Rentensystem - Umlage oder Kapitaldeckung? Mackenroth These

Hallo @TilRq
deine Ausführung blendet gleich mehrere Punkte aus.

Das setzt zwei Dinge voraus: dass man das Geld zum Investieren und dass kurz gesagt „Glück“ hat. Ein Erfolg bei Aktiengeschäften ist nicht vorhersehbar. Und ein Ausbleiben des Erfolgs würde bei einem reinen Kapitalmarkt-Rentensystem zu niedrigeren Renten führen. Aktuell hat man zumindest diese noch, wenn die Privatanlage fehlschlägt.

Das hatte ich versucht zu erklären.
Der Staatsfond müsste entweder aggressiv auftreten (vgl. hierzu den Staatsfond Norwegen) und als aktionistischer Investor agieren. Mal abgesehen von den moralischen Implikationen geht es dann um sehr hohe „Wetten“, die, wie oben gesagt, auch schiefgehen können.

Das andere wäre die eingesetzte Geldmenge. Ein Staatsfond von der benötigten Größe würde automatisch den Kapitalmarkt selber beeinflussen. Das würde eventuell das System, was man nutzen möchten, nachhaltig stören.

Und dann ein recht simples Argument: würde das auch noch funktionieren, wenn das alle machen? Du hast auf den globalen Kapitalmarkt verwiesen. Was würde denn passieren, wenn alle Staaten sich auf einmal an diesem beteiligen würden?
Das wahrscheinlichste ist, dass nur bestimmte Werte attraktiv wären (vgl. hier die Entwicklung bei den Bundesanleihen vs. andere Staatsanleihen nach der Finanzkrise) und andere nicht. Das würde aber wieder zu Verschiebungen im System führen. Und damit würde das System „selbsterhaltend“ werden, da sich die Staatsfonds gegenseitig mit Geld überbieten und gegenseitig investieren. Ich glaube, sowas fällt unter den Begriff „Zombie“, da das bei einer Störung zusammenbrechen kann (Dotcom- und Börsencrash von 2009).

Dazu kommt die politisch Realität, dass Entnahmen durch Regierungen hier sehr attraktiv aussähen. Das Konstrukt kann ja per se nicht komplett unabhängig sein.

Ich hatte aber auch nur gegen den reinen Kapitalmarkt-Ansatz argumentiert. Ein nachhaltig aufgesetzter Staatsfond könnte in anderweitig schwachen Zeiten (wie aktuell), einen signifikanten Beitrag zur Rente leisten.
Eine Mischkalkulation wäre aber deutlich sinnvoller (Im Aktiengeschäft „Risikostreuung“). Es würde dann zwar nicht das Maximum an Geld erwirtschaftet. Aber gleichzeitig wäre auch nicht das ganze Geld weg, wenn der Kapitalmarkt nicht mehr funktioniert (ein Staatsfond wird sich kaum versichern können :wink: ).

Und ich werbe auch für die Idee der Infrastrukturinvestitionen. Die werden sich ja, wenn auch nur mittel- bis langfristig, auszahlen. Dinge wie ein funktionierendes und schnelles Bahnnetz, schnelles Internet, bezahlbarer Wohnraum zahlen langfristig auf den wirtschaftlichen Erfolg ein.

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In einem Kinosaal kann einer seinen Blick auf die Leinwand verbessern, indem er aufsteht. Wenn das aber alle machen, dann ist der relative Vorteil dieses einen verloren.

Genauso ist es beim Ankauf von Assets. Wenn einer Geld zurücklegt und davon irgendwas werthaltiges kauf, was er 30 Jahre später zu Geld machen kann, dann hat er zu diesem Zeitpunkt einen Vorteil gegenüber den übrigen Marktakteuren, die ihre Kaufkraft nicht entsprechend erhöhen können.

Wenn Vater Staat uns alle genötigt hat, 4% unseres Lohns in Aktien, Immobilien, etc. zu stecken, dann haben in 30 Jahren alle Omas und Opas entsprechend mehr Geld in der Hand, mit dem sie um die gleiche Zahl von angebotenen Gütern und Dienstleistungen konkurrieren.

