Sprachgebrauch: Schwarze Liste

Da ihr ja meist recht konsequent einen zeitgemäßen Sprachgebrauch anstrebt, habe ich mich bei der aktuellen Folge gefragt, ob der Terminus „Schwarze Liste“ noch angebracht ist, weil er ja die negativen Assoziationen mit der Farbe schwarz verstärkt.

Im englischen Sprachraum ist das glaube ich nicht mehr so gebräuchlich, auf deutsch bin ich mir unsicher.

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Müssen wir jetzt auch Star Wars neu vertonen, weil dort die dunkle Seite böse ist?

Dass „Hell“ und damit „weiß“ eher positiv konnotiert ist und „dunkel“ oder „schwarz“ eher negativ, hat doch nichts mit Rassismus sondern eher mit menschlicher Psyche zu tun:

Im Dunkeln fühlen wir uns eher unsicher, wir können uns weniger auf unseren wichtigsten Sinn, das Sehen, verlassen und sind unserer Umwelt mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert. Dass man sich nachts in einer dunklen Gasse ein wenig unwohl fühlt hat ja nichts mit der Hautfarbe des Gangsters zu tun, vor dessen Überfall wir uns fürchten, sondern dass wir ihm ausgeliefert wären.

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So eine ähnliche Diskussion hatten wir schon mal:

Kurz gesagt: Ich finde es abwegig zwischen Wörtern, die die Silbe „schwarz“ enthalten und der Hautfarbe eine Assoziation herzustellen, wenn sie definitiv nicht gemeint ist, also weder objektiv noch subjektiv vorhanden ist.

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Also ich finde Begriffe wie schwarze Liste aber etwa auch Schwarzfahren nicht per se rassistisch, weil sie erkennbar nicht auf Menschen mit Schwarzer Hautfarbe abzielen, sondern auf schwarz im Sinne von „dunkel, versteckt, geheim“ - also Begriffe, die die Voraussetzungen für Kriminalität sind.

Ganz gegensätzlich sehe ich das bei direkt auf Schwarze anspielenden Begriffen, etwa der früheren Bezeichnung für Schokoküsse oÄ. Die sind diskriminierend und fertig.

Sofern sich jemand durch die im ersten Absatz genannten Begriffe trotzdem diskriminiert fühlt, würde ich vielleicht nochmal drüber nachdenken, aber konkret wurde dieses Problem in meinem Umfeld oder meiner Medienbubble noch nie

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lol white boys explaining racism. Denkst ihr nicht dass es vielleicht nicht nur etymologie ist die hier entscheidend ist.

Nicht dass ich es nicht auch witzig finde, dass man verzweifelt versucht die Sprache von allem zu befreien, dass auch nur leicht problematisch sein könnte. Gerade bei weißen Menschen finde ich dass ziemlich witzig. Andererseits ist ja nur ein kleiner Hinweis, der dazu noch als offene Frage gestellt wurde und hier im Kontext eines bildungsbürgerpodcasts kann man sich das schon fragen bzw. wäre es sicherlich auch nicht so schwierig einfach nen anderes wort zu nehmen. Die Deutsche Sprache ist ja eher für ihre deskriptive Struktur bekannt und nicht für ihre Metaphern und Sprachbilder, die wird das schon verkraften, wenn man Sperrliste sagen würde oder irgendein anderes xbeleibiges viel zu langes Wort, wie alle Begriffe in der deutschen Sprache.

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Ja, würde sie. Aber eine Diskussion über „Schwarz-xxx“ lädt den Begriff auch ohne Not mit einer Bedeutung auf, die er nie hatte, schafft also Konfliktpotential da, wo es vorher keines gab.

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„lol white boys explaining racism.“

Wenn man sich mit Rassismus - etwa durch das Hörbuch „Exit Racism“ - beschäftigt hat, kommt man nicht drumrum, sich eigenständig mit Rassismus zu beschäftigen. Solche Aussagen helfen beim Problem nicht, es muss jeder und jede in der Lage sein, darüber reflektieren zu können. Das letzte Wort haben immer die Betroffenen, aber wenn nicht jeder mit solchen Problemen umgehen darf, kommen wir nie weiter.

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Wenn wir gerade bei Buchempfehlungen zum Thema sind: Ich fand „Eine Frage der Moral“ von Anatol Stepanowitsch (DUDEN 2018) recht anregend.

eine Diskussion über „Schwarz-xxx“ lädt den Begriff auch ohne Not mit einer Bedeutung auf, die er nie hatte

Das würde ich bezweifeln, die Bedeutung entsteht ja gewissermaßen beim Zuhörer, und vor allem Kinder können da vielleicht die etymologischen Nuancen nicht ganz verstehen. Auf unterhaltsame Weise hier von Muhammed Ali erklärt:

WHY IS JESUS WHITE BY MUHAMMAD ALI - YouTube

Witzig ausgerechnet auf Ogette hier zu verweisen ihr Buch weist nämlich vor allem auf eine bewusste Perspektivenverschiebung hin die man selbst machen sollte, was in diesem Fall eben wäre sich zu überlegen, welche Auswirkungen es wohl für POCs hat, wenn man den Begriff schwarz als negatives Adjektiv verwendet und die Problematik eben nicht aus einer abstrakt etymologischen Herleitung rundheraus zu negieren.

