Lehrermangel: Ausbildungsreform?

Ich sehe 2 Probleme mit einem Studium:

  1. Wenn ich mitbekomme, wie viel Zeug Lehramtsstudenten im Studium lernen müssen, was komplett unnötig ist. Wo dann Grundshullehrer teilweise noch ein halbes Geschichtsstudium nebenbei haben. Da siebt man dann die komplett falschen Leute aus, macht das ganze extrem unattraktiv für Studenten und verzögert das ganze nur unnötig
  2. Für ein Studium braucht man Abitur oder schon eine abgeschlossene Ausbildung. Warum muss ein Grundshullehrer wissen wie eine Ableitung funktioniert oder Kabale und Liebe vernünftig analysieren können? Oder warum sollte man vorher eine Ausbildung zum Elektriker gemacht haben müssen? Das sind doch auch wieder komplett unnötige Sachen, die nur Leute abhalten Grundschullehrer zu werden.

Was meiner Meinung nach sinnvoll wäre, wäre eine „Ausbildung“ die viel Fokus auf Praxis legt und natürlich auch einen entsprechenden Anteil an Theorie über Didaktik etc. hat, bei der man aber höchstens einen Realschulabschluss braucht, um sie anzufangen. Wie lange diese Ausbildung dauert und wie genau sie aussieht, ist dann ein anderes Thema, und ob wir sie duales Studium oder Berufausbildung nennen ist mir dann auch egal. Ich habe nur die Befürchtung, dass sobald wir es Studium nennen, Leute wieder auf den dummen Gedanken kommmen, dort wieder unnötiges Zeug reinzupacken, mit dem Anspruch, dass ja Studenten viele schlaue Dinge wissen müssen.

Ufff, ich vertrete hier, wie der Großteil der Pädagogen, den konträren Ansatz und wünsche mir ein System, in dem auch der Kindergärtner einen Hochschulabschluss hat, wie dies in einigen skandinavischen Ländern und scheinbar auch in Großbritannien mittlerweile der Fall ist:

Es hat einfach viel mit Wertschätzung zu tun. Bildung ist der absolute Schlüssel für den Erfolg zukünftiger Generationen und damit auch den Erfolg des Staates als Ganzes. Hier an der Qualifikation des Personals zu sparen, weil man der Meinung ist, diese hohe Qualifikation sei nicht notwendig, ist mMn ein schwerer Fehler.

Das hat auch viel damit zu tun, welche Leute wir im Grundschullehramt haben wollen. Wir wollen hier möglichst gute Role Models für die Kinder. Mit der Reduktion der Anforderungen von „Studium + Referendariat“ auf „Ausbildung“ würde einhergehen, dass das Gehalt des Grundschullehrers von A13 („höherer Dienst“) auf vermutlich A7 („mittlerer Dienst“) sinken würde, also grob von 5.000 auf 3.000 Euro.

Es ist schlimm genug, dass wir es nicht hinbekommen, den Anteil der pädagogischen Akademiker in Kitas angemessen zu erhöhen (nicht jeder Kindergärtner braucht einen Hochschulabschluss, aber eine Quote von z.B. 25% sollte mindestens erst mal erreicht werden!), diesen Missstand nun auch noch auf die Schule zu übertragen halte ich für fatal.

Ansonsten bin ich absolut für eine Reform der Lehrerausbildung im Grundschullehramt - gerne weniger „Fachdichte“, dafür mehr Pädagogik, auch über das Referendariat kann man sicherlich diskutieren, ob dies nicht besser als Vorpraktika, begleitende Praktika und Praxissemester organisiert sein sollte. Aber nachdem die Grundschullehrer es nach langem, mühsamen Kampf endlich geschafft haben, von der A12 auf die A13-Besoldung zu kommen, halte ich jede Forderung, die dazu führt, dass der Beruf „runterqualifiziert“ werden sollte, für absolut kontraproduktiv.

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Warum? Wir haben sowieso schon eine ungesunde Fixierung auf Abi und Studium. Mit solchen Forderungen werden nur wieder viele gesellschaftliche Gruppen außen vorgelassen oder eben schlechter bezahlt als Studierte. Ich sehe auch gar keinen Mehrwert an mehr Uni, vor allem da dort viel zu viele Theoretiker sind, die das letzte mal vor Jahren oder Jahrzehnten in der Praxis waren. Erzieher sollten lediglich wesentlich mehr Gekd kriegen, auch während der Ausbildung.

