Solidarität bei Lockerungen für Geimpfte und Genesene

Hallo liebes Lage Team,

ihr betont in eurer aktuellen Ausgabe vor allem das Wort Solidarität, wobei ich eher den Eindruck habe, dass einfach eine generelles Ungerechtigkeitsempfinden in der Bevölkerung vorherrscht. Sich nur auf den Begriff Solidarität zu beziehen, geht glaub etwas am empfinden der Menschen, zumindest in meinem Umfeld, vorbei. Vielleicht kann sich da nicht jeder so gut ausdrücken, aber ich denke es liegt vor allem ein Gefühl vor ungerecht behandelt zu werden. Weiter sehe ich in meinem Umfeld, dass auch weniger als ein Konflikt Junge gegen Alte, wie es bei euch klingt, sondern vielleicht viel mehr Priogruppe 1 vs 4. Wobei ich nichtmal sagen würde, dass das das Hauptproblem ist. (Dreimal das(s) ;)). Ich erlebe dass Problem eher darin, dass Genesene (Menschen die sich bisher nicht an Maßnahmen gehalten und sich unsolidarisch verhalten haben und deshalb infiziert wurden; bisschen überspitzt ausgedrückt, kann man bestimmt nicht so sagen, aber zu teilen, trifft es eben zu), diese Menschen bekommen jetzt quasi als Belohnung dafür ihrer Grundrechte zurück. Was auch dazu führt, dass wenn ich es darauf anlege mich jetzt mit Absicht anstecken zu lassen, in 2-3 Wochen alles wieder tun darf. Wenn ich dagegen einen Impftermin anstrebe, werden ich den vielleicht in 4-6 Wochen bekommen, dann nochmal 4 Wochen auf den zweiten Termin warten und dann nochmal 2 Wochen, bis ich die selben Rechte bekomme.
Und dieser Misstand sorgt in meinem Umfeld für den meisten Ärger an den beschlossen Lockerungen. Da ihr diesen Aspekt, aber nicht beleuchtet habt, wollte ich das hier nochmal anmerken.

Vielen Dank für die tolle Arbeit, die ihr jede Woche macht. Bin ein großer Fan.

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Covid-19-Erkrankten in jedweder Form zu stigmatisieren, empfinde ich als unangebracht. Man kann sich nicht sicher vor einer Ansteckung schützen! Ein Schluss

Covid-19-Erkrankt => nicht an Maßnahmen gehalten

ist m.E. ein Fehlschluss,

Ja, auf diese Idee kann man kommen. Aber wer die angesichts des Risikos (Tod, schweren Krankheitsverlauf mit Erstickungs- und Todespanik oder elendes LongCovid), dass er damit eingeht, diesen Gedanken nicht gleich wieder verwirft, muss verdammt dämlich sein.

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Ganz so einfach ist die Abwägung wie in der Sendung formuliert nicht, da auch kein 0-Risiko von geimpften und genesenen ausgeht.
Jedoch gaube ich liegt meine eigentliche Angst wo anders und zwar indem Betroffenheit auch immer Verhaltung und Entscheidungen beeinflusst. Z.B. würde es sicherlich eine andere Verkehrspolitik geben, wenn die Mehrzahl der Verkehrsteilnemer nicht Autofahrer, sondern eben Bahn oder Radfahrer wären.
Als Autofahrer bin ich einfach weniger Solidarisch mir dem Problemen von Fahrradfahrern, weil ich ja selbst nicht betroffen bin. Meine große Angst als junger Mensch ist, dass jetzt wenn die Boomer geimpft sind, vorschnell geöffnet wird und ich als 25 Jähriger nach über einem Jahr verzicht mir doch noch das Virus einfange.

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Ich wollten niemanden zu unrecht verurteilen, ich hatte gehofft, dass das aus meiner Formulierung hervorgeht. Natürlich ist nicht jeder Erkrankte automatisch ein Maßnahmenverweigerer.
Allerdings höre ich oft, dass es Freunden und Kollegen schwer fällt zu akzeptieren, dass Coronaleugner und Querdenker, die zu tausenden ohne Maske und Abstand feiern und tanzen und sich offen gegen die Maßnahmen stellen und sich daher auch mit hoher Wahrscheinlichkeit infizieren, jetzt von Lockerungen profitieren.
Das ist natürlich der Extremfall, aber ich denke dass macht das Gefühl der Ungerechtigkeit deutlich.

