Solidarität bei Lockerungen für Geimpfte und Genesene

Exakt meine Meinung. Das Grundrechtsargument greift nur eindeutig, wenn man von einem sehr geringen Restrisiko ausgeht. Das kann man aus der aktuellen Studienlage aber nicht ableiten. Gerade bei z.B. AstraZeneca reden wir auch nach Zweitimpfung wahrscheinlich eher von einem 70% Schutz. Mit neuen Mutationen liegt der Schutz aller Impfstoffe wohlmöglich eher bei 50%. Wie schnell der Schutzt mit der Zeit wieder abnimmt ist auch noch nicht klar.

Als Rechenbeispiel: Wenn 50% der Bevölkerung geimpft sind und die Impfung zu 75% vor Ansteckung schützt, sind bei einer Inzidenz von 100 ca 80 Ungeimpfte und 20 Geimpfte infiziert. Geimpfte tragen ganz klar weiterhin zum Infektionsgeschehen bei. Jetzt für Geimpfte zu lockern kann die Pandemie nur verlängern. Dann bekommen andere ihre Rechte erst später zurück und es wir mehr kranke und Tote geben.

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Da wäre zum Beispiel ein Bundesgesundheitsminister, der ein Impfangebot für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren bis Ende der Sommerferien fordert oder ein Chef der KBV, der Reihenimpfungen in Schulen will, um „viele Jugendlichen auf einen Schlag“ zu impfen.
Angesichts solcher öffentlichen Aussagen von ja nicht ganz unwichtigen Personen - die sogar STIKO-Mitglieder ziemlich deutlich kritisieren, finde ich meine Formulierung „schnelle und massenhafte Impfungen“ nicht gerade eine Überinterpretation.

Edit: weitere Einschätzungen zur möglichen EMA-Zulassung:

Hallo,

ich würde die Kritik gerne noch mal aus einem etwas anderen Blickwinkel darlegen. Ich war auch nicht so richtig einverstanden mit eurem Urteil darüber, ob hier Solidarität vorliegt oder nicht. Mir schien es so, als ob sich euer Urteil ziemlich direkt aus der Definition von Solidarität ergeben hat, die ihr gewählt habt.

Eurer Ansicht nach liegt Soliarität nur dann vor, wenn ein Verhalten zu 100% ‚altruistisch‘ ist, darunter versteht ihr, dass man nicht im eigenen Interesse handelt. Umgekehrt habt ihr dann geschlossen, dass die Tatsache, dass die Corona-Maßnahmen auch jüngere Leute geschützt haben, automatisch bedeutet, dass man ihr Handeln nicht mehr als solidarisch begreifen kann. Diesen Schluss finde ich persönlich viel zu streng und ich denke, man kann das auch anders sehen. Ihr habt ja selbst die Definition von Habermas vorgestellt, nach dem Solidarität nur dann funktioniert, wenn es sich um eine reziproke Beziehung handelt.

Meiner Einschätzung nach hat der Schutz von älteren und gefährdeten Menschen schon eine sehr zentrale Rolle in der Rechtfertigung der Maßnahmen gespielt. Und ich finde, das ist ein guter Grund! Ich glaube, dass viele jüngere Menschen - ich schließe mich da selbst mit ein - aus dieser Sichtweise viel Motivation geschöpft haben. aher ist es jetzt etwas schmerzhaft zu hören, man habe quasi nur in seinem eigenen Interesse gehandelt. Natürlich haben die Erkenntnisse, die im Laufe der Zeit gewonnen worden, gezeigt, dass jüngere Menschen selbst auch einem Risiko unterliegen, schwer zu erkranken. Nichtsdestotrotz wurden die Maßnahmen mit Fokus auf jene entworfen und gerechtfertigt, die am verletzlichsten sind - das spiegelt sich ja auch in der Impfpriorisierung wieder.

