Rentensystem - Umlage oder Kapitaldeckung? Mackenroth These

Es ist schön, dass sich da jemand auch abseits des täglichen Auf- und Abs der Finanzmärkte Gedanken macht. Aber das ist natürlich viel zu kurz gesprungen und läßt systemische Zusammenhänge unberücksichtigt. (Die Entwicklungsländer als Investitionsalternative zu nennen ist auch … naja … gewagt.)

Wenn es z. B. stimmen sollte, dass die Unternehmen (in ihrer) Gesamtheit weiterhin auf Kapitalzuflüsse angewiesen sind, um die von ihnen gewünschten Investitionen zu tätigen, dann müsste das relativ geringe Volumen an Neuemissionen im Vergleich zu den Aktienrückkäufen einhergehen mit steigender Verschuldung der Unternehmen. Statt der Emission von Aktien sähen wir dann Kapitalbeschaffung mittels Anleihen oder Kreditaufnahme bei Finanzinstituten.

Das ist aber nicht der Fall. Stattdessen sind, wie oben dargestellt, die Unternehmen in ihrer Gesamtheit seit wenigstens zwei Jahrzehnten Nettosparer. Sprich: sie reduzieren Jahr um Jahr das Volumen ihrer Nettoverbindlichkeit. Und das obwohl sie nebenbei noch massiv Überschüsse in den Finanzmarkt einspeisen (über Divendentenzahlungen und Aktienrückkäufe).

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass jeder zusätzliche gesparte Euro/Dollar/etc. (in den betroffenen Staaten, sprich: der entwickelten Welt) einen Grenznutzen von null hat bezogen auf das Auslösen realwirtschaftlicher Investitionen, die späteren Generationen zugute kommen.

Zwingt man nun auch noch Personen zum Sparen, die dies gar nicht wollen (z. B. Rieserrente verpflichtend machen), dann wird der Grenznutzen sogar negativ. Denn nun entzieht man der Wirtschaft Kaufkraft, was die Investitionsneigung der Unternehmen, die ja auf den Absatz ihrer Güter und Dienstleistungen angewiesen sind, noch weiter schmälert.

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Über längere Zeiträume sollte die Außenhandelsbilanz ausgeglichen sein. Das Ausland findet es nämlich z.B. nicht cool, wenn deutsche Rentner von ihrer Produktivität sich die Rente finanzieren, während die eigenen Rentner am Hungertuch nagen. Es gibt noch ganz andere Probleme, die dafür sorgen, dass die Ungleichgewichte vorher so groß werden, dass es gar nicht so weit kommt, weil der Staat z. B. Kapitalverkehrskontrollen einführt, sofern das nicht durch zwischenstaatliche Verträge verboten ist. Dann gehen die Firmen mit den tollen deutschen Maschinen nämlich pleite, und die deutsche Rente ist weg - vereinfacht gesprochen. Siehe Magisches Viereck oder einfach mal „Außenwirtschaftliches Geleichgewicht“ googeln.

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Aus drei Gründen klappt das nicht für uns:

  1. Aus dem Ausland können wir gerade das, was zur Versorgung einer großen Zahl alter Menschen notwendig ist, nicht beziehen: Dienstleistungen am Menschen

  2. Die ganze westliche Welt überaltert und schrumpft demnächst. Länder, die in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich aufgeholt haben, folgen ähnlichen demographischen Trends, siehe z. B. Südkorea oder China

  3. Dort, wo Auslandsinvestitionen den größten Nutzen bringen könnten, haben wir es mit Regierungs- und Justizsystemen zu tun, die Eigentumsrechte nicht als unantastbar ansehen. Es hat seinen Grund, warum die Eliten aus allen möglichen zwielichtigen Staaten sich z. B. Immobilien in London, News York oder Berlin kaufen, aber niemand aus dem Westen auf die Idee käme, das gleiche in Baku, Shenzhen oder Nairobi zu tun (außer als höchst riskantes Spekulationsobjekt).