Und die Dämlichkeit mancher Menschen und der leichtfertige Umgang mit einer Coronainfektion war im bisherigen Verlauf der Pandemie leider nicht für jeden ein Hindernis. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige Leute für die Aussicht auf Freiheiten, zu vielem bereit sind.

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Zum letzten Solidaritätsaspekt den ihr nennt in der aktuellen LdN kann ich ein reales Beispiel beitragen. Ich war heute im Impfzentrum (AstraZeneca Nr.2).

Ich bin selbst unter 30, wollte aber freiwillig weiter diesen Impfstoff haben.

Im Impfzentrum war der Teufel los, viel mehr durcheinander als bei Termin 1.
Ich hatte dann das Aufklärungsgespräch bzgl. der Risiken.

Die vollkommen fertige Ärztin beim Impfen sagt mir dann, dass das Chaos durch die über 60 Jährigen kommt, die sich nicht mit AstraZeneca impfen lassen wollen und damit den Ablauf durcheinander bringen. Nach dem Aufklärungsgespräch weigern sich dann viele weiter zu gehen. Die Älteren halten sich teils wohl bis sie in der Impfkabine mit ihrer Meinung zurück um dann zu sagen (ich zitiere die Ärztin hier): „ich will mich mit dem Dreck nicht impfen lassen“. Quasi als Erpressungstour, ich bin ja jetzt bis hier her gekommen, ansonsten verfällt ja der Termin.

Ihre Erfahrung mit jungen Menschen war dagegen, dass diese zum überwiegenden Teil froh seien überhaupt geimpft zu werden.

Von einem Bekannten Hausarzt habe ich gehört, dass er in seiner Praxis einige wirklich alte Patienten hat, die sich ebenfalls weigern und er den Impfstoff daher weitestgehend an freiwillige Jüngere verimpft.

Von daher muss ich euch widersprechen, die BabyBoomer/GoldenAger verhalten sich in meiner Erfahrung in Teilen massiv unsolidarisch. Das deckt sich auch mit einigen Gesprächen in meinem direkten Umfeld (ältere Menschen-Tanten/Onkel etc- die sagen: ich will kein AstraZeneca). Wenn man ihnen das dann erklärt, dass das unsolidarisch ist (mit genau eurer Argumentation aus LdN) zeigen sie sich meist einsichtig. Für mich spricht das aber für das Gefühl des „Entitlement“, dass man den alten weißen Männern gerne nachsagt.

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Hallo erst einmal danke für deinen Beitrag,

deinen erwägungen kann ich nur zustimmen. Die Lage blendet bei Ihrer argumentation die Aktuelle beschaffungsmöglichkeit des Impfstoffes föllig aus. Bei mir im Kollegenkreis beginnt nur mit blick auf die sommerurlaube der run auf den Impfstoff. Da viele die befürchtung haben Ihren Urlaub nicht antrehten zu können werden nun Hausärzte und Impfzentren ebelagert um möglichst noch in kurzer zeit 2 Impftermine zu erhalten. Falls dies nicht möglich ist überlegen gerade die sehr jungen, die keine aussicht auf Impfstoff haben sich noch bei bekannten anzustecken. (ist halt das gleiche was man auf masernpartys erlebt um der impfung zu entkommen)

Gerade das Argument der Krankenkasse zeigt es doch gerade sehr gut wie es eben auch beim Impfstoff läuft. Die Cheffs sind geimpft und gut verdiene singels organieseren sich die Impfungen über Reiseveranstallter. wärend es für meinen Sohn erst einmal keine Impfstoff geben wird.

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Die Sichtweise, wie hier in der Lage geschildert wird, freut zu kurz.

An die Solidarität der Jüngeren, an das Füreinander-einstehen, Sich-selbst-für-andere-zurücknehmen wurde immer wieder appelliert - zum Schutze der Älteren.