Ich würde mich daher dafür aussprechen, sich eher an der Definition von Habermas zu orientieren. Nach der haben wir jüngeren Menschen - und auch Kinder und gesunde Erwachsene - unser Eigeninteresse zurückgestellt, weil wir gefährdete Menschen schützen wollten. Aber ich denke, diese Fähigkeit, die eigenen Interessen zu unterdrücken ist kräftezehrend und nicht unerschöpflich. Daher ist es wichtig, irgendwann einen Ausgleich zu schaffen. Ich glaube, ein ausgleichendes solidarisches Verhalten von der älteren Generation könnte schon alleine darin bestehen, den Schmerz über die verpasste Zeit der Jungen anzuerkennen und auch etwas Verständnis für missgünstige Gefühle und Impfneid aufzubringen. Harte Urteile wie: „Ihr habt euch damit ja nur selbst geschützt“ oder „Es bringt ja jetzt niemandem was, wenn ihr wütend werdet auf die Geimpften“ sind in diesem Sinn glaube ich einfach auch keine solidarischen Äußerungen. Ich fände es angemessener so etwas zu sagen wie: „Allen die noch durchhalten müssen - danke für eure Geduld und dass ihr euch nicht vordrängelt - ihr schafft das!“
Andere Möglichkeiten wären z. B., sich mit AstraZeneca impfen zu lassen, darauf wurde schon mehrheitlich hingewiesen.

Natürlich trotzdem vielen Dank für eure engagierte Auseinandersetzung mit den Tagesthemen, ich höre euch gern zu!

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Dieses Rechenbeispiel ergibt m. E. wenig Sinn, da das Infektionsgeschehen ja nicht gleichmäßig verläuft, also die Infektionen niemals „gerecht“ auf verschiedene Gruppen verteilt sind weil die 75% ja gerade nicht meinen, dass sich vier Geimpfte genau so häufig infizieren wie ein Ungepimfper. Die 75% Reduktion beziehen sich auf individuelle Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren. Veranschaulichen lässt sich das mit dem R-Wert. Liegt dieser bei Ungeimpften bei 1,0, beträgt er für Geimpfte lediglich 0,25. Wenn - wie in Deinem Beispiel - 50% der Bevölkerung geimpft sind, läge R also insgesamt bei 0,625. Das heißt, dass Geimpfte Infektionsketten häufiger unterbrechen und damit mittelbar auch andere vor Infektionen schützen. Genau diesen Effekt erleben wird gerade mMn - noch recht schwach, aber das wird in den nächsten Monaten stark zunehmen.
Hinzu kommt, dass bei einer Impfung von 50% der Bevölkerung - zumindest wenn mit der richtigen Priorisierung die vulnerablere Hälfte geimpft wurde - vermutlich über 90% aller Hospitalisierungen verhindert würden. Auch das verändert ja die Pandemielage entscheidend.

Danke für eure ausführliche Erörterung. Ich stimme euch voll zu das Einschränkungen für immune keinen Sinn ergeben.
Ich denke viele jüngere Menschen (U30) leiden deutlich mehr unter dem fehlen sozialer Kontakte als ältere Menschen, da diese Menschen eher mit ihren engsten Kontakten zusammen leben (Lebensgefährten, Kinder), während für junge Menschen die relevanten Kontakte meist nicht im eigenen Hausstand leben (Freunde, Freund/Freundin). Dadurch leiden diese sicher mehr unter den Einschränkungen als Andere.

Ein weiteres Argument, dass ich bisher noch nicht gesehen habe, ist die finanzielle Belastung. Viele jüngere Menschen (Schüler, Studenten) verdienen sich ihr Geld durch Nebenjobs. Viele von diesen sind durch Corona weggefallen (Bedienungen, Barkeeper, …), auch kenne ich viele Werkstudenten deren Arbeitsverträge wegen Corona nicht verlängert wurden (z.B.Einstellungsstop). So hatten ca. 27% der Menschen U30 Gehaltseinbußen (Quelle) Auf der anderen Seite sind die Renten um 3.15 bzw. 3,95% gestiegen (wo war hier die Solidarität?).
Auch sollte man einen markwirtschaftlichen Aspekt nach Corona nicht außer Acht lassen. So können Geimpfte jetzt dann in den Urlaub oder Freizeitangebote nutzen. Nachdem die Jungen als letzte vollständig geimpft sein werden, wird hier der Andrang auf Urlaubsziele und Freizeitangebote sehr groß sein. Das wird dann nach Angebot und Nachfrage, zu höheren Preisen führen (und wer kann Restaurant- oder Hotelbesitzern eine Preiserhöhung bei entsprechender Nachfrage nach einem Jahr Schließungen schon vorwerfen). Damit werden die jetzt Geimpften von niedrigen Preisen (geringere Nachfrage durch wenige Geimpfte) profitieren und die junge Generation wird die höheren Preise tragen müssen.