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  1. Osteuropa???
  2. Was soll denn die westliche Welt sein? USA, Canada, UK, Australia, Neuzeland wachsen stark. Indien …. Golfregion …
  3. So ein Unfug …. Schau Dir bitte die Preise für westlichen Standart in Afrika an. Diese sind deutlich höher als in Europa, das gilt natürlich auch für Immobilien. Diese werden aber vor allem von Asiaten gekauft (die auch in Shenzhen aktiv sind). Der Westen sollte sich damit abfinden, dass er nicht mehr der Nabel der Welt ist.

Der Hauptgrund für fehlende Immobilienspekulationen ist das rechtliche Umfeld, dass in der Regel Immobilienkäufe für Ausländer fast unmöglich macht. Sollten wir in Deutschland auch mal überdenken.

Die Bevölkerung in Osteuropa schrumpft und ist schon heute stark ausgelutscht, was potentielle Arbeitsmigranten angeht: BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG: OSTEUROPA VERLIERT ANSCHLUSS AN DEN WESTEN
Dessen ungeachtet helfen Auslandsinvestitionen nicht dabei, in Zukunft Menschen aus diesen Ländern nach Deutschland zu holen. Entlohnen und versorgen muss sie ja dann mttels Gütern und Dienstleistungen, die in Deutschland erbracht werden.

Die Geburtenrate in den USA hat sich nach 2008 deutlich verringert. Wachsen wird die Bevölkerung dort lediglich durch Immigration. So wie das auch in den meisten europäischen Ländern, die (noch) nicht schrumpfen, der Fall ist.
Über Kanada, Australien, Neuseeland brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Die sind viel zu klein, um eine Rolle zu spielen.
Indien und natürlich Afrika haben viele Menschen, aber es leider nicht wie China hinbekommen, diese in eine produktive Wirtschaft zu integrieren.

Am Südpol oder auf der ISS ist es sogar noch teurer. Das liegt aber eher an der Knappheit des Angebots, als an der überwältigenden Nachfrage.

Der Westen hat durchaus ein Alleinstellungsmerkmal: Rechtssicherheit und hohen Respekt für persönliches Eigentum.
In so einem Umfeld kann man sein Geld vielleicht nicht sonderlich gewinnbringend, aber zumindest relativ sicher anlegen.

@ for_zen_sake

Ich hatte gehofft durch meine Formulierung deutlich gemacht zu haben, dass ich permanente Exportüberschüsse aber auch Exportüberschüsse an sich für wenig erstrebenswert halte. Dabei geht es mir gar nicht um Gleichgewichte, Magische Vierecke oder sonstiges Makro-Voodoo. Exportüberschüsse sind an sich nicht erstrebenswert. Denn sie bedeuten ja letztlich nichts anders, als das mehr Waren und Dienstleistungen ausgeführt werden als aus dem Ausland eingeführt werden. Mithin fällt der Bestand an Waren und Dienstleitungen niedriger aus als es durch die Produktion möglich wäre. Aber die Waren und Dienstleistungen sind letztlich die Basis des materiellen Wohlstandes, sie stiften den Nutzen. Was erhält man dafür im Gegenzug? Nichts außer Geld, Papier und Bytes. Das stiftet keinen Nutzen. Außer man gibt es aus. Dann würde man aber mehr Güter im Ausland kaufen und der Exportüberschuss wäre weg. Bei länger anhaltenden Exportüberschüssen besteht die Gefahr, dass das Geld einen Teil seines Wertes verliert, dann hat man einen Teil der Güter verschenkt. Großzügig aber nicht immer erstrebenswert. Daher sehe ich die öffentliche Huldigung der „Exporterfolge“ mit Skepsis.

Mein Punkt war, dass wenn sich temporäre Exportüberschüsse als sinnvoll interpretieren lassen, dann eben nur aus dem oben angedeuteten Investitionskalkül.

