Das war schon ein sehr spezieller Fehler. Der Zug hat es verpasst, an der Endhaltestelle die Fahrtrichtung zu wechseln, und die Überwachungssysteme haben nicht mitbekommen, dass er in die falsche Richtung anfährt. Ein Mensch hätte den Prellbock vor seiner Nase sicher gesehen.
Möchte das Thema mal hochholen.
Die Bahn, die bei den Angestellten gejammert hat, macht für die Führungspersonen nämlich jetzt das Säckel auf.
100 Millionen Prämien werden ausgeschüttet.
Ausschlaggebend für die Berechnung der Boni sind bei den Führungskräften die Pünktlichkeit im Zugverkehr, die Stimmung unter den Fahrgästen und sonstigen Kunden sowie in der Belegschaft, die Zahl der Frauen in oberen Positionen, das Finanzergebnis des Konzerns und die jeweils persönliche Leistung.
Bei der Pünktlichkeit und der „Kundenzufriedenheit“ gab es, was die Berechnung der Prämien anbelangt, null Punkte. Dafür gab es aber bei den anderen Bemessungsgrundlage so viele Pluspunkte, dass jetzt hohe Boni heraussprangen.
Beim aktuellen Streik kann man ganz gut sehen, was das kurzfristige absagen des Streiks bedeutet:
Viele Bahnen fahren trotzdem nicht. Im Grunde haben sich viele Lokführende diese Woche also eine 4-Tage Woche bei gleicher Bezahlung auf Kosten der Bahnreisenden erstreikt.
Das würde ich in diesem Fall als unvermeidbare Nebenwirkungen kurzfristiger Kompromisse werten.
Hier sind einfach so viele bewegliche Teile involviert, dass so ein Streik weder von Heute auf Morgen organisiert, noch abgesagt werden kann. Das wird man grundsätzlich nicht vermeiden können und ist letztlich hinnehmbar.
Das bezog sich auf diesen Diskurs.
Wenn der Streik abgeblasen wird, geht eben nicht alles seinen geregelten Gang.
Ein Absagen des Streiks führt trotzdem am morgigen Montag zum Stillstand eines Drittels der Bahnen. Vor 6 Wochen wollte mir das keiner glauben, morgen kann man es erleben.
„Die EVG betonte zudem, dass der Streikaufruf für einige Bahn-Unternehmen weiterhin gelte. Lediglich der Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn wurde demnach abgesagt.“
Der Warnstreik wurde also gar nicht in Gänze abgesagt.
Das sollte auf den Fernverkehr aber keine Auswirkungen haben. Im Gegenteil: Wenn andere Bahn-Netz-Nutzer nicht fahren, hat die deutsche Bahn doch noch mehr freie Fahrt.
Also: Ein Ausfall von einem Drittel der FERNBahnen ist nicht mit den anderen Bahn-Unternehmen zu erklären, sondern mit der Kurzfristigkeit.
Stimmt, die Aussagen „Montag ist Stillstand“ und „eine Rückabwicklung wird weitestgehend nicht mehr möglich sein“ kann man ja gar nicht anders verstehen als „ein Drittel der Fernzüge wird voraussichtlich nicht fahren.“ Meines Erachtens ein ziemlicher Ritter der Kokosnuss-Sieg, den du da für dich reklamierst, @lib. Außerdem unterschätzt eine solche Perspektive die Flexibilität von Bahn-Nutzer:innen. Ein großer Teil des dritten Drittels fährt halt einfach heute oder am Dienstag.
Oder einfach damit, dass die Bahn es unterlassen hat gescheit zu planen sollte es doch nicht zu einem Streik kommen. Die Arbeitnehmenden stehen ja nun offensichtlich bereit, nur das notwenige Material ist leider nicht da, wo man es für den Einsatz bräuchte. Es ist also mitnichten so, dass sie jetzt einfach mal eine tolle Viertagewoche hätten.
Aber mal etwas provokant gesagt: Wenn man selber der Meinung ist, dass der Streik nicht rechtmäßig ist, es aber unterlässt entsprechend zu planen, dann ist man als Unternehmen selber schuld. Wenn man dazu aber nicht in der Lage ist, dann sollte man eventuell vorher überlegen, ob man das Risiko eines Streiks eingehen möchte.