Genau dieses Framing schadet und gesamtgesellschaftlich. Eine Ausbildung ist nicht weniger Wert. Niemand verbietet ein Gesetz, um die Lehrer weiterhin wie bisher einzugruppieren. Außerdem plädieren die meisten für eine wesentlich praxisnäheren duales Studium für das gesamte Lehramt, nicht nur Grundschule. In Unis sind schlicht zu viele Theoretiker. Es reicht doch, dass wir schon zig Lehrer haben, die außer Schule nie etwas anderes gesehen haben. Da fehlt es meiner Meinung sehr an Lebenserfahrung. Bitte diesen Fehler nicht auch noch in die Kitas tragen.

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Höchstens? Selbst viele praktische Berufe mit anspruchsvollerer Berufsschule verlangen MINDESTENS einen Realschulabschluss.

Wie soll jemand Lehrinhalte aufbereiten der selbst noch nicht mal in der Lage war bereits aufbereitete Lehrinhalte zu verstehen und wiederzugeben?

Wie stellen Sie sich die Tätigkeit eines Lehrers weitestgehend ohne theoretisches Wissen vor?

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Hallo,
Kurze Zusammenfassung meiner Meinung zu den Punkten bis hierher, bevor ich einen neuen Aspekt zu der Diskussion beitragen möchte (ich bin Lehrer an einem beruflichen Gymnasium):

Lehrer:innen in Deutschland verdienen viel Geld… sehr viel sogar (Nr. 2 in der OECD ^1). An diesem Punkt können wir aber aktuell realistisch nichts ändern, da der Lehrermangel sonst noch schlimmer wird - außerdem finde ich das auch gerechtfertigt für den Job. Grundschulkolleg:innen sollten das gleiche Geld wie alle anderen Lehrer:innen verdienen, da sie dieselbe Arbeit machen (wenn nicht sogar mehr) und zusätzlich mehr Deputat ableisten müssen. Ein Studium ist für die Ausbildung einer Lehrperson unerlässlich, da zwingend mehr vermittelt werden MUSS als lediglich die Kompetenzen, die die SuS lernen sollen und wie man sie beibringt.

Lehrerinnen und Lehrer müssen Vorbilder sein, täglich tausende große und kleine Entscheidungen treffen, für die Demokratie und den Staat eintreten und Kinder erziehen (^2). Dafür brauchen wir die Besten, die wir bekommen können. Daher ist mein Vorschlag, Uni und PH für alle Studiengänge zu verbinden und sowohl Wissenschaft (solide Basis + Proseminare nach Interesse) als auch frühe Praktische und pädagogische Erfahrungen zu verbinden.

Ein größeres Problem ist, dass wir die Besten nicht bekommen, da das Image von Lehrer*innen miserabel ist und zudem genau die Personen anzieht, die viel Gehalt und hohe Sicherheit für wenig Arbeit und viele Ferien wollen. Was dann wieder dazu führt, dass das Image noch schlechter wird… (^3)

Ich finde, dass daher vor jedem Lehramtsstudium ein Tauglichkeitstest stehen müsste (^4) und zudem muss die Arbeit von Lehrer*innen von der Politik mehr unterstützt werden… Ich brauche keine 500 Euro mehr brutto… Ich brauche eine Schulsozialarbeit, 3 FSJler:innen, vier Praktikant:innen, zwei ITler:innen und ein Sekretariat, das mehr als 1x die Woche auch nach 13 Uhr offen hat.

^1 Lehrkräfte verdienen nur in Luxemburg mehr als in Deutschland - Politik - SZ.de (sueddeutsche.de)
^2 § 1 SchG, Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule - Gesetze des Bundes und der Länder (lexsoft.de)
^3 Werbekampagne in Baden-Württemberg: »Gar keinen Bock auf Arbeit morgen?« - DER SPIEGEL
^4 Lehramt an der Uni Passau: Was ein Lehrer können muss - Bayern - SZ.de (sueddeutsche.de)

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2 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: Wie kann man das Image des Lehrerberufs verbessern?

