Solidarität bei Lockerungen für Geimpfte und Genesene

Ja richtig, es war schlechte Politik, die uns in die aktuelle Lage geführt hat, in der die Rückgabe von Grundrechten „alternativlos“ ist.

Alle Themen, die hier im Forum gerade rauf und runter diskutiert werden (Freiheit für Geimpfte, Solidarität, Impf Prio, Generationen Konflikt, Vordrängeln,AZ Verweigerer), hätte man „lösen“ können, wenn man eine Politik der Pandemievermeidung gefahren hätte. Egal ob man das jetzt ZeroCovid, NoCovid oder anders nennt. Stattdessen ist Impfen die einzige Lösung, die verfolgt wird. Da es die einzige Lösung ist, ist natürlich jeder Aspekt bei der Ausgestaltung dieser Lösung höchst kritisch und potentiell spaltend.

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Stimmt nicht. Es gibt genug Initiativen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, Klimaschützer, die es nicht mehr betreffen wird, weiße Aktivisten gegen Rassismus, und so weiter.
Der Forderung nach „Solidarität“ fehlt die Forderung nach einer Verbesserung für irgendwen. Es ist eine reine Forderung nach Verschlechterung.

Hier im Forum gab es mal die Forderung, Geimpfte sollten Kinder betreuen oder Ähnliches. Auch wenn ich diesen Vorschlag abgeschmettert habe, ist das zumindest eine Forderung nach Solidarität.

Doch. Ich verlange zum Beispiel, dass sie bei ihrem Urlaub nicht das Klima versauen, an ihren Zielort keinen Müll liegen lassen und alles andere, was unter „Rücksicht“ fällt.
Was niemand verlangt, ist, dass Geimpfte auf ihre Reise verzichten.

Dann fordere das doch! Aber mecker nicht über die anderen, die schon geimpft sind und fordere von denen keinen nutzlosen Verzicht.

Das Urteil als Karlsruhe beruht auf dem Gedanken, die Paris-Ziele um jeden Preis einzuhalten und argumentiert über die extremen Freiheits-Einschränkungen, die das in 10 Jahren erfordern würde. Das ist die Definition von Solidarität.

Hallo zusammen,

ich habe mit den Diskurs angehört und bin ehrlicherweise der Meinung, dass hier Solidarität kein wirklich gutes Argument ist. Zudem finde ich der Vergleich mit der PKV hinkt etwas, weil hier der Gesetzgeber einen Zwang vorsieht und die Hürden, um das System zu verlassen extrem hoch sind. In diesem Jahr liegt die Beitragsbemessungsgrenze bei 58.050 EUR. Es ist also nicht wirklich einfach aus der PKV rauszukommen und sich damit der Solidarität zu entziehen. Wenn man Kinder hat ist es quasi unmöglich, da diese dann zwangsläufig (bis auf wenige Ausnahmen) ebenfalls in die private Krankenversicherung wechseln müssen.
Die Lockerungen für Geimpfte fallen den Menschen „einfach so zu“ und die junge Generation hat teilweise noch nicht einmal ein Impfangebot bekommen. Hier ist die aktuelle Ausnahme der Impfstoff von Astra Zeneca, der aber für junge Menschen ein deutlich höheres Risiko bedeutet.

Solidarität würde in meinen Augen hier zunächst einmal bedeuten:

  1. Menschen ab 60 erhalten ausschließlich AZ als Impfstoff.
  2. Menschen bis 60 erhalten Biontech oder Moderna
  3. Vollständiger Wegfall der Impfpriorisierung.

Dann würden auch die von euch angebrachten Argumente zu Kunst, Kultur und Gastronomie valide. Denn zumindest in meiner Blase gehen Menschen aus Altersheimen selten bis gar nicht ins Theater. Da gewinnt also eigentlich niemand etwas.

Und vor diesem Hintergrund halte ich die Lockerung für Geimpfte zum jetzigen Zeitpunkt mit den vorliegenden Argumenten für grundlegenden falsch. Ganz unabhängig von Solidarität.

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Ich verstehe die hier zu Grunde liegende Argumentation überhaupt nicht. Weil einigen Menschen die „Lockerung einfach so zufällt“ sollen diese Menschen sie nicht bekommen? Muss man sich hier Grundrechte (Versammlungsfreiheit, allg. Handlungsfreiheit) erarbeiten?

