Sind wir ein Volk von Pessimisten? Wer braucht diesen ständigen Katastrophen-Modus?

Mal ein grundsätzliches Thema. Wenn man aktuell und in den letzten Jahren Medien, Politiker und die Meinungen von Bürgen verfolgt, zeichnet sich ein doch eher negatives Kommunikationsbild ab.
In den Medien müsste im Grunde vor jede Schlagzeile folgender Zusatz: („Wir werden alle sterben“) …; Selbst bislang als seriös geltende Medien arbeiten nur noch in Worst-Case-Szenarien, es gibt offenbar nur noch schwarz und Dunkel-Schwarz.
Von Seiten der Politik kommt, früher wie auch aktuell, vielfach nur noch ein Katastrophen-Dauer-Alarm. Auch hier erstmal nur Worst-Case-Szenarien, wenn es um kritische Themen geht. Von der Opposition erwartet man im Grunde nichts anderes.
In den sozialen Medien, aber auch in Gesprächen im Bekanntenkreis oft der gleiche Tenor: „Alle Regierungen seit der Steinzeit waren schlecht, aktuell Regierungen sind immer schlecht, und alle künftigen Regierungen werden schlecht sein, weil ja alles immer schlimmer wird!“. Das erklärt ggf auch die oft geringe Wahlbeteiligung. Ob es die Älteren sind oder die junge Generation um Fridays for Future, es scheint nichts positives zu geben.
Das wir viele drängende Probleme haben, und das unsere Welt nicht rosarot ist, da sind wir uns alle einig, denke ich.
Und aus Unzufriedenheit erwächst ja oft Innovationskraft, aber zuviel Unzufriedenheit kann lähmen oder sehr unangenehme, extreme Kräfte wecken.
Als Pädagoge weiß ich, das intrinsische Motivation am nachhaltigsten wirkt, also die Motivation die aus Überzeugung kommt.
Daher meine Frage: Brauchen wir in Deutschland diese Unzufriedenheit? Wollen wir immer in Katastrophen denken?
Dazu eine Anekdote: Ein Arbeitskollege beschwert sich immer sehr lauthals und ausführlich, was bei seinem Arbeitgeber alles schlecht ist und schief läuft. Doch dann kommt ein Satz wie „Eigentlich haben wir es doch gut hier. Ich kann eine Arbeit machen die mir Spaß macht, bekomme gutes Geld dafür und habe dazu noch viele Freiheiten.“
Ist offene Unzufriedenheit einfach nur ein Ventil? Daher diese Worst-Case-Schlagzeilen?
Rein subjektive Wahrnehmung. Ich weiß, wir Deutschen können auch anders…

Dazu aktuell: Studie belegt Zukunftsängste: Die Deutschen sind immer mehr im Krisenmodus (msn.com)

1 „Gefällt mir“

Ich glaube das ist eine selektive Wahrnehmung. Es kommt halt auf die Medien an. Die Mainstream Medien haben stark von Recherche zu Kommentar gewechselt im Vergleich mit ihren Totholzgechwistern aus den 90ern und somit haben wir oft den Eindruck dass es diesen Schwarz Weiss Modus als einzigen gibt. Es ist aber einfach billiger und bringt mehr Werbeclicks (Beispiel) 5 fachlich ungeeignete Autoren die ‚Frühsexualisierung der Kinder in den Öffis mit der Transagenda‘ beschreiben zu lassen anstatt darüber eine ordentliche balancierte Recherche zu fahren, die sich dann auch anderen journalistischen Kriterien beugen muss,

Wenn wir weiter tun wie wir es jetzt tun, dann ist zu unserer Lebenszeit ein krasses einbrechen unserer Lebensqualität zu befürchten. Völkerwanderung, Massensterben. Das ist viel drastischer als die recht abstrakte Bedrohung mit Strahlung aus Atomkrieg und Super-Gaus die uns in den 80ern ans Herz gelegt wurde.

Ich denke es gibt sehr viele Möglichkeiten dieser Gesellschaft zu helfen und aktiv zu werden. Ich denke es fühlt sich sehr viel einfach anders an, wenn man sich aktiv an irgendwas beteiligt statt sich immer nur Doomscrolling zu geben.

Und es ist auch ein Ziel der Verbreiter solcher Negativschlagzeilen so ein Engagement aktiv zu verhindern: Wer sich mit was wirklich beschäftigt hat weniger Screentime, klickt weniger auf Kommentarspalten und kauft am Ende weniger Produkte.

