Rassismus auf Sylt

Offenbar kein Einzelfall….

Aber wir sind uns doch einig, dass es einen qualitativen Unterschied gibt, wenn ein Vollblut-Nazi mit Springerstiefeln das Ausländern direkt an den Kopf wirft vs. das was auf Sylt passiert ist, oder?

Was anderes wurde hier ME nicht behauptet.

Es ist immer schlimm, ein Nazi zu sein, egal wie man sich anzieht :wink:

Menschen, die tatsächlich Gewalt ausüben (ich vemute, du deutest das mit den Springerstiefeln an), sind natürlich schlimmer als Menschen, die „nur“ Parolen grölen. Aber darum geht es hier nicht.

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Interpretation und Ursachenforschung (auch wenn sie nicht zutreffen mag) kann man nicht mit Verständnis gleichsetzen - sorry!

Ich weiß nicht, ob das wissenschaftlich untersucht und belegt ist, aber ich kann dir sagen, dass ich unter Alkoholeinfluss sicherlich schon Dinge gesagt habe, an die ich sonst nicht denke bzw. die ich nicht verstecke. Damit will ich das Verhalten hier in keiner Weise gutheißen.

Das ist reine Interpretation, auch wenn ich sie in diesem Fall teilen würde.

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Es ist eher anders: das, was wir unter Alkoholeinflusssagen entspricht eher unseren rohen Überzeugungen und Gedanken, die im nüchternen Zustand dann nicht nach außen dringen, weil sie von Vernunft, Moral, Scham oder unserer gewünschten Außenwahrnehmung drinnen gehalten werden. Man könnte also sagen, dass das, was dann ungefiltert herauskommt, die eigentlichen Ansichten sind. Der Alkohol deaktiviert gewissermaßen Teile unserer Persönlichkeit.
Am Ende sind Erwachsene dafür verantwortlich, was sie sagen. Alkoholeinfluss wird zwar von Gerichten noch als mildernder Umstand anerkannt, die Verantwortung müssen sie aber trotzdem übernehmen.

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Ich will darauf hinaus, dass “Rassist” oder “Nazi” sich auf einen Bestandteil der Identität einer Person bezieht. Es braucht also eine tiefere Überzeugung/Identifikation mit der Sache. Die wird wohl erst im Laufe der Zeit deutlich. Auch das soll die Aktion nicht verharmlosen!!

Dennoch sehe ich einen Unterschied zwischen Rassisten und Personen, die rassistische Äußerungen tätigen (was es offensichtlich war). Nicht jeder, der zweimal joggen geht identifiziert sich als Sportler, nicht jeder, der einen Erste-Hilfe-Kurs macht als Ersthelfer, nicht jeder, der AfD wählt als Nazi, etc. Es ist also auch eine Frage, wie missionarisch man mit einer Ansicht unterwegs ist und inwiefern es Teil einer tieferen Überzeugung ist.

Und klar, tatsächliche Gewalt ist natürlich noch deutlich schlimmer.

Für Menschen, die tatsächlich bedroht sind, sind auch solche Rassisten schlimm. Auch die Ignoranten, die es mitbekommen und schweigen. Denn diese Leute bereiten den Boden für alles, was folgt.

Doch geben das ist man wenn man dir AfD nach allen Enthüllungen und Entgleisungen wählt. Wer Nazis wählt ist ein Nazi. Wir haben das lange genug relativiert.

Auch wenn ich verstehen kann wo das her kommt, glaube ich nicht daran, dass dem so ist. Außerdem besteht durch diese Härte in Urteil, dass damit verbundene Schwarz-Weiß denken die Gefahr, dass man Brücken zu Leuten abreist die nicht “verloren” sind.

Aus diesem Grunde finde ich, dass man sich klar gegen diese ekelhaften Aktivitäten in dem Video aussprechen muss, den Leuten aber eine Rückkehr in normale Jobs, die Gesellschaft etc. nicht verwehren soll. Und ja, eine große Berichterstattung inkl. Video und eventuell Namen birgt das Risiko, Leute für immer zu ausgestoßenen zu machen.

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In einem Kommentar in der Süddeutschen wird gefragt, ob die Berliner CDU denn jetzt nicht bitte die Vornamen der jungen Leute im Video wissen möchte. Paul? Ferdinand? Laura? Und ob Markus Lanz jetzt nicht wissen möchte, wie diese deutschen Paschas aufwachsen. Welche Werte geben ihre Eltern ihnen mit? Welche Parallelgesellschaft wächst da mitten unter uns heran? Welche ethnisch-kulturelle Prägung steckt dahinter? Wie sind die Erfahrungswerte mit reichen rassistischen Deutschen? https://www.sueddeutsche.de/meinung/sylt-auslaender-raus-kommentar-aperol-1.7330022?reduced=true

Sehr treffend

Nein, Alkohol, Jugendlichkeit, Dummheit oder was auch immer rechtfertigt so etwas nicht.

