Reform des Rentensystems - ein Vorschlag

Unser Rentensystem steht vor großen Herausforderungen. Die Zuschüsse des Bundes werden immer höher und die Lage wird sich mit demographischen Entwicklung auch nicht gerade vereinfachen.

Hier ein Vorschlag, wie man die Rentenkassen längerfristig entlasten kann und trotzdem eine ausreichende Rente gewährleistet und im Rahmen des Bundesverfassungsgericht bleibt.

Die grundsätzliche Idee ist es, die Rentensätze in Zukunft gar nicht mehr zu erhöhen. Stattdessen wird ein Mindestsatz eingeführt (quasi wie die Grundsicherung, vermutlich nur etwas höher). Wenn es eine Rentenanpassung gibt, werden dann nicht mehr die Rentensätze erhöht, sondern nur noch dieser Mindestsatz um den Prozentsatz. Dieses System ist ziemlich einfach direkt umsetzbar.

Damit werden die Rentenkassen entlastet, weil eine Erhöhung von 5% nicht mehr die Ausgaben um 5% erhöht, sondern nur noch diejenigen 5% mehr bekommen, die es auch tatsächlich benötigen. Die Rentenkassen werden also dadurch entlastet, dass jemand mit ausreichend Rente keine Rentenerhöhung mehr bekommt. Es gibt nach dem Bundesverfassungsgericht auch keinen Anspruch auf eine Rentenerhöhung.

Grenzfälle, die aus Gründen Anspruch auf eine Rente, aber nicht auf eine Grundsicherung haben (z.B. weil nur wenige Jahre in Deutschland gearbeitet), können so gelöst werden, dass sie den gleichen Prozentsatz an Erhöhung bekommen.

Dieses System führt immer mehr dazu, dass einfach eine konstante Rente an jeden ausbezahlt wird. Im Extremfall übersteigt die Grundsicherung irgendwann den Betrag, der maximal mit Rentenpunkten erreicht werden kann (wenn nicht gerade massige Inflation entsteht, würde das aber ewig dauern).

Grundsätzlich halte ich das auch für ein faires System. Die gesetzliche Rentenversicherung ist schließlich dazu da, eine annehmbare Rente zu sichern. Wer mehr verdient und damit eingezahlt hat, muss nicht grundsätzlich mehr Rente bekommen. Man hat ja mehr verdient und damit die Chance zur zusätzlichen Vorsorge, um eine luxeriösere Rente sicherzustellen.

Wenn man noch schneller auf so ein System umsteigen möchte, könnte man zusätzlich zu dem obigen Vorschlag ab sofort einfach keine weiteren Rentenpunkte vergeben.

Was haltet ihr davon? Was sind Gründe gegen so ein System? Kennt ihr Quellen, die sich mit ähnlichen Ideen beschäftigt haben?

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Das ist eins denkbar schlechteste Szenario für mittlere Einkommen.
Man darf zwar entsprechen seinem Einkommen einbezahlen, aber man darf nicht damit rechnen Anteilsmäßig seiner gezahlten Leistung auch versorgt zu werden?
Und da die Rentenbezugszeiten ja immer länger werden, macht es natürlich Sinn, diese länger auf einem niedrigen Niveau zu halten.
Es scheint so, als seinen die Gewinner alle die, die über der Beitragsbemessungsgrenze verdienen, den ab da muss man seine Investition in die eigen Altersvorsorge nicht mit der Allgemeinheit teilen.

Finde ich erstmal eine spannende Aussage und ist für mich neu, dass gerade mittlere Einkommen und die oftmals damit verbunden Lebensumstände dafür bekannt sein sollen, genug finanziellen Spielraum für luxuriöse Renten zu haben?
Warum diskutiert das Land den seit gefühlt mehreren Jahrzehnten über die immer größer werdende Rentenlücke?
Selbst bei Nobert Blüm waren sich doch die meisten einig, er spricht nur von seiner eigene Rente.

