Ich bin in Online-Selbsthilfegruppen für Autisten und für Eltern mit autistischen Kindern. (Komischerweise in keiner für autistische Eltern. )
Dort hört man von überallher Klagen darüber, wie schlecht es jeweils läuft, teilweise herzzerreißende Geschichten, teilweise verkeilte Rechtsstreitereien zwischen Eltern, Schulen und Jugendamt. Vermutlich gibt es ähnliche Probleme bei anderen Inklusionsthemen. Offizielle Zahlen kenne ich nicht.
Mein Themenvorschlag basiert ja auch nur auf meiner persönlichen Frustration darüber, dass Inklusion relativ einfache Verbesserungen der Gesellschaft und vor allem am System Schule beinhaltet, die alle wollen und alle gut finden. Z.B. die vollkommen unkontroverse Forderung nach mehr Lehrern und kleineren Klassen.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass Inklusion und Unterstützung zwar offiziell gewollt ist, aber im Zweifel weder Geld noch Zeit dafür zur Verfügung gestellt wird. Und dass Inklusion eben nicht wirklich einklagbar ist, ihre Qualität im Schulalltag nicht wirklich überprüft wird und schlechte Inklusion nicht wirklich sanktioniert wird. Damit bleibt man darauf angewiesen, dass man Glück mit dem zuständigen Jugendamt und Glück mit der Kita / der Schule haben muss. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn man Pech hat, dann hat man eben Pech. Wenn der Lehrer nicht will, dann will er halt nicht.
Aus eigener Erfahrung kenne ich Lehrer, die meine Kinder erstklassig unterstützt haben, und Lehrer, die sie praktisch gequält haben. Egal, welche Elterngespräche man vorher mit ihnen geführt und welche Diagnosen und Nachteilsausgleiche man besprochen hatte.
Es kommt die Frage dazu, warum man das alles unter dem Aspekt von Inklusion verhandeln muss. Ich finde blöd, dass meine schlauen Kinder einen Status als Behinderte brauchen, damit sie im Schulsystem überhaupt adäquat zu ihrem Intellekt behandelt werden, nur weil sie als Autisten in sozialen Situation überfordert sind.
Wenn wie in unserem Fall Autismus viel normaler ist, als man denkt, geht es hier nicht um Inklusion, sondern darum, wie man als Gesellschaft mit dem ganzen Spektrum von Normalität umgeht, auf dem Autismus, AD(H)S, Intelligenzunterschiede, Verhaltensauffälligkeiten und all die anderen Abweichungen mit dabei sind.
In einer inklusiveren Gesellschaft wäre es gar nicht nötig, dass meine Kinder diese Diagnose zwingend brauchen.
Um das alte Bonmot abzuwandeln: Würde man meine Kinder nicht behindern, müssten sie nicht Behinderte sein.