Schon die Staatsgründung ein paar Jahrzehnte nach der franz. Revolution hat so einen pessimistischen Ton genutzt. Nach dem ersten Weltkrieg Versailles Verträge, nach dem zweite Weltkrieg die Mär von der ‚Befreiung durch die Nazis‘ (als hätten sich die Massen nicht mit Freude bereitwillig ihrem angeblichenRetter anvertraut). Nach dem Krieg eine gebrochene Generation, die ihre Kriegstraumata auf die sog. Boomer entluden die dann immer noch ‚schwarze Pädagogik‘ anwandten um die sog. Generation X erzogen.
Das ist tief in unserer Kultur verankert und ich vermute, erst die Generation der Leute um 25-30 ist davon eher befreit: Das sagen die Statistiken - weniger Drogenkonsum, weniger Gewalt etc. Zustände wie in den 90ern wären heute recht undenkbar. Ich will nicht sagen dass es das nicht mehr gibt, aber es betrifft weniger Leute.
Die Politik versagt grade komplett darin dieser neuen Generation eine Perspektive anzubieten.

Wir sehen davon noch nicht annähernd genug. So lange ein Porschegate keinen Aufstand erzeugt wird sich nichts ändern. Die vom Klimawandel betroffenen Bürger schleppen ja noch selbst die Blockierer der Ampeln (hehe) von der Strasse, bestehen darauf dass sie pünktlich zur Arbeit müssen und sehen nicht dass sie selbst auch betroffene sind. Die Millenials die ich kenne sind super lieb (wenn auch engagiert) und ich möchte hier mal an die RAF erinnern, die sich an viel weniger politischem Sprengstoff ideologisch selbst entzündete.

Ich würde bei der Ursachenfoschung mal bei dem Doomern von der CDU/CSU, FDP und AFD anfangen. Die von heute auf Morgen diese Republik in den Abgrund regieren könnten uns aber noch erzählen sie wären alle so unterschiedlich. Konservative Uboote wie der Seeheimer kreis sind hier auch noch beteiligt. Es lohnt sich halt für die wenigen Krisengewinnler die immer mehr Vermögen anhäufen und die zahlen dieses Kabuki auch (grüße gehen raus an VAG an dieser Stelle).

7 „Gefällt mir“

Hast du sicherlich überlesen:

Und darf ich vorstellen Rolf Dobelli:

und
Rolf Dobelli:
https://12ft.io/proxy?q=https%3A%2F%2Fwww.nzz.ch%2Ffeuilleton%2Frolf-dobelli-vergessen-sie-die-news-ld.1500106

Lösung gefällig?

Konstruktiver Journalismus wie bei Perspective-Daily

1 „Gefällt mir“

Erstmal danke für die konstruktiven Beiträge und Quellenhinweise auf meinen zugegebenermaßen sehr subjektiven Beitrag.
Ich denke auch das wir eher mehr konstruktive Ziele und Motivationsanreize benötigen. Auch von Seiten der Politik weniger Worst-Case, mehr realistische Einschätzungen und gelegentlich mehr „Mut machen“, das bewegt eher als das negative Gerede.
Am umsatzorientierten „Journalismus“ sind wir wohl auch selbst schuld, hier braucht es wohl die nötige Bildung, das richtig einordnen zu können.
Werde mir in diesem Sinne den Buchtipp man zu Gemüte führen.


Sorry, couldn’t resist.

2 „Gefällt mir“

Mann wird ja mal träumen dürfen… :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Seit ich Nachrichten lese, kenn ich es eigentlich nicht anders. Negative Themen dominieren die politische Berichterstattung, alles was übers regionale hinaus geht, wird durch negative Inhalte dominiert (bedingt den Sport ausgeklammert). Es gab natürlich auch schon, je nach Medium, eine Beimischung von positiven Inhalten, aber in meiner Wahrnehmung haben die nie dominiert.
Was sich sicherlich subjektiv geändert hat, ist die Sprache, das kommt aber auch sicher daher dass sich die Sprache durch alle Gesellschaftsschichten (wie ich meine) sich deutlich verroht hat.
Ich muss mir auch immer wieder mal eine News-Auszeit gönnen, zu viel Nachrichten machen definitiv nicht gesund.

Inhaltlich gerade beim Thema Umwelt, bin ich der Meinung, dass vielen noch nicht bewusst ist, wie nah die Katastrophe bereits schon ist, da wäre mehr Katastrophenmodus angebracht.
Es gibt auf Arte immer wieder für sich stehend, informative Beiträge zu der Entwicklung von verschiedenen Lebensräumen, wie wirklich schlecht es um viele steht bzw. wie viele Lebensräume, Tiere und Pflanzen praktisch vor dem aussterben stehen.
Ist nur meine persönliche Einschätzung, aber ich halte mittlerweile pessimistische Einschätzungen für realistischer als ich es selbst vor einigen Jahren noch getan habe.

