Renteneintrittsalter

Es gibt einige Unternehmen, die das schon erkannt haben und gut umsetzen.
Bin ja beruflich in dem Segment tätig (Berufliche Reha), da gibt es schon sehr gute Beispiele.
Nur ganz wenige Arbeitgeber, die noch sagen „Psychische Erkrankungen gibt es nicht, die sind nur faul. Die brauchen Druck…“

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Eben. Die individuellen Fälle muss ich am Arbeitsplatz regeln, nicht per Gesetz

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Also werden wir in große Teilen armutsgefährdet in Rente gehen, während wir den jetzigen Rentner, die nicht vorgesorgt haben einen angenehmen Lebensabend finanzieren. Um Privat vernünftig vorzusorgen müssen finanzielle Möglichkeiten da sein. Die werden allerdings durch steigende Sozialabgaben und Lebenshaltungskosten extrem reduziert. Die jetzigen Rentner und Baby Boomer müssten selbst erstmal ordentlich zurückstecken, damit unsere Generation überhaupt befähigt wird vorzusorgen.

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Weil du das Argument wiederholst bringst, gehe ich einzeln darauf ein. Bei uns ergibt sich die Notwendigkeit für zwei PKW daraus, dass bei uns beide Eltern arbeiten. Anders wäre der Weg zur Arbeit nicht machbar.

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Ich frage mich auch, ob es überhaupt notwendig ist, das Rentenniveau bei 48% zu halten.
Es wird den Leuten ja schon seit Jahrzenten erzählt, dass sie bitte zusätzlich vorsorgen sollen und in meinem Umkreis tun das auch die meisten.

In der Zwischenzeit wurden zwar einige weitere Beiträge geschrieben, aber hierauf möchte ich noch einmal eingehen, weil mich das ein bisschen triggert. Ich finde, wir sollten ganz allgemein davon wegkommen, etwas als „komplex“ zu bezeichnen, nur weil eine Formel dahintersteckt.

In diesem Fall: Die Formel ist (ungefähr): [Renteneintrittsalter] = [Aktuelle Lebenserwartung] * 2/3 - [Bonusjahre für Sonderfälle], Begründung: So wächst du auf und arbeitest für 2/3 deines Lebens und das letzte Drittel bekommst du Rente.
Demgegenüber steht: [Renteneintrittsalter] = 67 Jahre, Begründung: Das hat Regierung x festgelegt, unter (Black-Box-)Berücksichtigung der damaligen Lebenserwartung, der demographischen Zusammensetzung Deutschlands, der Wirtschaftslage, unter Einfluss von allen möglichen Lobbyverbänden und y Monate vor der nächsten Wahl, bei der die Stimmen von z Prozent der Bevölkerung durch diese Entscheidung auf dem Spiel standen.

Soll heißen: Spätestens, wenn man politische Entscheidungen erklären möchte (wenn man das denn möchte, siehe Seehofers „Gesetze müssen kompliziert sein“), kann eine Formel deutlich einfacher sein. Das kam für mich auch in dem Interview in der Lage so rüber, der Teil lief ja auf ein „Achso, da legt man einmal 'ne Formel fest und muss das nie wieder anfassen?“ raus.

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Finde ich spannend, aber man merkt ja, was es auslöst, wenn z.B. eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ins Spiel gebracht wird.

Für eine Umsetzung gäbe es für mich auch noch Unklarheiten:

  • Welche Lebenswartung sollte man zu Grunde legen? Für die jüngere Generation gibt es nur Prognosen, die weitreichenden Annahmen treffen.
  • Berücksichtigt man, dass die Lebenserwartung auch vom Bildungsgrad und dem Einkommen abhängt?
  • Müssten dann eigentlich Frauen länger arbeiten als Männer, wegen der höheren Lebenserwartung? :blush:
  • Was passiert, wenn sich die Lebenserwartung kurzfristig ändert, wie bspw. durch die Corona-Pandemie?
  • Was genau ist mit Bonusjahren gemeint?
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Es gibt für jeden Geburtenjahrgang detaillierte Prognosen zur Lebenserwartung, die bei Bedarf auch angepasst werden können, z.B. wenn man die durchschnittliche Restlebenserwartung beim Renteneintrittsalter haben möchte. Das ist ein gelöstes Problem.