Ich muss gestehen, ich habe leider auch keine konkreten Vorschlag wie wir die Altersarmut massiv eindämmen können ohne zugleich aber nicht der breite Bevölkerung die ihr leben Lang in oftmals harten Jobs gearbeitet hat, ihre Ansprüche runter zu kürzen .
Der sozialen Gerechtigkeit wegen würde ich bei den 10% ansetzten, die über 85% der Vermögen verfügen - wie man das ausgestalten kann weiß ich nicht, aber das fände ich fair.

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Wenn alle in den vergangenen Jahrzehnten in das Rentensystem eingezahlt hätten wäre der Ausblick nicht ganz so schlimm. Leider ist hier aber nichts geschehen, also müssen wir das jetzt alle ausbaden.

Ich würde als erstes die ganzen prozentualen Erhöhungen abschaffen und feste Erhöhungsraten einführen. Die werden dann anhand der durchschnittlichen Rente berechnet. D.h. bei einer Erhöhung wegen Inflation etc bekommt jeder Rente fix den Betrag X dazu jeden Monat, und nicht mehr irgendwelche Prozente. Denn davon profitieren die hohen Renten viel mehr als die niedrigen.

Leider löst das nicht das Problem der jetzt in Rente gehenden Babyboomer nicht. Diese treffen auf gleichzeitg weniger werden Beitragszahler. Wer das Problem löst bekommt vermutlich den Nobelpreis.

Was genau meinst du hier mit mittlerem Einkommen? Es bekommen nur die obersten 10% mehr als 1800€ Rente. Das sind die, die am meisten betroffen sind.

Zugegebenermaßen hängt es natürlich vom Mindestbeitrag ab, den man so ansetzt. Wenn er 900€ ist, müsste man bei mittleren Einkommen vielleicht etwas nachhelfen. Bei ca. 1200€ (Existenzminimum), was initial natürlich die Rentenausgaben erhöht, ist das schon eher ein geringer Effekt. Diese initialen Ausgaben sind in der aktuellen Lage vielleicht aber sowieso nötig, um extreme Rentenarmut zu verhindern.

Insgesamt wäre meine Einschätzung eher, dass es eine starke Entlastung für die ärmsten 20-30% ist, relativ neutral für mittlere EInkommen und eine doch deutliche Kürzung für die oberen 10%.

Man kann eine Entlastung der Mittelschicht dadurch sehen, dass die Rentenausgaben insgesamt zurückgehen, weil eine 3k€ nicht mehr regelmäßig um 5% erhöht wird.

Die Beitragsbemessungsgrenze ist nochmal ein anderes Problem. Sie führt ja allgemein schon zu einem regressiven Steuer- und Sozialsystem. In dem Zuge kann man sie eigentlich auch stark erhöhen oder abschaffen.

Das finde ich auch einen interessanten Vorschlag. Eine Schwierigkeit ist erstmal die Berechnung, wenn neue Rentner dazukommen. Also wie berechnet sich die Rente?

Die kanonische Lösung wäre dann: Aktueller Rentensatz + Fixer Grundbetrag
Der aktuelle Rentensatz wird nicht erhöht und der fixe Grundbetrag schon (immer wenn eine Rentenerhöhung ansteht, wird diese gleichmäßig verteilt).
Das konvergiert letztendlich auch gegen einen komplett fixen Grundbetrag, weil der aktuelle Rentensatz immer weniger ins Gewicht fällt.

Vielleicht kann man das sogar noch verbessern, indem man sagt, dass der fixe Grundbetrag nur bis zu einer gewissen Rente geleistet wird, zum Beispiel maximal auf insgesamt 2500€ Rente. Da bin ich mir nicht so sicher, ob das man rechtlich vertreten kann (eine Grundsicherung macht aber eigentlich auch nicht so viel anderes).

Das gefällt mir insgesamt noch besser, als mein ursprünglicher Vorschlag, weil es das Problem der mittleren Einkommen löst.

Letztendlich ist die Frage, wo die Rentenerhöhungen hinfließen. Aktuell bekommt jemand mit mehr Rente mehr Zuschuss als jemand, der es dringed braucht.