Ich habe keine Patentlösung zur Hand, aber aktuell entstehen sehr ungerechte und Bevorzugung schaffende Regelungen. So hat(te) MV die Einreise für Geimpften zu touristischen Zwecken erlaubt. In der Folge machen dann also die Eltern dank Impfung Urlaub und die Kinder bleiben daheim, weil sie nicht geimpft sind und das Impfprogram, dass Rücksicht auf die Lebensaltern fordert, ihnen dieses schlicht verwehrt.

Das kann die Lösung nicht sein!

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Leider hatte ich bei Eurem Beitrag den Eindruck als wenn junge Menschen für Euch nur aus Partyvolk und Freizeitspaß besteht. Junge Menschen haben aber extrem unter den Beschränkungen gelitten, da sich ihre Alterspanne grundsätzlich von anderen Altersspannen unterscheidet. Junge Menschen sind in einer Entwicklungsphase in der sie auf Andere/Gleichaltrige dringend angewiesen sind. Für uns Erwachsnene ist es eigentlich egal ob wir mal ein paar Monate nicht ins Theater oder zum Essen, Urlaub, Kino, etc. können.
Junge Menschen sind in der Phase anderen kennen zu lernen, sich selbst zu entwicklen mit und in Abgrenzung von anderen jungen Menschen. Neben schulischen Einschränkungen (und Defiziten), sind auch die ganzen Möglichkeiten der beruflichen Orientierung weggefallen. Das hat alles bei weitem mehr Auswirkungen, als mal in diesem Jahr nicht in den Urlaub fahren zu können.
Und noch eine Anmerkung: Ich bin auch sehr dafür, dass die Wirtschaft wieder ins Laufen kommt um die finanziellen Auswirkungen aufzufangen. Aber wer soll denn dann die ganzen ‚Alten‘ in der Freiheit bedienen, an der Theater/Kino-Kasse etc. stehen. Das sind die jungen Menschen im Nebenjob die bisher nicht bei Impfungen berücksichtigt werden und erst in ein paar Wochen dran kommen können. Also, deshalb wäre ich dafür gewesen hier jetzt tatsächlich mal noch 3-4 Wochen mit Lockerungen zu warten.

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Eine Sache zum Risiko von geimpften. Im aktuellen Corona-Update von NDR wird ja auch klar herausgestellt, dass größere Treffen nur dann funktionieren wenn alle geimpft sind. Hintergrund davon ist dann, dass sowohl beim Ansteckenden die Impfung „versagt“ haben muss, aber zusätzlich auch bei seinem Gegenüber.

Und bei der Abwägung Getestete vs. Geimpfte gibt es ja ein klares Pendel zum geimpften was das Restrisiko angeht.

Ich halte das für eine typisch Deutsche Neiddebatte, Entschuldigung für den deutlichen Gegenwind. Wie in der Lage auch dargestellt laufen wir aktuell das Risiko am Ende des Sommers mehr Impfdosen als Impfwillige zu haben.

Jeder Chef oder „gutverdienende Single“ soll sich doch mit AstraZeneca impfen lassen, das ohnehin noch nicht für Minderjährige zugelassen ist. Es ist ja nicht so, dass Kinder/Jugendliche aktuell nicht geimpft werden weil sie keiner Prio-Gruppe angehören sondern weil die Vakzine nicht zugelassen sind für sie.
Viele Chefs sind außerdem über 60 (siehe meinen Beitrag zuvor, wenn sie AstraZeneca verweigern halte ich das auch für unsolidarisch) und zumindest in meinem Bekanntenkreis (einige Gutverdienende Singles) kenne ich niemanden der über seinen/ihren Reiseveranstalter geimpft wurde.

Dem kann ich nur zustimmen und außerdem wollte ich noch auf Menschen hinweisen, die auch von diesen Lockerungen ausgenommen sind. Eltern, denn selbst wenn Mama und Papa geimpft sind, können sie dennoch nichts unternehmen, weil sie nämlich eine Verantwortung für ihre ungeimpften Kinder haben. D.h. die Eltern haben sowieso schon am meisten (abgesehen von den Erkrankten) gelitten, weil sie Job und Kinder unter einen Hut bringen mussten, was für viele wirklich keine leichte Aufgabe ist, v.a. wenn kein Homeoffice möglich ist und jetzt müssen sie auch noch am längsten die Füsse stillhalten, weil sie warten müssen bis die Kinder ausreichend geschützt sind und alle anderen fangen an ihr normales Leben zu leben.