Ich habe mich auf das Interview in der Lage 373 bezogen und es geht mir auch nicht um die genaue Formel, sondern das Konzept „Formel ist weniger komplex als politische Entscheidung“.

Aber ich versuche es trotzdem mal Schritt für Schritt:

Eine politische Entscheidung verursacht deutlich mehr Diskussionen und Proteste als eine Formel. Eben weil die politische Entscheidung deutlich komplexer ist, das Ergebnis aber unkomplex aussieht. Womit man die nächste Populismus-Diskussion starten könnte…

Laut Herrn Werding würde das Renteneintrittsalter alle 20 Jahre um ein Jahr ansteigen. Damit halte ich diese Frage nicht für ausschlaggebend.

Nein. Ist es nicht wert, da sonst doch wieder jede Gruppe (du könntest das ja beliebig auffächern) ihre Extrawurst möchte.

Im verlinkten Papier in den Shownotes steht dazu: „Ein so atmendes Renteneintrittsalter könnte auch wieder sinken, wenn, was aber wohl niemand wünscht, die Lebenserwartung wieder abnimmt.“

Das war mein Versuch, auf die Diskussion zu besonders kritischen Berufen einzugehen. Hätte ich sein lassen sollen.

Ja ich weiß, aber wie Sie sagen, das sind Prognosen.

https://www.tagesschau.de/inland/deutschland-lebenserwartung-102.html

Dass die Lebenserwartung drei Jahre in Folge sinkt, hätte sicherlich keine Prognose vorhergesagt.

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Das Problem ist, dass mit einer Absenkung des Rentenniveaus, dann auch eine Absenkung der Rentenbeiträge einher gehen müsste. Denn man muss die Absenkung dann durch Private Vorsorge ausgleichen. Das Geld muss jedem zur Verfügung stehen.

Eine Absenkung der Rentenbeiträge ist jedoch nicht möglich, weil sonst die heute Rente nicht mehr finanziert werden kann.

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Stattdessen lieber Rentenniveau halten und Rentebeiträge anheben?

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Es gab in der Vergangenheit schon zahlreiche Absenkungen des Rentenniveaus, ohne dass auch Beiträge gesenkt worden wären.

Entwicklung Rentenniveau bpb
Entwicklung Beitragssätze

Auch jetzt ist im Zuge der Festschreibung von 48% eine Erhöhung der Rentenbeiträge vorgesehen.

Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ist im übrigen ziemlich das Gleiche wie eine Senkung des Rentenniveaus. Schon jetzt gilt: Wer früher aufhört, bekommt weniger, wer länger arbeitet, bekommt mehr. „Länger“ würde dann halt der neuen Standard für 48%.

Irgendwann kann man es halt auch ganz bleiben lassen und die Rente komplett aus Steuern finanzieren , wie in zahlreichen skandinavischen Ländern. Wir verabschieden uns ja ohnehin immer mehr von Äquivalenzprinzip.

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Dafür gibt es aber auch mehr als nur einen Grund. Deckelung der Beiträge, keine Einzahlung von Selbstständigen, ein entstandener Niedriglohnsektor der nichts bis kaum einzahlt, etc. Könnte man ja ändern? Man hat sich stattdessen bisher entschieden aus allgemeinen Steuern zu finanzieren. Das ist aber keine Einbahnstraße. Man kann beliebig auf der Einnahmenseite was tun.

Das ist der politische Wille, aktuell zumindest. Niemand sagt, dass man den nicht ändern kann.

