Rassismus auf Sylt

Es ist eben nur eine Vermutung, deshalb kein Beleg, und die speist sich aus den zahlreichen anderen Videos von anderen Orten, die kursieren. Es ist klar, dass es kein Einzelfall ist, warum sollte es dort ein Einzelfall gewesen sein…
Das ist keine Frage, auf die ich eine Antwort möchte.

Bundesweit ist es kein Einzelfall. Es gibt aber ja durchaus Fälle wo ein sehr kleiner Teil, z.B. zwei Personen diesen Text gesungen haben und von der Veranstaltung ausgeschlossen wurden. Ich finde es aber übertrieben generell Leute vorzuverurteilen, vor allem weil im Rahmen der öffentlichen Diskussion durchaus naheliegend wäre, dass solche Vorwürfe auch an die Öffentlichkeit kämen. Denn auch unter „reichen Schnöseln“ sind nicht alle Rechts bis Rechtsextrem.

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Heute hat sich herausgestellt, dass die Frau, die auf dem Video zu sehen ist, von ihrer Universität exmatrikuliert wurde. Ich bin mir leider unsicher, was ich von dieser Situation halten soll. Aus ethischer oder moralischer Sicht finde ich die Entscheidung nachvollziehbar, da sie wissen sollte, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben können.

Aus rechtlicher Perspektive kann ich jedoch nicht beurteilen, ob dies die richtige Maßnahme ist. Letztendlich sollte die Universität keine Person ausschließen dürfen, nur weil sie sich in ihrer privaten und persönlichen Zeit und außerhalb des Campus nicht gemäß den Leitlinien der Universität verhält. Mein Bedenken hinsichtlich der Exmatrikulation ist, dass dies eine Büchse der Pandora öffnen könnte, die eine Institution wie eine Universität nicht öffnen sollte. Denn wenn jemand sich daneben benimmt, könnte theoretisch jede Person von ihrem akademischen Leben ausgeschlossen werden, unabhängig davon, ob sie linke, rechte oder andere Ideologien verfolgt, nur weil die óffentliche Meinung eine rasche Strafe fördert.

Es ist auf jeden Fall wichtig, dass sich die Gerichte mit diesem Fall auseinandersetzen und eine angemessene Strafe verhängen. Dafür gibt es Gesetze, und die Universität sollte sich aus solchen Angelegenheiten heraushalten…

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In Bezug auf die Uniproteste und den Slogan „from the river to the sea“ wurde das im aktuellen Podcast mMn sehr gut dargestellt. Es kommt immer auf den Kontext an. Bei diesem Thema ist mir das etwas zu kurz gekommen.
Die Aussage „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ mag - und diese Auffassung Teile ich - stark verabscheuungswürdig sein, deshalb aber noch lange nicht per se strafbar.

Siehe hierzu bspw. auch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus 2010:

Bundesverfassungsgericht - Presse - Verurteilungen wegen Volksverhetzung…

Auch die Bezeichnung der Leute als Nazis halte ich für schwierig. Nazi ist nach meiner persönlichen Lesart zutreffend für Personen, die an den Verbrechen des NS-Regimes direkt oder indirekt beteiligt waren, also „Nationalsozialisten“. Für Menschen, die dieser Ideologie heute noch anhängen (Rassenideologie, Antisemitismus etc.) nutzt man daher richtigerweise oft den Begriff „Neonazi“.

Insgesamt scheint das Wort Nazi nicht eindeutig definiert zu sein, der Kontext „Nationalsozialismus“ allerdings denke ich klar.

Der Spiegel - Warum ich aufhören muss, ständig Leute als Nazis zu bezeichnen

Solche Leute hier als Nazis in o.g. Kontext zu bezeichnen verharmlost aus meiner Sicht die NS-Verbrechen. Denn mal ganz ehrlich: Wer will auf Grundlage dessen, was in diesem Video gezeigt wurde, darauf schließen, dass diese Leute einer Rassenideologie folgen und antisemitisch sind?

Auf reiner Faktenbasis sind das aus meiner Sicht erstmal totale Idioten, die ausländerfeindliche oder gar rechtsextreme Parolen rufen. Ihr Verhalten hat für sie nun vermutlich ernsthafte Konsequenzen jenseits der strafrechtlichen Würdigung durch ein Gericht. Ob man das nun gut oder schlecht findet, muss jeder selbst beurteilen. Ob sich die Presse- und Medienlandschaft hier richtig verhalten hat, ist ein anderes Thema.

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Seit wann ist „die Mitte“ super reich? Erschreckt es euch, dass es plötzlich nicht mehr nur in Ostdeutschland sichtbar wird? Die Reichen der Gesellschaft haben seit der Erfindung des Faschismus diesen gefördert. Ich verstehe wirklich nicht, warum irgendjemand wegen des Sylt-Videos überrascht ist.

Nun, für mich ist es ein wesentlicher Unterschied, ob ich Menschen, die “Deutschland den Deutschen Ausländer raus grölen”, sich mit zwei Fingern ein Hitlerbärtchen machen und den rechten Arm, nennen wir es mal freundlich, heben, als Nazis bezeichne, oder ob ich einfach pauschal alle Anwesenden, die das nachweislich nicht gesungen haben, wie Ulf, als Mitläufer bezeichne. Wenn jemand sich wie ein Nazi verhält, wie ein Nazi redet, wie ein Nazi feiert, dann ist es in meinen Augen völlig legitim und richtig, diese Person als Nazi zu bezeichnen. Aber Menschen etwas zu unterstellen ohne auch nur einen Beweis zu liefern …. schwierig ….

Was die möglichen Kündigungen angeht…wenn das Verhalten als geschäftsschädigend zu deuten ist (wie bei einer Werbeagentur mit kulturell vielfältigem Kundenkreis) oder der Arbeitgeber selbst seine Wurzeln außerhalb Deutschlands hat und so das Vertrauensverhältnis zerstört ist, würde ich da eine Kündigung durchaus als legitim ansehen.
Bei der Uni ist das sicher diffiziler….

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Dass die Uni einen Ausschuss gebildet hat, um eine mögliche Exmatrikulation zu prüfen.
Begründung ist, dass die Universität Studenten aus einigen Nationen hat und die nicht unvoreingenommen mit einer Studentin zusammenarbeiten können, die offen rechtsradikales Gedankengut äußert.
Ich finde den Schritt unerwartet, halte das für sehr schwer gerichtsfest zu gestalten, aber für ein interessantes Statement, wenn es durchgeht.
Damit wäre eigentlich jede rechtsradikale Äußerung in Zukunft arbeitsrechtlich angreifbar.
Aber wie du sagst: es geht die Uni grundsätzlich nichts an, was ihre Studenten privat machen.
Die sozialen Netzwerke nehmen da allerdings eine Sonderstellung ein. Äußerungen dort wurden immer wieder von Gerichten als Kündigungsgrund akzeptiert.
Interessant könnte der Punkt sein, ob sie es selbst gepostet oder auf dem Beitrag markiert wurde und wie viele Mitstudenten ihr folgen und damit direkt mit dem Beitrag konfrontiert wurden.

(Von Mod. gel.)

Ich vermisse hier deutlich das Störgefühl im Forum, dass es unter rechtstreuen Bürgern geben sollte, wenn öffentlich zur Jagd geblasen wird und Menschen „gedoxt“ werden. Der Charakter zeigt sich halt besonders dann, wenn es die (vermeintlich) anderen trifft.

Aufgrund der zeitlichen Nähe zu dem Vorfall kann wohl relativ sicher ausgeschlossen werden, dass es schon belastbare Ermittlungsergebnisse zu dem Geschehen auf Sylt gibt. Trotzdem wurden nach Presseberichten bereits Arbeitsverhältnisse gekündigt und eine Hamburger Uni hat eine Studentin für zwei Monate vom Lehrbetrieb ausgeschlossen und prüft die Exmatrikulation.
Meine Erwartung ist, dass die Mehrzahl derartiger Maßnahmen keinem Verfahren standhalten werden und ich bin ehrlich entsetzt darüber, wie pauschal hier in aller Öffentlichkeit der Stab über die Teilnehmer dieser Veranstaltung gebrochen wird, und ohne jeden Sachverstand, geschweige denn eigene Anwesenheit darüber geurteilt wird, wer was mitbekommen haben müsste und welches Verhalten das unmittelbar richtige gewesen wäre.

Ich empfinde dieses Gegröhle auf Sylt als abgrundtief dumm und dumpf menschenverachtend - aber die Diskussion hier ist in Teilen auch nicht viel besser, nur weil sie gegen die vermeintlich „Reichen“ geht.
Zweimal falsch ist eben leider nicht richtig.

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Ich denke, das sollte man davon losgelöst allgemein diskutieren.
So wirkt es wie beim Attentat von Hanau, wenn man darauf verweist, dass keiner seine Mutter erwähnt, wenn von den Opfern die Rede ist.

Als Arbeitgeber reagiert man natürlich schnell.
Ob es wirklich eine Kündigung oder Freistellung war? Hast du da genaue Infos?

Ich glaube nicht, dass hier jemand möchte, dass sie öffentlich „an den Pranger gestellt“ werden. (Eigentlich haben sie das einfach selbst getan. Sie haben das Video doch selbst veröffentlicht bzw. sich aufnehmen lassen, oder?)
Ich möchte nur, dass man ihr Verhalten richtig einordnet und von den Behörden die Strafbarkeit geprüft wird. Rechtsstaat halt. Für Arme und Reiche gleichermaßen.

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Ich finde es faszinierend, dass wir hier hauptsächlich darüber diskutieren, warum es unangemessen wäre, die Leute als Hardcore-Nazis zu bezeichnen, man sich nicht wünschen sollte, dass ihre ganze Existenz vernichtet wird und nicht bejubeln sollte, dass sie gedoxt werden.

Nichts davon wurde hier gesagt oder gefordert, aber es beherrscht die Diskussion über diese gutsituierten jungen Menschen mit einem Faible für außländerfeindlichen Gesang.

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Im Übrigen drehen wir uns nun im Kreis, glaube ich.
Thread schließen?

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Es wurden aber wohl sogar Personen in sozialen Medien massiv angegangen und teils auch bedroht, die gar nicht an dem Vorfall beteiligt waren sondern nur aufgrund optischer Ähnlichkeit für eine Person auf dem Video gehalten wurden.

Das veröffentlichen von Namen, egal ob richtiger Name oder falscher halte ich daher für problematisch. Wer jemanden mutmaßlich identifiziert sollte die Info an Behörden oder maximal noch den Club rausgeben.

So laufen (a)soziale Netzwerke. Kann man doof finden, aber jetzt wegen der Reaktionen deren Verhalten klein reden ist der falsche Weg.

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Ja, aber warum reitest du hier im Forum darauf herum? Hat das hier die Mehrheit oder überhaupt jemand gemacht? Wer hat das hier gefordert?
Ich glaube, ihr könnt mit der Verteidigung verabscheuungswürdigem Verhalten zumindest insofern aufhören.

Ich verteidige das Verhalten nicht! Ich ordne es nur anders ein als einige andere!

Dass das Verhalten so inakzeptabel ist und konsequent gehandelt werden muss habe ich doch klar und mehrfach geschrieben!

Also unterstelle mir nicht ich würde das Verhalten verteidigen!

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Welches handeln würde dir da vorschweben?

Was ja erst passiert ist, nachdem es diese mediale Aufmerksamkeit gab. In den Moment hatte es weder ein Gast noch ein Mitarbeiter mitbekommen. Ohne das Video wäre diese Ächtung also gar nicht möglich gewesen.

Da wäre dann wohl eher Verständnis als Konsequenz angebracht?

Ich meine, es ist nicht erforderlich, die jungen Menschen gegen die Meinung zu verteidigen, dass Doxing ok sei.
Zumindest ich habe dieses Doxing weder betrieben noch gefordert. Und ich glaube, auch niemand sonst hier im Forum. Oder irre ich mich.

Ansonsten finde ich die ständige Relativierung (durch andere Einordnung) wirklich schwierig. Diese Leute sind erwachsen.
Ich wiederhole mich. Wie gesagt, wir diskutieren im Kreis.

Findest du wirklich, dass das keine Verteidigung ist?

Das kommt sicher auf den Kontext an. Bei einer Schülerparty von 14-jährigen sollte es andere Konsequenzen geben als bei den Leuten auf Sylt und dort wiederum andere als bei dem Gesang bei einer Party der rechtsextremen Szene.

Da es diese Gesänge auf Partys aktuell ja vielfach gibt war das auf die Situation im Allgemeinen Bezogen. In Erlangen auf der Bergkirchweih z.B. wurden Gäste die das sangen direkt rausgeschmissen.
Ich finde es ist wichtig, dass Parties auf denen sowas passiert gleich reagieren wenn (!) das auffällt. Klar ist natürlich, dass gerade wenn nur wenige Gäste in einem lauten Umfeld das singen es schwerer ist als wenn das ganze Zelt einstimmt.

Nein. Das ist wie bei anderem inakzeptablen Verhalten unter Alkoholeinfluss. Alkoholeinfluss ist eine Erklärung dafür, warum Leute Dinge tun, aber keine Entschuldigung. Jeder muss seine Grenzen kennen und wer grundsätzlich die Problematik hinter einem solchen Gesang verstanden hat wird weniger wahrscheinlich diesen im Suff anstimmen als jemand der vielleicht schlicht keinerlei Interesse an dem Thema hat.
Ähnlich wie bei sexueller Belästigung. Wer grundsätzlich eine Kommunikation auf Augenhöhe pflegt und ein gleichberechtigtes Verhalten lebt, der wird auch unter Alkohol weniger übergriffig sein.

Nein! Alleine weil du den wichtigen Kontext nicht mit zitiert hast!

Ich habe ja mehrfach geschrieben, dass ich es schlimm finde, dass es Menschen gibt die sowas lustig finden und die politische und gesellschaftliche Tragweite dahinter nicht sehen, zumindest nicht alkoholisiert.

Ich stelle lediglich in Frage, dass jeder der das heute irgendwo singt in seinem inneren davon überzeugt sei dieser Slogan sei richtig und müsse verbreitet werden! Und genau dieses in Frage stellen sehe ich eben nicht als Verteidigung der Tat an sondern nur als Einordnung.

Die meisten die hier im Forum diskutieren leben einfach in einer Bubble die weit über dem durchschnitt politisch aufgeklärt ist. Außerhalb einer solchen Bubble gibt es einfach viele die sich über 99% dessen über was wir hier diskutieren keinen Kopf macht. Auch unter Reichen. Da geht es über Bild-Schlagzeilen oft nicht hinaus.

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