Neue „Streikmoral“

Personalkosten sind nur ein Teil der Kosten und müssen nie 1 zu 1 weitergegeben werden. Ein Unternehmen, dass sich keinen Puffer einbaut ist einfach sehr schlecht geführt. Bei uns wurden alle Löhne um 15% erhöht und es musste nichts direkt weitergegeben werden. Also ist deine Aussage völlig pauschal und sachlich auch falsch.

Klingt ja sehr klug in Zeiten von Fachkräftemangel. Damit würde das Unternehmen sich den Todesstoß versetzen, da wir einen sehr sehr starken Arbeitnehmermarkt haben und man als Unternehmen das auch endlich einsehen muss. Prozessoptimierung wird schon gebraucht um die jetzt schon fehlende Kräfte teilweise zu ersetzen und sollte sowieso dauerhaft betrieben werden. Oder meinst du die neoliberale Optimierung, die nur zur kurzfristigen Optimierung der Boni und Dividente dient?

Made my day. Das wird doch aktiv im zu wirtschaftsfreundlichen Deutschland getan. Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert. Das ist doch das Geschäftsprinzip der ganzen Automobilbranche. Wenn Familien und Arbeitnehmer die Unterstützung von sehr schlecht geführten Unternehmen bekommen würden, wären wir dem sozialen Frieden sehr nah.

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Ich hoffe inständig, dass die Gewerkschaften hart bei Ihrer Forderung bleiben, da diese bereits nur die Inflation ausgleicht und nicht mal eine echte Lohnerhöhung darstellt. Man muss der Profit-Preis-Spirale eben auch mal hart entgegentreten.

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8% auf 27 Monate, also knapp 3,5% pro Jahr. Weit unter der Inflation.

Die Laufzeit ist schwierig herauszufinden, wüsste gerne, warum.

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Wenn’s denn wenigstens ein Inflationsausgleich wäre. Die Realität sieht doch so aus, dass kein Arbeitnehmer im letzten Jahr auch nur annähernd inflationsausgleichende Gehaltssteigerungen erlebt hat, und dass wir wohl auch dieses und nächstes Jahr eher mit 8% als 2% Inflation rechnen müssen. Angemessene Gehaltssteigerungen innerhalb der kommenden zwei Jahre wären also wohl irgendetwas in der Größenordnung von 25% – und das tarifwirksam, nicht als „Einmalzahlungen“. Dass die Gewerkschaften es da wagen, irgendwo zwischen 10% und 12% in die Verhandlungen einzusteigen, ist doch praktisch schon vorauseilende Anbiederung an die Arbeitgeber und eine Verhöhnung ihrer eigenen Mitglieder.

BTW: Meldung heute: Bahnvorstand genehmigt sich „erfolgsabhängige Boni“ und verdoppelt sich damit das Gehalt. Von was für einem Erfolg reden die? In dem Zusammenhang den Mitarbeitern auch nur einen Cent ihrer Forderungen vorzuenthalten, ist jedenfalls wahrhaft absurd an der Auseinandersetzung

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Nicht müssen aber werden.
Bei der Bahn war es in den letzten 30 Jahren doch immer so.
Es müssen doch nur die Benzin- und Dieselpreise hochgehen und in den Zeitungen muss nur das Wort Bahn erwähnt werden, Zack, am nächsten Tag werden Preise erhöht.

Ich nehme mal an, du hast dafür auch irgendwelche Belege.

Bisher war es zumindest immer so, dass Fahrpreiserhöhungen zum Fahrplanwechsel eingeführt wurden.

Kann natürlich sein dass sich das geändert hat und die Bahnpreise ähnlich flexibel erhöht werden wie die Spritpreise, wenn an der Börse einer gehustet hat.

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Ich muss hier leider widersprechen: Wenn ich Kostensteigerungen nicht kompensiere schmälere ich meinen Gewinn. Ob man sich das leiten kann, steht auf einem anderen Blatt. Auch die von Ihnen erwähnte Lohnsteigerung von 15% hat - wenn es keinen Ausgleich gab - zu einer Reduzierung der Marge geführt. Im unternehmerischen Interesse muss ich für Kompensation sorgen - entweder durch Kostenreduktion an anderer Stelle oder Erhöhung der Umsätze. Ich habe an anderer Stelle in diesem Feed dargelegt, das eine 8%ige Lohnerhöhung bei der Bahn durch eine Erhöhung der Ticketpreise von 2,9% ausgeglichen werden könnte - eine aus meiner Sicht moderate Anpassung. Die Bahn wäre zwar immer noch defizitär, aber das scheint ja hier niemanden zu stören.