Ansonsten wäre ich nicht so skeptisch wie Du in Deinen Ausführungen. Um ein Volkswirtschaft ins Laufen zu bringen, braucht’s Investitionen, wo die herkommen ist dann erstmal egal. Und wenn die Investitionen einigermaßen glücken, sollten sie es erlauben, sowohl einen Kapitalrückfluss (nach Deutschland) zu erlauben als auch die eigenen Rentner satt zu bekommen. Ein größeres Problem ist dann wohl, dass die deutschen Investoren wohl häufig nicht in der Lage sind, die Gelder wirklich gewinnbringend anzulegen. Ich meine mal dazu eine Studie gesehen zu haben, weiß aber leider nicht mehr wo.

Dabei sollten wir aber bei der Diskussion nicht vergessen, dass natürlich Volkswirtschaften nicht als geschlossene Körper agieren, sondern das Millionen von Verbrauchern, Investoren und Unternehmern jeden Tag individuell über Ihr ökonomisches Handeln entscheiden und dabei selten den Vorstellungen deutscher Rentenpolitikern (oder magischen Vierecken) folgen.

@ guenter

Zu 1.

Gerade im medizinischen und pflegerischen Bereich gibt es eine gewisse Tradition des Imports von Arbeitskraft. Zudem haben einige Länder wie die Philippinen eine Tradition des Exports von Pflegekräften, da ist nur die Frage, ob sich Deutschland einen Anteil daran sichern kann, da viele Länder auf Grund des Gehalt, geringerer kultureller Distanz, gewachsener Verbindungen oder für Einwandere offenere Gesellschaften attraktiver sind. Zuwanderung würde zumindest auch ein Teil des Problems mit den Exportüberschüssen lösen, da ein Teil der Arbeitsmigranten i.d.R. substantiell Teile seines Einkommens in die Heimatländer überweist.

Zu 2.

Der erste Satz stimmt in dieser Pauschalität nicht. Zumindest für Arfika wird weiter von einer schnell wachsenden Bevölkerung ausgegangen. Was ein hohen Anteil Junger impliziert. Aber auch alle anderen Kontinete haben einen höheren Anteil Unter-20-Jähriger als Europa. Die Entwicklung in Asien wird von China und Japan überlagert. Bei China mag es eine Stabilisierung oder Trendumkehr durch die neue Drei-Kinder-Politik geben.

Zu 3.

Der erste Satz ist stichhaltig. Gesicherte Eigentumsrechte sind zentral für die Entstehung von ökonomischem Wohlstand. Die Begründung in den nachfolgenden Sätzen sehe ich eher skeptisch, da es ja zum einen noch ein paar Länder mehr gibt und zum andern es auch noch weitere Gründe gibt, weshalb man wo Immobilien kauft („Lage, Lage, Lage!“). Wo Du zweifelsohne Recht hast ist, dass die deutschen FDI derzeit in ebenfalls demographisch belastete Länder (Euroraum, USA, China …) gehen. Das liegt aber vor allem auch daran, dass die Investitionen einer unternehmerischen Logik folgen, und da wird tendenziell in den bestehenden Absatz- und Beschaffungsmärkten investiert. Das wird auch durch den relativ hohen Bestand an Investitionen in China illustriert – wacklige Eigentumsrechte dafür aber riesiger Markt.

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Europa, USA, China, Japan - das sind zusammen 2/3 bis 3/4 der Weltwirtschaft. Was noch übrig bleibt, kann demographische Probleme der „reichen“ Staaten nicht ausgleichen.

Einzig gangbarer Weg aus der Demographiefalle wäre aus meiner Sicht der Import von Arbeitskräften. Aber das trifft auf poltische, kulturelle, gesellschaftliche Hürden. Allein Deutschland müsste demnächst zum Ausgleich der in Rente gehenden Babyboomer jährlich einige hunderttausend Einwanderer aufnehmen. Jedoch werden die nicht wie früher aus dem europäischen Umfeld stammen, sondern im Wesentlichen aus Afrika.

