Das ist nicht polemisch, das ist quasi eine der Grundlagen der Philosophie: der naturalistische Fehlschluss (deshalb auch als Sein-Sollen-Fehlschluss bekannt). Man kann gar nicht oft genug darauf verweisen, dass aus dem „Sein“ alleine nie ein „Sollen“ abgeleitet werden kann. Oder anders gesagt: Nur weil etwas so ist, wie es ist, kann man daraus nicht ableiten, dass das der gewollte Zustand sei.
Zugegeben, der Thread ist provokant, aber das war dem Threadersteller wohl auch bewusst. Ich glaube, es herrscht noch weitestgehend Einigkeit, dass die Bundesrepublik Deutschland in ihrer ungeteilten Form beibehalten werden soll. Generell herrscht denke ich Einigkeit, dass der Trend eher zu immer größeren Staatskonstrukten (Stichwort: „Staatenwerdung der EU“) geht, bzw. dahin geht, dass immer mehr Gesetzgebung von den unteren Ebenen der Staaten auf die höheren Ebenen verlegt werden.
Damit ein Staat freiwillig auf einen Teil seines Territoriums verzichtet, muss schon sehr, sehr viel passieren, in der Regel etwas von der Größenordnung eines Bürgerkrieges. Daher ist völlig klar, dass dieses Szenario extrem unrealistisch ist.
Dazu kommt doch wirklich die Frage:
Ist der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland wirklich größer als der Unterschied zwischen Texas und New York, oder zwischen Moskau und Sibirien, oder zwischen Mumbai und dem indischen Himalaya… große Unterschiede innerhalb von Staaten sind völlig normal, gerade wenn es wie in Deutschland einen historischen Grund gibt. Das kann als Argument nicht hinreichend sein, um die Einigkeit des Staates und seines Territoriums in Frage zu stellen.
Man sollte eher umgekehrt fragen:
Was spricht für so eine Trennung? Es müsste wirklich verdammt gute Gründe dafür geben, um einen Staat zu zerreißen, was dazu führt, das unzählige Menschen zum Umziehen gezwungen und Familien zerrissen werden. Wofür das Ganze? Weil man nicht mit Nazis in einem Staat sein will? Oder weil man befürchtet, dass die Nazis „ansteckend“ sind? Also ich sehe einfach keinen hinreichenden Grund für eine Teilung Deutschlands - wer das fordert, ist - verständlicherweise - frustriert von der Stärke der AfD im Osten, aber Frust ist kein guter Ratgeber. Ich sehe wirklich keine positive Auswirkung einer Teilung Deutschlands, aber viele, viele, viele Nachteile. Insbesondere natürlich, was den Status (West?)Berlins angeht, alleine das wäre ein zentraler Grund dagegen (die Hauptstadt als Exklave in einem „feindlichen“ Land? Oder soll die Regierung wieder nach Bonn umziehen und Berlin geht vollends vor die Hunde?!?)
(Und denkt daran: Selbst in Thüringen und Sachsen sind 70% der Bevölkerung keine AfD-Wähler…)