(1/3) Liebes Lage-Team,
ich schätze euren Podcast und eure nüchterne, faktenbasierte und aufrichtige wöchentliche Analyse dessen was Deutschland und die Welt bewegt sehr. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass ihr im Hinblick auf die Frage der Finanzierung öffentlicher Ausgaben einem weit verbreiteten Irrtum aufsitzt. Das ist weiter nicht verwunderlich, denn ein großer Teil meiner Disziplin, der Volkswirtschaftslehre, sitzt diesem Irrtum ebenfalls auf, aber nach eurer letzten Folge zum BVerfG-Urteil zur Schuldenbremse ist es mir ein großes Anliegen euch da mal meine Sicht der Dinge darzustellen. Es handelt sich dabei nicht um meine Privatmeinung, genau genommen noch nicht einmal generell um eine Meinung, sondern um wissenschaftliche Fakten, die jederzeit nachgeprüft werden können.
Oft sprecht ihr in der Lage, wenn ihr über Mittel der öffentlichen Hand redet, von „Steuerzahlergeld“, oder davon, dass die Steuerzahlerinnen irgendetwas „finanzieren“. Dem zugrunde liegt die Vorstellung, dass ein Staat zunächst einmal Geld einnehmen muss, bevor er es ausgeben kann, oder wie meine Freundinnen von der FDP zu sagen pflegen „Geld muss erst erwirtschaftet werden, bevor es verteilt wird“. Natürlich gibt es auch in dieser konventionellen Betrachtung die Möglichkeit der staatlichen Kreditaufnahme, aber es herrscht die Vorstellung vor, dass diese staatliche Verschuldung dann später durch künftige Steuerzahlungen getilgt werden müsse und daher eine Belastung künftiger Generationen sei.
Ich möchte euch hier in aller Kürze die Modern Monetary Theory (MMT) vorstellen, die aus meiner Sicht dieses Narrativ vom „Steuerzahlergeld“ falsifiziert hat. Die Theorie wird von anerkannten Ökonom*innen vertreten, deren Beiträge in anerkannten akademischen Journals publiziert werden. Eine kleine Auswahl zum Einlesen stelle ich euch sehr gerne zur Verfügung. Als wissenschaftliche Theorie kann die MMT jederzeit widerlegt werden, allerdings ist mir kein Versuch bekannt, bei dem das geglückt wäre (und ich habe schon viele MMT-Kritiken gelesen).