Hinzu kommt dass es junge Einwanderer sein müssten, die eigentlich sofort oder nach kurzer Schulung in den Arbeitsprozess integriert werden könnten. Leute die mit 40+ kommen und dann ja auch korrekterweise den vollen Rentenanspruch haben wollen wenn sie alt genug sind belasten das System erneut. Das Problem haben wir ja mit den Ostdeutschen, die zur Zeit der Einheit schon ein gewisses Alter hatten und nicht genügend in die Sozialsysteme einzahlen konnten.

Hallo zusammen,

zunächst fällt mir auf, dass die Diskussion sehr hitzig ist :wink: Offenbar geht es hier auch um „ideologische“ Differenzen, da ist die Diskussion natürlich schwierig.

Da ich jetzt nicht sicher bin, ob das Thema des Außenhandelsüberschusses schon abschließend bewertet wurde, weise ich gerne hier auf „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ von Thomas Piketty hin, der das sehr ausführlich behandelt und auch die Problematik erläutert.

Die Idee der massiven Zuwanderung ist genau so problematisch: was passiert, wenn auf einmal sehr viele Arbeitskräfte verfügbar sind? Es kommt zum Preisverfall, gerade bei Berufen, die sowieso keine hohen Einkommen haben. Dadurch wird im wesentlichen eine neues Prekariat geschaffen, das gegebenenfalls sogar quersubventioniert werden muss (Stichwort „Aufstocker“), was das System noch mehr belastet, nur um den Wohlstand weniger zu sichern. (Hierzu empfehle ich das sehr lesenswerte Buch „23 Lügen, die sie uns über den Kapitalismus erzählen“ von Ha-Joon Chang).

Die grundsätzliche Frage war doch: Rentenfonds oder Rentenversicherung? Ich finde, es ist hinreichend belegt, dass eine reine Kapitalmarktfinanzierung nicht funktionieren würden (beispielsweise die Marktverwerfungen durch den massiven Kapitaleinsatz). Die reine Generationenauszahlung stößt aber auch an die Grenzen.

Wäre dann nicht ein Mischmodell die cleverste Lösung? Der Generationenansatz sichert die Auszahlung. Gleichzeitig könnte ein Fonds zum Beispiel im Inland in Infrastruktur (Internetausbau, Bahnausbau, ÖPNV, Lade- und Tankstelleninfrastruktur) investieren, was ja durchaus langfristig einen positiven (und nachhaltigen) Effekt auf das strukturelle Wachstum hat. Der freie Kapitalmarkt kann ja ebenfalls eine Säule sein (Pro und Contra erkennt man hier gut am Staatsfonds Norwegens).

Dem widerspreche ich dediziert. Im Gegenteil: Wer im Alter über ein stattlichen Vermögen verfügt, hat in aller Regel über weite Teile seines Arbeitsleben ein Teil seines Einkommens am Kapitalmarkt angelegt (Ausnahme: Erben). Und das bei den vielen Aufs und Abs, Börsencrash, etc.

Was spricht dagegen, dass der Staat das auf ähnliche Weise für alle macht?

Auf Dauer muss die Aktie alle anderen Anlageformen (z.B. Anleihe oder Immobilie) schlagen, da andernfalls alle Unternehmer irrational handelten, wenn sie ihre Unternehmen nicht verkauften und in Anleihen oder Immobilien investierten.

Dabei dürfen wir uns nicht auf den deutschen, europäischen, westlichen oder 1.-Welt-Aktienmarkt beschränken. Der größte Teil der Bevölkerung hat noch so viele Grundbedürfnisse unbefriedigt. Da sind noch schier unendliche Potenziale, Werte zu schöpfen und damit die Rente von noch viele Generationen zu finanzieren. Im Kapitaldeckungsverfahren.

Hallo @TilRq
deine Ausführung blendet gleich mehrere Punkte aus.