Also eines vorweg: ich bin kein Lehrer - wäre es aber gerne mal geworden. Bei mir scheiterte es damals an den Noten, ich bin nämlich (wegen Französisch und Mathematik) auf die Realschule gewechselt und habe dort meine mittlere Reife gemacht.

Was mich so ärgert ist, dass in verschiedenen Bereichen über verhältnismässig „random“ Grenzen entschieden wird, wer als Lehrer tauglich ist und wer nicht. Mein offensichtliches Desinteresse für die Sprache Französisch mit 12 war offenbar ein Grund, mir diese Karriere nicht zuzutrauen.

De facto hatte ich in allen anderen Fächern einen Notenschnitt von 2.1 (auch das nur, weil ich in Physik und Chemie ebenfalls rechnen musste und ich die Formeln einfach nicht begriffen habe, sonst wäre der Schnitt nochmals besser).

Dann kommt ja noch dazu, dass eine Person, die engagiert und intrinsisch motiviert ist, vermutlich deutlich mehr Leidenschaft beim Vermitteln des Stoffes hat. Wie viele wirklich inspirierende Lehrkräfte habt ihr in eurer Schulzeit erlebt? Mir kommen da 2-3 in den Sinn, der Rest war eher Dienst nach Vorschrift. Das merkt man dann halt auch in der Klasse.

Ich hatte einen Geschichtslehrer, der den Stoff unseres damals > 10 Jahre alten Schulbuchs gebetsmühlenartig wiederholt hat. Auf den neuesten Stand der Forschung musste ich ihn bringen, bei der Prüfungsfrage erhielt ich trotzdem einen Punktabzug, weil ich nicht die Schulbuch-Fassung, sondern den aktuellen Stand der Forschung in meiner Antwort erwähnte. Nach langem Hick-Hack musste ich die Beweise mitbringen und habe dann doch nocht den Punkt erhalten - wie soll man da auch als Schüler im Hormonsaft konzentriert bleiben?

Heute haben wir Lehrermangel und ich darf meine Leidenschaft für Geschichte und Englisch immernoch nicht zum Lehren nutzen, weil ich eine Französisch-Null bin.

Mondieu.

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Dieses Problem haben aber doch quasi alle die an einer Universität studieren wollen. Man darf natürlich hinterfragen ob das so sein muss, aber es ist aber kein Lehrerspezifisches Problem.

In diesem Beispiel sehe ich aber die frühe Trennung in verschiedene Schularten mehr als das Problem als die Tatsache, dass es für eine Lehramtsstudium eine allgemeine Hochschulreife braucht.

Wie schon angesprochen bin ich über solche Einschätzungen immer sehr verwundert. Ich hatte in der Grundschule 4 Lehrer*innen und alle waren extrem engagiert. Mit einer kam ich dennoch überhaupt nicht aus, diese hat aber später meine Schwester sehr gut und individuell gefördert. Da fehlte es nur an Kompatibilität.
Am Gymnasium hatte ich vielleicht 2-3 richtig schlechte Lehrer, aber davon war nur einer wenig motiviert und die anderen beiden trotz viel Vorbereitung einfach nicht gut.
Dazu kommen nochmal 2-3 Lehrer die offensichtlich nur das nötigste taten und dennoch einen guten Unterreicht improvisiert haben und viele Lehrer die einfach einen soliden Job gemacht haben.

Lehrer die wirklich engagiert waren und noch dazu ein gutes Gespür hatten und daher wirklich gute Lehrer waren kann ich mit meinen Fingern gar nicht abzählen, vor allem wenn man auch die mit zählt, die ich nur ein halbes Jahr hatte.
Es kam aber auch bei denen mal vor, dass einzelne Schüler nicht mit denen klar kamen. Sowas wird man aber überall wo Menschen miteinander zu tun haben nicht verhindern können.

Vielleicht habe ich wirklich viel Glück mit meinen Lehrern gehabt, vielleicht ist aber die Einschätzung Vieler auch gar nicht so realistisch, weil solide Arbeit als „Dienst nach Vorschrift“ negativ geframed wird.

Eine Leidenschaft alleine macht aber doch noch keinen guten Lehrer, sondern dazu baucht es berechtigterweise eine weitergehende Ausbildung. Ich weiß nicht wie lange das her ist, aber zumindest heute gibt es doch vielfältige Möglichkeiten auch nach einem Realschulabschluss noch auf diesen Weg zu gelangen.