Das ist eine sehr gefährliche Argumentation, die nicht zur Grundhaltung einer freien demokratischen Gesellschaft passt.

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Ein starkes Beispiel für „Whataboutism“. Deine Fragen sind meines beschränkten Horizonts nach berechtigt, aber haben nichts mit der eigentlichen Sachthematik zu tun.

Einen Mangel an exekutiver Durchsetzung mit mehr Einschränkungen zu umgehen ist mMn wenig sinnvoll (einziges Argument in deinem Beitrag mMn). Wer sich von Anfang an nicht an die Einschränkungen halten will, wird auch nicht durch Erleichterung für andere dazu motiviert oder abgehalten.

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Die Rücknahme von Grundrechtseinschränkungen sollte in einer liberalen Demokratie immer „alternativlos“ sein. Das ist das Kernwesen einer freien Gesellschaft.

Ich gebe dir in allen Punkten Recht, dass die Politiker verantwortlich sind für den Schlamassel. Ich würde sogar noch weiter gehen: die vollkommen Fehlgeleitete „Solidaritätsdiskussion“ entstammt auch der GroKo Politik die das anfangs als „Sonderrechte“ gelabelt haben. Ich würde sagen um genau das hier zu erreichen was in dem Forum passiert. Es findet eine Zersplitterungen und Ablenkungsdiskussion von den wirklich wichtigen Themen statt. Statt darauf aber mit Whataboutism einiger Mitforisten zu reagieren, wäre es sinniger zu sagen: ok, so ist die Situation jetzt (in einem liberalen Rechtsstaat). Was können wir nach vorne gerichtet verbessern? Können wir einige der Themen offensiv und gemeinsam angehen, anstatt uns an so einem Nonsense Thema aufzuhängen

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Ich war persönlich von der Diskussion und den Argumenten in der Lage sehr enttäuscht. Ich musste ziemlich lange nachdenken, um herauszubekommen, weshalb denn genau. Denn Eure Argumentation ist für mich nachvollziehbar und schlüssig. Aber die Diskussion an sich stört mich und ich finde sie genau wie die Diskussion „Bald haben wir das Problem, dass wir nicht mehr genügend Impfwillige haben“ höchst unsolidarisch. Denn aktuell haben gesunde, nicht geimpfte Menschen, insbesondere Eltern ganz andere Probleme, nämlich gesund zu bleiben!

Wie sieht es aktuell für Eltern aus: Eltern haben mit am meisten unter der Pandemie gelitten. Ja, das war auch aus Eigennutz. Aber jetzt können sich Eltern nicht mehr schützen. Schule/Kita ist auf bzw. macht bald auf und für eine weitere Betreuung zu Hause sind die Reserven alle (zudem wirkt sich die Isolation bei Kindern in der Sozialisation mit am schlimmsten aus). Eltern können sich und ihre Kinder, im Gegensatz zu vielen Risikogruppen wie z. B. Rentnern, faktisch nicht mehr schützen.

Aktuell infizieren sich jede Woche 100.000 Menschen. Das wird sich vermutlich auch nicht so stark ändern, wegen Lockerungen. Heißt es infizieren sich jede Woche 100.000 Eltern und Kinder. Impftermin gibt es frühestens im Juni, Vollständigen Schutz im August. Das heißt konkret, dass die Infektion von Eltern und Kindern bewusst in Kauf genommen wird. Deshalb finde ich es höchst unsolidarisch, wenn jetzt eine breite Diskussion darüber geführt wird, dass Beschränkungen für Geimpfte aufgehoben werden müssen. Für die ist die Pandemie vorbei! Für Eltern geht es erst los und niemand redet darüber.

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Die Staatshilfen an die Lufthansa haben doch nichts mit den Flugzielen älterer Kunden zu tun. Dafür gibt’s Ryanair und andere Linien. Deutschland will einen nationalen Player in der Luftfahrt behalten. Ob man das richtig findet oder nicht ist eine andere Frage.
Diese Leier mit den 'bösen, alten (weißen) Männern" wird sehr langweilig finde ich… (bin selbst weder alt noch weiß).