2 „Gefällt mir“

Ich glaube, das ist der wesentliche Punkt. Wir befinden uns tatsächlich in einer Situation, wo wir nicht weitermachen dürfen wie bisher. Das konnte man vor zwanzig oder dreißig Jahren schon wissen, aber damals waren es zu wenige, die uns die dunkle Zukunft wirklich ausgemalt haben. Jedenfalls waren wir nicht im Katastrophen-Modus, und erst das hat uns in die Nähe der Katastrophe gebracht.
Ich glaube, der Katastrophen-Modus bildet einfach die Realität ab, zumal zur Klimakatastrophe jetzt noch eine Pandemie und ein Krieg gekommen sind.

11 „Gefällt mir“

Anders gefragt: Bei den aktuell dringenden Problemen, der Klimawandel ganz oben auf der Liste, hilft ein gegenseitiges Überbieten der Krisen da wirklich weiter? Wenn alles schlimm ist, stumpfen die Menschen nicht irgendwann ab? Wenn eh alles in Katastrophen endet, warum sich dann noch um Einzelprobleme wie Klimawandel kümmern? Ist doch nur eins von vielen, neben Tempolimit und teuren Lebensmitteln. Provokant gefragt…

1 „Gefällt mir“

ABER, und hier widerspreche ich mir vielleicht selber, durch die Schockstarre, in die uns der Katastrophen-Modus versetzen könnte, wird die Katastrophe natürlich nicht abgewendet. Zusätzlich zum realistischen Bild der drohenden Gefahr brauchen wir eine positive Erzählung, wie wir sie noch abwenden können und besser aus der Lage hervorgehen als wir reingekommen sind.
Ich weiß ehrlich gesagt aber nicht, wie diese Erzählung aussehen müsste. Definitiv nicht richtig finde ich das Narrativ der FDP: Wir sind innovativ, erfinden einfach was, das sofort kein CO2 mehr erzeugt oder alles CO2 auf einen Schlag beseitigt, das will dann jedes haben, und den Rest regelt der Markt. Das wäre natürlich toll, aber das ist eine Erzählung, die alle, die nicht in der Lage sind, was tolles zu erfinden, in einen passiven Modus versetzt.
Viel eher müssten wir in eine Heldenrolle versetzt werden, in der jedes, das einen Beitrag zur Vermeidung der Klimakatastrophe leistet, gefeiert wird, wo es cool ist, wenig zu heizen, kalt zu duschen und mit dem Fahrrad oder Zug in den Urlaub zu fahren. Was mich an dieser Variante stört, ist, dass es die Hauptaufgabe wieder beim privaten Verhalten des Einzelnen verortet. Aber es muss ja nicht nur eine Erzählung geben. Es braucht jedenfalls definitiv auch eine Geschichte, die die Unternehmen und die öffentliche Hand in die Verantwortung nimmt.

4 „Gefällt mir“

Das ist nicht heldenhaft, sondern die Verweigerung von Fortschritt. Wir wissen, wie man Wärme auch ohne fossile Energien erzeugen kann. Dazu muss nichts mehr erfunden werden, sondern nur noch umgesetzt.

1 „Gefällt mir“

Welche Politiker und Medien sollen das denn sein? Mein Eindruck ist eher, da wird permanent ein rosarotes Bild einer Welt gezeichnet, in der alle Probleme quasi kurz davor sind, fast ganz von alleine gelöst zu werden. Corona ist vorbei, die Ukraine steht kurz vor dem Triumph über Russland, dass die USA kurz vor einer faschistischen Machtübernahme stehen, ist halb so wild, und das mit dem Klimawandel regelt sich schon. Ihr werdet alle sehen, schon in 30 Jahren werden wir vielleicht an einem Punkt angekommen sein, wo wir zumindest netto nicht noch mehr CO2 in die Atmosphäre blasen! Das ist doch super! Schneller geht halt nicht, kann man nix machen, denn der Porsche vom Lindner und die Arbeitsplätze in der Lausitz sind wichtig. Wir müssen bloß noch ein paar Science-Fiction-Technologien erfinden, denn diese hässlichen Windräder will doch keiner sehen. Aber das läuft schon, genieße einfach weiter deine FDP-Freiheit, wenn du sie dir leisten kannst, und ansonsten halt einfach den Mund. Keiner mag miesepetrige Schwarzseher.