Wären Sie als Lehrer dann genauso verständnisvoll für Ihre Schüler wenn diese für das Fach Geschichte oder Englisch) nicht so motiviert wären?

Hier wird im hinteren Teil über neue Wege der Lehrer*innen Ausbildung gesprochen.
Hilft vielleicht bei der Diskussion.

Genau, das ist das, was ich meinte.
Meiner Meinung nach ist das wichtigste was ein Grundschullehrer braucht sind zwischenmenschliche Fähigkeiten:

  • Lehrer brauchen Empathie: Sie müssen erkennen können, wenn ein Schüler etwas nicht versteht
  • Lehrer brauchen Geduld mit den Schülern
  • Lehrer müssen Entertainer sein, die für das Lernen begeistern und die Schüler mitreißen
  • Lehrer müssen in der Lage sein damit umzugehen, wenn Schüler sich ihnen mit ihren Problemen anvertrauen
  • Lehrer sollten erkennen können, wenn ein Schüler zu Hause Probleme hat, das aber niemanden sagen mag

Das Problem ist nun, gut in diesen Sachen zu sein, bringt einen in der Schule so gut wie gar nicht weiter. Das heißt man kann Leute haben, die in diesen Sachen brillieren, aber trotzdem nur einen Realabschluss bekommen. Auf der anderen Seite kann man jemanden haben, der das Abitur mit 1.0 besteht, aber zwischenmenschlich eine komplette Niete ist. Also Filtern wir bei der Studienzulassung vermutlich schon einige sehr gute Leute fälschlicherweise raus. Dann im Studium wird weiter ausgesiebt (genaue zahlen konnte ich nicht wirklich finden), mit Sachen die überhaupt nichts mit dem Unterricht zu tun haben. Und dann kommt das Refendariat, bei dem man dann das erste mal wirklich die zwischenmenschlichen Fähigkeiten testen kann. Hier hab ich auch keine Zahlen, nur für alle Lehrer liegt laut focus die Abbrecher-/Durchfallquote bei ungefähr 7%, wobei ein großer Teil davon auch noch Leute sind, die freiwilig aufhören. Das heißt, da wird quasi dann auf einmal komplett aufgehört zu filtern. Das heißt der ungeeignete 1.0er Schüler wird vermutlich Grundschullehrer, der sehr gur geeignete Realschüler hingegen nicht. Wir filtern also an den komplett falschen Stellen.

Ich habe das Gefühl wir achten viel zu sehr auf das Label Studium, weil wir uns alle unbedingt alle einreden wollen, dass wir die schlausten Lehrer haben, anstatt uns zu fragen, wie finden wir die Leute, die am besten geeignet sind als Lehrer zu arbeiten und wie befähigen wir sie dazu das auch zu tun?

Ich glaube das hat auch sehr viel damit zu tun, dass wir als Gesellschaft zwischenmenschliche Fähigkeiten nicht richtig wertschätzen. Nach dem Motto: schlau ist nur jemand der studiert hat. Das sieht man ja bei Krankenschwestern oder Pflegern, die zwischenmenschlich echt brilliante Leistungen bringen aber leider nicht studiert haben wie die Götter in weiß. Oder auch bei jemandem wie Kevin Kühnert, der es geschafft hat Generalsekräter der SPD zu werden und trotzdem dafür verspottet wird kein abgeschlossenes Studium zu haben.

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Ich schalte mich hier nochmal ein…
Ich kann Ihnen bei dem Punkt nur zustimmen, dass wir versuchen müssen Leute zu finden, die besser geeignet sind Lehrer:innen zu werden.

Trotz alledem kommt hier nochmal ein Plädoyer für das Lehramtsstudium… Ja es muss umgebaut werden und ich weiß selbst nicht genau wie… Allerdings brauchen wir die rohe Zeit um den neuen Kolleg:innen die Zeit zu geben sich selbst zu finden, erwachsen zu werden und ihren Horizont zu erweitern. Ich kann an der Schule keine 22-Jährigen Jugendlichen vor eine Klasse stellen (als vollwertige Lehrperson) und ihnen die gewaltige Verantwortung von Lehrer:innen übertragen.