Das setzt zwei Dinge voraus: dass man das Geld zum Investieren und dass kurz gesagt „Glück“ hat. Ein Erfolg bei Aktiengeschäften ist nicht vorhersehbar. Und ein Ausbleiben des Erfolgs würde bei einem reinen Kapitalmarkt-Rentensystem zu niedrigeren Renten führen. Aktuell hat man zumindest diese noch, wenn die Privatanlage fehlschlägt.

Das hatte ich versucht zu erklären.
Der Staatsfond müsste entweder aggressiv auftreten (vgl. hierzu den Staatsfond Norwegen) und als aktionistischer Investor agieren. Mal abgesehen von den moralischen Implikationen geht es dann um sehr hohe „Wetten“, die, wie oben gesagt, auch schiefgehen können.

Das andere wäre die eingesetzte Geldmenge. Ein Staatsfond von der benötigten Größe würde automatisch den Kapitalmarkt selber beeinflussen. Das würde eventuell das System, was man nutzen möchten, nachhaltig stören.

Und dann ein recht simples Argument: würde das auch noch funktionieren, wenn das alle machen? Du hast auf den globalen Kapitalmarkt verwiesen. Was würde denn passieren, wenn alle Staaten sich auf einmal an diesem beteiligen würden?
Das wahrscheinlichste ist, dass nur bestimmte Werte attraktiv wären (vgl. hier die Entwicklung bei den Bundesanleihen vs. andere Staatsanleihen nach der Finanzkrise) und andere nicht. Das würde aber wieder zu Verschiebungen im System führen. Und damit würde das System „selbsterhaltend“ werden, da sich die Staatsfonds gegenseitig mit Geld überbieten und gegenseitig investieren. Ich glaube, sowas fällt unter den Begriff „Zombie“, da das bei einer Störung zusammenbrechen kann (Dotcom- und Börsencrash von 2009).

Dazu kommt die politisch Realität, dass Entnahmen durch Regierungen hier sehr attraktiv aussähen. Das Konstrukt kann ja per se nicht komplett unabhängig sein.

Ich hatte aber auch nur gegen den reinen Kapitalmarkt-Ansatz argumentiert. Ein nachhaltig aufgesetzter Staatsfond könnte in anderweitig schwachen Zeiten (wie aktuell), einen signifikanten Beitrag zur Rente leisten.
Eine Mischkalkulation wäre aber deutlich sinnvoller (Im Aktiengeschäft „Risikostreuung“). Es würde dann zwar nicht das Maximum an Geld erwirtschaftet. Aber gleichzeitig wäre auch nicht das ganze Geld weg, wenn der Kapitalmarkt nicht mehr funktioniert (ein Staatsfond wird sich kaum versichern können :wink: ).

Und ich werbe auch für die Idee der Infrastrukturinvestitionen. Die werden sich ja, wenn auch nur mittel- bis langfristig, auszahlen. Dinge wie ein funktionierendes und schnelles Bahnnetz, schnelles Internet, bezahlbarer Wohnraum zahlen langfristig auf den wirtschaftlichen Erfolg ein.

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In einem Kinosaal kann einer seinen Blick auf die Leinwand verbessern, indem er aufsteht. Wenn das aber alle machen, dann ist der relative Vorteil dieses einen verloren.

Genauso ist es beim Ankauf von Assets. Wenn einer Geld zurücklegt und davon irgendwas werthaltiges kauf, was er 30 Jahre später zu Geld machen kann, dann hat er zu diesem Zeitpunkt einen Vorteil gegenüber den übrigen Marktakteuren, die ihre Kaufkraft nicht entsprechend erhöhen können.

Wenn Vater Staat uns alle genötigt hat, 4% unseres Lohns in Aktien, Immobilien, etc. zu stecken, dann haben in 30 Jahren alle Omas und Opas entsprechend mehr Geld in der Hand, mit dem sie um die gleiche Zahl von angebotenen Gütern und Dienstleistungen konkurrieren.