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Hier noch mal der Hinweis, dass mit dem Steuerzuschuss zu einem großen Teil sogenannte versicherungfremde Leistungen bezahlt werden.

Aus den Beiträgen aller Rentenversicherten werden auch Aufgaben finanziert, die über die ursprüngliche Aufgabe der Rentenversicherung hinausgehen. Hierzu zählen die Kriegsfolgelasten, Anrechnungszeiten, z. B. für Ausbildung, wegen Arbeitslosigkeit oder wegen Krankheit, Kindererziehungszeiten, Rentenberechnung nach Mindesteinkommen, Bestandsschutz für Renten in den neuen Bundesländern, Renten für Aussiedler und Ausgleich von NS-Unrechtstaten.

Es geht um Aufgaben, die per Gesetz an die Rentenversicherung übertragen wurde, daher muss die Finanzierung dafür auch aus Steuermitteln kommen

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Mein Problem war nie die Formel, nur die Variablen, die darin eingehen. „Aktuelle Lebenserwartung“ muss erstmal klar bestimmt und definiert werden, so dass es ausagekräftig und rechtssicher ist. Und was genau läuft unter „Sonderfälle“? Das ist, wo die Komplexität reinkommt.

Dagegen bin ich stark dafür, Dinge wie zum Beispiel den Anstieg der Einkommenssteuer über eine geeignete glatte Funktion zu regeln statt irgendwelche Stufen einzubauen. Da ändern sich die Variablen dann aber auch nicht.

Und die Variablen, die in die „unkomplexere“ Regel (Festlegung eines fixen Alters per Parlamentsbeschluss) eingehen, habe ich oben auch angefangen zu skizzieren. Find’ ich komplexer. Und intransparenter.

Klar, die Formel muss auch per Parlamentsbeschluss festgelegt werden. Aber die hat doch eine deutlich klarere Begründung! Was soll denn die Begründung für das aktuelle fixe Renteneintrittsalter sein?
Streich’ das mit den Sonderfällen aus meiner Formel, hab oben schon geschrieben, das hätte ich weglassen sollen.

Korrekt, es handelt sich um knapp 2/3 des Bundeszuschuss von 127 Mrd. €.

Versicherungsfremde Leistungen sind insb. auch der frühzeitige Renteneintritt für besonders langjährige Beschäftigte (Rente mit 63) sowie die Grundrente (Scholz’ Respektrente).

Aber auch jetzt reichen die Beiträge schon nicht mehr, um „versicherungseigene“ Leistungen zu bezahlen.

Der Anteil des externen Finanzierungsbedarfs (Steuerzuschuss) der Rente wird bei Festschreibung der 48% trotz der Erhöhung des Beitragssatzes bis 2039 massiv ansteigen.

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Ich weiß nicht, was deiner Meinung nach die klarere Begründung ist. Du schreibst:

aber das ist überhaupt keine Begründung, es ist lediglich ein Statement der Formel in Worten. 2/3 ist eine genauso zufällige Zahl wie 67.

Am Ende sind alle Diskussionen um die Rente müßig. Denn es gibt ja genau einen Grund für die aktuelle Lage: dass keine (Gegenbeispiele?) Regierung der letzten Jahrzehnte sich getraut hat, fundamental etwas an der Rente zu ändern. Die Politik hat doch immer Angst vor der Reaktion der älteren Teile der Bevölkerung gehabt.

Und daran hat sich doch nichts geändert? Im Gegenteil, es sind noch mehr ältere geworden.

Ich sehe hier viel ehrliche und bemühte Diskussion um einen Lösungsvorschlag für ein besseres, gerechteres und bezahlbares Rentensystem.

Aber der Elefant im Raum ist doch die Frage wie man die Idee am Ende den Wählerinnern und Wählern verkaufen will? Wenn wir diese Frage nicht beantwortet bekommen ist alles bloße Theorie.

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