Es ist klar, dass die Corona-Einschränkungen nicht für Geimpfte, Getestete und Genese gelten können.

Der von mir empfundene Betrug der von Boomern dominierten Politik an der Bevölkerung und vor allem den jungen Generationen und insbesondere jungen Familien hat letztes Jahr im September, spätestens im November stattgefunden, als die Politik sich entgegen aller Warnungen aus der Wissenschaft nicht für wirksame Maßnahmen zum Senken der Infektionszahlen eingesetzt hat. Dies hat Tausende Menschen das Leben gekostet und die Gesundheit von Millionen Menschen gefährdet, sowie ihr Leben länger als notwendig eingeschränkt, bis heute. Meiner Meinung nach hat die Aussicht auf die baldige Einführung von Impfstoffen dabei eine entscheidende Rolle gespielt und zu einem weitgehenden Gefühl von Gleichgültigkeit gegenüber dem weiteren Verlauf der Pandemie geführt, da ja „eh bald alle geimpft“ seien. Zugespitzt könnte man sagen hat die Aussicht auf baldige Impfungen durch den psychologischen Effekt kurzfristig mehr Schaden angerichtet als abgewendet. Verschärft wurde diese Gleichgültigkeit durch die Impfpriorisierung, die die eigene politische Klientel der Großen Koalition vorrangig behandelte. Hier wäre es psychologisch sicher hilfreich gewesen Impftermine rein zufällig zu vergeben, ähnlich wie im Film „Contagion“, beispielsweise indem jede Woche eine Anzahl Geburtstage gelost wird, die in der nächsten Woche Impftermine bekommen (Ausnahmen nur für medizinisches Personal und Rettungsdienste). Dies wäre mMn bei gleichzeitigen effektiven Maßnahmen und dadurch sehr niedrigen Infektionszahlen auch ethisch vertretbar gewesen, da die Älteren auch dadurch gut vor Infektionen geschützt worden wären, dass sehr wenige Menschen infektiös gewesen wären. Gleichzeitig wäre eine Lagerbildung alt gegen jung weitestgehend vermieden worden und echte Solidarität jeder für jeden wäre gefördert worden. Schließlich wäre ein Gefühl von Glück endlich gelost worden zu sein und freudiger Erwartung auf den baldigen Impftermin gefördert worden und Bürokratie abgebaut, was sicherlich auch für schnellere Fortschritte bei der Impfung gesorgt hätte. Am wichtigsten aber wären unglaublich viele Menschenleben verschont geblieben von Tod, Krankheit und Leid. Und immer noch wird nicht alles erdenkliche dafür getan die Infektionszahlen so schnell wie möglich zu senken. Nur tragen die jüngeren Generationen mehr und mehr alleine das Risiko an Covid-19 zu erkranken, da von den älteren Generationen einfach so getan wird als wäre die Pandemie vorbei, was nicht stimmt. Die Zahlen der Infizierten und Toten sind immer noch sehr hoch, nur sind jetzt zunehmend Jüngere betroffen.

Letztenendes bleibt der Eindruck durch sämtliche Corona-Maßnahmen der Politik sowie dem Ausbleiben von Maßnahmen, dass der Boomer-Generation, die die Politik zu großen Teilen bestimmt (Median-Alter der Gesamtbevölkerung bei über 45 Jahren, das der Wahlbevölkerung vermutlich weit über 50), die jüngere Bevölkerung in der Corona-Bekämpfung, genau wie in der Klimapolitik, sehr
weitgehend egal ist. Mindestens müsste es hier ein Wahlrecht ab 0 Jahren (bis zur Volljährigkeit kommissarisch durch die Eltern ausgeübt) geben, auch wenn nicht sicher ist, dass dies ausreichen würde um das Handeln der Politik entscheidend zu verändern.

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Bei allem Verständnis für deine persönliche Situation: Das ist einfach Käse. Diese Diskussion wird ja nicht geführt, weil irgendjemand Lust darauf hat, sondern weil unsere Verfassung für Grundrechtseinschränkungen tragfähige Gründe verlangt. Und bei Menschen, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit immun sind, fehlt es an diesen Gründen. An der Diskussion kommen wir also nicht vorbei. Das ist nicht unsolidarisch, sondern schlicht rechtsstaatlich.