Meiner Meinung nach wird die U30 Generation doppelt finanziell belastet (Verdienstausfall + steigende Preise). Hier könnte man sich durch aus solidarisch zeigen. Dennoch hört man leider nichts in diese Richtung.

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@vieuxrenard Ulf, Phillip: Die Tatsache, dass es hier gefühlt ein Duzend Threads zum Themenkomplex

Grundrechte / Freiheit / „Privilegien“ für Geimpfte / Genesene / Getestete — Solidarität — Neid — Alt / Jung bzw. Stark / Schwach

gibt, zeigt vor allem, wie bedeutend und emotionsgeladen dieses Thema für Eure Hörer ist — und spiegelt ziemlich sicher wieder, was in unserer Bevölkerung los ist.

Ja, nicht alle haben Eure Argumente in der Lage gehört / verstanden. Aber viele doch wohl schon, aber teilen sie schlicht nicht. Oder verstehen sie auf rationaler Ebene, haben aber ein starkes Bedürfnis, ihre Frustration mitzuteilen (daher auch immer wieder der Versuch, noch einen Thread zum Thema zu eröffnen) — teilweise wohl, weil sie am Ende ihrer mentalen Kräfte sind.

Ich verstehe Ulfs Verwunderung über diese Diskussion vor dem Hintergrund der ja sehr ausführlichen Behandlung in der letzten Lage und spüre teilweise eine gewisse Genervtheit. Aber statt genervt, ungeduldig und teilweise brüsk — so empfinde ich dies …

und die teils kommentierten, teils unkonzentrierten Schließungen von Threads (man hätte ja auch verschieben können) …

…, solltet ihr vielleicht doch den massiven Umfang der Diskussionen zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, ob und wo Eure Argumentation in dieser Frage noch nachgeschärft oder ergänzt gehört.

Ich habe aktuell leider die Zeit nicht, sonst würde ich mir mal die wichtigsten, ernstzunehmenden Argumente zusammenschreiben und neben Eure Argumentation legen. Ich bin ziemlich sicher, dass man daraus etwas erkennen kann.

Ich selbst kann und mag der gesamten Diskussion hier mangels Zeit (und teils schlicht Überforderungen) gar nicht mehr wirklich folgen. Ich tue daher bestimmt wenigsten einem oder einer, die/der Eurer Position gut begründet widerspricht, unrecht, wenn ich unverändert der Meinung bin, dass man nicht jemanden weiterhin ein Grundrecht einschränken kann, wenn man es ihm zurückgeben kann, ohne irgendjemanden dabei zu schaden. Ich verweise hierzu nochmal auf dieses (nicht ganz einfaches) Video (auf das mich ein Forumsteilnehmer gebracht hat), Stichwort „Paretoeffizienz“ (auch der Nullpunkt-Aspekt ist interessant)

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Danke für die Daten bzw. den Artikel.
Du hast natürlich Recht:
Sehr viel kommt darauf an, wie im Herbst das allgemeine Infektionsgeschehen ist und dann, wie genau die Schulen betrieben werden.
Eine Notfallzulassung macht auch keinen Sinn.
Andererseits müsste die Politik jetzt aber trotzdem mal Planungsszenarien für Impfungen von zumindest Heranwachsenden in Schulen entwickeln.