Thema soziale Intelligenz… Ja verschiedene Intelligenzformen können unterschiedlich ausgeprägt sein, trotz alledem ist sich jedes Intelligenzmodell einig, dass eine Grundintelligenz unter allem liegt und die verschiedenen Bereiche beeinflusst. Will sagen bis auf super wenige Aufnahmen (Zahlen im Promillebereich) werden Menschen mit hoher sozialer Intelligenz ein Lehramtsstudium oder einen Quereinstieg schaffen und Menschen mit 1,0er Abi können sich die sozialen Fähigkeiten zumindest antrainieren (wenn sie denn wollen).

Lehrer sein ist so viel mehr als ein abgeschlossenes Studium oder ein gut geführter mathematischer Beweis… Es ist Erzieher zu sein, Autoritätsperson zu sein, Freund zu sein, Bezugsperson, Sozialarbeiter, Notfallsanitäter, Detektiv, Richter, Verwalter und so unendlich viel mehr.
Die geistige Reife dazu hatte ich fast nicht nach 8 Jahren Studium und Referendariat und ich sehe mich nach 5 Jahren im Beruf immer noch als Anfänger… Daher finde ich braucht es ein Studium und die damit einhergehende Entwicklung. Die Inhalte des Studiums müssen aber dringend verändert werden. Die sind oft Mist :wink:

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Wieso nicht?

Vielleicht weil dort viel zu wenig Praxis ist. Dort sind viel zu viele Menschen die sowieso schon nur Schule gesehen haben.

Einzelne wird es geben die mit 22 (bei Vorraussetzung mittlere Reife oder gar Mittelschule wären einige sogar noch jünger) bereits eine ausreichende Reife haben, aber wie soll diese objektiv festgestellt werden?
Und Unsicherheit würde sich dann auch wieder auf die Schüler übertragen. Kommunikation mit Eltern, die ja heute schon für viele Lehrer sehr schwer ist, wäre für irgendwelche 20 jährigen, die vielleicht noch wie 15 aussehen noch schwerer. Ich sehe da auch eine Gefahr, dass man viele schon in den ersten Jahren verheizt.

Das Problem ist doch, dass die Uni niemanden darauf vorbereitet, sondern nur Theoretiker produziert. Da ist es meiner Meinung nach egal, ob der Lehrer 22 oder 30 oder 35 ist. Am Ende muss man es lernen und das geht nur und wirklich nur über Praxis. Azubis müssen teilweise mit 15/16 direkten Kundenkontakt haben, auch längeren. Die Lösung wären Mentoren, also erfahrene Lehrer die es können.

Das sehe ich auch nur eingeschränkt so. Ein wichtiger Bestandteil einer Ausbildung (egal ob schulisch, dual oder universitär) besteht darin die Grundlagen eines Berufs zu vermitteln und die Mechanismen dahinter zu verstehen. Ein Koch muss z.B. auch Theorie lernen, weil es zwar fürs kochen selbst nicht zwangsweise nötig wäre, aber spätestens beim falsch gelagerten Produkt der Spaß aufhört.

Während aber in manchen Berufen der Theoretische Hintergrund nur klein, das Praktische Können aber groß im Umfang ist, gibt es auch Berufe wo ein fundiertes theoretisches Hintergrundwissen essentiell ist. Und wo das bei Ärzten z.B. ziemlich klar ist (auch wenn es Menschen gibt, die selbst da fordern es zum Ausbildungsberuf zu machen, meist aber nur solche aus der „alternativen“ Ecke) ist es vielleicht bei Lehrern auf den ersten Blick weniger klar.

Aber wie soll denn eine fundierte Unterrichtsvorbereitung erfolgen, wenn man die Theoretischen Hintergründe dessen was man da tut gar nicht gelernt hat, geschweige denn sie versteht? Vielleicht können Sie mir das ja mal skizzieren um Ihre Vorstellung besser verstehen zu können.

Ich sagte nie die Uni ist raus, sondern sollte weniger sein. Ehr ein duales Studium mit 3 Monaten Blockseminaren und 3 Monaten Praxis. Derzeit ist es viel zu viel Theorie von im schlimmsten Fall Dozenten, die eine Schule zuletzt vor Jahren gesehen haben. Da fehlt völlig der praktische Teil.

PS: Siezen gilt im Internet als unhöflich. Kein Vorwurf, nur gut gemeinter Rat an dich.