Ich als Elternteil möchte diese Lockerungen für Geimpfte auch, aber man müsste doch den Eltern irgendwas geben, was ihnen das Leben auch wieder leichter und lebenswerter macht. Das macht mich wütend, weil an Eltern nicht gedacht wird.

Das war doch der Punkt in der Lage: Diese Maßnahmen hatten und haben Vorteile für andere Gruppen (geringere Inzidenzen, höhere Überlebenschance) und verdienen daher die Bezeichnung „solidarisch“.

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Es hinterlässt halt ein einfach „Gschmäckle“.
Es muss so sein und es macht auch alles Sinn und vlt wird ja für den Rest auch bald gelockert.
Ich bin als Student mit den entsprechenden Einschränkungen und mäßigen Impfaussichten konfrontiert wie sie schon häufig diskutiert wurden und bin dennoch der Meinung, dass es nicht geht, Geimpfte und Genesene die selben Einschränkungen aufzubürden, wie mir.
Neidisch bin ich natürlich trotzdem und das ist denke ich auch erlaubt, aber halt eben nicht Missgünstig.

Aber mich stört wirklich ziemlich, dass man als Junger Mensch schnell das Gefühl bekommt, jetzt für die Leute die Arschbacken zusammenzukneifen, die sich vor Corona nen Dreck dafür interessiert haben, wie sie die Welt den kommenden Generationen hinterlassen. Das mögen in beiden Fällen, wie in der Lage beschrieben, gefühlte Wahrheiten/ Generationenkonflikte sein. Aber ganz von der Hand weißen lassen sich diese Zusammenhänge denke ich auch nicht sonst hätten nicht so viele Leute dieses Empfinden.

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Mich persönlich stört besonders, dass diejenigen die dich durch Kontakte an allen Priogruppen vorbei eine Impfung ergaunert haben jetzt such noch belohnt werden. Diese Ungerechtigkeit ist wie ein Gift dass in mir hört. Ich kenne leider Unternehmer die ganz klar sagen, dass die direkt bei „Resten“ kontaktiert wurden. Ich bin Prio 2, diese Menschen haben meistens keine Prio. Ich warte auf die zweite Impfung, die sind längst durch. Und viele jüngere warten immer noch. Das fördert leider die soziale Spaltung hier im Land.

Ich denke an Kinder/Jugendliche wird insgesamt nicht gedacht. Unsere Bundesregierung spendiert Millionen über Millionen in Kurzarbeit und Rettung von Unternehmen wie der Lufthansa, um die Babyboomer (Gehaltsausgleich) und Goldenager ruhig zu stellen (Rettung von Lufthansa damit man weiter aus Hinterwaldshausen aus nach Malle/Ägypten fliegen kann).

Parallel schütten einige dieser Unternehmen an der Börse Gewinne aus…

Von dem Geld hätte man sehr viel in Schulen, Kindergärten und KiTas investieren können. Bspw. in bessere Testkonzepte, Desinfizierende Luftfilter, bessere Digitale Ausstattung usw.

Sascha Lobo hat das diese Woche im Spiegel sehr pointiert auf den Punkt gebracht mit „Rentokratie“, aber da liegen halt die Wählerstimmen.

Das ist halt SPD und Union Politik, die haben in diesen Gruppen die meisten Wähler_Innen und dementsprechend werden alle Zukunftsprojekte verschlafen (Klimaschutz und Digitalisierung als weitere Beispiele)

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Wichtig ist an dieser Stelle, dass solche Gefühle juristisch nicht entscheidend sind. Grundrechtseinschränkungen halten dieser Begründung nicht statt.

Ich gebe dir vollkommen Recht, dass die Lastenverteilung unserer GroKo bei allen wichtigen Projekten unfair ist, aber es gibt keine „Gleichheit im Unrecht“.

