Problematische Unterversorgung für Autisten / Inklusion wird Kulturkampf

Ich fürchte, Inklusion in Deutschland ist gescheitert. Weil die Politiker gedacht haben, sie bräuchten keine Experten in den Regelschulen. „Das machen die Lehrer schon ohne besondere Ausbildung.“

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In der allgemeinen Nachrichtenlage und in diesem Artikel hier geht es gerade allgemein um Inklusion, aber man bläst ins gleiche Horn:

Die Schmach für die Bundesrepublik Deutschland könnte kaum größer sein. »Es tut mir leid, dass ich so ehrlich bin«, sagt Amalia Gamio, Vizepräsidentin des Ausschusses der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderung, am zweiten Tag der Anhörung. »Es ist ein Skandal, was Sie hier zum Teil antworten.« […] »Es geht nicht darum, die Konvention ein bisschen umzusetzen, sondern es ernsthaft zu tun« […]

Legen die Gesetze nicht glasklare Regeln fest, sind die Betroffenen auf den guten Willen Einzelner angewiesen.

Die Mitglieder des Ausschusses kritisieren vor allem, wie sehr Menschen mit Behinderung in Deutschland von der Gesellschaft abgeschottet werden – von der Schule über Werkstätten bis hin zu Wohnheimen. »Sie sollten Ihr System hinterfragen«, sagt Ausschussmitglied Rosemary Kayess zu den deutschen Delegierten. […] Pädagogin Kindlein sagt: »In kaum einem Land sind Menschen mit Behinderung so separiert von der Gesellschaft wie in Deutschland.«

Der Bezug zum ursprünglichen Thread bleibt, dass sich die schlechte Versorgung für Autisten vor allem aus der schlechten Inklusion für „andere“ Menschen in Deutschland begründet. Mein Einwurf als Betroffener mit betroffenen Kindern ist, dass „Anderssein“ viel normaler ist, als wir hierzulande anerkennen wollen, und sich die Gesellschaft auf das ganze Spektrum von Normalität einstellen müsste und könnte. Aber nicht will.

Nicht nur beim Thema Schule ist es so, dass wir unser System zunächst nur nach den Bedürfnissen der „normalen“ Mehrheit unzulänglich ausstatten, so dass schon Menschen mit leichten Abweichungen an diesem System scheitern werden. Und erst wenn diese Betroffenen dann auffällig werden, leiden und an diesem System scheitern, also das Kind sprichwörtlich schon in den Brunnen gefallen ist, erst dann geben wir nachträglich Geld für deren Hilfe aus. Wer Hilfe braucht, muss leiden.

Zum Abschluss möchte ich auf einen Vortrag eines Forschers über Neurodiversität hinweisen, der ins gleiche Horn bläst. Sein Fazit: Wirklich „neurotypisch“ gibt es eigentlich gar nicht so richtig - und deshalb sind die Methoden im Schulunterricht völlig vorbei an der ganzen Bandbreite von Menschen, die da im Klassenraum sitzen. Er bringt eine Reihe spannender Beispiele aus dem Mathematikunterricht.

Aber damit möchte ich das Thema abschließen. Ein Nachrichtenwert war mit der Rüge im UN-Bericht vor einem Monat noch gegeben, aber inzwischen ist die Relevanz für den Podcast nur noch gering. (Ich werde mich anderswo bemühen, das Thema wieder auf die Tagesordnung bringen.)

Ich bitte die Moderation darum, diesen Thread zu schließen. Danke!