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Ja, sorry. Ich hatte das eine wichtige Wort überlesen. Wir sind uns da größtenteils einig. Dass deutsche Investoren ihr Geld schlecht anlegen, naja, darüber kann man streiten. Wir sehen ja anden Finanzierungssalden, dass alle Sektoren im Plus sind, außer das Ausland. Jetzt könnte man sagen „Wenn die Unternehmen schlau wären, dann wäre ihr Saldo im Minus“ - das wäre nicht so falsch, aber es ist natürlich nicht so einfach. Der Punkt ist halt, dass wenn man die ganze Welt betrachtet, haben wir wieder eine geschlossene Volkswirtschaft. Das bedeutet, dass wir schlimmstenfalls auf Kosten anderer Leben - wie eben zur Zeit als Exportweltmeister.

Das Problem ist, dass diese Lösung nicht skaliert. Es funktioniert vielleicht für eine Person, oder tausende, nicht aber für eine ganze Volkswirtschaft. Wir haben ja schon gesehen, dass IPOs + Kapitalerhöhung in Deutschland nicht ausreicht, um die Rente für ein einzelnes Jahr zu decken. Wenn wir das jetzt auf das Ausland ausdehnen, haben wir das Problem, dass dann Rentner auf der ganzen Welt miteinander konkurrieren. Die ganze Welt ist nämlich dann wieder eine geschlossene Volkswirtschaft. Und das Problem bleibt: zum Auszahlungszeitpunkt muss jemand diese Aktien dann kaufen, und zwar in Euro - nicht in Dollar oder irgend einer anderen Währung. Man kann nämlich nicht einfach Euro in Dollar umrechnen - irgendjemand muss auf dem Devisenmarkt dann X Fantastillionen Dollar für den entsprechenden Wert in Euro kaufen. Wenn die europäischen Volkswirtschaften das zu dem Zeitpunkt nicht hergeben, dann kann der Rentner versuchen, beim Bäcker mit Aktien zu bezahlen - viel Glück.

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Nein, Vermögensbildung mit Aktien ist weder eine Frage des Wohlstands noch von Glück. Wer systematisch, passiv (d.h. ohne spekulatives Hin und Her) und möglichst breit diversifiziert an den Aktienmärkten investiert hat, hat langfristig eine im Vergleich zu Anleihen oder Immobilien überdurchschnittliche Rendite erwirtschaftet. Im langfristigen Durchschnitt zeigen empirische Studien eine Rendite zwischen 5 und 7% nach Kosten.

Da reicht schon ein kleiner Sparplan aus (und/oder die Investition der Rentenbeiträge am Kapitalmarkt statt in ein Umlageverfahren, in dem immer weniger Arbeitende immer mehr Renten finanzieren müssen). Um bei „kleinem Geld“ trotzdem breit anlegen zu können, empfehlen sich ETFs, v.a. Index-Zertifikate. Vorteil eines Sparplans ist der Cost-Everage-Effekt: Bei fallenden Kursen an der Börse erhalten die Investoren mehr Anteile, während sie bei steigenden Kursen eine geringere Anzahl an Papieren kaufen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet zahlen die Anleger daher einen günstigen Durchschnittspreis für die Anteile.

Warum? Was ist Grundlage dieser Behauptung?

Ein staatlicher (aber, vergleichbar der EZB vom Staat unabhängiger) Fonds wäre klaren Regeln unterworfen, vergleichbar einem Index-EFT. Alles, was er tut, ist passiv den globalen Markt abbilden. Dann stimmt das, was Du sagst, nicht.

Auch hier bezweifele ich Deine Grundannahme. Auf was basiert diese Behauptung?

Ich kenne den Begriff „Zombie“ im Zusammenhang mit Volkswirtschaft nur im Zusammenhang der Behauptung Neoliberale, dass vom Staat subventionierte Unternehmen oft scheintot seien.

Doch, genau das ist das Konzept!

Welchen Einfluss eine Einschränkung für den Staatsfonds, nur in nachhaltige Aktien zu investieren, auf die Rendite hätte, weiß ich nicht. sympathisch wäre mir das. Sehr! Aber man muss sich dann genau anschauen, was das für die Rendite, d.h. für die spätere Rentenhöhe bedeutet.

Soweit diese Infrastrukturinvestitionen durch Aktiengesellschaften getätigt werden, kann ich den Zusammenhang zur Rentendiskussion erkennen.

In dem Konzept eines autonomen Staatsfonds, der an eine passive Aktienanlagestrategie gebunden ist, stimmt das Bild einfach nicht.