Ich denke die Politik hat es mit den Maßnahmen vorher schlicht verpennt hier für eine fairere Lastenverteilung zu sorgen. Das jetzt am Ende an den Lockerungen fest zu machen halte ich aus den gegebenen Gründen für zu kurz gesprungen.

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Danke für eure Sendung! Hier kommt ein Emotionaler Kommentar, aber ist ja auch ein Emotionales Thema. Ich bitte euch das zu entschuldigen, die Arbeit das Aufzuschreiben mach ich mir deshalb weil ich eure Sendung mag :slight_smile:

Was eure Argumentation im Bezug auf „Junge Menschen/Lockerungen“ angeht, ist sie mir fürchte ich doch sauer aufgestoßen.
Zunächst mal kann ich euch analytisch gar nichts entgegensetzen; denn in der Tat ist der Erhalt von Einschränkung
für Immunisierte aus reinen „Solidaritätsgründen“ nicht haltbar.

Dabei handelt es sich aber ja auch nicht um eine sinnvolle Verwortlichung der Frustration, die sich gerade breit macht;
es geht ja auch nicht um Solidarität, darum ging es nie, sondern um Fairness. „Junge Menschen“ waren ja auch in der Tat
nie solidarisch denn (wir) sie haben ja Einschränkungen nie Freiwillig hingenommen; vielleicht nicht unter dem Zwang
exekutiver Maßnahmen, aber mindestens als letzte Möglichkeit – einzig sinnvolle Reaktion – auf ein komplettes politikversagen.
Freiwillig ist anders.

Es geht auch eigentlich nicht um „Junge Menschen“, sondern um Marginalisierte. Die Zukunft gleich auf einer ganzen Reihe
von ebenen zu verspielen und damit „die Jugend“ zu marginalisieren war doch ein bisschen ein dummer move, insbesondere wo
der Bildungs- und Organisationsgrad bei jungen Menschen wächst.
Wir haben neben dem Rest der Welt und eh marginalisierten Gruppen schon immer seine Jugend zum Fraß vorgeworfen;
heute ranten dann halt anderen junge Leute direkt auf Youtube oder Insta oder sonstwo über eben diese Pläne.

These: Die Diskussion um Solidarität ist eigentlich nur Ausdruck eines tiefer sitzenden Gefühls von Disenfranchisement;
bösartig formuliert könnte es sich sogar um einen Strohmann (netter: Frame) handeln, der
dazu dient sich mit dem unterliegenden Gefühl nicht auseinandersetzen zu müssen. (Wobei das beinahe schon
eine Verschwörungstheorie ist; sehr zugespitzt. In der Praxis läuft sowas subtiler… ich unterstelle euch natürlich auch nicht sich diesen Frame bösartig gewählt, sondern schlimmstenfalls ihm aufgesessen zu sein).

Eigentlich viel wichtigere Fragen für mich als junge person sind:

  • Warum reden wir bei sechzentausend Neuinfektionen pro tag, fünftausen Intensivpatientinnen überhaupt über Lockerungen?
  • Warum reden wir da jetzt schon lange genug drüber, dass wir einfach mal Zero Covid hätten machen können?
  • Wenn ich am Schluss die einzige bin die noch nicht geimpft ist; sind dann überhaupt die Umstände so, dass ich mich individuell selbst weiter schützen kann?
  • Warum haben wir die Pandemie eigentlich auf dem Rücken der Pfleger_innen, des Gastrogewerbes, der Künstler und dem Rest der arbeitenden Bevölkerung ausgetragen.
  • Warum haben wir so stur die Schulen versucht offenzuhalten und die Großraumbüros während die Alten die in Rente sind sich einfach schützen konnten.
  • Warum haben wir von Kindern erwartet weiter zu lernen; warum haben wir deren Eltern sterben lassen.
  • Warum werden
  • Warum beschweren wir uns über Eltern die ihre Kinder „abgeben“ wollen anstatt ihnen Unterstützung anzubieten. Zehn weitere Elterntage sind nicht genug.
  • Warum faseln dauernd Leute über Lockerungen für Kreuzfahrttouren, Malle und so nen scheiss. Ich will keine Kreuzfahrttour; ich will mal wieder Umarmt werden.
  • Warum haben wir die Lufthansa über die Kriese gerettet und all die Künstler nicht?
  • Warum haben wir noch keinen gesetzlichen Mindestlohn von Echtvielgeld Euro für Pflegekräfte?
  • Wer hatte die Idee mit der Impfabstandreduktion um in Urlaub zu können und woher bekomme ich das Gras, das der Raucht?
  • Warum wollte mir mein Arzt trotz Vielfachdiagnosen (die selten genug sind, dass sie nicht explizit im Gesetz stehen) kein Risikogruppenschein ausstellen mit der Begründung „ich sei ja noch jung“.
  • Warum wurde die ganze Zeit diese Nebelkerze von Party-machenden jugendlichen umhergeworfen? Zeigt mir wer dieses Narrativ gesetzt hat, ich möchte darüber richten, ob die Person tatsächlich die moralische Überlegenheit besitzt oder ob die Person nicht doch ein Boomer war – jemand der die Moralische Verkommenheit dieser Welt repräsentiert.
  • Warum hat mein Arzt mir gesagt, dass ich als Letztes in meiner Risikogruppe geimpft werden soll als meine Impfberechtigung als Verwaltungsakt vom Land kam mit der Begründung „ich sei ja noch jung“!
  • WARUM TUN WIR EIGENTLICH NICHTS UM DIE INDER ZU RETTEN. HABEN WIR EIGENTLICH GAR KEINEN ANSTAND? SIND WIR DENN MORALISCH SO AM BODEN, DASS WIR DAS EINFACH ZULASSEN?
  • Warum wird Freund_innen von mir die Schwanger sind verboten sich impfen zu lassen, obwohl sie für sich auf jeden Fall das Risiko tragen wollen. Gehört deren Körper nicht ihnen selbst?
  • Warum debattieren wir eigentlich überhaupt über Patente und Impfstoffe. Ist doch egal. Offensichtlich müssen wir, ALLES WAS IN UNSERER MACHT STEHT tun um so schnell wie möglich den Rest der Welt zu impfen. Egal wie viel es kostet.
  • Warum mussten meine Familienmitglieder die drogenkrank sind eigentlich jeden Tag in Langen Schlangen vor der Substitution stehen. Die haben wir auch vergessen?
  • Was war das eigentlich eine kaputte Diskussion über „Nachtreisen“ trotz Ausgangssperre. Bei Achtzigtausend Toten?
  • Warum ist es uns überhaupt wichtig, dass Reisen noch möglich sind, wo reisen doch eigentlich nur einer kleinen privilegierten Minderheit vorbehalten ist.
  • In einer Gesellschaft, die sich offensichtlich nicht solidarisch verhält; wo wir dauernd über Fälschungen von Impfzertifikaten reden:
    Welchen Grund hab ich eigentlich davon auszugehen, dass der Boomer der in der Bahn vor mir sitzt, nicht sein Zertifikat gefälscht hat?
    Woher soll ich das Vertrauen nehmen?

Ich glaube das reicht erst mal. Selbst wenn die Impfeffektivität 100% wäre (was sie nicht ist, denn nichts ist 100% sicher), haben Lockerungen
für Immune immer noch einen negativen Effekt. Weil es schwieriger ist zu enforcen, rebound Effekte andere Seiteneffekte. Reicht das als Argument? Ich weiß es nicht.
Werden wir irgendwann mal Lockerungen für Immune brauchen? Mit Sicherheit. Alleine als Anreiz um sich impfen lassen.

In meiner Wahrnehmung ist das aber komplett nachrangig. Die ganze Diskussion findet auf einem Level statt das dermaßen von Privilegien strotzt,
dass es mir nur so kalt den Rücken runterläuft. Trotz meines eigenen wirklich enorm privilegierten Lebens frage ich mich: Wer sind eigentlich
die Leute für die das gerade wichtig ist.

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Lage d Nation

Der Punkt ist doch der, das Solidarität immer gefordert wird von denen, die unmittelbar betroffen sind.

Die vornehmlich lebensälteren Politiker und sonstigen Entscheider verlangen von den Jüngeren, solidarisch zu sein.