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Ich kann verstehen dass diese Zeit für Eltern nicht besonders einfach ist. Dennoch müsst ihr euch langsam mal entscheiden was denn nun gut oder schlecht ist: Entweder man ist froh, dass Kitas und Schulen wieder öffnen, weil man entweder keine Zeit, keine Nerven oder schlicht kein Geld mehr hat um die Kinder selbst zu Hause zu betreuen (und weil der soziale Kontakt der Kinder zu anderen Kindern fehlt, das finde ich viel wichtiger als ein Schuljahr ggfs mal etwas weniger stoff zu lernen). So wurde also für Kitas und Schulen eine extra Regel ins Gesetz geschrieben, was die Öffnung bei höherer Inzidenzzahlen erlaubt (für mch völlig unverständlich, aber gut, da wurde anscheinend hart lobbyiert).

Jetzt ist das aber ebenfalls schlecht, weil, es konnte ja niemand ahnen (Achtung, Sarkasmus), dass die Schulen und Kitas besonders durch die aktuellen Mutationen des Virus kein sicherer Ort sind.
Dann zu behaupten, die Infektionen von Eltern und Kindern seien „bewusst in Kauf genommen worden“, finde ich doch ein ziemlich starkes Stück.

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Ich glaube, diese Entscheidung kann man von den Eltern nicht verlangen. Denn beides ist für sie schwierig: Homeschooling ist extrem kräftezehrend, je nach Wohnsituation und Familie, andererseits will man aber natürlich auch nur ungern von seinen Kindern das Virus mit nach Hause gebracht bekommen. Wie du völlig zu Recht beschreibst wird die Politik einerseits stark lobbyiert, dass Schulen und Kitas unbedingt offen sein müssen, aber wenn sie dann offen sind, fühlen sich viele Eltern von ihren eigenen Kindern bedroht …

Das Problem sind also nicht politische Entscheidungen, sondern schlicht die Pandemie. Aber offensichtlich fällt es vielen Eltern schwer, hinzunehmen, dass die Situation gerade so oder so ätzend ist. Irgend jemand muss halt schuld sein. Eine solche Schuldzuweisung macht es uns Menschen psychisch leichter, mit unangenehmen Situation umzugehen. Fair oder auch nur sachlich richtig ist das eher nicht.

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Genauso ist das. Vor allem ist das auch für die Kinder schwer. Im Spektrum zwischen Kinder und Jugendlichen, denen zuhause die Decke auf den Kopf fällt und deren Verhältnis zu den Eltern leidet und Kindern und Jugendlichen die Angst haben, sich in der Schule anstecken und die Eltern, oder Großeltern im Haus anzustecken, ist das für alle Beteiligten eine enorm schwierige Situation.

Ich kann nur hoffen, dass die Bundesregierung ein umfassendes Programm vorbereitet, falls Biontech wirklich demnächst für Kinder zugelassen wird. Das ist m. E. die einzige Option, die jetzt noch kurzfristig aus dieser schwierigen Lage helfen kann. Alle anderen haben Bund und Länder verstreichen lassen.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123616/Coronaimpfstrategie-fuer-Kinder-und-Jugendliche-entwickeln

Hier nochmal der aktuelle Stand der Studien dazu, ob und wie (lange) die Immunität bzw. Infektiosität von Genesenen und Geimpften anhält.