Was besonders traurig ist: Diese jungen Leute haben alles. Warum in aller Welt tun sie sowas? Provokation? Nein, das sind doch keine pubertierenden Teenager. Das sind Erwachsene.

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Diese Leute werden aufgrund ihres sozioökonomischen Hintergrunds niemals in „normale“ Jobs kommen oder ein Teil der „normalen“ Gesellschaft sein.
Das sind neureiche Schnösel, die nichts geleistet haben außer Sohn/ Tochter zu sein und lassen sich durch das Geld ihrer Eltern durch die Welt pampern.

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Ich glaube wenn es danach geht sind wir alle Rassisten und Egoisten. Denn das ist was in unserer Veranlagung steckt. Der Rest ist nur Sozialisierung, die wir durch ausreichend Alkohol „abschalten“ können. Zum Alkohol kommt noch Gruppendynamik und das Bedürfnis zugehörig zu sein. Und schon wird aus ein-zwei Anstiftern mit versteckter rassistischer Grundhaltung eine große Gruppe.

Ich denke es ist wichtig zu verstehen, dass fast jeder von uns in eine ähnliche Situation gebracht werden kann wenn die Umstände passen. Daher müssen wir differenzieren, ob menschenverachtendes Verhalten aus Überzeugung oder aus der Situation heraus entsteht.

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Ich würde diesen jungen Menschen wahrscheinlich nicht mal unterstellen, gefestigt rechtsextrem zu sein.
Allerdings schon eine latent rechte Grundeinstellung.
Kürzlich noch gelesen, das speziell in der Generation der 14-29jährigen wohl eine AfD-Affinität und Trend zu rechten Ansichten um sich greift. Eine Ursache sei wohl eine (gefühlte) Angst vor Migration (Medien? Populismus?…).

Meine jüngste Tochter war noch kürzlich auf einem Dorfschützenfest mit der eher vermögenden Dorfjugend Mitte 20, alles Landwirte. Sie stellte mit Erschrecken fest, das alle mit Überzeugung AfD wählen wollen. Als sie empört entgegnete, das AfD für sie unwählbar sei und was sie denn alle an dieser Partei reizen würde, hieß es das Parteiprogramm sei doch gut.

Schwiegersohn ist im Handwerk tätig, steter Personalmangel. Als er seinem Chef vorschlug doch mal offen neue Leute einzustellen, gerne auch mal mit Migrationhintergrund, bekam er die Antwort „Ich stell dich bestimmt keine Schwarzen ein“.

Diese latente Fremdenfeindlichkeit und den kleingeistigen Nationalismus, den man immer öfter im Alltag feststellt und der mittlerweile auch akzeptiert/hingenommen wird, der macht mir langsam echt Angst. Vor allem wenn auch konservativ-demokratische Alt-Parteien in diese Kerbe einschlagen.

Spooky

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In fast jedem gibt es unbewussten Alltagsrassismus. Da stimme ich dir zu.

Aber niemals, niemals - wenn ich auch noch so betrunken wäre - würde ich solche Sachen sagen, geschweige denn grölend singen. Ich empfinde es nämlich nicht so. Da ändert auch Alkohol oder Gruppendynamik nichts.

Es ist wirklich absurd, das zu verharmlosen.

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Diese Tendenzen sind auf jeden Fall weit verbreitet. Ich würde mich da auch nicht von frei machen. Wichtig ist, dass man sich das dann jedes mal selbst bewusst macht. Wenn man zB. ein mulmiges Gefühl bekommt, wenn sich jemand, der nicht die selbe Hautfarbe wie man selbst hat, komisch verhält oder einfach nur da ist, kann man sich selbst ehrlich fragen: würde ich genauso reagieren, wenn der Mensch anders aussähe? Und wenn die Antwort ja ist, dass man sich dann diese Tendenz bewusst macht. Das trainiert den Charakter und bewahrt einen davor, in sagen wir mal einem schwachen Moment wie bei einer Party diese Tendenz rauszulassen, auch wenn es das bewusste und Erwachsene Ich eigentlich nicht möchte.

Also: so ein einzelner Moment heißt nicht, dass der Mensch als ganzes schlecht ist, insbesondere bei jungen, die noch keinen starken Charakter gebildet haben. Das entschuldet Sie aber nicht von dieser konkreten Situation.