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Wobei ich das ganz anders aufziehen würde, da 3 Monatsblöcke für den Schulalltag eher Gift sind, diese Kräfte wären ja immer nur kurz da und könnten keinen Bezug zu Kollegen und Schülern aufbauen und damit ginge schon viel verloren.

Ich würde da eher ein System sehen in dem das erste Jahr allgemein theoretische Grundlagen schafft, im zweiten Jahr ein praktischer Einsatz (ggf. mit einzelnen Tagen oder kurzen Blöcken Uni) als Förderlehrer erfolgt und nach nochmaligen 4 Semestern Theorie eine zweijährige Praxisphase erfolgt.

Anders als bisher im Referendariat sollte die Bewertung aber langfristig erfolgen und nicht so sehr aufgrund von einer Lehrprobe. Die ist einfach Quatsch. Schon als Schüler habe ich da hinten und vorne nicht verstanden wie gute Lehrer mit einer soliden Stunde schlecht bewertet wurden und schlechte Lehrer nach einer Stunde in der sie eine Show abgezogen haben mit guter Note rausgingen. Bewertet von irgendwelchen Schulräten die keine Ahnung vom Schulalltag mehr haben.

Das wäre mein Vorschlag für Grund- und Mittelschule. Anders als bisher sollten im Theorieteil aber alle Fächer geschult werden. Dass Lehrer an Mittelschulen unterrichten, die selbst kaum Englisch sprechen oder schon mit Prozentrechnen Probleme haben, dann aber weil es sich nicht anders ausgeht genau diese Fächer geben halte ich für ein Unding. Dann lieber dafür nur ein Fach vertieft.

An Realschulen und Gymnasien halte ich aber weiterhin ein Studium in dem die Fächer deutlich über den Wissensstand der Schule hinaus studiert werden für essentiell. Denn Fragen von Schülern werden immer über den Lehrplan hinausgehen und auch das sollte den Lehrer nicht vor Probleme stellen.

Hoffentlich keine dummen naiven Ideen von meiner Seite:

Ich kann mir gut vorstellen, dass landesweit die Lehrinhalte auf Lehrvideos gezeigt werden. Wenn ein Thema X von zig Seiten beleuchtet, immer ein wenig anders vermittelt wird, dann sollte für jeden SuS die richtige Lehrmethode dabei sein.

Der Lehrer vor Ort hat dann die Aufgabe, herauszufinden, welchen Blickwinkel seine Schüler auf die jeweiligen Sachen haben und entsprechende Videos rauszusuchen.

Vielleicht ist es doch eher was für weiterführende Schule. Aber trotzdem glaube ich, dass so oder so ähnlich großes Potential da wäre, für personelle Entlastung und Förderung der Einzelförderung zu sorgen.

Und das würde sich natürlich auch auf die Ausbildung auswirken, wenn tatsächlich Zeit da sein sollte, sich individuell zu kümmern, muss bei der Individualzeit halt auch das richtige bei rum kommen.

Und genau dafür braucht es ja wieder ein fundiertes Wissen über Hintergründe, sonst endet es in einem bloßen Trial and Error. Und mit Pech braucht es viel „Error“ bis der Lehrer für eine Klasse den passenden Weg gefunden hat.
Ich bekomme das bei meiner Frau mit, die Mittelschullehrerin ist und quasi kein Jahr die gleichen Stunden wiederholt, weil immer wieder andere Stärken und Schwächen der Klassen berücksichtigt werden müssen. Gerade an Grund- und Mittelschulen ist das sehr ausgeprägt.
An Gymnasien dagegen täte mehr Selbststudium vielen wohl sogar ganz gut als Vorbereitung an die Uni, zumindest ab Mittelstufe.

Ich halte da eher die Mischung aus Lehrern mit einem weiterhin großen theoretischen Background und Förderlehrern mit einer eher praktischen Ausbildung, die an der Seite Lehrer dafür sorgen, dass Schüler individueller gefördert werden können, unabhängig davon ob es um schwache oder starke Schüler geht für einen praktikableren Weg.

Da muss trotzdem massiv mehr Praxis rein und vor allem dürfen diese Schulformen nicht besser gestellt sein als die anderen. Gleiches Gehalt und gleiches Prestige. Sonst kriegen wir weiterhin keine Männer in die Grundschule. Und es ist sehr wichtig da paritätisch beide Geschlechter vertreten zu haben.