Klar ist auch, dass mit allen Vorschlägen nicht alle Probleme gelöst sind. Meiner Einschätzung nach ist es aber schon eine Verbesserung zum Ist-Zustand.

Also der grundlegende Dankansatz ist tatsächlich spannend: Die Rente als eine Art Alterssicherung (Grundrente) unabhängig vom Gehalt während des Berufslebens zu gestalten. Wer gut verdient hat im Berufsleben, konnte ohnehin separat vorsorgen. Das wäre zwar eine weitere Form der Umverteilung, aber ich könnte damit gut leben. Schließlich empfinde ich bittere Armut in unserer Gesellschaft als strikt ablehnenswert.

Vielleicht würde ich in dieser Grundrente noch eine Staffelung einführen, nämlich abhängig davon, wie viele Kinder man großgezogen hat. Salopp formuliert: Je mehr Kinder, desto höher die Grundrente. Und jährliche Erhöhungen direkt an die Inflation koppeln und sonst an nichts weiter.

Der Dritte Punkt ist die strikte Abschaffung aller Ausnahmen. Jeder berufstätige Mensch - oder besser formuliert, jeder Mensch, der seinen Lebensunterhalt über dem Grundbedarfsniveau sichern kann - muss in die Rentenversicherung einzahlen. Ohne Ausnahme.

Hab’ jetzt nicht allzu viel Hirnschmalz in diese Idee hinein investiert und eher aus der Hüfte geschossen, aber so vom Prinzip her klingt das erst einmal ziemlich sympathisch. :wink:

Das muss schlussendlich auch das Ziel sein, bzw. niedrige Einkommen vor der Altersarmut zu bewahren.
Ich sehe allerdings schon die Notwendigkeit, das geleistete Arbeit nicht einfach durch kürzung abgestraft werden darf.
Das halte ich für genauso elementar, wie das jemand der arbeitet, auch anständig davon leben können muss.
Es ist allerdings ein Unterschied, ob ich notwendige Maßnahmen in Angriff nehme, damit das jetzige System nicht kollabiert oder ob ich ich von fair spreche.
Fairness sehe ich bei deinem Vorschlag leider nicht, vielleicht über sehe ich ja auch was.

Das ist mit sicherlich ein Aspekt, den demographische Wandel hätten wir aber so oder so.

Beim Abendessen ist mir gerade ein Gedanke gekommen, man könnte doch mit einem Art Renten-Soli ab gewissen Einkommen/Vermögen die Schieflage etwas ausgleichen. :smirk:

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Hatte ich ja auch in meinem letzten Absatz erwähnt. Den auszugleichen wird, falls überhaupt möglich, lange dauern. Man hätte ihn mit mehr Immigration lösen können, aber das wollte man in Deutschland ja nicht.

Indirekt haben wir sowas schon, denn die Rente wird zu einem nicht unerheblichen Teil schon von Steuergeldern mit finanziert. Wie man das Kind nennt ist da fast egal.Ein „Soli“ hätte natürlich eventuell den Vorteil, dass alle einzahlen, auch die die Steuern größtenteils vermeiden können.

Für Einkommen zum Beispiel, indem man die Bemessungsobergrenze abschafft :grinning:

Meinst du im Übergansvorschlag oder wenn man direkt ein Rentensystem hätte, dass prozentual einsammelt aber nur konstant ein Existenzminimum ausbezahlt?

Der Grundsatz ist halt ähnlich wie bei einer prozentualen Besteuerung. Jeder bekommt die gleiche Leistung, aber bezahl (idealerweise) so viel wie angemessen ist dafür. Ich halte eine progressive (und vor allem prozentuale) Besteuerung für fair und sehe nicht, wieso das bei einer Rentenversicherung (nicht Rentenanlage!) anders sein sollte.