Sorry, verstehe ich nicht, musst Du mir erklären. Wenn Vater Staats - wie im heutigen Umlageverfahren - uns alle nötigt, knapp 19% unsere Einkommens an die Rentenkasse zu überwiesen, die das dann an die Rentner ausschüttet, dann haben heute alle Omas und Opas mehr Geld in der Hand, mit dem sie um die gleiche Anzahl angebotener Güter und Dienstleistungen konkurrieren. Wo, konkret, ist der Unterschied?

Das wird - auch hier - immer wieder behauptet, jedoch ohne nachvollziehbare Begründung oder Belege. Ich verstehe nicht, warum ein passiv agierender, die globalen Aktienmärkte abbildender Staatsfonds keine skalierende Lösung darstellt.

Selbstverständlich muss ein Renten-Staatsfond ständig Gelder, deren Eigentümer demnächst in Rente gehen, nach und nach in wenig volatile Anlagen (Renten, Immobilen, Geldmarktnahe Anlagen) umschiften.

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Ich möchte hier nochmal auf die Diskussion hier verweisen:

Es wurde hier unabhängig voneinander von zwei Personen erklärt. Auf die Punkte gehst du allerdings gar nicht ein (Finanzierungssalden, verschiedene Währungen, Höhe der IPOs etc.) Du scheinst auch nicht den Kern der Mackenroth These zu verstehen: Das Geld muss erst mal da sein, um die Kapitalanlagen umzuwandel. Stattdessen redest du von Assets - aber mit Assets kannst du beim Bäcker nicht bezahlen. Diese Diskussion dreht sich im Kreis.

Ja, zwei Personen haben Behauptungen aufgestellt. Eine „Erklärung“ im Sinne einer logischen Nachvollziehbarkeit der Schlussfolgerungen aus der Mackenroththese habe ich keine gefunden.

Nur, weil ich m.E. unzulässige Schlussfolgerung der Mackenroththese nicht nachvollziehen kann, heißt das nicht, das ich die Mackenroththese selbst nicht verstanden hätte.

Hier bin ich optimistischer. Die Weltbevölkerung wächst immer noch relativ dynamisch. Laut dem schon oben verlinkten Artikel kommt jedes Jahr ein ganzes Deutschland dazu, in ungefähr 11 Jahren wächst die Weltbevölkerung um eine Milliarde Menschen. Das impliziert eine relativ jugendliche Altersstruktur in globaler Betrachtung.

Der zweite Punkt könnte eher problematisch sein. Aber trotzt aller Bedenken hat das ja in letzten Jahren auch relativ gut geklappt (GIPS-Zuwanderer, Fluchtmigration).

Zudem gibt es ja nicht nur die eine Lösung, sondern einen Strauß von Lösungsbeiträgen. So wird auch der technische Fortschritt seinen Beitrag leisten. Dabei geht es nicht nur um Pflegeroboter, die zwar auch einen Beitrag leisten werden und den menschlichen Pflegekräften die Möglichkeit geben, sich auf das zu konzentrieren, was sie besser können - emotionale Ansprache. Sondern die Automatisierung, Digitalisierung usw. anderer Wirtschaftsbereiche, wird dort zu einem teilweise Wegfall von Arbeitsnachfrage führen, entsprechend werden Arbeitskräfte frei, dei dann in der Pflege unterkommen könnten.

Es geht sebstredend um gesteuerte Zuwanderung, beispielswiese über ein Punktesystem, die genau das verhinder soll.

So langsam bekomme ich den Eindruck, dass Du @TilRq einen sehr starken Glauben an den Aktienmarkt hast. Gleichzeitig muss ich @for_zen_sake Recht geben, dass du zwar Belege hinterfragst, selbst aber wenig Belegbares ausführst bzw. kaum Schwachstellen anerkennst.

Über den Punkt diskutieren wir jetzt schon in mehrere Threads. Ich behaupte immer noch, dass es sehr schwer ist, ohne vorhandenes Kapital zu investieren. „Kleinvieh macht auch Mist“ ist halt genau das, Kleinmist. Bis man da auf eine signifikante Investitions- und Renditesumme kommt, braucht man einen sehr langen Atem. Und: entgegen deiner Behauptung gehört Glück dazu. Ein Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung: 2007 habe ich in Fonds mittleren Risikos investiert, auch auf Ratschlag eines „Vermögensberaters“, dass das im aktuellen Umfeld sicher und renditeträchtig ist. 2009 haben diese Fonds mehr als die Hälfte des Wertes verloren, ich musste diese gleichzeitig auflösen, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Außerdem beruht deine Annahme auf einer fehlerhaften Hypothese: eine Entwicklung in der Vergangenheit bildet nicht zwangsläufig die Zukunft ab. Im Gegenteil, je länger ein Trend anhält, umso instabiler wird er.