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Ich möchte noch einmal eine Einschätzung der Situation, so wie ich sie empfinde abgeben. Geimpfte und Genese erhalten ihre Grundrechte zurück und ich denke der rationale Teil der allermeisten Menschen sieht ein, dass das gut und richtig ist. Aber wir Menschen funktionieren nunmal nicht zu 100% rational. Auf einer emotionalen Ebene bleibt ein tiefes Gefühl von Ungerechtigkeit (nicht Neid und nicht Missgunst). In einer normalen Situation könnte vielleicht der rationale Teil die Überhand behalten, wie wir oft im Alltag die Gefühle herunterschlucken und funktionieren (wie gesund/ungesund das auch sein mag). Nach über einem Jahr Pandemie ist dafür einfach nicht mehr die Kraft vorhanden und die Emotionen kommen raus. Daher ist auch eine rational argumentative Diskussion über die Notwendigkeit von freier Grundrechtsausübung wenig zielführend.
Es sollte vielmehr darum gehen, wie kann man diesen Emotionen begegnen und gerecht werden. Das wird meiner Meinung nach aber nicht versucht, stattdessen wird versucht die Gefühle von Menschen wegzudiskutieren. Und ich denke, jedem der schonmal Höhenangst hatte ist klar, dass man mit Gefühlen nicht rational diskutieren kann.
Aber einfach zu sagen „Es sind ja nur Gefühle“ wäre meiner Ansicht nach der völlig falsche Weg, denn wir sind emotionale Wesen und darauf muss man ebenso eingehen, wie auf die rationale Seite unseres Menschseins, auch wenn wir eher in einer rationalisierten Welt leben.
Ich denke es braucht ein politisches Symbol, welches zeigt: Auch Immunen ist die Pandemie jetzt nicht egal, sondern sie leisten ebenso einen aktiven Beitrag dafür, dass wir die Pandemie möglichst schnell, mit möglichste wenig Kranken und Toten und mit möglichst geringen wirtschaftlichen und psychischen Folgen hinter uns lassen. Irgendwas außer der Tatsache, dass sie immun sind und keine Infektionen weitertragen.
Ich habe im Moment keine Idee, wie das konkret aussehen könnte. Aber ich denke, dass ist der Grund, warum man nicht möchte, dass sie sämtliche Freiheiten genießen. Weil es dann so aussieht, als würden sie keinen Beitrag mehr leisten. Findet man aber eine Möglichkeit das Immune auf eine andere Art und Weise (außer „nutzlosen“ Grundrechtseinschränkungen) ihren Beitrag gegen die Pandemie leisten können, dann wird der Protest gegen die Aufhebung der Grundrechtseinschränkungen zurückgehen. Dann gäbe es auch wieder ein Gefühl von Gerechtigkeit, weil Geimpfte etwas an die Gesellschaft zurückgeben, dafür das die Gesellschaft Ihnen das Privileg einer Impfung ermöglicht.
Mir ist wichtig, dass man die emotionale Ebene sieht, die man nicht einfach aus einem rationalen Verstand argumentativ zerpflücken kann. Das Gefühl der Ungerechtigkeit ist da und das kann man nicht wegdiskutieren oder für ungerechtfertigt halten. Selbst wenn es Neid und Missgunst wären, die ich bei mir selbst entdecken würde, könnte ich zu mir selbst nicht sagen: Dass sind schlechte Gefühle, hör auf damit. Wie in einer Beziehung kann es nur funktionieren, wenn ich mir eingestehe, dass ich ein fühlendes Wesen bin und bestimmte Gefühle habe und wenn mein gegenüber mir zugesteht diese Gefühle zu haben. Dann können wir gemeinsam eine Lösung finden.
Ich weiß nicht, ob mein Punkt klar wird und ob das Sinn ergibt, aber ich hoffe ihr könnt verstehen, was ich meine. Oder es wenigstens ehrlich versuchen. Und ich hoffe niemand fühlt sich „Interpretiert“.