1 „Gefällt mir“

Ich weiß, was Du meinst, aber ich würde Dir in zweierlei Hinsicht widersprechen:

Erstens ist es kein Fortschritt auf einem Status Quo zu beharren, an den man sich gewöhnt hat. Zweitens bedeutet jede Energieerzeugung einen Ressourcenverbrauch, auch wenn wir keine fossilen Brennstoffe dazu benötigen.

Zudem ist es jetzt nicht gerade meine zentrale Aussage, dass wir kalt Duschen sollen, sondern dass wir durch Erzählungen ein Umfeld schaffen sollten, in dem man darauf stolz sein kann, für das Vermeiden einer Katastrophe gewisse Opfer zu bringen.

Um das ganze nochmal abzurunden: Der Pessimismus hat eine wichtige Aufgabe, nämlich uns zu warnen, der Optimismus aber auch, nämlich uns Auswege aufzuzeigen und zu zeigen, dass wir uns dabei gut fühlen können, wenn wir diese Auswege beschreiten.

1 „Gefällt mir“

Dem Märchen vom ach so tollen Fortschritt den die FDP erzählt habe ich noch nie geglaubt.

Sorry, aber beim lesen dieses Abschnitts musste ich an das Bonuspunktesystem der Chinesen denken wo „gutes Handeln“ bzw. das „Handeln im Sinne der Gesellschaft“ belohnt wird. Was aber die Überwachung des einzelnen nicht besser macht.

Ich habe nicht den Eindruck, dass die Politik und die seriösen Medien eine hysterische Katastrophenstimmung verbreiten. Wenn du alles mögliche auf YouTube schaust und die Startseiten von Web.de z.B., dann entsteht der Eindruck schon, aber eben der falsche Eindruck.

Wie @sebs303 und @rph schon sagen, ist die Politik zu zurückhaltend was die Klimakrise betrifft. Was höhere Preis für Lebensmittel und Energie betrifft, sollten sie sich (und auch die Medien) eher mässigen. Die höheren Preise sind ja eigentlich wünschenswert und schon für Normalverdiener (Pendler) überhaupt kein Problem. Und auch die Inflation ist kein wirkliches Problem. Die Sparguthaben schmelzen halt ein wenig ab, aber es gibt sie noch.

Stimmt! Und zusätzlich brauchen wir endlich klare Regelsetzungen der Politik die zum realistischen Bild passen. Und endlich die Richtigstellung der blödesten aller blöden „politischen“ Argumente von wegen „Verbotspolitik“. Wir leben mit 10.000 Verboten ganz prima, aber das nächste Verbot oder Gebot, das noch nicht in das tägliche Verhalten automatisiert ist, das ist ganz schlimm und ruiniert die persönliche Freiheit.

Doch, ich glaube die ist nicht so schwierig. Wenn erst einmal die Politik den Mut hat, den Leuten die Notwendigkeiten zu erklären und wie gesagt entsprechende Regeln festzulegen, beginnt die Erzählung. Sie muss auf festen Füssen stehen. Freiwilligkeit und Idealismus sind schön, aber wenn es ums Ganze geht, ist die Berufung darauf geradezu kontraproduktiv. Denn Menschen mit einer gediegen konservativen Grundhaltung weichen jeder Neuerung aus (siehe Windkraftgegner). Und Egoisten machen sich einen Sport daraus, gemeinschaftsdienliche Aktivitäten zu unterlaufen. Wenn 2 von 10 nicht mitmachen, ist Sand im Getriebe.

Auf gut gemachten Gesetzen haben Alle den gleichen Ausgangspunkt. Die Progressiven sind ja schon überzeugt, die Konservativen werden in der Anfangsphase mitgeschleift, bis sie (das zeigt die Erfahrung überall) merken, dass es gut ist, nachdem die Neuerung durch Gewöhnung den Stachel des Neuen bzw. den Schrecken des Unbekannten verloren hat. Und die Faulen und Egoisten können sich halt nur noch innerhalb eines gewissen Spielraums drücken, was als Konstante hinzunehmen ist und wenig stört.

Kleine Beispiele für neue Regeln sind das Rauchverbot und die Rechtschreibreform. Über den jeweiligen „Widerstand“ ist schnell die Zeit hinweggegangen und fast Alle sind zufrieden.