Moin Zusammen,

(erster Kommentar im Lage-Forum :D)

Zunächst möchte ich anmerken, dass ich die Idee - lediglich die Grundsicherung prozentual anzupassen - ausgesprochen interessant finde. Erscheint mir wie eine sozial faire Regelung, jedoch vermute ich, dass das Kosteneinsparpotential nicht ausreicht, um der Herausforderung Herr zu werden (Potential müsste finanziell mal modelliert werden, um das besser einschätzen zu können).

Ich bin der Ansicht, dass die Rentenproblematik vmtl. nicht einer einzigen Maßnahme zu lösen sein wird, sondern durch ein ganzes Reformpaket bearbeitet werden muss. Ich liebäugle mit verschiedenen Ideen zu dem Thema:

Direkt:

  • Umstellung einer fixen (finanziellen) Rentenpunktbewertung auf ein progressives Modell, wie es auch bei der Lohnsteuer gepflegt wird; aktuell wird ein Rentenpunkt (in Westdt.) mit 36,02 € bewertet. Der erste Punkt könnte z.B. 50 €, der zweite 49 €… wert sein. So erhalten auch Personen mit einem geringeren Punktestand eine höhere Auszahlung im Alter.

  • Einbeziehung bisher ausgeklammerter Berufsgruppen (Verwaltungsbeamte, Richter, Soldaten, Apotheker, Handwerker, etc.) in die Rentenkasse: Zu beachten ist bei dieser Maßnahme, dass die genannten Gruppen dadurch auch Rentenpunkte und damit einen Auszahlungsanspruch im Alter erwerben. Jedoch würde die Einnahmeseite der gesetzl. Rentenversicherung dadurch schlagartig erhöht werden, wodurch ggf. die Rentenauszahlung der geburtenstarken 60er-Jahrgänge überbrückt werden kann

  • Unsexy, aber eine Möglichkeit: Eine solidarische Einigung aller gesellschaftlichen Teilnehmer: Leichte Anhebung des Rentenbeitrags, Abwertung des Rentenpunkts, zusätzlicher Sonderbeitrag von Arbeitgebern und Einführung einer neuen Bundessteuer zur Gegenfinanzierung der Steuerzuschüsse zur Rentenkasse (z.B. Re-Aktivierung der Vermögenssteuer).

Indirekt:

  • Weitere - nach oben gedeckelte - Steueranreize/Zuschüsse für das Investieren in (vglweise sichere) Wertpapiere: Ich will hier gar nicht das schwedische Modell in den Himmel loben (hat auch seine Tücken), jedoch ist es eine Überlegung wert, dass alle Bürger freiwillig/verpflichtend ein Wertpapierportfolio führen und einen zusätzlichen Betrag in z.B. ETFs investieren (z.B. einen MSCI World Fonds)

  • Idee erscheint etwas langweilig: Die Einnahmen der Rentenversicherung können durch eine Stärkung der Lohnentwicklung erhöht werden. Mögliche Maßnahmen sind z.B. die Anhebung des Mindestlohns, Durchsetzung von Flächentarifverträgen, Gewerkschaften unterstützen (organisierte Belegschaften haben vergleichsweise höhere Löhne als nicht-organisierte), Fokus auf die Reduzierung der Arbeitslosigkeit oder die Ermöglichung des Wechsels von Teilzeit auf Vollzeit. Letzteres betrifft immer noch oft Frauen, die Care-Arbeit leisten

Ich weiß, das ist jetzt einfach nur ein Sammelsurium an Ideen, die lediglich an der inhaltlichen Oberfläche kratzen und wenig in die Tiefe gehen, gleichwohl wollte ich einfach mal ein paar konstruktive Inspirationen in den Raum werfen.

Freue mich auf eure Antworten, Kritik, Anmerkungen.

Gruß
Heffenem

Klar, den teil der heute schon durch Zuschüsse aus Steuereinnahmen kommt, kommt ja aus dem großen Topf.
Für eine Umbau des Rentensystems fände ich es zielführender, wenn die zusätzliche Abgabe klar benannt wäre und auch Zweckgebunden ist, wie das Ding dann heißt spielt wirklich keine Rolle.
Damit könnte man auch klar definieren, z.B. bei welchen Einkommen oder Vermögen er anfällt, in welcher Höhe und auch wie beim bekannten Soli, über welchen Zeitraum er angedacht ist.