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Du warst doch mal Lehrerin. Daher sollte dir klar sein, dass das Gehirn beim Menschen mit 18 noch nicht abschließend entwickelt ist. Geistige Unreife und hormonelle Entwicklung führen dazu, dass wir uns bis in die späten 20er noch charakterlich festigen.

Ich kann von mir berichten, dass ich erst irgendwo zwischen 25-28 charakterlich wirklich gefestigt war. Es war mir ab da auch nicht mehr so wichtig meiner Peer zu gefallen und war sicher auch selbstbewusst genug anderen zu sagen wenn sie Unfug quatschen. Ab da habe ich mich auch aus der linksextremen Bewegung endgültig gelöst und habe auch kein dummes Zeug mehr gerufen oder Puls 190 bekommen wenn ich Polizisten gesehen habe.

Ich will damit sagen, dass wir vielleicht auch einfach nicht zu solchen Dummheiten neigen weil wir älter und reifer sind als diese grölenden Schnösel.

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Super Beitrag, da gehe ich voll mit. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als beim Hochschulsport plötzlich sehr viele Studenten aus Indien und Bangladesch unsere sehr knappen Hochschulsportkurse belegt haben. Vorher konnte man effektiv auf dem Feld trainieren. Aber plötzlich hieß es die Hälfte der Hallenzeit warten, da alles belegt war.

Als mir bewusst wurde, dass auch ein rassistischer Unterton den grundlegenden Ärger verstärkt hat, konnte ich mich und mein Verhalten grundlegend hinterfragen. Ab da war der Ärger verflogen und ich habe mich mit einigen der neuen Sportfreunde angefreundet.

Für mich war das ein Augenöffner wie anfällig man auf Rassismus sein kann, selbst wenn man sonst unheimlich links und weltoffen denkt, sobald die eigenen Privilegien bedroht sind. Ich fürchte, viele die heute so hart gegenüber diesen Polohemdträgern auf Sylt auftreten, haben diese Erfahrung vielleicht noch nicht machen müssen oder sind zu unreflektiert wahrgenommene Ungerechtigkeit in der Vergangenheit auf eigenen Rassismus/Diskriminierung zu analysieren.

Ich bin Grundschullehrerin…

Das lenkt alles ab.

Was die jungen Leute dort tun, ist höchstwahrscheinlich eine Straftat und gehört bestraft. Ende.

Die Empörung ist gut und richtig. Nie wieder ist jetzt.

Das ist mit Ausnahme des Typen, der den Arm zum Hitlergruß hebt, anscheinend gar nicht so klar.

Das ZDF klärt dazu auf, dass für die Elemente der Volksverhetzung (das Gegröle) die Gesamtumstände berücksichtigt werden müssen.

Zum anderen ermittelt der Staatsschutz wegen des Verdachts der Volksverhetzung mit Blick auf die Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Die strafrechtliche Bewertung dieses Satzes hängt vom Kontext ab: An welchem Ort wird er gesagt, wer spricht ihn in welchem Umfeld aus, gibt es weitere rechtsextreme Kennzeichen?

Für eine strafbare Volksverhetzung gemäß Paragraf 130 Strafgesetzbuch müssen die Beteiligten durch ihre Äußerungen zum Hass aufstacheln, zu Gewaltmaßnahmen auffordern oder die Menschenwürde eines Bevölkerungsteils gezielt angreifen. Ob diese Voraussetzungen erfüllt sind, beurteilt die Rechtsprechung nach den Gesamtumständen der Äußerung.

Sollten die Schnösel nicht eindeutig der rechten Szene zuzuordnen sein, dann fällt es mir schwer vorzustellen, dass es hier zu mehr als Fingerklopfen kommen wird.

Wie gesagt, am besten einen Besuch in Buchenwald organisieren oder im Bergwerk Goslar und dort mit Zeitzeugen reden lassen. Das erreicht Partyrassisten sicher weit mehr als soziale Ächtung.

Ein sehr kluger Mensch hat mir mal gesagt, dass dümmste was man tun könne sei jemanden Nazi oder Rassist zu nennen. Denn im schlimmsten Fall fühlt er sich unverstanden, schlecht behandelt, macht dann zu und wird letztlich wirklich ein Nazi/Rassist.

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Anwalt Jun hat es in einem Video eingeordnet.
Volksverhetzung §130 STGB könnte es sein, weil es andere zu Hass aufstachelt. Gegröle ruft Mitgegröle hervor. Ist zumindest eine genaue Überprüfung wert, würde ich sagen.

Ich würde sagen, diese Taktik ist danebengegangen. Wir sehen doch das Ergebnis von zu viel Toleranz.

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