Restrisiko für Geimpfte und Genesene - Gesundheit - SZ.de

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Das hier beschriebene Dilemma existiert so m. E. nicht. Die Nachteile des Homeschooling sind inzwischen eindeutig und bekannt. Nicht nur ist es (in den meisten Familien) extrem belastend für alle Beteiligten, es funktioniert auch einfach nicht. Das gilt schon für die Ebene der reinen Aneignung von Lernstoff, auf die Schule gerne reduziert wird. Damit kommen nur diejenigen zurecht, die die notwendigen Voraussetzungen mitbringen, sich selber gut strukturieren können und die die notwendige Unterstützung haben. Andere wesentliche Funktionen von Schule fallen dabei aber komplett weg (bzw. können durch das bisschen Video-Unterrichtm, dass es de facto gibt, nicht kompensiert werden). Das sind vor allem die sozialen Funktionen von Schule, also a) die sozialen Kontakte b) das Lernen mit und von Gleichaltrigen c) das Erlernen sozialen Verhaltens d) die gezielte Förderung und der Abbau von Defiziten um zumindest ein wenig soziale Ungleichheit abzubauen. Knapp zusammengefasst: Homeschooling hat (neben anderen Kontaktbeschränkungen) massive Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit und damit auf die Entwicklung von Kindern. Das ist m. E. schon etwas anderes als dass einem mal „die Decke auf den Kopf fällt“.
Auf der anderen Seite wird beständig die Behauptung wiederholt, Kinder würden öfter Erwachsene anstecken als umgekehrt. Das suggeriert zumindest m. E. die Formulierung „von seinen Kindern das Virus mit nach Hause gebracht bekommen“. Exemplarisch für die mediale Variante dieser Behauptung steht die (inzischen geänderte) Überschrift eines Spiegel-Artikels: „Kinder werden zur Gefahr für ihre Eltern“. Das ist im Kern nichts anderes, als die Behauptung, Kinder seien Treiber der Pandemie. Daraus wird wiederum gefolgert, dass Schulöffnungen an sich ein Problem seien.
Empirisch ist diese Behauptung jedoch nicht nur nicht belegt, einschlägige Forschungsergebnisse widersprechen ihr sogar eindeutig. Aktuelles Beispiel: Der starke Anstieg der Meldeinzidenz in den Altersgruppen unter 20 wurde als Beleg dafür gewertet, dass Schulöffnungen zu mehr Infektionen führen. Dabei wurde aber nicht überprüft, inwieweit das auf die völlig andere Teststrategie (regelmäßige Screenings per Schnelltest statt anlassbezogene Tests bei Kontakten bzw. Symptomen) zurückgeht. Zum Teil fehlten auch einfach die Daten. Inzwischen gibt es aktuelle Analysen aus Bayern (zweiter Link) und Hessen, die die Entwicklung während und nach den Osterferien genauer untersucht haben. Ergebnis: Die Infektionen wurden vor allem in die Schulen hineingetragen, die Schulen waren also keine Treiber. Zudem steht die erhöhte Indizenz direkt im Zusammenhang mit der Teststrategie. Höchstwahrscheinlich sind Schulen aufgrund der regelmäßigen Schnelltests gerade einer der wenigen Bereiche in der Gesellschaft, in denen das sogenannte Dunkelfeld gerade erfasst wird. Sprich: wir erkennen Infektionen, die vorher unerkannt geblieben worden wären. Auch Ausbrüche werden wohl nirgendwo so gut erkannt und registriert wie in Schulen. Zudem werden Infektionsketten durch relativ strikte Quarantäneregeln in Schulen schnell durchbrochen.
Generell gibt es m. E. eine Tendenz, wonach Modellierungen und teilweise statistische Analysen eher dazu neigen, aus einer hohen Inzidenz in den entsprechenden Altersgruppen ein Risiko durch Schulen abzuleiten, während empirische Studien, die tatsächlich das Infektionsgeschehen in Schulen bzw. im Vergleich zwischen geöffneten und geschlossenen Schulen untersuchen, zu dem Schluss kommen, dass Schulen in der Regel das Infektionsgeschehen der umgebenden Gesellschaft abbilden, dies aber nicht beschleunigen und dass zudem das Risiko durch geöffnete Schulen bei entsprechenden Maßnahmen (Wechselunterricht, AHA, regelmäßige Tests & Quarantäne) gut kontrollierbar ist. Aufgrund dieser Forschungslage gibt es ja auch zahlreiche Länder, die Schulen sehr viel konsequenter offen halten, als dies in Deutschland der Fall ist - z. B. USA, UK, Frankreich, Dänemark, Spanien - für keines dieser Länder, in denen es ja durchaus Schulschließungen gab - ist mir eine Studie bekannt, die ein Antreiben der Pandemie durch erneut geöffnete Schulen nachgewiesen hätte.

Natürlich gibt es viele Menschen, die dennoch Angst davor haben, ihre Kinder in die Schule zu schicken, aber m. E. wäre es die Aufgabe von Politik und Medien, dieser Angst entgegenzuwirken. Unglücklich finde ich da eine Formulierung, dass für Schulöffnungen „lobbyiert“ würde - das Wort so, als dienten Schulen ausschließlich partikularen Interessen.