Aber ich sehe hier auch nicht inwiefern sich in deinem Argument die Frage eines abstrakten Rassismusbegriffes wiederfindet. Du verweist lediglich darauf, dass es nicht unmittelbar mit schwarzen Menschen zusammenhängt.

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Außerdem braucht es schon einiges an Chuzpe, um zu behaupten, die Bezeichnung „Schwarze“ hätte historisch nichts mit negativen Konnotationen zu tun.
Aber ich fürchte es läuft mal wieder auf Vermeidung statt Auseinandersetzung mit problematischer Sprache hinaus. Vermutlich werden wir demnächst eher von einer blacklist hören, ebenso wie Leute mit einem guide unterwegs sind, und im sommer in ein camp fahren…

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In der Tat gibt es diese Debatte:

Überzeugend finde ich das es zwar nicht (in meiner Kindheit hatten die Guten immer weiße Cowboy-Hüte auf und die Bösen schwarze- leicht vereinfacht - die Assoziation Gut und Böse mit der Hautfarbe habe ich noch nie irgendwo wahrgenommen…), aber klar ist ja, wenn das in den USA diskutiert wird, kommt es auch zu uns…

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Haben wir hier im Forum eine Person mit dunkler Hautfarbe, die sich mal bitte zu diesem Thema äußern kann? Wenn nicht, dann spekulieren wir einfach nur über die Relevanz dieser Wortwahl.

Ich spekuliere, dass es niemandem was ausmacht, weil man, auch wenn man dunkle Haut hat, doch das Wort „schwarz“ nicht auf sich beziehen wird, weil man sich doch nicht in erster Linie (und auch nicht in zweiter oder dritter Linie) über dieses Adjektiv identifiziert, genauso wenig wie ich beim Adjektiv „kurzsichtig“ an mich denke.

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Ich habe diesen Satz jetzt mehrmals gelesen und ich fasse es immer noch nicht, wie man auf die Idee kommt, das sei ein irgendwie tragfähiger oder auch nur diskutabler Vergleich.

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Ok, fokussiere Dich nicht auf den Vergleich. Überleg mal, ob das Wort „schwarz“ irgendeine besondere Bedeutung für Dich hätte, ob Du es auf Dich beziehen würdest, nur weil Deine Haut dunkler ist als die anderer Menschen.

Es kann doch nicht dein Ernst sein zu verlangen, dass sich hier eine PoC äußern muss, damit diese dann (als private Einzelperson) ein für alle Mal klärt, ob wir hier über etwas Relevantes diskutiert wird. Zunächst einmal verweist das darauf, dass hier eine PoC als Sprachrohr für alle PoCs angesehen wird und weiterhin ist keine PoC dazu verpflichtet, uns weißen Menschen die Welt zu erklären. Ungeachtet der Tatsache, dass du einfach davon ausgegangen bist, dass wir in diesem Thread alle weiß sind. Und es hat ein bissl Geschmäckl, wenn man die vielen Äußerungen bedenkt, die so im Alltag fallen, die in die Richtung gehen: „ich kenne einen Schwarzen, der findet xy gar nicht schlimm. Also kann man xy ja sagen…“

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Ja, der Vergleich ist wirklich nicht gelungen, aber entsprechend dem Punkt von @Hufschmied

würde ich mich in der Tat freuen, wenn sich eine POC dazu äußern würde, ob sie das Wort irgendwie verletzt o.ä. Ich vermutet es nämlich auch eher nicht, aber ich würde es gerne aus erster Hand erfahren.

Edit: Formatierung

Wenn die Tatsache der Dunkelheit der Haut immer wieder der Anlass für Probleme im zwischenmenschlichen Miteinander ist? Sicherlich.

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Du hast es vermutlich nicht so gemeint, aber das Wort „Anlass“ suggeriert m. E., die Pigmentierung von Haut sei an sich ein relevantes Merkmal. Der Kern ist doch aber gerade, dass diesse erst durch den Rassismus (d. h. in der Regel durch Weiße) überhaupt zu einem „Problem“ gemacht wird. Fakt ist auch, dass die Auswahl dieses Merkmals zwar einerseits beliebig ist, aber historisch gesehen im Kontext von Imperialismus und Kolonialismus eben keinesfalls zufällig, sondern Ausdruck globaler gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Und genau in diesem Kontext stehen eindeutig auch Konnotationen von Begriffen wie schwarz oder dunkel. Deshalb ist es ja so pervers, wenn Weiße rumheulen, das sei doch nun heutzutage gar nicht mehr wichtig und man solle doch mal aufhören, ständig darauf herumzureiten. Ich würde sagen: wir haben damit noch nicht mal richtig angefangen.
Allen, die das Problem Rassimus hier individualisieren wollen („soll doch mal jemand sagen, dass er/sie ein Problem damit hat…“) - aber auch allen anderen empfehle ich die Lektüre von Reni Eddo-Lodges „Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche“ und Alice Hasters’ „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“.

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Ja, genau deswegen habe ich ganz bewusst „Anlass“ geschrieben (statt etwa „Grund“). :wink: Es ist nicht aus sich heraus ein Problem, sondern das Problem wird von außen daran festgemacht.

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