Würde dem System auch nur was bringen, wenn durch die höhere Beiträge nicht auch höhere Ansprüche entstehen, dass was du im Prinzip ja vorgeschlagen hast, allerdings für auch weite Teile der Einkommensbereich unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze.

Vorrangig deine Idee, die Höhe der Ansprüche von der geleisteten Einzahlung abzukoppeln, so habe ich das verstanden.
Die Rente muss aus meiner Sicht in ihrer Höhe dass abbilden, was ein Mensch in seinem Arbeitsleben geleistet hat. Die Renten derer zu kürzen, die sich nicht aus dem System ausklinken können wie Gruppen die @Heffenem aufgezählt hat, ist trotz aller Notwendigkeit nicht tragbar.
Zumal mit kleineren Renten die Zahl derer steigen wird, die uns über andere Sozialleistungen auch wieder zusätzliche belasten, das ist überspitzt gesagt linke Tasche rechte Tasche.

Auch generell ausbleibende Rentenerhöhung halte ich für indiskutabel, eine andere Ausgestaltung der Erhöhung an den realen Bedarf ist eher die richtige Richtung. Ob das allerdings, wenn man die Renten die Inflation koppeln würde wie in der aktuellen Situation, die Finanzierbarkeit verbessert?

Ich bin hier auch das erste Mal dabei :smiley:

Es ist vollkommen klar, dass sich das Rentensystem nicht auf einen Schlag lösen lässt, wahrscheinlich ist es überhaupt nicht vernünftig lösbar und man muss eine Lösung finden, die umsetzbar ist und so gut wie es geht, ist.

Grundsätzlich finde ich das einen sehr sinnvollen Weg. In der Praxis sehe ich zwei Probleme: Zum Einen gibt es aktuell feste Zusicherungen, wie viel Rente man mindestens bekommt. Das muss bei einer Umstellung vermutlich mindestens erhalten bleiben, sodass für alle die Rente nur steigen kann. Das ist initial eine Belastung des Rentensystems. Zum anderen ist es natürlich schon ein komplizierteres System. Das führt zum Beispiel dazu, dass Rentenpunkte von Ehepartnern nicht addierbar sind und man vielleicht aus Fairnessgründen auch hier wieder so etwas wie ein Ehegattensplitting braucht.

Was ich mir vorstellen könnte, ist, dass man die Rentenpunkte weiterhin konstant bewertet, aber progressiv vergibt. Das wäre dann ziemlich gekoppelt an die Einkommenssteuer.

Halte ich für sehr sinnvoll. Meiner Meinung nach sollte die gesetzliche Rentenversicherung ein ausreichender Standard für alle sein. Man kann dann weiter mit Betriebsrenten, Beamtenrenten und was auch immer aufstocken. Die Einnahmenseite würde ziemlich sicher der Ausgabenseite überwiegen.

Klar ist, dass wir im allgemeinen sehr schlecht im Anlegen privaten Vermögens sind… Ich verstehe hier noch nicht ganz, wie du das an die Rente koppeln möchtest. Aktuell gibt es durch den Generationenvertrag prinzipiell ja kein frei verfügbares Geld, das angelegt werden könnte.

Das ist denke ich doch sowieso ein erstrebenswertes Ziel, unabhängig vom Rentensystem.

Hierzu vielleicht noch ein Punkt: Ich finde es grundsätzlich etwas problematisch, dass die Sozialversicherungsbeiträge in Anteilen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen werden. Denn die Arbeitgeber interessiert ja eigentlich nur das Arbeitgeberbrutto (also die gesamten Ausgaben) und den Arbeitnehmer nur das Nettogehalt. Damit wird etwas verschleiert, wie hoch die Ausgaben für das Sozialsystem (vor allem für Niedrigverdiener) eigentlich tatsächlich sind.

