Ich sehe das Problem etwas anders. Ja, wir können alle ab morgen aufhören die Nachrichten zu lesen und es würde uns vielleicht sofort glücklicher machen. Das ändert aber halt die Drastik nicht, die hinter vielen Themen steckt.
Mal ein Beispiel:
Wir haben einerseits eine Klimakatastrophe, die wir vielleicht vor 40 Jahren hätten angehen müssen, aber wir haben halt einfach alles ignoriert und weiter gemacht. Jetzt wundern wir uns, warum es plötzlich so schnell geht. Gerade heute habe ich wieder gelesen, dass die Alpengletscher noch viel schneller schmelzen als erwaret wurde. Wir leben also heute in einer noch schlimmeren Zukunft, als die Wissenschaftler das vor 10-20 Jahren vorausgesagt haben. Aber statt zu handeln, wird über „Katastrophenmodus“ geschimpft. Sorry, aber das begreife ich jetzt einfach überhaupt gar nicht.
Noch eins?
Die Welt wird seit Jahrzehnten immer ungerechter, was die Vermögensverteilung angeht. Heute ist die Welt so ungleich wie seit über 100 Jahren nicht mehr und wir wissen alle, dass daran ein Problem ist. Aber naja, die ganzen Leute sind halt einfach „Neider“ und unliberal. Wir machen also einfach noch 15 Jahre weiter, dann gibt’s wieder einen krassen Rechtsrutsch, weil niemand mehr die Wohnungen oder Benzin oder Heizung bezahlen kann. Aber natürlich sind nicht die unmittelbaren Profiteure solcher Situationen schuld, sondern die (füge hier beliebige Minderheit ein). Mal abgesehen davon, dass es keine Alten- und Krankenpfleger/-innen mehr gibt.
Vor 10-15 Jahren gab es in Deutschland einige Vorreiter in der Solarbranche. Sie haben leider von politischer Seite einen massiven Dämpfer erhalten und so wurden in Deutschland Jobs in der Solarbranche abgebaut, während die Kohlemuftis mit Milliarden Steuergeldern subventioniert wurden. Und damals hiess es schon, dass das dumm ist. Heute stehen wir an dem Punkt, wo wir uns wundern, warum der Strom teuer wird und im Vergleich tatsächlich bereits sehr teuer ist.
Wir brauchen die Drastik, aber wir brauchen halt auch 3 Gehirnzellen und eine gute Schulbildung, um die komplexer werdende Welt zu verstehen. Leider habe ich den Eindruck, dass die Probleme im Schulsystem dazu führen, dass Deutschland in 20 Jahren keine Ingenieurs-Hochburg mehr ist, sondern langsam sämtliche Wettbewerbsvorteile verschenkt hat.
Nehmen wir mal die Automobilindustrie, von der ja 20% (!) der Deutschen Arbeitsplätze abhängig sind: VW will Kosten sparen und lässt (Achtung, nur ein böser, plakativer Vorwurf) von Zwangsarbeiter/-innen Autos bauen und wundert sich, warum chinesische Elektroautos mittlerweile besser sind als die eigenen. Es braucht etwa 2 Minuten Weitblick, um sich mit den chinesischen patentrechtlichen Besonderheiten zu beschäftigen, um zu verstehen, dass es nicht so klug ist, „denen“ alle Firmengeheimnisse zu schenken. Aber ja, man war halt 10 Jahre geil im Geschäft.
Ich finde es extrem unbefriedigend, dass Nachrichten mittlerweile als Auslöser des „Katastrophenmodus“ verzerrt werden, wir haben es ja gewusst, es war uns nur egal und dann haben wir halt jetzt 40-Grad Sommer, Dürre und so weiter. In der Rhön gibt es Landstriche, in denen konventionelle Landwirtschaft kaum noch möglîch ist, Äcker desertifizieren langsam, die Wälder krepieren - alles direkt in unserer Nachbarschaft, aber wir wollen das Recht auf gute Laune News?
Wir könnten etwas tun, damit es nicht in 15 Jahren noch schlechter ist. Leider werden wir es nicht und dann lesen wir halt weiter schlechte Nachrichten.
Nochmal, wir leben heute in der Dystopie von damals, es ist notwendig, dass jetzt auch der oder die letzte mal versteht, dass wir handeln müssen.