TL/DR. Homeschooling kann Schule nicht annähernds ersetzen und hat massive langfristige Folgen. Die Behauptung, dass Kinder bei Schulöffnungen Treiber der Pandmie werden, ist dagegen empirisch nicht belegt. Ein Dilemma ist das nicht.

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Diskussion wird ja nicht geführt, weil irgendjemand Lust darauf hat, sondern weil unsere Verfassung für Grundrechtseinschränkungen tragfähige Gründe verlangt. Und bei Menschen, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit immun sind, fehlt es an diesen Gründen. An der Diskussion kommen wir also nicht vorbei. Das ist nicht unsolidarisch, sondern schlicht rechtsstaatlich.

Sie mögen immun sein, aber im übertragenen Sinn sind sie hoch ansteckend, wenn sie in Urlaub fahren, ins Kino gehen oder Partys feiern, während Eltern jeden Tag um ihr Überleben und die Unversehrtheit Ihrer Kinder kämpfen. Das sät einen Frustvirus bei Ungeimpften, die keine Chance haben auch nur mittelfristig an eine Impfung zu kommen, und führt dort zu mehr Frust und frisst das Durchhaltevermögen auf. Schon heute sind einige Familien am absoluten Limit. Ehen gehen in die Brüche, Burn out, Depression beim Kind, Selbstmordversuch bei einer Alleinerziehenden… alles was es in unserer unmittelbaren Umgebung aktuell gibt, weil sich keiner um die verdammten Eltern kümmert und sie mit der Situation alleine sind. Wir haben wahrlich immer noch andere Probleme als über Lockerungen in jedweder Form zu unterhalten, ob geimpft oder nicht geimpft. Die die noch mitten im Schlamassel sitzen werden dadurch nur noch weiter frustriert.

Außerdem sind die Ansteckungsrisiken ja nicht gänzlich auf Null reduziert. Gibt es nicht ganze Pflegeheime die sich infizierten, trotz Impfung? Wenn die dann wieder unterwegs sind und ein Kluster starten, dann ist doch der Ungeimpfte der dadurch vielleicht infiziert wird, auch wieder der der dran glauben muss. Die mit Impfung sind es dann nach 2 Wochen Schnupfen los, der Ungeimpfte bekommt Long Covid oder muss auf die Intensivstation.

Ich denke und vor allem empfinde das Solidarität noch viel weitergeht, als eure Definition wie ihr es definiert habt. Beispielsweise wurde eine Klassenkameradin kurz vor der Klassenfahrt krank und konnte nicht mitfahren. ALLE haben dann darauf verzichtet und die Klassenfahrt einfach später in kleinerem Rahmen nachgeholt (auf eigene Kosten). Das war Solidarität und brachte auch keinen Vorteil für die erkrankte Klassenkameradin, sie hat es dennoch getröstet und war sehr dankbar. Aber das fordere ich gar nicht in dieser Situation, es geht eher darum, dass endlich mal was für die Eltern getan wird, damit sich deren Situation verbessert. Es sollte doch Priorität haben den Leuten im Schlamassel zu helfen, als denen die gerettet, weil geimpft sind, auch noch zusätzlich das Leben wieder lebenswerter zu machen. Dann sollen die Geimpften eben mal Kinderbetreuung, Einkaufsservice oder Putzhilfe für alle Eltern unternehmen.

Bei uns sah der Muttertag gestern so aus, dass wir die Wohnung geputzt haben, Steuererklärung abgeschlossen haben und das Abflussrohr repariert haben, weil wir schlicht keine Zeit haben die Seele baumeln zu lassen und einfach mit der Familie eine schöne Zeit verbringen können. Der Alltag von Eltern sieht aktuell so aus, dass der Tag um 5 Uhr anfängt und spät in der Nacht endet. Dazwischen sind Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung. Seit über einem Jahr geht das schon so und scheinbar interessiert das keinen. Wenn einer von uns nicht im Homeoffice arbeiten könnte, hätten wir bereits aufgeben müssen, ich weiß nicht wie das hätte laufen sollen, ohne das einer seinen Job aufgegeben hätte, was uns wahrscheinlich das Haus gekostet hätte. Die Situation ist dramatisch und wir sind da nicht mal die bei denen es am schlimmsten ist. Aber macht ruhig, fahrt ruhig in Urlaub und geht ins Kino. Wir schaffen das schon irgendwie. Aber erwartet nicht, dass ich zukünftig auch nur freiwillig auf Vorfahrt verzichten werde oder meinen Platz in der Bahn räume. Wie man in den Wald rein ruft, schallt es heraus.