Selbst wenn höhere Beiträge höhere Ansprüche bedeuten, bringt das dem System etwas. Ein Rentenpunkt kostet gerade ca. 7500€ (Edit: ursprünglich hatte ich 9000€ geschrieben, das stimmte aber nicht, weil ich die Bemessungsobergrenze nicht eingerechnet habe) und gibt ca. 36€ pro Monat zurück. Das was man pro Monat zurück bekommt, steigt natürlich prozentual an, aber wenn man des Geld sinnvoll anlegt, erreicht man eine bessere Rendite. Daher muss man ca. 17 Jahre Rente bekommen, damit sich das überhaupt rechnen kann. Daher macht jeder Euro, der ins Rentensystem eingezahlt wird, Verlust (das zeigt irgendwie, wie kaputt das System ist…). Damit steigen auch die gesamten Einnahmen vs. Ausgaben des Rentensystem, wenn man die Bemessungsobergrenze abschafft.

Aber sollte „geleistet“ bei der Rente wirklich an Gehalt und nicht an geleisteten Arbeitsjahren orientiert sein? Eine Grundsicherung bekommt man ja gerade nur mit 33 Jahren Renteneinzahlung. So ein System würde ich wohl beibehalten, aber nicht mit einer scharfen Grenze. Wer nur 2 Jahre eingezahlt hat, bekommt halt auch nur den Anteil des Grundbetrags.
Vielleicht muss man hier noch über Teilzeit vs. Vollzeit diskutieren, aber grundsätzlich finde ich den gleichen Betrag fairer, wenn die gleiche Zeit gearbeitet wurde. Unabhängig vom Gehalt.

In allen Vorschlägen würde diese ja anders umgesetzt. Entweder geht sie halt nur an die unteren 20-30% (mein initaler Vorschlag) oder gleichmäßig an alle (wie in Christians Vorschlag, der als Übergang wahrscheinlich eleganter ist).

Bitte korrigiere mich, aber doch nur in der Gegenwart weil es jetzt Zufluss in das Umlagesystem gibt wo gegenüber es aktuell noch keine Ansprüche gibt. Aus meiner Sicht verschiebt das das strukturell Problem nur in die Zukunft.

Ernst gemeinte Frage, bist du dir da sicher? Ich kenn mindestens ein Hand voll Menschen im Alter 50+ die freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen und es muss sich wohl rechnen.
Ich hab offen gesagt mir dazu noch keine Berechnung gemacht, also nur hören sagen

Grundsätzlich kann ich der Überlegung schon was abgewinne, allerdings bildet die Option Zeit statt Gehalt die realen Lebensumstände der Menschen nicht ab, die ganz klar vom Gehalt abhängen.
Ich würde daraus schlussfolgern, das wir mit so einem System ein massiven Abfall an Lebensqualität der Menschen haben werden.
Es wird schwer machbar sein, Menschen die 30-40 Jahre im Umfeld X gelebt haben auf Grund ihres Einkommens, ins Lebensumfeld Y zum Rentenbeginn zu „tranformieren“.
Und sollte man das doch abgewickelt bekommen, halte ich es für eine massive soziale Ungerechtigkeit und das wird auch mit hin und her denken nicht besser.
Ich weiß nicht wie alt du bist Martin, aber für mich mit Mitte 40 gehört zu einem würdigen Lebensabend auch, dass die Menschen nicht auf Grund einer Mindestrente aus ihren sozialen Gefügen raus gerissen werden - solang genug Kapital im Land ist, dass aber nur absolut ungerecht verteilt ist.
Wären wir ein armes Land, wo einfach nichts da ist um den Menschen eine würdigen Lebensabend zu ermöglichen, hätten wir eine völlig andere Ausgangssituation.

Tatsächlich hatte ich mich etwas verrechnet, das habe ich jetzt korriegiert. Es ist insgesamt schon eine eher schlechte Anlage. Die Rendite ist ca. 1-3% (entspricht halt genau den Rentenerhöhungen) und man muss gleichzeitig lange eine Rente bekommen (bei 17 Jahren sind es diese 1-3%).
Es ist eher eine Versicherung, dass bei einem sehr langen Leben das Geld nicht ausgeht.
Im Schnitt ist es wohl aber schon besser als ein Sparbuch.

