Gute Frage. Ontop scheint es bei der nachfolgenden Generation der DDR Bürger kein Pendant zu den 68ern zu geben bzw leider eher in die andere Richtung.
Aber was ist der Ausweg? Die Angehörigen von Minderheiten, die bei einer Trennung auf der falschen Seite wohnen, haben dann ja besonders viel „Spaß“.
Und auch die identitätspolitische Aufladung in Ost-West macht es vermutlich nicht besser.
Auf der anderen Seite war doch immer mal wieder von wissenschaftlichen Befunden die Rede, welche politischen Maßnahmen mit mehr oder weniger Extremismus einhergehen. Es mangelt halt bei den allermeisten aus den verschiedensten Gründen am politischen Willen.
Bleibt der alles entscheidende Unterschied zwischen dem Wunsch, was andere der eigenen Meinung nach tun sollten und einem realistischen Vorschlag, wie man sie auch tatsächlich dazu bekommt, das zumindest ansatzweise zu tun. An Ersterem mangelt es nun wahrlich nicht, Zweiteres sehe ich kaum.
Und Rausschmiss - egal ob von lästigen Familienangehörigen oder Bundesländern - löst in solchen Fällen in der Regel das Problem ebensowenig wie Wegschließen - selbst wenn „wir“ dazu die politischen Möglichkeiten hätten.
Abstrakt gesprochen ist das zweifellos richtig. Im Konkreten scheinen da nur momentan diejenigen, die überhaupt nicht das machen, was „wir“ richtig finden, aber deutlich erfolgreicher zu sein.
Rassist:innen kann man nicht mit Argumenten erreichen.
AfD-Wählende, die von Stütze leben, würden sogar Einschnitte in Kauf nehmen, wenn nur die Kürzungen für kinderreiche migrierte Familien noch größer sind.
Im Westen brauchte es einen verlorenen Krieg, eine unvergleichliche Schuld und jahrzehntelange Besatzung, bis es für einen größeren Anteil der Gesellschaft wenigstens als anstößig galt explizit rassistische Gedanken laut zu äußern.
Ich hoffe es klappt diesmal bei den „Verlorenen“ auch mit Verfassung, Rechtsstaat und wehrhafter Demokratie.
Aber auch da wieder der politische Wille: Solange die Mehrheit lieber die Nazis vor den Migranten beschützen möchte als umgekehrt, helfen die schönsten Werkzeuge nichts, wenn sie keiner in die Hand nehmen und zur Wirkung bringen will. Ich sehe da ehrlich gesagt parallelen zur Klimapolitik.
Schon interessant, dass die Bitte um konkrete Handlungsoptionen vor allem Äußerungen darüber auslöst, wie blöd irgendwelche anderen Leute sind - sei es, weil sie unverbesserlich rassistisch oder nicht antifaschistisch genug sind.
Ich schlage ich vor, einfach allen, die nicht so wählen und sich nicht so verhalten, wie „wir“ uns das vorstellen, die Grundrechte entziehen - dann ist die Demokratie endlich wieder nachhaltig gesichert!
Klar, Hauptsache alle anderen sind Schuld. Dass ich mit meinem letzten Post deine hier präsentierte Einstellung persifliert habe, ist dir vermutlich nicht aufgefallen…
Als der Krieg verloren wurde gab es noch kein West und Ost.
Und aufgearbeitet wurde er weder hüben noch drüben.
Darum geht es nicht, sondern darum, dass immer noch Leute meinen, AFD wählen wäre eine gute Idee, weil einem ja sonst keiner zuhört. Die Wahrheit ist, dass nach den nächsten drei Wahlen drei Bundesländer so richtig den Bach runter gehen werden, aber keiner die Schuld bei sich selbst suchen wird, sondern von der AFD einreden lassen wird, dass wir alle Opfer einer Verschwörung sind und nur die AFD uns davon retten kann. Gleichzeitig wird sie die Schulen umbauen, Robert benennen den Bundesrat umbauen.
Aber vielleicht überraschen mich die Bürger ja noch positiv.
Dass es Leute gibt, die so denken, ist offensichtlich, sonst würden nicht so viele AfD wählen. Ich bezog meine Bemerkung schon auf die Diskussion hier im Forum, wo ich so etwas noch nie gelesen habe (und hoffentlich auch nie lesen werde). Aber wenn Leute in so einem Forum, in dem die Verurteilung der AfD absoluter Konsens ist und in dem es wohl auch eine sehr breite Mehrheit für ein sofortiges AfD-Verbot gäbe, sich gegenseitig in ihrer Ansicht bestärken, hat das meiner Meinung nach schon etwas von gegenseitige Selbstbestätigung für die richtige Einstellung. Gut gemeint und sicher auch sympathisch, aber gesamtgesellschaftlich höchstwahrscheinlich absolut folgenlos und nach der x-ten Wiederholung ehrlich gesagt auch etwas langweilig.
naja, aufgearbeitet ist ein großes Wort. Es gab Unterschiede. Soweit ich weiß gab es im Westen die 68er. Es gab den Kniefall und es gab Demokratie.