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Bei dem Rechenbeispiel muss man dann noch beachten, dass mit weniger Maßnahmen, auch der R Wert wieder höher liegt (während er mit höherer Impfquote natürlich auch sinkt). Aber gerade deswegen kann ein zu frühes zurücknehmen der Maßnahmen bei geimpften den Verlauf noch signifikant beeinflussen.

Wenn man das mit 50% geimpft, mit 75% Schutz vor Ansteckung (wie oben angenommen) und sagen wir mal dann 50% Schutz vor Weitergabe wenn es doch zu einer Infektion kommt (diese Zahl kursierte in mehreren Artikeln). Die Basisreproduktionszahl wurde auf 3-4 geschätzt (RKI - Coronavirus SARS-CoV-2 - Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19), dann haben wir bei geimpften einen R Wert von 0,75 (Schutz) * 0,5 (Sterilität) * 0,625 (Verfügbarkeit von nicht infizierten bei 50% Impfquote und 75% Effektivität) * 3,5 (Basisreproduktionszahl) = 0,82

Dazu kommt bei den ungeimpften mit Maßnahmen ein Wert von 0,8 (aktueller Wert) korrigiert um 0,625 (Verfügbarkeit wie oben) also ein R Wert von 0,5. Damit landet man bei einem mittleren R Wert von 0,66. Würde man hingegen die Maßnahmen für alle bestehen bleiben (also der Basis R Wert von 3,5 auf 0,8 absinken für die geimpften), dann läge der mittlere R Wert bei 0,35. Das wiederum heißt man braucht ungefähr drei mal solange um die Inzidenz um den gleichen Faktor zu drücken.

Das ist natürlich nur eine sehr grobe und naive Überschlagsrechnung die vor allem die zeitlich Veränderlichen nicht beachtet. Vor allem die wachsende Impfquote, die insgesamt das R drückt oder, dass es dazwischen auch einen Anteil erstgeimpfte gibt. Aber auch Effekte, wie dass es eventuell auch zu einem höheren R Wert bei ungeimpften führt weil sich Leute nicht mehr so viel an die Maßnahmen halten.

Die Unterschiede sind aber dennoch so groß, dass ich hier lieber einmal eine etwas komplexere Betrachtung der Abwägung haben möchte (man kann ja auch Risikoabschätzungen machen wenn man bestimmte Parameter nicht genau kennt). Einfach anzunehmen, dass ein paar Prozent infektiöse Geimpfte keinen Einfluss haben wird dem komplexen Pandemiegeschehen nicht gerecht.

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Ich verstehe den Punkt. Man kann politisch auf drei Arten damit umgehen:

  1. Man kann sagen, Erwachsene sind für ihre Gefühle selbst verantwortlich bzw. sie sind ihr eigenes Problem. Das ist der formale Weg in Deutschland.
  2. Man kann sie aufnehmen und ausnutzen. Das ist Populismus.
  3. Mann kann sie ernst nehmen, auch, wenn man ihnen nicht nachgibt. Das verlangt politische Führungsstärke. Daran mangelt es insbesondere in Deutschland.

BTW:

+++ Berlin hebt Impfpriorisierung auf +++

10.53 Uhr: Berlin hebt ab Montag die Priorisierung für alle verfügbaren Corona-Impfstoffe bei Haus- und Betriebsärzten auf. Das kündigte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit am Donnerstag auf dpa-Anfrage an. Zuvor hatte das Magazin »Business Insider« berichtet. Auch Bayern und Baden-Württemberg hatten am Mittwoch ähnliche Schritte angekündigt.

Nach dem Wegfall der Priorisierung kann sich prinzipiell jeder impfen lassen, der will. Allerdings – und das gilt für alle Bundesländer: Ab kommender Woche gibt es noch nicht genug Impfstoff für jeden. Erst ab Juni sollen wöchentlich deutlich mehr Dosen zur Verfügung stehen.

Für die Hauptstadt gilt nach Informationen von »Business Insider« dann, dass Hausärzte auch jenseits der Impfpriorisierung nach eigenem Ermessen Impfstoff an Patienten verabreichen dürfen. Sollten Patienten aber zu einer der drei Prioritätengruppen zählen und noch nicht geimpft sein, haben diese trotzdem weiter Vorrang.