Das klingt wie ein Verkaufsgespräch. Was nützen mir mehr Anteile, wenn der Wert fällt? Und das setzt voraus, dass das System funktioniert und man „schlechte Zeiten“ aussitzen kann (ich verweise hier auf die Marktunruhe um Gamestop, die Finanzkrise 2009, die Dotcom-Blase und andere Ausfälle). Wenn das nur „Pech im Einzelschicksal“ war, wie kannst du dann behaupten, dass Glück kein Faktor ist?

Zum Thema Staatsfond: ich bin immer noch der Meinung, dass das eine zusätzliche Säule der Rentensicherung sein kann.
Aber ich verstehe dein Konzept nicht: ist der Staatsfonds dann ein ETF oder soll er in selbige investieren? Bei ersterem wäre er intrinsisch ein aktivistischer Investor, da er durch seine Investitionen die Marktentwicklung abbildet (bzw. abbilden muss). Durch die Investitionen beeinflusst er aber auch das Marktgeschehen. Oder bezweifelst du das? (Wie kommen dann Börsenkurse zustande?) Beim zweiten wäre er auf anderen Marktteilnehmer angewiesen, die jedoch wieder Admin-Kosten generieren. Also bezahlt der Staatsfond jemanden für seine Arbeit, die der Fond machen soll?

Und das erklärt auch den Verschiebungseffekt von vorhandenem Geld. Man kann nicht Milliardenbeträge investieren (und in der Größenordnung des Staatsfonds wäre das realistisch), ohne dass es Markteffekte gibt. Und was passiert dann, wenn durch noch mehr Player noch mehr Geld in den Markt kommt? Wir haben doch bereits heute den Effekt, dass die Börsenentwicklung von der realwirtschaftlichen mehr oder weniger abgekoppelt ist.

Dazu muss man sich eine granulare Eigenschaft bewusst machen: der Handelswert einer Aktien (nicht der Nennwert) ist unter Umständen kein realer Wert. Es ist die Übereinkunft, was ein Käufer zu zahlen bereit ist. Im Zweifel kann dieser Wert auf EINER Transaktion einer Aktie beruhen. Wie kann man sich dann sicher sein, dass es im Zweifel wirklich genug Käufer gibt? Oder anders: wenn alle Aktien besitzen, welche Versicherung habe ich, dass jemand meine Aktien auch zu den genannten Preis kaufen, wenn ich das Geld brauche? Oder gibt es überhaupt genug Geld, um alle Aktien verkaufen zu können?

Die Frage nach Belegen ist natürlich berechtigt. Auf der anderen Seite gab es diese Entwicklung bisher noch nicht. Du möchtest also für etwas Belege, dass sich erst entwickelt bzw. sich erst in der Retrospektive bewerten lässt.

Woher kommt deine Marktgläubigkeit? Hast du selbst am Finanzmarkt erfolgreich investiert? Waren es auch kleine Beträge oder war schon ein signifikanter Teil vorhanden?
Belege uns doch, dass Deine Strategie vollkommen sicher und sinnvoll ist. Voll allem, dass das System in 20, 30 oder 50 Jahren noch funktioniert.

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Bei einem Umlagesystem wie es derzeit in Deutschland vorliegt ist es für das funktionieren des Systems unerheblich, ob jemand vorher eingezahlt hat, oder nicht. Wenn genügend junge Mensche sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, kommt genügend Geld rein, wenn nicht, dann nicht. Das ist tendenziell eins der Probleme in Ostdeutschland. Der Geburtenrückgang um die Wiedervereinigung, führt dazu, dass zu wenige junge Menschen dort zur Verfügung stehen.

Gerade die hohe Kapazität solche Schocks wie die Wiedervereinigung zu verarbeiten, ist eine der Stärken des Umlagesystems. Mit einem kapitalgedeckten System stelle ich mir das schwierig vor.