Das ist jedenfalls absolut nicht, was ich meine. Der Ausgangspunkt des Threads ist ja die Feststellung, dass speziell in den Medien besonders das Schlimme dargestellt wird. Und ich habe die Meinung vertreten, dass es wichtig ist, dass wir das Schlimme auch wahrnehmen. Auf der anderen Seite muss aber auch das Positive dargestellt werden, also positive Aktionen oder Aktivitäten und das, was erreicht werden kann, wenn man bestimmtes tut oder unterlässt. Das hat mit dem Bonuspunktesystem nur insofern entfernt was zu tun, dass damit gesellschaftlich nützliches Handeln gefördert werden soll, und das ist ja erstmal nichts schlechtes. Aber es sollen ja keine Vorgaben gemacht werden, wo jemand a priori festlegt, was nützlich und gut ist, sondern es wird a posteriori darüber berichtet, was einen guten Effekt hatte, was dann vielleicht zum Nachahmen anregt, aber vor allem zeigt, dass es möglich ist, positive Effekte zu erzielen.

Und da haben wir wieder die absolut pessimistische Betrachtungsweise. Warum sollte der Manager, der statt einen GT3 Porsche um die Schleife zu drücken seine Freizeit in der Ausgabe der Tafel verbringt dafür nicht einen ‚Pat on the back‘ bekommen und die Krankenschwester mit Niedriglohn und Doppelschicht nicht eine ‚Heldenerzählung‘ ala Marvel mit massiver Steuersenkung?

Ich finde auch, dass positive Erzählungen hermüssen. Habe mich in einem Unikurs mit einem Neuentwurf der Wirtschaft als Gemeinwohlökonomie beschäftigt, wie sie Michael Felber entwickelt hat. Fand ich wahnsinnig spannend. Dazu habe ich gerade „Less is more – How degrowth will save the world“ von Jason Hickel ausgelesen, das mich sehr berührt hat und das ich gerne jedem Menschen zum Lesen in die Hand drücken möchte.

1 „Gefällt mir“

Aha. Dann frag doch mal Tranfserleistungsempänger, Studenten, Geringverdiener und andere ökonomisch eher schwächere Menschen, ob sie die Inflation und stark steigende Energiepreise auch so nonchalant hinnehmen. Ich lese und höre gerade ganz andere Stimmen.

3 „Gefällt mir“

Und das macht die Situation politisch so gefährlich, weil Menschen in solchen Lebenssituationen eher empfänglich sind für Populismus.
Und auch wenn ich ein absoluter Befürworter davon bin, die Vermögen von oben nach unten umzuverteilen, ist keiner davon befreit in seinem Möglichkeiten sich klimafreundlich zu verhalten, in Krisenzeiten behutsam mit den Ressourcen umzugehen.
Du schreibst das ja nicht explizit, aber ich kenne diese „Stimmen“ aber auch aus dem Bekanntenkreis, die dann für sich reklamieren, weil es ihnen finanziell nicht gut geht, wollen sie sich nicht verändern.
Hier greift dann ein Thema ins andere, für mich ist keiner eben von dieser Verantwortung ausgenommen - immer im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Problematisch daran ist sicherlich, dass es Kommunikativ sehr schwierig ist, Menschen mit geringen Einkommen mit in die Verantwortung zu nehmen.
Das führt sehr schnell zumindest zu Unverständnis, vor allem wenn man regelmäßig medial mit erleben kann, was reiche Menschen unter „Verantwortung“ verstehen.
Und nicht das wir uns missverstehen, ich möchte natürlich nicht dass diese Menschen noch zusätzlich finanziell belastet werden, eher das Gegenteil. Ich habe aber auch leider keine Idee, wie man klimafreundliches Verhalten gezielt belohnen könnte.
Um aber zum Ausgangsthema zurück zu kommen, ich halte die Klimakatastrophe für real, die Szenarien die sich daraus ergeben werden für mein Empfinden als Gesamtbild immer noch zu weich gezeichnet.
Es wird sicherlich über viele Einzelereignis (wie z.B. Aartal-Katastrophe, Trinkwasserknappheit, Insektensterben, Waldsterben und Waldbrände, Verödung von Ackerflächen etc. pp) berichtet, die allerdings vor allem in Summe für uns und die folgenden Generationen dramatische Folgen haben werden.

Auf der anderen Seite gibt es andere menschliche Tragödien wie Attentate, Mord, Unfälle die für die Angehörigen schrecklich sind, aber für sich genommen für die Lebensqualität in der Zukunft unbedeutend sind.
Beinahe hätte ich Krieg noch mit aufgezählt, der unbestritten schrecklich ist, aber vor allem auch aus Sicht des Umwelt- & Klimaschutz so ziemlich das schlimmste Szenario ist.
Ich möchte gar nicht wissen, wieviel tausende Liter giftige Flüssigkeiten aus zerstörten Fahrzeugen und Gebäuden in der Ukraine im Boden und Gewässer auslaufen.