So etwas scheint mir dann aber doch verfrüht:

Naja, Büros und Betriebe mussten nie schließen, da ist es schon richtig auch irgendwann mal Unterricht zu machen. Man könnte um Schulen auszugleichen gerne nochmal Büros, die kein Homeoffice können oder machen wollen und andere Wirtschaftszweige schließen.

Aber am Ende des Tages ist es eh egal, da Kinder keine Stimme und keine Lobby haben. Wer nicht wählen darf ist im Wahljahr auch unwichtig.

Edit: nur=nie

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Genau das finde ich ist nicht passiert. Der Betrag bezieht sich explizit auf einen Artikel der Zeit. Auf die darin enthalten Argumente wurde überhaupt nicht eingegangen. (Ungeimpfte arbeiten in den Serviceberufen und sind im Falle von Öffnungen einem höheren Risiko ausgesetzt als es eigentlich nötig wäre) Es wurde sich nur am Wort „Solidarität“ abgearbeitet und der Nachweis erbracht, daß es in diesem Kontext nicht auf die Definition von Wikipedia passt. Wo cares?

Ich finde den Artikel langatmig und konfus aber das Argument ist stark. Wenn es zu Öffnungen kommt müssen alle Marktteilnehmer mitziehen um zu bestehen. Den ungeimpften Mitarbeitern nützen die Tests überhaupt nicht weil sie nicht vor einer Ansteckung im vollen ÖPNV schützen. Die geimpften Mitarbeiter wird man schnell den ungeimpften vorziehen weil es kosten spart.

Ich finde du hast es gut auf den Punkt gebracht. Ich komme nur zu einer anderen Schlussfolgerung.

Die Politik entscheidet, dass die Studienlage für Geimpfte sind „höchstwahrscheinlich ungefährlich“ ausreichend ist, um das Restrisiko einzugehen Maßnahmen zurückzunehmen.

Bis das Restrisiko nicht nahezu 0 ist oder die Gesamtsituation sich soweit beruhigt hat, dass unser Gesundheitssystem eine neue Welle mit einer Variante verkraften kann ist es eine politische Entscheidung.

Dies kann man als gerecht oder ungerecht bewerten. Ich lade meinen Frust nicht auf die Menschen ab, die nichts dafürkönnen und ich freue mich über jeden der bereits geimpft wurde. Die Entscheidungsträger sollen klar und deutlich von mir hören, dass ich ihre Entscheidung im Lichte des Wahlkampfs sehe und sie nicht für Gerecht halte.

Allein schon der Anreiz Missbrauch mit den Impfnachweis zu treiben ist viel zu hoch und kaum bis gar nicht kontrollierbar, sodass weiterhin eine echte Gefahr bestehen von vermeintlich geimpften Menschen angesteckt zu werden.

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Es wird ja heiß diskutiert über die Lockerungen für Geimpfte und Genesene. Nicht nur hier im Forum, sondern in allen Medien. Was das für Folgen haben kann, habe ich gestern erlebt, als ich mit Bekannten gesprochen habe. Diese haben ein Impfberechtigungsschreiben erhalten und das obwohl keine passenden Vorerkrankungen bekannt sind. Sie sind von der Gesamtsituation so angefressen, dass sie sich damit einen Impftermin geholt haben. Den Punkt kann ich auch nachvollziehen, wurde hier im Forum ja auch schon mehrfach angesprochen, dass bestimmte Personen bisher immer nur gegeben haben, aber noch nie etwas bekommen haben.
Jetzt kommt aber das entscheidende: Der Grund, für die Impfung war, dass sie nicht irgendwelchen Einschränkungen unterliegen! Ich bin fast rückwärts vom Stuhl gefallen. Die sind nicht doof, aber trotzdem war ihre Wahrnehmung durch die mediale Berichterstattung so verzerrt, dass gar nicht mehr die Krankheit im Fokus stand, sondern die Rückkehr zum normalen Leben.