Im Osten ist man in den nächsten Obrigkeits-Staat rein geschlittert und hat es sich mit „Nazis waren nur die im Westen“ bequem gemacht.
Es wirkt ja fast so als ob die AFD im Osten einfach diesen „Etikettenschwindel“ reaktiviert hat.
Manches was in dieser Diskussion geschildert wird (und sich im Alltag wohl auch teils zeigt) erinnert stark an das „wir gegen die“ in den USA, Trumpisten gegen Demokraten.
Zwei sehr gegensätzliche Lager, von denen beide voneinander behaupten, die Welt/das Land in dennUntergang zu führen.
Ich glaube so laut dürfen wir die Amerikaner da gar nicht kritisieren.
Es gibt keine Zwischentöne mehr, nur noch schwarz und weiß. Und die Lösung scheint zu sein, dieses Lagerdenken als dauerhaft unvereinbar zu festigen.
Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, das sowas dauerhaft funktioniert, ohne irgendwann in Gewalt umzuschlagen, sobald eine Seite sich überlegen genug fühlt.
Wollen wir das?
Oder sind wir schon resigniert genug? Um es einfach laufen zu lassen?
Edit: ich sehe da grad vor meinem geistigen Auge Wladimir Putin mit einem Vodka in der Hand grinsend im Kreml sitzen, TV gucken und sich freuen, das alles nach seinem Drehbuch läuft: das die westlichen Demokratien sich grad konsequent selbst zerlegen. (USA, Deutschland, Frankreich, Ungarn, Niederlande,…)
Ok, ich denke, der Thread hat sein Ziel erreicht. Wir wissen nun, West und Ost stehen sich unversöhnlich wie noch nie gegenüber. Die vor 60 Jahren mit dem Mauerbau erfolgte narzisstische Kränkung des Westens, hält noch immer an. Und dann wird ein zweites Mal Geschichte geschrieben und man ist wieder nur Zuschauer, schon blöd. Tja, da kann man offensichtlich nichts machen, als wieder getrennte Wege zu gehen.
Nur ein paar Punkte:
erstens: der Kommentar hat zwei Klicks bekommen. Davon ausgehend, dass die Leute sich den Text nicht anderweitig besorgt haben, haben die meisten also ihre Meinung geäußert, ohne sich mit der Grundlage zu befassen. Das darf man auch nicht fordern, hätte aber meiner Meinung nach Emotionen herausgenommen. So hat man nicht über einen Text, sondern eine Schlagzeile diskutiert.
Zweitens: man muss sich vor Augen führen, was es bedeuten würde, wenn auch drei nicht ganz kleine westdeutsche Bundesländer ähnlich unreflektiert ihre Stimme planten, abzugeben und es dann auch tun.
Der Bundesrat wäre faktisch blockiert - damit ist die Landtagswahl eine Wahl mit bundespolitischer Tragweite, das muss man einfach akzeptieren.
Drittens: zu der Aussage „70% haben die AFD nicht gewählt“: wer seine Stimme nicht abgibt, hat die Parteien im Parlament gewählt und zwar genau mit den Anteilen, wie sie da vertreten sind. Also doch: wer seine Stimme nicht abgibt, hat (auch) AFD gewählt.
Was ich noch zu bedenken geben möchte, habe ich hier für alle Interessierten näher ausgeführt.
Weiß nicht, ob ich eine tl;dr-Fassung hinbekomme, ich versuch’s mal halbwegs knapp zu skizzieren.
Wer glaubt, zwei im Prinzip gleichlegitime Seiten (Wählende rechtsextremer Parteien und deren Kritiker:innen) müssten bloß aufeinander zugehen und sich per Kompromiss einigen (eine Art Gentle(wom)enagreement unter „Biodeutschen“), wie das ja oft nahegelegt wird, schließt automatisch Minoritäten-„Angehörige“, die unter rechter Hetze und Schlimmerem leiden, aus. Jede „verwässerte“ Positionierung von Nicht-Betroffenen geht zulasten dieser dritten Gruppe, die im Diskurs nur allzu oft und gerne ausgespart wird, gegenüber. Und von der potenziellen Gewaltneigung der Rechtsextremen darf man sich schon gar nicht „erpressen“ lassen. Aus den genannten Gründen sind Konzessionen an Rechtsextreme, zu denen auch die AfD-Wählenden zu zählen sind, nicht möglich ohne Preisgabe der Humanität. Deshalb kann man gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auch im Wahlakt nicht dulden.