Nope, falsche Vorstellungen vom funktionieren eines Bahnbetriebes +der Tatsache, dass im verlinkten Artikel stand, dass die Bahn jetzt erstmal die Dienst- und Einsatzpläne neu schreiben müsse.
Du kannst da gerne die Bahn fragen, warum sie diese bei Streikandrohung gelöscht hat oder aber welche Vorraussetzungen sich geändert haben, dass die existierenden Pläne nicht umsetzbar sind.
Die Antwort dürfte aber wahrscheinlich komplizierter ausfallen als es dir lieb ist, weswegen du dich lieber an deine falsche Vermutung als einzig mögliche Wahrheit klammerst.
Die Frage darf aber doch wohl erlaubt sein:
Warum muss ein Streik unbedingt derart kurzfristig sein?
Wenn ein kurzfristiger Streik ohnehin nicht komplett abwendbar ist, nimmt sich die AN-Gewerkschaft dann nicht einen gewichtigen Verhandlungspunkt vom Tisch?
Der eine Streiktag (Montag) ist von AG-Seite mit Ankündigung des Streiks finanziell abgeschrieben. Also muss das Angebot von AG-Seite um mindestens den Ausfall des Tags gekürzt sein.
Meine These ist von Anfang an gewesen, dass wenn sie am Sonntag über einen Streik von Mittwoch verhandeln würden, dass dann mehr drin wäre.
Die AN-Verhandler können ja gern sagen, dass sie Montag bis Dienstag auf keinen Fall verhandeln würden. Dann hätte trotzdem am Sonntag das Ergebnis festgestanden, die Auswirkungen hätten aber über zwei Tage ins System eingepflegt werden können.
Das Chaos ist verhinderbar, unnötig und gänzlich der Arbeitnehmerseite anzulasten.
Nicht unbedingt. Man kann auch einfach im Streikrecht regeln, dass zwischen Verhandlungsende bzw. Verhandlungsabbruch und Streikbeginn mindestens 48h liegen müssen. Dann hätte man im Sinne der Kunden des bestreikten Unternehmens eine Zeit geschaffen, in der sich die Ergebnisse einsortieren lassen.
Dachte du bist gegen weitere bürokratische Regeln? Übrigens die 48h, die du forderst sind als Vorlauf mit der Ankündigung am Donnerstag super eingehalten worden. Vorlauf war also da. Und komm bitte jetzt nicht damit, dass reicht aber in dem Fall jetzt doch nicht aus.
Das ist außerdem irgendwo auch nicht wirklich praktikabel. Die Arbeitgebenden werden bon ihrer Seite aus nie zustimmen, dass die Verhandlungen abgebrochen wurden. Wäre ja schön blöd, wenn man damit dann erst die Möglichkeit eröffnet einen Streik zu beginnen.
Außerdem sind wir immer noch im Bereich der Warnstreiks. Das diese passieren können dürfte wohl jedem klar sein. Wenn es einen unbefristeten Streik geben sollte, dann wird in der Regel nich mal in den Gewerkschaften darüber angestimmt. Da ist dann auch wieder mit so viel Vorlauf verbunden, dass Mensch sich proaktiv darauf einstellen kann.
Du baust hier schon wieder die schönsten Strohmänner auf. Für den Streik, der von Sonntagabend bis Dienstag geplant war, galten deine Anforderungen grundsätzlich. Das dieser Streik jetzt nicht durchgeführt wird, ist nämlich kein Ergebnis von Verhandlungen, sondern einem Gerichtsurteil (!) zu einem verpflichtenden Schlichtungsverfahren. Während Schlichtungsverfahren gilt aber Friedenspflicht, daher der Entfall des Streikes.
Auf die Spitze getrieben kann man also sagen: An den Fahrtausfällen am Montag ist alleine (!) die Deutsche Bahn Schuld, denn sie hat das kurzfristige Gerichtsurteil erwirkt, nicht die Gewerkschaften.