Diese Stärke des Umlagesystems - die laufenden Renten werden aus den laufenden Löhnen bezahlt - wird aber zur Schwäche, wenn die Zahl der Empfänger relativ zu den Zahlern steigt. Das ist ähnlich wie bei einem Ponzi Scheme, nur nicht ganz so krass. Während ein Ponzi Scheme schon kollabiert, wenn nicht deutlich mehr „Anleger“ nachkommen als ausgezahlt werden müssen, kann eine Umlage finanzierte Rente damit noch ganz gut klar kommen.
Umlage funktioniert super bei einer Pyramiden förmigen Alterstruktur, viele Junge, wenige Alte. Bei einer Säulenstruktur wird es schon etwas schwieriger und mit einer umgekehrten Pyramide hat man ein echtes Problem. Da stellt sich dann die Frage nach höheren Beiträgen, niedrigeren monatlichen Renten oder einer längeren Lebensarbeitszeit (also niedrigere Gesamtrente bei eventuell gleicher monatilchen Rente). Flankierend kann dann noch versucht werden über Zuwanderung oder mehr Geburten die Bevölkerungsstruktur zu stabilisieren.

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Genau. Es gibt unter den gegenwärtigen Randbedingungen keinen wesentlichen Unterschied zwischen Umlageverfahren und Kapitaldeckung. Beide Systeme kommen gleichermaßen in die Krise, sobald die Zahl der Leistungserbringer relativ zu den Leistungsempfängern deutlich absinkt.

(Praktisch würde eine Umstellung von einem System zum anderen natürlich viele Probleme aufwerfen. Aber das gilt auch für den Wechsel von Links- zum Rechtsverkehr.)

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Das ist mir schon klar. Das ändert aber kaum etwas an der Grundannahme.
Argument war ja, die den gestiegenen Rentenbedarf durch Zuwanderung auszugleichen (grob verkürzt).
Die Zuwanderung wird hier aber kaum effektiv gesteuert. Wir bräuchten dann eine qualifizierte Auswahl, die „Bedarf“ deckt, ohne für einen Preisverfall zu sorgen. Das funktioniert aber heute schon kaum, da die meisten Zuwanderer entweder sehr gute Verdienstmöglichkeiten haben (Expats) oder dringend gebraucht werden (Beispiel Pflegekräfte).

Dazu wirft die ganze Argumentation auch moralische Fragen auf: die Leute sollen hierher kommen (vorrangig in Niedriglohnberufen), hier arbeiten und in die Rentenkasse einzahlen. Gleichzeitig bekommen Sie nur „nach Punkten“ anteilig die Rente. Zynisch gesagt, lassen wir die Leute kommen, um unseren heutigen Renten zu finanzieren.

Das ist natürlich sehr verkürzt und überzeichnet. Aber auch dadurch würde die unzureichende Abdeckung der Rente auch nur in die Zukunft verlagert.

Inzwischen streben jedenfalls fast alle ein Kapitaldeckungsverfahren in einem bestimmten Umfang an:

Ganz knapp an einem wichtigen Unterschied vorbei: Nicht die Anzahl der Einzahlenden, sondern die Summe der Beiträge ist am Ende entscheidend. Natürlich hängt das auch zusammen, aber dass es mehr Menschen braucht ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Prinzipiell ist es sehr wohl möglich, mit weniger Input an Arbeitskräften das gleiche, oder sogar ein größeres Sozialprodukt zu erwirtschaften.
Dazu müssten die Löhne halt stimmen.

Wir leben zwar in einer Zeit, in der viele lieber Glauben als Wissen wollen. Aber ich kann, was die langfristige Rendite der Aktienmärkte angeht, auf eine sehr viele Jahrzehnte alte, extrem breite Empirie verweisen, dass ich dafür genauso wenig Belege anführen muss wie für die Schwerkraft.

Noch so eine „Schwerkraft“: Finanzmathematisch lässt sich mit Realschulformeln zeigen, dass über ein Arbeitsleben angelegte kleinere Beträge sich dank dem Zinseszinseffekt zu einem erklärlichen Vermögen ansammeln.

Wir reden hier von einem Rentensystem im Kapitalstockverfahren. Wir reden also über eon Arbeitsleben lang gar nicht so kleine Beträge (AN- und AG-Beiträge zusammen) und über bis zu 40 Jahre lang.