Erst, weil Corona angeblich nicht so gefährlich für Jüngere ist. Ob Longcovid mit 20 ein massiverer Einschnitt bezogen auf ein Menschenleben ist als eine Erkrankung mit 90+ sei mal dahin gestellt.

Jetzt müssen die Jüngeren sich beim Impfen Wiese hinten anstellen. Während als die Senioren in den Urlaub fahren, sitzen Familien nach einem Jahr Lockdown und HomeSchooling auch in den Ferien daheim, weil sie nicht geimpft werden, ja nicht einmal die Chance haben. Aber natürlich können sie sich auf eigene Kosten ständig testen lassen - Impfungen hingegen sind kostenfrei. Bei beispielhaft einer vierköpfigen Familie und einem Urlaub von vielleicht 14 Tagen bei sagen wir alle zwei Tage testen kommt man schon auf 28 Schnelltests. Von den geimpften Senioren verlangt niemand ernsthaft, dass sie irgendwie auch nur Rücksicht nehmen, denn die sollen ja am Urlaubsort für Umsatz sorgen und der ist in unserem System ja auch heilig.

Wenn aber Bildung in diesem Land wichtig wäre, würde man Lehrer:innen und Eltern impfen, um die Kinder zu schützen. Der Nebeneffekt wäre, dass es sogar in den Betrieben wieder schneller aufwärts ginge. Die dort fehlende Testpflicht, weil Unternehmer sich nicht gern etwas vorschreiben lassen(O-Ton Wirtschaftsminister) führt zu Risiken, die dann auch verringert wären. Aber im Gegensatz zu den Unternehmern kann man Kindern ja das Leben vorschreiben - die mögen das nämlich, wenn man sie zu Tests zwingt, ihren die Spielplätze und Freunde verbietet, ihnen wichtige Erfahrungen des Erwachsenwerdens nimmt, ja ihnen die Nacht verbietet. Gerade auch die Jugend, die entscheidende Jahre verliert, wird in ihren Bedürfnissen ignoriert.

Die psychischen Folgen von Lockdown, HomeSchooling und der ständigen Drohkulisse der Pandemie auf Kinder sind untersucht, führen aber zu keine Konsequenzen.

Wir steuern auf eine Situation zu die etwas überspitzt so aussieht: Die, die nachts zur Party und in den Club dürfen, wollen gar nicht hin und die die wollen, haben keine Chance, da sie keine Beachtung finden und auch die Imfpfreihenfolge sie wieder an das
Ende setzt.

Selbst das Urteil aus Karlsruhe zum Klimagesetzt zeigt doch, dass nicht solidarisch entschieden wird, sondern nur im Interesse der Generation, die jetzt regiert.

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Hallo! Guter Beitrag, dem ich weitestgehend zustimme! Danke dafür. Auch ich bin der Meinung, dass Geimpfte und Genese ihre Grundrechte wieder wahrnehmen dürfen und im Interesse von Kultur, Gastro etc. auch wahrnehmen sollen. Hier verhält sich zunächst einmal niemand unsolidarisch, denn Solidarität ist meiner Meinung nach zunächst einmal nichts was vom Gesetzgeber „verordnet“ werden kann. Solidarität zeigt sich darin, wie sich die Betroffenen verhalten. Meine Sorge ist, dass einige Geimpfte und Genese die Pandemie für sich als erledigt erklären und alle anderen schauen können wo sie bleiben. Es fehlt aus meiner Sicht der von der Politik vorgelebte Konsens, dass wir nur gemeinsam die Pandemie bis zum (offenen) Ende durchstehen können und jeder bitte seinen Teil dazu beitragen sollte. Ein konstruiertes Beispiel: Geimpfte LehrerInnen könnten anstatt sich schnellstmöglich in den Urlaub zu verabschieden, einen Teil ihrer Zeit dafür zur Verfügung stellen, um im dann ja Möglichen Einzelunterricht die Lernlücken von SchülerInnen aufzufüllen. Gleiches gilt für rüstige RentnerInnen für die Betreuung von Nachbarskindern. Oder: Nutzen eingetragene Kontaktpersonen von pflegebedürftigen Personen das nur als Vorwand für die Impfung oder “spenden” sie etwas mehr Zeit, um das Pflegepersonal zu entlasten? Es gibt für Geimpfte und Genesene genügend Möglichkeiten, sich solidarisch zu verhalten. Und Politik muss hier mit gutem Beispiel voran gehen.

