewesen wäre) kann man Mieten über die ortsübliche Vergleichsmiete anpassen (max +15% über 3 Jahre) oder man setzt die Mieten einfach bei Neuvermietung hoch.
Wenn ein Ehepaar zusammen eine Immobilie und Anlagevermögen im Wert von insgesamt 1 Mio Euro angespart hat, dann besitzt jeder der beiden ein Vermögen von 500.000 Euro. Vermögen wird in diesen Diskussionen immer pro Kopf gerechnet und steuerlich veranlagt. Entsprechend ist ein Netto-Vermögen von 1 Mio Euro eben schon viel – denn Paare müssen dafür zusammen schon mal 2 Mio Euro angespart haben (wenn sie wie in deinem Szenario nichts erben).
Auch hier: Zwei Personen erarbeiten zusammen 1,2 Mio Euro. Für die steuerliche Veranlagung muss man das ganze also durch zwei teilen, bleiben 600.000 Euro pro Person (zzgl. Zinsen).
Als Kind zahlst du auf Erbschaften die abzüglich des Freibetrags unter 600.000 Euro bleiben nur 15% Erbschaftssteuer, also in deinem Beispiel nur 90.000 Euro (wenn du es schaffst gegenüber dem Finanzamt bei 599.999 Euro rauszukommen ).
Warum sollte das ungerecht sein? Wir zahlen auch Einkommenssteuer und dann nochmal Umsatzsteuer, wenn wir uns von dem versteuerten Einkommen etwas kaufen. Jeder Euro der im Umlauf ist wird ständig wieder besteuert. Der Trick ist, dass er oft genug an der richtigen Stelle besteuert wird, also tendenziell weniger bei Geringverdienern und tendenziell mehr bei reichen Menschen.