Nein, es gehört kein Glück dazu, sondern eine ganz systematische Anlagestrategie, in der weder die Anlage in ein einziges Finanzprodukt gehört noch die Anlage in aktiv gemanagte Produkte.

Und ja, das ist mit Risiken verbunden. Die müssen vom staatlichen Rentensystem gemanagt werden, in dem etwa 10 Jahre vor Rentenbeginn Teile des Vermögens in nicht-volatile Anlagen umgeschichtet werden, damit sie sicher für den Lebensunterhalt verwendet werden können.

Wir reden nicht von einem Trend, wir reden von einer Aktienentwicklungen, die wir seit Mitte des vorvorherigen Beobachten können. Mal mit mehr, mal mit weniger Volatilität, hin und wieder mit massiven Crashs (die alle innerhalb erstaunlich kurzer Zeit wieder aufgeholt wurden!), aber immer über einen beliebigen 15-Jahrezeitraum mit einer Rendite von 5-7%.

Solange es keine strukturellen Veränderungen gegeben hat, die dafür Sorgen, dass Unternehmer au Dauer mit Anleihen oder Immobilien mehr Geld verdienen als sie mit eine, Unternehmen verdienen können (was bis heute nicht der Fall ist), sehe ich keinen Grund, warum sich das geändert haben sollte

Siehe oben

Ich selbst haben kein ausführbares Konzept. Wir reden hier über die grundsätzliche Idee, dass ein Rentensystem bei schrumpfender Bevölkerung nicht mehr auf Umlagen basieren kann und das ein Kapitalstockbasierendes System im Ergebnis sogar überlegen ist.

Das hatten wir schon: Wer den Markt 1:1 abbildet, beeinflusst ihn nicht, er skaliert ihn lediglich.

Du stellst die Funktionsfähigkeit eines Systems in Frage, das seit Jahrhunderten funktioniert hat und dies bis heute tut.

Seufz … Empirie: Wissenschaftliche Forschung auf Basis von Daten. Wenn Du die Überzeugung auf Basis von Empirie „Glauben“ nennen möchtest… be my guest.

Wenn Du Sicherheit möchtest, such das Schlaffenland. Das Umlageverfahren ist auch nicht sicher. Schau Dir mal die langfristige Entwicklung des Verhältnis von der Lebensleistung an Beitragszahlungen und der Summe der ausgezahlten Renten an. Dann weißt Du, wer Schuld an der gravierenden Altersarmut hat: Das Umlageverfahren.

Ich habe nie behauptet, das Kapitaldeckungsverfahren wäre sicher! Allerdings könnte man eine Versicherung darin einbauen, um Schocks abzupuffern.

Gerade ein kapitalgedecktes Verfahren profitiert langfristig von einer solchen Situation. Der Kapitalstock, der im Osten innerhalb weniger Jahrzehnte aufgebaut wurde, ist mit der Wirtschaftsleistung im Westdeutschland nach dem Krieg vergleichbar.

Und ja, die „plötzlich“ im System „aufgetauchten“ Rentner können ihre Rente nicht aus dem Kapitalstock bekommen. Es gab aber erstmal dort immer weniger Beitragszahler. Der größte Teil der ostdeutschen musste so oder so vom allen Steuerzahlern finanziert werden. Das ist völlig unabhängig vom System!

Nein, so ist das nicht. Denn rein schematisch gesehen spart ja jeder für seine eigene Rente. Geht die Zahl der Beitragszahler zurück, gibt es in 30, 40 Jahren weniger Rentner,

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Gespart wird Geld unterm Kopfkissen bzw. Anteile an Unternehmen/Immobilien, etc. In der Auszahlphase muss dieses Ersparte dann getauscht werden gegen die Güter und Dienstleistungen, die die Renter brauchen. Und genau da kracht es, wenn demnächst jedes Jahr gut eine halbe Million mehr Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden und auf die Seite der Renter wechseln, als bei den jungen Menschen in den Arbeitsmarkt nachwachsen.

Ganz banal: Wenn Opa sich nicht mehr selbst den Popo abwischen kann, helfen ihm keine Anteilsscheine an irgendwas, sondern nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, der dies für ihn macht. Gäbe es von diesen jüngeren Menschen aber ausreichend viele, dann hätten wir das Demographieproblem der Altersvorsorge gar nicht. Denn dann wären ja auch für das Umlageverfahren die notwendigen Einzahler da.