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Mich hat die Diskussion in der Lage aus vielen Gründen irritiert.

(1) Der Fokus auf den Begriff der Solidarität hat dazu geführt, dass die „Gegenseite“ unnötig auf einen Begriff reduziert wurde. Die interessante Frage ist komplexer.

(2) Es gibt ein paar empirische Fragen, die man nicht ignorieren sollte: (a) Werden Anreize geschaffen, sich anzustecken? (b) Werden Anreize geschaffen, sich fälschlich in eine höhere Prioritätsgruppe einzuordnen?

(3) Wie sollen denn die Geimpften und Genesen Theaterbesuche, Cafébesuche, Urlaub usw. machen, wenn das Personal dort nicht geimpft oder genesen ist? Warum nochmal sollen Nicht-Geimpfte zur Arbeit gehen, um die Geimpften zu versorgen? Aus „Solidarität“ (ja, ich verwende jetzt das Hasswort)?

(4) In der Diskussion um die Klimakrise beruft ihr Euch an einer Nebenstelle auf das Prinzip, dass aus zufällig erlangten Vorteilen keine Folgevorteile entstehen sollten. (Kontext: Dass manche Länder durch historische Co2-Emissionen Vorteile erlangt haben, verpflichtet sie darauf, mehr Emissionsreduktionen auf sich zu nehmen als weniger entwickelte Länder.) Dieses Prinzip greift aber auch hier: Aus dem auf zufällige/ungerechte Weise erworbenen Status, geimpft zu sein, dürfen aus Gerechtigkeitsgründen keine weiteren Vorteile entstehen.

Die zentrale (empirische) Prämisse ist hier, dass das Vergabeverfahren für Impftermine aktuell ungerecht ist. Ich glaube, dass das stimmt, kann es aber mangels Überblick höchstens anekdotisch belegen. Es ist leichter und schneller, alle >60Jahre zu impfen, als z.B. bei den Diabetiker*innen im Detail zu unterscheiden, wer jetzt dran ist: Die 25jährige, die schwanger werden möchte? Die ca. 40jährigen mit 25–35 Jahren Krankheitsdauer (das ist die Gruppe, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit latente Folgekrankheiten hat, aber statistisch noch nicht alt genug ist, um eine besondere Risikogruppe zu sein)? Meines Erachtens ist es richtig, beim Impfen auf Geschwindigkeit zu setzen, nicht auf eine im letzten Detail gerechte Verteilung. Aber das bedeutet auch zu akzeptieren, dass der Status als Geimpfter aktuell für die meisten zufällig und damit ungerecht erworben wurde. Und wie gesagt: Aus ungerecht erworbenen Vorteilen dürfen keine weiteren Vorteilen entstehen.

Um zu illustrieren, warum dieses Prinzip wichtig ist, noch ein Beispiel: Chancengleichheit. Der Staat kann nichts daran ändern, dass Kinder unterschiedliche Startchancen haben. Dem Kind, das einen Opa hat, der sehr gut Mathe und Schach erklären kann, wird dieser Opa nicht weggenommen. Und der Staat verteilt auch keine Ersatz-Großeltern. Aber das Ziel von Chancengleichheit ist, dass aus diesem Zufall keine Folgevorteile entstehen, zum Beispiel, sollte davon nicht abhängen, ob ein Kind das Abitur erwirbt.

Wie immer steckt der Teufel im Detail: Dürfen Geimpfte ihre Enkel besuchen/umarmen? Selbstverständlich ja! Dürfen Geimpfte aktuell Urlaubsreisen machen? Meines Erachtens: Nein, das ist ein Folgevorteil, der ihnen nicht zusteht. Dürfen Geimpfte aktuell beruflich relevante Vorteile erzielen (weil sie z.B. Geschäftsreisen antreten können und Vorteile gegenüber Konkurrenten haben)? Absolutes Nogo. – Das ändert sich natürlich wöchentlich/monatlich, ich kommentiere hier nur die aktuelle Situation.

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