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Ja, sorry. Ich hatte das eine wichtige Wort überlesen. Wir sind uns da größtenteils einig. Dass deutsche Investoren ihr Geld schlecht anlegen, naja, darüber kann man streiten. Wir sehen ja anden Finanzierungssalden, dass alle Sektoren im Plus sind, außer das Ausland. Jetzt könnte man sagen „Wenn die Unternehmen schlau wären, dann wäre ihr Saldo im Minus“ - das wäre nicht so falsch, aber es ist natürlich nicht so einfach. Der Punkt ist halt, dass wenn man die ganze Welt betrachtet, haben wir wieder eine geschlossene Volkswirtschaft. Das bedeutet, dass wir schlimmstenfalls auf Kosten anderer Leben - wie eben zur Zeit als Exportweltmeister.

Das Problem ist, dass diese Lösung nicht skaliert. Es funktioniert vielleicht für eine Person, oder tausende, nicht aber für eine ganze Volkswirtschaft. Wir haben ja schon gesehen, dass IPOs + Kapitalerhöhung in Deutschland nicht ausreicht, um die Rente für ein einzelnes Jahr zu decken. Wenn wir das jetzt auf das Ausland ausdehnen, haben wir das Problem, dass dann Rentner auf der ganzen Welt miteinander konkurrieren. Die ganze Welt ist nämlich dann wieder eine geschlossene Volkswirtschaft. Und das Problem bleibt: zum Auszahlungszeitpunkt muss jemand diese Aktien dann kaufen, und zwar in Euro - nicht in Dollar oder irgend einer anderen Währung. Man kann nämlich nicht einfach Euro in Dollar umrechnen - irgendjemand muss auf dem Devisenmarkt dann X Fantastillionen Dollar für den entsprechenden Wert in Euro kaufen. Wenn die europäischen Volkswirtschaften das zu dem Zeitpunkt nicht hergeben, dann kann der Rentner versuchen, beim Bäcker mit Aktien zu bezahlen - viel Glück.

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Nein, Vermögensbildung mit Aktien ist weder eine Frage des Wohlstands noch von Glück. Wer systematisch, passiv (d.h. ohne spekulatives Hin und Her) und möglichst breit diversifiziert an den Aktienmärkten investiert hat, hat langfristig eine im Vergleich zu Anleihen oder Immobilien überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet. Im langfristigen Durchschnitt zeigen empirische Studien eine Rendite zwischen 5 und 7% nach Kosten.

Da reicht schon ein kleiner Sparplan aus (und/oder die Investition der Rentenbeiträge am Kapitalmarkt statt in ein Umlageverfahren, in dem immer weniger Arbeitende immer mehr Renten finanzieren müssen). Um bei „kleinem Geld“ trotzdem breit anlegen zu können, empfehlen sich ETFs, v.a. Index-Zertifikate. Vorteil eines Sparplans ist der Cost-Everage-Effekt: Bei fallenden Kursen an der Börse erhalten die Investoren mehr Anteile, während sie bei steigenden Kursen eine geringere Anzahl an Papieren kaufen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet zahlen die Anleger daher einen günstigen Durchschnittspreis für die Anteile.

Warum? Was ist Grundlage dieser Behauptung?

Ein staatlicher (aber, vergleichbar der EZB vom Staat unabhängiger) Fonds wäre klaren Regeln unterworfen, vergleichbar einem Index-EFT. Alles, was er tut, ist passiv den globalen Markt abbilden. Dann stimmt das, was Du sagst, nicht.

Auch hier bezweifele ich Deine Grundannahme. Auf was basiert diese Behauptung?

Ich kenne den Begriff „Zombie“ im Zusammenhang mit Volkswirtschaft nur im Zusammenhang der Behauptung Neoliberale, dass vom Staat subventionierte Unternehmen oft scheintot seien.

Doch, genau das ist das Konzept!

Welchen Einfluss eine Einschränkung für den Staatsfonds, nur in nachhaltige Aktien zu investieren, auf die Rendite hätte, weiß ich nicht. sympathisch wäre mir das. Sehr! Aber man muss sich dann genau anschauen, was das für die Rendite, d.h. für die spätere Rentenhöhe bedeutet.