Danke für diese Ausführung. Ich habe mir den Konzernbericht 2022 und die darin abgelegte Bilanz angeschaut: https://www.deutschebahn.com/resource/blob/10467188/7022b1241d1c0b4322ae6c752157c263/Bericht2022-data.pdf
Bei einem Umsatz von 56.296 mio€ liegt der Personalaufwand bei 20.300 Mio€, also gut 36%. Die Vergütung der Vorstände mit gut 9 Mio€ steckt da auch drin, die rechne ich jetzt nicht raus. Das Ergebnis vor Steuern ist gerade noch positiv (932 Mio€), das Ergebnis absolut mit -227 Mio€ negativ. Auch wenn der ein oder andere hier meint, die Bahn müsse keinen Gewinn machen - wer deckt diese 227 Mio€?
Zurück zu Deiner Anmerkung: Eine Lohnerhöhung von 8% pro Jahr würde eine Kostensteigerung von 1.624 Mio€ bedeuten.
Nach eigenen Angaben (siehe Konzernbericht) hatte die Bahn 1.980 Mio Reisende in ihren Zügen: Wendet man hier einfach den Schnitt an, würde jedes Ticket im Mittel 82 ct teurer werden. Lege ich die 56.296 Mio€ Umsatz auf die 1.980 Mio Reisenden um, liegt der durchschnittliche Ticketpreis bei 28,43 EUR. Die 82 ct verlangen also eine Preiserhöhung von 2,9% auf alle Tickets und . Somit haben Sie recht: Die Bahn könnte die Lohnsteigerung verkraften, wenn Sie die Mehrkosten auf den Ticketpreis umlegt. Die Gewerkschaften gäben endlich Ruhe und man könnte sich wieder auf die wichtigen Sachen im Land fokussieren.

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Millionenvergütung des Vorstandsvorsitzenden schmälert auch den Gewinn.

Aber warum Gewinn? Ist der Bund nicht Anteilseigner?

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Das Ergebnis des Poststreiks fand ich persönlich vorbildlich. Da es eine absolute Erhöhung war und keine prozentuale, kam sie vor allem den unteren Lohngruppen zugute. Soweit ich mich
erinnere.
Gute Angebote beenden Streiks schneller. :wink:

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Boni streichen und schon passt es oder sind Lohnerhöhungen nur für die niedere Belegschaft so verwerflich ?

Die absolute Erhöhung ist in der Tat charmant. Im Übrigen ist der Poststreik aber eher ein Lehrstück über den schlechten Stand deutscher Gewerkschaften, die die Standortlogik etc. vollends verinnerlicht haben. Da stimmen die Mitglieder mit deutlicher Mehrheit für den Erzwingungsstreik, und statt das durchzuziehen schustert die Tarifkommission eine Einigung zusammen, die durchaus wieder auf Reallohnverlust hinauslaufen könnte, weil fast zwei Jahre Laufzeit. Aus Angst vor der Courage der eigenen Mitglieder kommt wieder ein Tarifvertrag zustande bei dem man sich fragen darf, wo sich da denn jetzt der Arbeitskampf niedergeschlagen haben soll.

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Man stelle sich vor, die Menschen in Deutschland hätten keine Autos mehr.
Dann würde ein solcher Streik das ganze Land lahmlegen!
Oder wenn die Bahn mal wieder nicht funktioniert weil zu warm, zu kalt, zu windig oder, oder, oder.

Wieder ein guter Grund, ein eigenes Auto zu haben.

Wieder ein Weg sich den Stillstand schön zu reden.

Ja, sorry, dass ich schlechte Nachrichten überbringe.
Was glaubst du, wie viele Mietwagen an dem Tag genutzt wurden?
Die Vermieter haben aber auch das beste Marketing:
https://www.instagram.com/p/CqR9rX0v7__/?utm_source=ig_embed&ig_rid=04eb96ed-6199-4ae2-a09d-2304c0539053

Die Medaille hat immer zwei Seiten. Wenn alle mit den Öffis fahren sollen, hieße das Streikverbot für deren Angestellte. Sonst ist das ganze Land lahmgelegt.

Nein warum?
Abgesehen davon werden die Öffis wohl über kurz oder lang Automatiesiert werden.

Einen besseren Hebel können sie nicht haben.

Es ist diese Erwartungshaltung von 24/7 Mobilität nach eigenem Ermessen die uns in die Situation geführt hat.

Frag mal alle die kein Auto haben, die überleben auch, sogar solche Streiktage.

Das erinnert mich an eine Meldung von vor ein paar Jahren. KI bei der Arbeit: More than 12 Injured After Driverless Train Went in Wrong Direction - Japan OFW Ich weiß nicht, ob ich mich in einem automatisierten ÖPNV sicher fühlen würde.

Ja, was denn nun?

Auch nicht weniger sicher als auf einer Straße mit lauter emotional gesteuerten Menschen.

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Wie viele Unfälle werden im Jahr durch ÖPNV Fahrer verursacht?

Aus deinem Artikel:

„The accident, which was considered the first involving an automated train in 30 years — appeared to be serious but non-life threatening.“