Und das ist mein Kritikpunkt an der ganzen Diskussion in den Medien und auch in der Lage. Ich kann verstehen, dass es juristisch extrem spannend ist und Grundrechtseinschränkungen wichtig sind. Aber es wird indirekt damit über die Rückkehr zum Normalzustand gesprochen. Der ist absehbar, aber wenn wir zu früh zum normalen Leben zurückkehren, ist die Gefahr groß, dass es noch eine vierte Welle gibt. Und diese vierte Welle bestraft dann genau die Menschen, die solidarisch waren und noch nicht geimpft sind.

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Eine bundesweite Entscheidung macht da m. E. eh nicht viel Sinn, die Infektionslage ist ja in fast jedem Kreis/Stadt anders.
Aber die Erkenntnis, dass Homeschooling kein adäquater Ersatz ist, kommt aus meiner Sicht reichlich spät. Dieses Schuljahr ist so oder so gelaufen - mit fatalen Folgen für viele. Um die Lücken, die damit gerissen wurden, wieder auszugleichen, bräuchte es gute Konzepte, gutes Personal und ausreichende Ressourcen (Geld und Infrastruktur). Leider alles Dinge, die es in diesem Land nicht gibt, geht ja nur um Kinder.
Stattdessen werden wir es spätestens am nächsten Jahr mit massiven Kürzungen zu tun haben, irgendwie müssen ja die Milliardenhilfen wieder „reingeholt“ werden - auch hier droht eine Fortsetzung einer fatalen Politik. Niedersachsen fängt jetzt schon mal an mit den größten Kürzungen an Hochschulen seit fast 20 Jahren… So viel zum Thema „Lehren aus der Pandemie“…

Deine Kritik ist berechtigt.

  1. Wenn keine Gefahr von einer Person ausgeht, dann können, sollen und müssen die Grundrechtseingriffe zurückgenommen werden.

  2. Das von Geimpften keine Gefahr ausgeht, ist die zugrundeliegende Annahme (mindestens bei den neu auftretenden Varianten gibt es noch keine ausreichende wissenschaftliche Erkenntnis, welches diese Annahme untermauern kann)

  3. Folglich ist es eine politische Entscheidung, dass wir das Restrisiko eingehen. Insbesondere weil es keinen sicheren Nachweis gibt, ob jemand geimpft worden ist oder nicht.

  4. Wir verzichten darauf Geimpfte zu testen. So schwer ist der Grundrechtseingriffe nicht, der zurückgenommen wird. Wir verpassen die Möglichkeit die Verbreitung von Varianten zu erkennen.

  5. Es ist nicht nachvollziehbar, warum für Geimpfte die Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden, nicht jedoch für Getestete. Hier stellt man die beiden Gruppen, von denen nahezu keine Gefahr ausgehen soll, nicht gleich. Und man sorgt für weitere Anreize einen leicht zu fälschenden Impfnachweis zu verwenden.

Mein Fazit ist: Wenn man Grundrechtseingriffe zurückfährt, dann auch der Basis, dass von einer Person keine Gefahr ausgeht. Persönlich halte ich die Wahrscheinlichkeit für einen falsch negativen Schnelltest für geringer als ein gefälschter Impfausweis.

Die spannende Frage ist eben, was sind diese „Grundrechtseingriffe“? Bestimmt kein Recht auf einen Besuch im Restaurant, Kino, Theater. Denn die könnten ja weiterhin aus pandemischen Gründen weiterhin geschlossen bleiben. Worüber reden wir also, was so viele Menschen auf die Barrikaden bringt?

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Ich bin kein Jurist. Mir stellt sich die Lage wie folgt dar.

Wir reden von:

  1. Keine Testpflichten (körperliche Unversehrtheit)
  2. Keine Kontaktbeschränkungen
  3. Keine Quarantäne, wenn man aus den Urlaub zurückkehrt
  4. Keine Ausgangssperren

Mehr können Sie hier erfahren:

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