Ich kann das Argument schon nachvollziehen. Allerdings denke ich, dass genau dieser höhere Lebensstandard durch zusätzliche betriebliche/private Vorsorge auch in der Rente beibehalten werden kann.

Wir brauchen halt meiner Meinung nach zwei Arten von Renten:

Eine Rentengrundsicherung: Jeder bekommt ein Existenzminimum. Das sollte meiner Einschätzung nach progressiv eingesammelt werden und konstant verteilt. Sowas haben wir nur in Form der Grundsicherung, die aber definitiv nicht ausreicht.

Eine Rentenanlage: Man kann Geld in Rentenpunkte tauschen und bekommt dann mit kleiner Rendite im Erwartungswert (wie lange man eben lebt) dieses Geld zurück. Das ist im Wesentlichen, was unsere gesetzliche Rentenversicherung gerade tut. Meiner Meinung nach gibt es aber überhaupt keinen Grund, warum das verpflichtend sein sollte. Zudem ist es fragwürdig, ob das Aufgabe des Sozialsystems ist. Und es ist absurd, dass das vom Staat mit einem relevanten Teil des Haushalts finanziert wird.

Das erste ist eine Versicherung gegen Altersarmut, letzteres eine Absicherung eines hohen Lebensstandards für den Fall eines langen Lebens. Ersteres ist meiner Ansicht unbedingt notwendig. Zweiteres meiner Einschätzung nach absolut nicht. Insbesondere sollte man bei einer Rentenanlage den Betrag komplett selbst wählen können.

Die Existenz der zweiten Möglichkeit allein sichert genau das ab, was du haben möchtest.

Hallo zusammen,

@Martin314
Erstmal einige Anmerkungen zu deiner Idee:
Die sog. „Grundsicherung im Alter“, die es schon heute gibt, hat die wichtige Vorbedingung, dass man bedürftig sein muss, ähnlich wie bei Hartz4 (Quelle: deutsche-rentenversicherung.de), also z.B.:

  • Man darf kein größeres Vermögen haben
  • Man darf kein zu großes Haus haben
  • Die eigenen Kinder dürfen kein zu großes Vermögen haben.

Darüber hinaus ist die heutige Grundsicherung komplett Steuer-finanziert, genau wie die „normale“ Sozialhilfe (Hartz4) (Quelle: www.deutsche-rentenversicherung.de):

Bitte beachten Sie:
Die Grundsicherung ist keine Rente. Sie wird aus Steuermitteln finanziert und vom Sozialhilfeträger gezahlt.

Und so wie ich dich verstehe, willst du also genau diese, heutige Grundsicherung in eine Grundrente umwandeln, die dann z.B. Inflations-gekoppelt steigen soll.
Indem du diese 100% Steuer-finanzierte Grundsicherung aber erhöhst, schaffst du aber eine noch viel höhere Kostenbelastung für die Steuerkasse.

Und schon nach heutigem Recht haben sowieso alle Menschen, deren reguläre Rente nicht über die Grundsicherung reicht, Anspruch auf eine entsprechende Erhöhung. Auch das würde die Steuerkasse weiter belasten, da diese Erhöhung, wie gesagt, 100% Steuer-getragen ist.

Ich denke aber mal, so hast du das nicht gemeint und und du möchtest deine Grundrente eher komplett aus der „normalen“ Rentenkasse, also der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bezahlen.

Das wäre jedoch eine überproportionale Belastung der „normalen“ DRV-Rentner, da sie auf diese Art auch alle die Menschen mitfinanzieren würden, die im Alter Grundsicherung bekommen, weil sie nur wenig oder gar nicht gearbeitet haben.

Vielleicht habe ich deinen Vorschlag auch falsch verstanden, aber mir kommt er entweder ineffektiv oder unsozial vor. Aber korrigier mich gerne. :slight_smile: