Rassismus auf Sylt

Der Vorfall auf Sylt verdeutlicht mal wieder: Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind in der Mitte der Gesellschaft – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: der sozioökonomischen Mitte – angelangt.

Sylt-Besucher, heute vermutlich schon Synonym für die gut verdienende Mittelklasse, grölen nicht deshalb „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz oder vor einer Kürzung ihres Arbeitslosengeldes haben. Sondern sie tun es, weil es einen latenten Rassismus sowie Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft gibt. Das ist nicht nur ein Nebeneffekt wirtschaftlicher Notlagen. Der AfD deshalb ihre Berechtigung zuzusprechen, weil sie doch „klar anspreche, was die Leute bewegt“, ist schlicht falsch. Das Klientel der AfD wählt diese Partei nicht deshalb, weil sie glauben, sie würde ihre wirtschaftlichen Interessen vertreten, sondern schlicht, weil sie vom rassistischen Narrativ angesprochen werden.

Der Rassismus wird durch die AfD geschürt – und die Schuld für ihren Erfolg bei den alt-etablierten Parteien zu suchen, weil sie vermeintlich nichts bewegen würden, lenkt von dem eigentlichen Problem ab: Es gibt einen sich durch alle Teile der Gesellschaft ziehenden Rassismus.

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Wieso angelangt? Da war schon immer die Brutstätte. Schau doch mal wie viele Unternehmen die AfD und Rechtspopulisten wie Reichelt unterstützen (Stichwort CGM). Es gab in meiner Jugend schon die Reichen Dörfler die fanden dass es nicht so schlimm war früher. Man hatte ja noch seine 15 Nazi Grundstücke, weil leider zu wenige Täter nach dem 2. Weltkrieg verurteilt und die Vermögen eingezogen wurden. Deren Kinder und Enkel sind fie Nazis von heute.

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Richtig, also präziser: War immer schon dort. Mit ging es mit der Wortwahl darum zu verdeutlichen, dass es falsch wäre anzunehmen, Fremdenfeindlichkeit wäre nur die kleine Schwester von „Angst um meinen Arbeitsplatz“. „Angelangen“ sollte vielmehr genau diese Erkenntnis bei den Leuten.

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Eine kleine Nebenbemerkung: Das ist jetzt das zweite Mal*, dass in einem bekannten Vorfall zu dieser Melodie Nazi-Parolen gesungen wurden. Ich mochte das Lied immer sehr gern und kann es schon seit dem letzten Vorfall mit Mitgliedern der Jungen Alternative nicht mehr hören, ohne dass mir dieser Text in den Kopf kommt. Anscheinend ist der Song in genau diesem Sinne auch zu einer rechten Chiffre geworden: Wie "L'Amour Toujours" zur rechten Chiffre wurde | BR24

Ich würde mir wünschen, dass sich der Künstler gegen eine solche Vereinnahmung wehrt. Leider schweigt Gigi D’Agostino dazu und der Song ist spätestens damit an die Nazis verloren.

*Edit, 24.05.: Der BR listet im verlinkten Artikel noch mehr Vorfälle auf.

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Das Beängstigende ist auch, das diese jungen Menschen später ja durchaus in höheren und Entscheidenden Positionen sitzen können.
Und ob latenter Rechtsextremismus oder naive Dummheit, beides ist da fatal.

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Ich denke es kommt auch noch das Gefühl eines spezifischen Distinktionsgewinns hinzu: Man macht sich über etwas lustig das für andere Leute ein Problem darstellt in der Überzeugung, selber nie von diesem Problem betroffen zu sein. Diese gefühlte - in der Situation gemeinsam bekräftigte - „Unantastbarkeit“ bestärkt die wahrgenommene eigene soziale Position. Es ist ein Akt der (arroganten) Selbstgewissheit.

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Ja, ich denke schon das bei diesen Jugendlichen da kein Unrechtbewusstsein und Sensibilität vorhanden ist.
Und sie sich aufgrund ihrer „Stellung“ tatsächlich unantastbar fühlen, sich ggf eher über das Hausverbot im dortigen Lokal sogar noch ungerecht behandelt fühlen. Zumindest meine Vermutung

Es scheint schon Konsequenzen zu geben. Es heißt, zwei Leuten vom Video wurden gekündigt (Quelle). Wenn schon nicht vor Ort klar widersprochen wird, ist es schön zu hören, dass das nicht nur ein Social Media Echo bliebt.

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Kündigung ist das eine, die strafrechtliche Verfolgung das andere. Ob allein das Mitsingen tatsächlich als Volksverhetzung durchgeht, bleibt abzuwarten, denn möglicherweise greift auch das Recht auf freie Meinungsäußerung. Auch ob die fristlose Kündigung wirksam ist, muss daher noch geklärt werden (auch wenn Euch und mir beides nicht gefallen mag).

Haben sich die Gröler strafbar gemacht -ZDF

Das Zeigen des Hitlergrußes ist glücklicherweise zweifelsfrei ein Straftatbestand.

Naja, da reicht dass dieses rassistische Gebaren Geschäftsschädigend ist. Und natürlich hoffe ich, dass dieses widerwärtige Verhalten sich nachhaltig sozial und beruflich auf Friese Personen auswirkt.

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Traurigerweise glaube ich, dass sich diese Szenen jedes Wochenende hundertfach auf irgendwelchen Feiern in Deutschland abspielen. Nur dass es diesmal halt im Internet gelandet ist - sonst wäre auch hier nichts passiert.

Die Empörungswelle wird hoffentlich auch anderen dabei helfen so etwas zu reflektieren und die “Angst” hervorzurufen, dass sie auch selbst im Internet landen können.

Warum macht man das? 1. Man ist eingefleischter Nazi, 2. Man ist geistig noch nicht reif und reflektiert genug (ggf. unterstützt durch Alkohol und weiteres) / Meine Hypothese wäre eher 2.

Auch wenn hier ggf. niemand zustimmt: So wichtig ich es auch finde, dass diesen Personen klar aufgezeigt wird, dass die Aktion sehr unnötig war, fände ich ein Brandmarken fürs Leben auch zu hart (soziale Ächtung, Job weg, etc., etc.) - zumindest wenn 2. stimmt und eine Reflexion im Nachhinein einsetzt. Aber da muss man mal abwarten ob und in welcher Form sich dazu noch Äußerungen ergeben. Im letzten Fall würde ich auch rechtlich eine Unterscheidung zu wirklichen Neonazis erwarten.

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Das waren keine Kinder, das waren Erwachsene. Und Dummheit schützt vor Strafe nicht. Das ist meiner Meinung nach keine Kleinigkeit und fällt nicht unter Jugendsünde.

Nichts davon habe ich behauptet. Mit einem erhobenen Zeigefinger ist es sicher nicht getan, und sofern die Gerichte da einen Straftatbestand feststellen, soll selbstverständlich eine entsprechende Verurteilung erfolgen.

Mein Punkt war eher ein Appell, dass man sich mit dem Versuch deren Leben durch öffentliche Denunziantion komplett zu zerstören zurückhalten sollte, bis mehr Infos bspw. zu Ermittlungen da sind, und die Leute ggf. auch die Möglichkeit hatten, selbst Stellung zu beziehen. Oder würdest du es für gut heißen, wenn alle Beteiligten nie wieder einen guten Job bekommen können?

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Aber meinst du, dass diese Konsequenzen tatsächlich eine Änderung der Haltung dieser Personen herbeiführt? Ich bin da sehr skeptisch.

Ich stimme hier mit DonMaxi überein:

Dieses Verhalten gibt es und gab es leider seit ich mich mit Politik beschäftige (also etwa 20 Jahren) und sicher auch davor. Und die mit bekannten Personen waren eher keine echten Rassisten, sondern haben sich von Alkohol und Gruppendynamik dorthin hineingesteigert.

Daher befürchte ich, dass die jetzt gezogenen Konsequenzen (Kündigung und gesellschaftliche Ächtung) eher zu einem patzigen „Warum ich jetzt und nicht die 10.000 anderen, die diesen Mist jede Woche im Partyzelt abziehen?“ führen werden, die den besoffenen Partyrassisten zum überzeugten Hardcorerassisten machen.

Ich denke bessere Konsequenzen wären eine Museumsführung in Buchenwald oder eine Teilnahme an Zeitzeugengesprächen.

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Wie schon gesagt ist die Frage, ob das überhaupt ein strafbewehrtes Verhalten ist. Zu Bedenken ist auch, dass sich die Presse an den Pressekodex bei der Veröffentlichung von Bildern und Informationen zu den Abgebildeten halten muss.

Es scheint zwar so, dass das Video öffentlich verbreitet wurde, aber auch hier gehe ich nicht davon aus, dass es dazu die Zustimmung der Abgebildeten gab.

Auch wenn man dieses Verhalten abscheulich findet, sind Gewisse Grenzen zu beachten und einzuhalten. Am Ende wird es nämlich niemanden mehr interessieren, ob ggf. garkeinen Straftat vorlag nachdem der öffentliche Pranger zugeschlagen hat.

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Ich widerspreche der These in diesem Thread, dass dies keine Rassisten sind.

Was unter Alkoholeinfluss aus uns herauskommt, war auch vorher schon im nüchternen Zustand in uns.

Alhohol, Gruppendynamik, Unwissen? Was für eine Verharmlosung!

Wie viel Verständnis hier plötzlich herrscht, wo es doch für so viele Menschen in anderen Threads fehlt… erstaunlich und erschreckend.

Erklärt bitte allen von Rassismus und anderen Diskriminierungen bedrohten Menschen, dass und warum ihr Verständnis für sowas habt. Das ist alles kein Spaß. Menschen werden tatsächlich aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, Religion, Geschlecht, Behinderung u.a. gedemütigt, bedroht und angegriffen.

Ihr verteidigt die Falschen.

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Im Rahmen von solchem Rassismus und Verharmlosung der Massenmörder aus der NS Zeit würde ich auf jeden Fall genug Hürden verlangen. Dieser Dreck darf kein Kavaliersdelikt sein. Ich finde msn muss nicht bei allem Verständnis zeigen. Und was genau soll da erklärt werden außer wir haben gesoffen( was keine Strafmilderung sein darf).

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Das ist eine Anekdote, die zwar ab und zu stimmt, aber ich kenne viele Beispiele, in denen unter Einfluss von Alkohol Dinge gemacht oder gesagt wurden, die nicht die eigentlichen Ansichten widerspiegeln.

Es gibt ja einen Unterschied zwischen Verständnis und Differenzierung. Jeder hier hat ME das Handeln verurteilt. Verständnis habe ich nicht, natürlich muss es Konsequenzen geben, die Frage ist in welcher Form und in welchem Ausmaß. Ich habe mich nur dagegen ausgesprochen, dass diese Personen am besten Lifetime a den Pranger gehören (auch wenn das hier niemand explizit gefordert hat).

Für mich wäre das eine schlechte “Ausrede”, wenn es dabei bleibt. Erwarten würde ich, dass man sich zumindest öffentlich klar distanziert, Reue zeigt, etc. wenn rauskommen würde, dass die alle in einer Rechtsextremen Organisation tätig sind, ginge das natürlich nicht, und die Ächtung sollte in vollem Umfang stattfinden.

Daneben gibt es ja hinreichend psychologische Studien, die einen sehr großen Effekt von Gruppendynamik zeigen. Das entschuldigt es nicht, kann aber eine Teil-Erklärung sein.

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Wer zeigt denn hier wo Verständnis? Ich habe nirgends gelsen, dass das einer gut und nicht so schlimm fände. Die Strafbarkeit und damit die rechtliche Konsequenz ist jedoch durch Gerichte festzustellen, nicht durch ein Forum. Und daraus folgen nunmal eine Reihe von Dingen, die mMn berücksichtigt werden sollten.

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Dieses Verhalten auf Alkohol oder Gruppendynamik zurückzuführen, zeigt Verständnis.

Und: Nein, unter Alkoholeinfluss sagt man nicht Dinge, die man nicht irgendwie denkt. Man sagt Dinge, die man vorher gut versteckt hat. Die man nüchtern nicht ausspricht, da man weiß, dass sie gesellschaftlich geächtet sind oder bestraft werden.

Übrigens sahen die Leute echt nicht volltrunken aus. Die wussten, was sie taten. Sie fühlten sich nur unantastbar oder unbeobachtet.

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