Soweit diese Infrastrukturinvestitionen durch Aktiengesellschaften getätigt werden, kann ich den Zusammenhang zur Rentendiskussion erkennen.

In dem Konzept eines autonomen Staatsfonds, der an eine passive Aktienanlagestrategie gebunden ist, stimmt das Bild einfach nicht.

Sorry, verstehe ich nicht, musst Du mir erklären. Wenn Vater Staats - wie im heutigen Umlageverfahren - uns alle nötigt, knapp 19% unsere Einkommens an die Rentenkasse zu überwiesen, die das dann an die Rentner ausschüttet, dann haben heute alle Omas und Opas mehr Geld in der Hand, mit dem sie um die gleiche Anzahl angebotener Güter und Dienstleistungen konkurrieren. Wo, konkret, ist der Unterschied?

Das wird - auch hier - immer wieder behauptet, jedoch ohne nachvollziehbare Begründung oder Belege. Ich verstehe nicht, warum ein passiv agierender, die globalen Aktienmärkte abbildender Staatsfonds keine skalierende Lösung darstellt.

Selbstverständlich muss ein Renten-Staatsfond ständig Gelder, deren Eigentümer demnächst in Rente gehen, nach und nach in wenig volatile Anlagen (Renten, Immobilen, Geldmarktnahe Anlagen) umschiften.

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Ich möchte hier nochmal auf die Diskussion hier verweisen:

Es wurde hier unabhängig voneinander von zwei Personen erklärt. Auf die Punkte gehst du allerdings gar nicht ein (Finanzierungssalden, verschiedene Währungen, Höhe der IPOs etc.) Du scheinst auch nicht den Kern der Mackenroth These zu verstehen: Das Geld muss erst mal da sein, um die Kapitalanlagen umzuwandel. Stattdessen redest du von Assets - aber mit Assets kannst du beim Bäcker nicht bezahlen. Diese Diskussion dreht sich im Kreis.

Ja, zwei Personen haben Behauptungen aufgestellt. Eine „Erklärung“ im Sinne einer logischen Nachvollziehbarkeit der Schlussfolgerungen aus der Mackenroththese habe ich keine gefunden.

Nur, weil ich m.E. unzulässige Schlussfolgerung der Mackenroththese nicht nachvollziehen kann, heißt das nicht, das ich die Mackenroththese selbst nicht verstanden hätte.

Hier bin ich optimistischer. Die Weltbevölkerung wächst immer noch relativ dynamisch. Laut dem schon oben verlinkten Artikel kommt jedes Jahr ein ganzes Deutschland dazu, in ungefähr 11 Jahren wächst die Weltbevölkerung um eine Milliarde Menschen. Das impliziert eine relativ jugendliche Altersstruktur in globaler Betrachtung.

Der zweite Punkt könnte eher problematisch sein. Aber trotzt aller Bedenken hat das ja in letzten Jahren auch relativ gut geklappt (GIPS-Zuwanderer, Fluchtmigration).

Zudem gibt es ja nicht nur die eine Lösung, sondern einen Strauß von Lösungsbeiträgen. So wird auch der technische Fortschritt seinen Beitrag leisten. Dabei geht es nicht nur um Pflegeroboter, die zwar auch einen Beitrag leisten werden und den menschlichen Pflegekräften die Möglichkeit geben, sich auf das zu konzentrieren, was sie besser können - emotionale Ansprache. Sondern die Automatisierung, Digitalisierung usw. anderer Wirtschaftsbereiche, wird dort zu einem teilweise Wegfall von Arbeitsnachfrage führen, entsprechend werden Arbeitskräfte frei, dei dann in der Pflege unterkommen könnten.

Es geht sebstredend um gesteuerte Zuwanderung, beispielswiese über ein Punktesystem, die genau das verhinder soll.