Reminder zu Antirassistischer Sprache

Liebes Lage-Team,
Ich höre Euch regelmäßig und super gern.
Noch lieber würde ich Euch allerdings hören, wenn ihr aus rassismuskritischer Sicht problematische Begriffe nicht mehr verwendet.
Ist doch ganz leicht: illegaler Markt, fahren ohne Fahrschein, nicht angemeldete Arbeit…

Vielen lieben Dank!

Henning

Hierzu gilt das Gleiche:

Den Hosts kann man nun wirklich keinen Rassismus vorwerfen, auch dann, wenn die gebräuchliche Sprache Formulierungen und Idiome enthält, die man als rassistisch empfinden kann.

Ich denke, es ist auch nicht im Sinne Deiner eigentlichen Intention, die Hosts hier im Forum coram publico vorzuführen.

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Genau.
Im Versuch, mit Sprache sensibler und rücksichtsvoller umzugehen und keine Ressentiments zu verstärken, darf man in der Forderung danach auch nicht übertreiben.
Die Anregung ist super, auch für das Forum, aber wir alle sollten gleichzeitig Verständnis für über lange Zeit erfolgte Prägung haben. Wichtig wäre mir, dass wir es alle versuchen und auch nicht zu streng sind, wenn es mal nicht klappt.
Ich bin 52 und habe durchaus Schwierigkeiten, immer an alle womöglich unter der Sprache liegenden Bedeutungen zu denken, auch wenn ich zu den VerfechterInnen von Sprachsensibilität gehöre. Bitte etwas Nachsicht.

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Ganz genau: mein Anliegen war kein Vorwurf (den kann ich in meinem Post auch nicht finden).
Das würde meinem Verständnis von Rassismus auch entgegenlaufen: Das Problem sind nicht einzelne rassistische Individuen, sondern ein rassistisch geprägtes System, in dem wir alle groß geworden sind.
Unsere Aufgabe sollte es sein, das zu erkennen, zu versuchen es nicht zu perpetuieren und Schritt für Schritt dieses System zu dekonstruieren.
Der Verzicht auf bestimmte Begriffe kann ein Teil dieser Arbeit sein.
Daher mein Reminder.

Und ich will niemanden vorführen, sondern Feedback geben, auf dem Kanal, den sich die Hosts explizit wünschen (gäbe es einen besser geeigneten Kanal für diese Feedback)?

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Ich glaube, wir sind uns alle einig. :wink:
Und das Forum ist der richtige Ort für Feedback.

Da hatten wir vor langer Zeit schonmal eine Diskussion zu. Ich finde, gerade die von dir angesprochenen Begriffe meinen mit dem Wort „Schwarz-“ im Namen nicht im Entferntesten die Hautfarbe, sondern das Verborgene.

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Warum denn immer gleich jede Anregung als Vorwurf ansehen? Ich lese das als eben das: eine Anregung, den eigenen Sprachgebrauch zu verändern, nicht weil die Welt untergeht, wenn man es nicht tut, sondern, wei es außer dem mitunter mühsamen Umgewöhnen eigentlich nichts kostet, auf problematische Begriffe zu verzichten und stattdessen andere zu verwenden, die genau so treffend sind. Zudem geht es (zumindest meinem Verständnis nach) bei Antirassimus nicht in erster Linie darum, bestimmten Menschen als Rassist:innen zu „outen“, sondern gerade unsere Sprache und Gewohnheiten, in die sich rassistische Denkweisen seit Jahrhunderten eingeschrieben haben zu verändern.
In diesem Sinne: What’s the big deal?

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Das sehe ich wie @Nick_Linden
Wir haben nun mal das Problem, dass Wörter mehrere Bedeutungen haben können.
Und Schwarzmarkt, Schwarzarbeit und Schwarzfahren haben nun einmal nichts mit der Hautfarbe eines Menschen zu tun.
Insofern braucht sich auch niemand aufgrund seiner Hautfarbe von solchen Worten angesprochen oder getriggert fühlen.

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Ich glaube, dass solche Äußerungen ein Teil des Problems sind.
„Schwarz“ wird in vielen Wortzusammensetzungen (wie den hier diskutierten) nun einmal häufig negativ behaftet genutzt.

Nur weil das schon seit Jahrhunderten gemacht wird (schwarz sehen/malen), kann doch nicht davon ausgegangen werden, dass keine rassistische Komponente darin enthalten ist. Sklaverei ist halt schon Tausende Jahre alt.

Vielleicht hält das Argument Überprüfungen nicht stand, aber diese größtenteils negative Assoziationen lassen sich doch nicht einfach ignorieren. Und eignen sich auch nicht dafür, einer riesigen Personengruppe das Recht abzusprechen, sich davon getriggert zu fühlen.

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Es geht um Begriffe, die eindeutig negativ konnotiert sind und die allein deshalb schon problematisch sind - egal wer sich davon „angesprochen“ fühlt. Auf die Bitte, solch problematische Begriffe zu vermeiden oder zumindest zu reflektieren mit dem Hinweis zu reagieren, dass eine ganz bestimmte Problematik (nämlich ein ethymologischer Bezug zur Hautfarbe) nicht besteht, aber auf die Problematik im weiteren Sinne überhaupt nicht einzugehen finde ich ehrlich gesagt etwas merkwürdig. Klingt für mich etwas nach dem Beharren auf einem Recht, und sei es auch nur auf dem Recht, nichts ändern zu müssen.

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Hier wie bei jeder Iteration der „Wo kommen wir denn da hin“-Reaktion der Hinweis auf die Stellungnahme der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland zum Fahren ohne Fahrschein:

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Danke für die Antworten.
Wenn es tatsächlich Leute triggert, ist das natürlich ein Grund, darauf zu verzichten.
Ich möchte aber grundsätzlich dazu aufrufen, sich zu fragen, inwiefern man sich von einer rechtsradikalen Minderheit beeinflussen lassen sollte.
Der ISD bittet ja darum, die Worte zu vermeiden, weil auch Rechtsradikale und Ausländerfeindliche sich dieser Termini bedienen. Dabei stimmt er zu, dass sie keineswegs im Ursprung diesen Unterton haben.
Wenn wir nun auf Worte verzichten, weil sie von Minderheiten missbraucht werden, berauben wir uns Teilen der Sprache, schlimmer noch, lassen uns von dieser Minderheit vorschreiben, was nicht sagbar ist.
Wäre es nicht angemessen, in Zusammenhängen, in denen das Wort offensichtlich nicht mit der Hautfarbe in Verbindung steht, es weiter zu verwenden? Mehr noch, damit zu zeigen, dass wer so einen Zusammenhang herstellt, nur seine eigene Beschränktheit zur Schau stellt?
Die Frage sollte nicht sein, was mich herabwürdigen kann, sondern was berechtigt ist, mich herabzuwürdigen.
Oder verzichten wir jetzt auch auf das Wort „Spaziergang“, nachdem es derart in den Dreck gezogen wurde?

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Ich weiß nicht, wo du das gelesen haben willst. Im Text, der verlinkt wurde, heißt es, der Begriff: „entfaltet […] in der rassistischen Gegenwart in Deutschland seit Jahrzehnten eben diese Wirkung.“ Diese Wirkung ist nicht eben nicht auf „eine rechtsradikale Minderheit“ oder auf die von dir genannten beiden Gruppen beschränkt, ganz abgesehen davon, dass diese Gruppenzuschreibungen m. E. generell ungeeignet sind, um die Verbreitung rassistischer Denkweisen in der Gesellschaft adäquat zu beschreiben. Denn erstens gibt es Rassismus nicht nur bei Rechtsradikalen und zweitens hat er nicht zwingend etwas mit der jeweiligen Staatsangehörigkeit der Betroffenen zu tun.

Das finde ich ehrlich gesagt ein merkwürdig formalen Argument. Erstens suggeriert das Wort „missbrauchen“, dass es um Begriffe ginge, die an sich vollkommen unproblematisch sind und nur von „einer Minderheit“ in problematischer Weise verwendet werden. Das ist aber etwas vollkommen anderes als die Kritik u.a. der ISD. Zweitens suggeriert das Wort „berauben“, dass es irgendeinen Zwang gäbe, bestimmte Wörter entgegen dem eigenen Willen nicht mehr zu verwenden. Und auch das hat nichts mit der Realität zu tun. Wenn überhaupt geht es hier um einen freiwilligen Verzicht auf die Verwendung bestimmter Wörter. Und selbst wenn eine Mehrheit aus Gründen der Sensibilität und der Solidarität dem Wunsch einer Minderheit folgte - was genau wäre daran so schlimm? Woher kommt dieser Widerstand?
Für mich persönlich kann ich sagen, dass es ganze Arsenale an Sprache gibt, derer ich mich aus guten Gründen freiwillig nicht bemächtige. Und ich bin noch nie auf die Idee gekommen, darin einen „Verlust“ zu sehen. Im Gegenteil: ich empfinde es als äußerst vorteilhaft.
Insgesamt erinnert mich die Argumentation schon ziemlich an Leute wie Peter Hahne, die ganze Bücher schreiben über ihr „Recht“, weiter bestimmte rassistische Begriffe verwedenen zu „dürfen“.

Hier:

Als Selbstvertretung Schwarzer Menschen in Deutschland wissen wir, dass der Begriff häufig bei Anti-Schwarzen rassistischen Übergriffen in öffentlichen Verkehrsmitteln verwendet wird, nicht zuletzt auch von rassistischen Fahrgästen und Kontrollpersonal.

Genau das begrüße ich auch. Aber dabei empfehle ich, das Augenmaß nicht zu verlieren. Vielleicht würde es vielmehr helfen, Leuten, die die deutsche Sprache nicht als Muttersprache haben, klar zu machen, dass nicht alles, was schwarz ist, black coloured ist, sondern eben „im Dunkeln“, „verborgen“ und es absolut keinen Grund gibt, dies mit der eigenen Hautfarbe in Verbindung zu bringen.
Wer es mit ausländerfeindlichem Hintergrund benutzt, gehört dafür natürlich verurteilt.

Der Thread wurde ja in der Hoffnung eröffnet, dass die Worte nicht mehr benutzt werden.
Auch der ISD lehnt die Benutzung des Wortes „Schwarzfahren“ ab. Insofern sehe ich hier schon Druck, der aufgebaut wird. Das ist auch ok, ohne Druck kein Ergebnis.

Da steht aber weder was von „Rechtsradikalen“ noch von „ausländerfeindlich“, wie Du behauptet hattest, sondern mehrfach „rassistisch“. Genau diesen Unterschied habe ich kommentiert.

Servicepost aus der selbst gewählten Forenabstinenz.

Man sollte es mit den Fakten halten und sich nichts herbei phantasieren. Unabhängig davon halte ich eine sensible Sprache hier dennoch für nicht weniger gerechtfertigt als bei der Gendersprache, Diskussionen über Apothekennamen oder Würzsoßen.

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Abgesehen davon, dass eine Meinungsäußerung nicht unbedingt ein „Servicepost“ ist:

Ich nehme an, dass Du damit sagen willst, dass die von Dir zitierte Position eine Tatsache ist. Ich finde, da wird eine subjektive Einschätzung mit einer objektiven Tatsache verwechselt. Denn es gibt ja auch andere Einschätzungen, etwa die zitierte Position der ISD, die zu einem ganz anderen Schluss kommen.
Damit stellt sich aber die Frage, wie wir damit umgehen, dass es in dieser zentralen Frage unterschiedliche Einschätzungen gibt. Eine Position willkürlich zur „Tatsache“ zu erklären und die andere zu ignorieren scheint mir keine probate Lösung zu sein.

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Hmmh, ich trage gerade ein schwarzes T-Shirt und braune Schuhe. Bin ich jetzt ein rassistischer Nazi?

Für mein Empfinden verlieren wir durch solche grenz-sensiblen Diskussionen den Blick für die echten Problemanwendungen „alter“ Sprachbestandteile. Da kommt doch kaum ein normaler Bürger mehr mit. Und was tut der dann? Sicht sich einfache Wahrheit bei falschen Propheten.

Nur meine Meinung…

Mein Beitrag, ist bis auf diesen Satz

keine Meinungsäußerung. Stattdessen zitiere ich Sprachforscher aus einem Zeitungsartikel. Diese Linguisten verweisen darauf, dass der Ursprung von Formulierungen wie „Schwarz fahren“ keineswegs auf Rassismus basieren. Eine Linguistin gibt sogar den Ursprung an. Schwarz steht für das Dunkle, im Verborgenen stattfindene und damit für etwas Illegales. Sie verweist sogar darauf, dass solche Verbindungen schon seit Jahrhunderten verbreitet gewesen seien. Ich möchte hinzufügen, also länger als der typische Europäer mit Menschen anderen Phänotyps konfrontiert ist. Das Feindbild des europäischen Bürgers war weit eher jüdisch, nicht farbig.

Wer Wissenschaft als Meinung bezeichnet, ist näher an Donald Trump als an Harald Lesch.

Auch der ISD zweifelt den Ursprung nicht an.

Angeregt worden war der Verzicht auf das Wort „schwarzfahren“, das vermutlich aus dem Rotwelsch stammt und dort generell eine illegale Handlung beschreibt, für die die Delinquenten bevorzugt die Dunkelheit aufsuchten, von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD). Dass die Wortbedeutung ursprünglich nichts mit der Herkunft von Menschen zu tun hat, ist für Tahir Della von der ISD kein Grund, vom Dringen auf eine Sprachregulierung abzusehen. „Auch wenn Schwarzfahren überhaupt nicht rassistisch angelegt war, ist trotzdem die Wirkung bei Betroffenen, dass schwarz für etwas Negatives steht, für Kriminalität etwa oder Illegalität.“ Deshalb sei es sinnvoll, den Begriff nicht mehr zu nutzen.

Stattdessen verweist er auf eine generelle Problematik der Farbkonotation, der auch ich nicht widerspreche, siehe hier

Soll heißen, wenn wir schon in diesen Punkten die sprachliche Extrawurst braten, dann sollten wir konsequent bleiben. Ich fände das in Ordnung.

Ich bin dann wieder raus. Weitere Diskussionen gerne per PN. Sonst findet eine gewisse Person mit Moderationsrechten ganz schnell wieder Nicht-Gründe um mich zu sperren.

Edit: Per PN ausdiskutiert.

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Ernst gemeinte Frage:
Wenn bestimmte Bezeichnungen mit Farbzusammenhang ohne ethymologischer oder geschichtlicher Problematik allein durch ihre negative Konnotation problematisch sind, soll man dann noch folgende Bezeichnungen verwenden:

  • jemand sei gelb vor Neid (womöglich gegenüber Asiatischen Menschen problematisch)
  • jemand sei rot vor Wut (womöglich problematisch ggü. Menschen mit indigenen Wurzeln Nordamerikas)
  • Bestimmte Länderbezeichnungen die Farben beinhalten wie Montenegro, die Länder Niger und Nigeria, bzw. der Fluss Niger
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