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Diese einseitige Fokussierung auf Impfungen für Kinder ist m. E. aus mehreren Gründen fatal:

  1. Der Grundsatz für den Einsatz von Medikamenten, und erst Recht von Impfungen bei Kindern lautet, dass diese einen erheblichen Nutzen für das Individuum bringen müssen. Nun sind aber schwere Erkrankungen und Todesfälle bei Kindern aufgrund einer Infektion mit SarsCov2 extrem selten. Vielmehr bleiben die meisten Kinder asymptomatisch oder zeigen für wenige Tage Syptome wie Husten, Schnupfen oder Bauchweg. Als einziger medizinischer Nutzen der Impfungen bleibt der vage Verweis auf Long Covid. Dabei gibt es m. W. noch nicht eine einzige Studie, die Häufigkeit, Schwere und Dauer von Langzeitfolgen einer Corona-Infektion bei Kindern gezielt untersucht hat. Sprich: eine klare medizinische Indikation für eine Corona-Imfpung von Kindern gibt es nicht.
  2. Kinder sind medizinisch gesehen keine kleinen Erwachsenen, ihre Körper „funktionieren“ teilweise anders. Gerade kleinere Kinder infizieren sich deutlich seltener und sind deutlich weniger infektiös als Erwachsene. Gleichzeitig haben Kinder eine statistische Lebenserwartung von bis zu 80 Jahren, weswegen mögliche Langzeitfolgen einer Impfung, die noch gar nicht bekannt sein können, bei ihnen besonders ins Gewicht fallen. Aus diesen Gründen fordern Fachleute, dass für eine Zulassung der bekannten Impfstoffe für Kinder strengere Kriterien angelegt werden müssten und dass es keinesfalls eine Notfallzulassung geben dürfe, eben weil kein Notfall vorliegt. Siehe u. a. hier. Interressant ist auch, dass von den relevanten kinderärztlichen Fachgesellschaften (etwa DGPI, DGKJ oder bvkj) - also von denen, die sich mit Kindern, deren Organismen und Krankheiten wirklich auskennen - keinerlei Forderung nach schnellen Massenimpfungen gibt.
  3. Bleibt als Argument noch, dass Kinder das Virus verbreiten können und deshalb keine „Herdenimmunität“ erreicht werden kann. Auch dieses Argument ist aus mehreren Gründen anzuzweifeln. Erstens zielt der Begriff ja auf eine Eradikation des Virus ab. Die meisten Forschenden sind aber inzwischen der Überzeugung, dass das Virus nicht verschwinden wird, sondern endemisch werden wird. Das impliziert, dass eine Eradikation des Virus höchstes regional und temporär möglich ist und auch dann nur um den Preis von Kontakt- und Reisebeschränkungen. Zweitens: Ist das Ziel nicht eine komplette Eradikation des Virus, sondern lediglich eine drastische Verringerung des Infektionsgeschehens, so zeigt der Blick z.B. auf Israel, dass hierfür eine Impfung von Kindern gar nicht erforderlich ist. In Israel sind 35% der Bevölkerung unter 16 und etwa 80% der Personen über 16 geimpft. Dennoch ist das Infektionsgeschehen minimal (auch bei Kindern) und Corona-Tote gibt es kaum noch. Drittens ist es aus ethischer Sicht fragwürdig, Kinder nur aufgrund eines vermuteten statistischen Effekts zu impfen, auch wenn sie selber keinen erheblichen individuellen Nutzen von dieser Impfung haben.
  4. Das Argument, Schulöffnungen und bürgerliche Rechte für Kinder seien nur möglich, wenn diese geimpft sind, ist letztlich instrumentell. Es fußt letztlich auf der Annahme, dass nicht eine (mögliche) Erkrankung, sondern schon die Infektion an sich ein Problem darstellt. Das ist aber aus den oben genannten Gründen medizinisch nicht haltbar. Damit entfällt aber auch die Grundlage, Kindern ihre Rechte vorzuenthalten, sobald die epidemische Lage nicht mehr so ist, dass durch infizierte Kinder mittelbar andere gefährdet werden können. Und bis die Situation so ist, ist es die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass Kinder mit entsprechenden Schutzmaßnahmen so viele ihrer Rechte wahrnehmen können, wie möglich.
    Kurzum: Die Forderung, die schnellstmögliche Impfung von Kindern sei alternativlos ist nicht nur ärgerlich, da die behauptete Alternativlosigkeit nicht existiert. Die Forderung ignoriert darüber hinaus u. a. zentrale medizinische Kriterien und trägt dazu bei, die Gewährung von Rechten für Kinder von Bedingungen abhängig zu machen. Und das finde ich fatal.
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Hallo zusammen, hallo Ulf, ich finde das Alternativlos-Argument was die Grundrechtseinschränkungen für Geeimpfte angeht sehr befremdlich und eigentlich auch sehr ungewöhnlich in unserem Rechtssystem. Art.3 GG sieht ja ausdrücklich vor, dass alle Menschen erstmal gleich behandelt werden sollen. Das hat nichts mit Solidarität sondern mit Fairness zu tun. Zahllose Regeln bei uns sind auch trotz offensichtlicher Sachgründe für alle gleich. In der Stadt darf jeder Tempo 50 fahren, egal wie alt, tatterig, sehschwach und reaktionslangslahm er/sie ist. Dabei geht es gleichermaßen um Leben und Tod von sich selbst und Dritten. Dabei gibt es kein Grundrecht auf Autofahren. Geimpfte und Getestete gleich zu stellen ist, in dem Rahmen wie ihr es immer betont habt plausibel, aber die beschlossene Regelung bietet Immunen weit mehr Freiräume als Getesteten und genau hier liegt der Hund begraben. Ich finde es auch höchst fraglich ob ma Ungleiches ungleich behandeln sollte, wenn der Gesetzgeber selbst die Ungleichheit geschaffen hat → Folgediskriminierung. Ich finde solche Ungleichbehandlungen erfordern Beachtung, gute Gründe und im Zweifel auch Ausgleich. Zu letzt erfordern sie vielleicht nicht juristisch, aber zumindest politisch Anerkennung und Dankbarkeit. Die Enttäuschung und der Zorn der hier in vielen Kommentaren mit zu lesen ist, ist also nicht nur egozentrisch und irrational, sondern aus meiner Sicht durchaus begründet.