Stattdessen gehen wir allein im Pflegebereich einer „Arbeitskräftelücke“ von hunderttausenden Arbeitnehmern entgegen. Ersparnisse ersetzen keine Arbeitskräfte.

Auch knapp vorbei :-). Damit ein größeres Sozialprodukt mit weniger oder gleichem Input erwirtschaftet wird muss die Produktivität stimmen. Löhne, genauer Lohnsummer, ist dann erst wieder für die beitragsfinanzierte Sozialkasse relevant.

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Diese Aussage ist falsch. Hier gilt der Satz: Nur realisierter Gewinn ist Gewinn. Es sind Titel oder Assets (nenne es wie du willst), die einen vermeintlichen Anspruch auf Geld tragen. Wenn niemand diese Aktien zu dem Preis kauft, dann hast du im Alter kein Vermögen, sondern dann nur einen wertlosen Titel. Das ist der Kern der Mackenroth These, die du selbst nicht bestreitest. Wenn der demographische Wandel ein Problem darstellt, dann für die Kapitaldeckung genauso wie für das Umlagesystem.

Auch diese Aussage ist falsch. Ich wiederhole mich: Wenn der demographische Wandel ein Problem darstellt, dann für die Kapitaldeckung genauso wie für das Umlagesystem.
Im Gegensatz zu dir sage ich aber: Das Kapitaldeckungssystem ist dem Umlagesystem unterlegen.

Die nächste falsche Aussage: Es gibt AFAIK nirgendwo auf der Welt ein Rentensystem, dass zu 100% auf Kapitaldeckung basiert. Nicht mal in den USA ist das der Fall.

Wo ist die Empirie? Die Empirie gibt es nicht. Du tappst in die Falle, die Heinz-Josef Bontrup „einzelwirtschaftliche Rationalitätsfalle“ nennt. Was für einen Haushalt funktioniert, funktioniert deswegen nicht für eine ganze Volkswirtschaft, geschweige denn, die ganze Welt.

Falsch. Die Politiker. Wenn der Staat die versicherungsfremden Leistungen nicht aus der Rentenkasse nehmen würde, dann gäbe es kein Problem. Ich glaube einen Artikel dazu hatte ich schon verlinkt.

Das musst du uns erklären, wie diese Versicherung aussehen soll.

Niemand spart für seine eigene Rente. Volkswirtschaftlich gesehen ist jedes Sozialsystem immer ein Umlagesystem. (Mackenroth These) Selbst (ordo)liberale Ökonomen, wie Rudi Bachman, wehren sich inzwischen nicht mehr gegen diese einfache Tatsache. Ich habe die 2-3 Papers gelesen, die versucht haben, diesen Zusammenhang zu widerlegen: Das ist alles nur Geschwurbel. Du findest vielleicht noch ein paar wenige versprengte Ökonomen, die dem widersprechen. Das sind dann auch solche, die in Deutschland eine bürgerliche Revolution mit Waffengewalt wollen. Ich nenne hier keine Namen, aber du kennst die sicher.
Du hast in einem Punkt recht: Eine Volkswirtschaft kann nur „sparen“ indem sie investiert in Produktionsmittel, technischen Fortschritt etc. Die Kapitaldeckung ist aber nicht der richtige Weg. Wenn wir von Empirie reden, dann schau dir doch die Zeit des Wirtschaftswunders an. Wie wurde dieser Aufschwung finanziert? Über massive Schulden (Kredite der Unternehmer, Subventionen der USA). Ich lege dir da das Buch von Ulrike Hermann „Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen“ ans Herz.

Tatsächlich ist es so, dass die Leute, die fordern alles solle privatfinanziert werden, keiner soll mehr Schulden machen etc. und sich gleichzeitig auf Wachstum berufen, grundsätzliche Mechanismen nicht verstanden haben: Wachstum geht nur über Schulden (theorethisch auch über Umlaufgeschwindigkeit, das könnte man mit harschen Negativzinsen erreichen. Den Aufschrei möchte ich hören.). Das heißt: Wer fordert keine Schulden zu machen, plädiert automatisch für eine statische Wirtschaft, wer dafür plädiert, Schulden abzubauen will automatisch Degrowth. Das kann man tatsächlich mit Hauptschulmathematik nachweisen, wenn man sich die Saldenmechanik nur 5 Minuten anschaut. Mir stehen wirklich die Haare zu Berge.

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