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Ich frage mich mittlerweile, warum diese Diskussion jetzt erst geführt wird. Genesenen werden ihre Grundrechte ja schon viel länger vorenthalten, warum war das bisher kein Problem? Weil man mit einer wissenschaftlich fundierten Untersuchung, ob Genesene eine Gefahr für andere sind, etwas „getrödelt“ hat?

Das ist eine Haltung, die ich sehr befremdlich finde. Es geht doch um Folgendes: Grundrechte dürfen - wenn überhaupt - nur eingeschränkt werden, wenn es dafür einen gewichtigen Grund gibt. Fällt dieser Grund weg, fehlt auch die Legitimation für die Einschränkung. Die einfache Tatsache, dass dieser Grund bei anderen Menschen noch gegeben ist, begründet hingegen keine Einschränkung individueller Grundrechte. Nun kann man argumentieren, dass die Grundlage mit der Impfung gar nicht wegfällt, aber das würde ja bedeuten, dass sämtliche Beschränkungen unbefristet fortgeführt werden müssen, weil Impfungen nichts an der Risikoeinschätzung ändern. Dann allerdings wäre die Frage, wozu überhaupt geimpft wird. Es dürfte auch kaum ein Gericht geben, dass diese Argumentation unterstützt.
Egal wie berechtigt der Zorn gerade sein mag, sollte er sich doch gegen die Politik wenden, die genau diese Situation geschaffen hat und nicht gegen die Verfassung oder gegen Menschen, die nun ihre Rechte wieder in größerem Umfang wahrnehmen können.

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