Nun tust du aber so, als sei die Wehrpflicht die einzige Möglichkeit für ein Land, wehrfähig zu sein.
Fakt ist, dass die meisten Länder keine Wehrpflicht haben. Nicht mal Polen, welches im Konflikt mit Russland wesentlich stärker auf eine große Zahl an „Frontlinienfußvolk“ angewiesen wäre, hat eine Wehrpflicht, die polnische Armee gilt aber dennoch als vergleichsweise stark. Auch Frankreich, Großbritannien und so ziemlich das gesamte Zentral- und Westeuropa haben keine Wehrpflicht. Einzig in Skandinavien und im Baltikum haben wir in Europa eine Wehrpflicht, eben weil diese Länder teilweise direkt an Russland/Belarus grenzen (zumindest Finnland und das Baltikum). Nicht mal die wirklichen Militär-Großmächte USA und China haben eine Wehrpflicht, Russland nur eine sehr selektive (zumindest vor dem Ukraine-Krieg wurden weniger als 20% der Wehrpflichtigen eingezogen…).
Vor diesem Hintergrund so zu tun, als sei die Wehrpflicht die einzige Möglichkeit, die Effizienz des Militärs zu steigern, halte ich für eine extrem steile These, die eigentlich durch keinerlei Daten untermauert wird. Gerade im Hinblick darauf, wie die Wehrpflicht vor ihrer Aussetzung in Deutschland aussah, hatten wir zu dieser Zeit auch nur auf dem Papier mehr Verteidigungsfähigkeit. Wir brauchen keine Wehrpflicht, wir brauchen eine professionelle, gut ausgerüstete Armee mit einer professionell geführten Reserve. Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges haben sich so viele Leute bei der Bundeswehr gemeldet, um als Reservist eingeplant zu werden - fast alle davon hat die Bundeswehr durch ihre Bürokratie vergrault. Statt die Leute, die Bereitschaft signalisieren, sofort sinnvoll einzubinden, wurden sie fast immer auf einen bürokratischen Marathonlauf geschickt, den die meisten - sehr nachvollziehbar - irgendwann abgebrochen haben. Wenn wir es nicht mal hinbekommen, die freiwilligen Reservisten einzuplanen und auszubilden, wie soll das dann sinnvoll mit ganzen Jahrgängen junger Leute funktionieren?!?
Die Wehrpflicht ist das Letzte, was wir brauchen. Die Bundeswehr wäre damit auf absehbare Zeit (wir reden hier von Jahrzehnten!) hoffnungslos überfordert. Der Aufbau einer funktionierenden Reserve wäre wesentlich kosteneffizienter und generell effektiver.
Aber nicht, was erst in 4 Jahren Früchte trägt. Wenn, dann eskaliert es in diesem oder im nächsten Jahr-
Sich 1. weiter Waffen an die Ukraine liefern. 2. sich um Trump kümmern, er muss weg, aller guten Dingen sind 3, Europa muss den Republikaner im Kongress so die Daumenschrauben anlegen, dass sie endlich ihre verfassungsmäßige Pflicht erfüllen, ein Impeachment ist überfällig, Gründe gibt es genug, mal Herrn Smith fragen, dieser Pleitier und Kriminelle darf nicht länger die Geschicke der Weltpolitik bestimmen.
Keinen Diktatfrieden und auch keine Weltwirtschaftskrise, weil der Trump die Banken und die Bitcoins nicht unter Kontrolle hat,.
Das wäre auch seltsam. Für die meisten ist auch die Vorstellung, sich in einem Streit zwischen zwei Männern einzumischen, in dem gerade einer der beiden eine Waffe zieht, absurd - nicht mal, wenn es ein Disput in einer Straßenbahn wäre, ohne jegliche Gewalt.
Uns fehlt da jedes Erfahrungsmoment. Und dafür dürfen wir uns glücklich schätzen. Auch die Ukrainer hatten Jobs, geregelte Tagesabläufe und dicke Tränen gab es vielleicht, weil dem Kind beim Spielen das Spielzeugauto kaputt ging. Jetzt gibt es dort 100.000 offene Verfahren wegen Fahnenflucht. Nicht jeder fühlt sich in der Lage eine Computertastatur und einen Bürojob gegen einen Freiluftjob bei Wind und Wetter mit Tötungsabsicht einzutauschen. Darum ist es wichtig, sich eine gute ausgestattete, gut ausgebildete Armee zu leisten. Denn dann müssen die „allermeisten Menschen“ gar nicht sich dem Feind entgegen stellen. Das machen dann die Profis.
Drum sagte ich bewusst „regeln“, nicht entscheiden.
Aber davon ab, es geht um die Wehrpflicht. Selbst wenn diese in der bisherigen, gesetzlich geregelten Form wieder in Kraft gesetzt wird, bietet sie die Möglichkeit zu verweigern oder Ersatzdienst zu leisten.
Zudem hat die Bundeswehr wenig Nutzen, wenn jemand partout nicht will.
Ich sprach von Europa und Europa hat die Möglichkeiten, den Republikanern Daumenschrauben anzulegen. Ich glaube, alle EU-Staaten und Großbritannien haben kein Interesse an einem Diktatfrieden in der Ukraine,
Wenn Europa das will und eine gewisse Einigkeit an den Tag legt.
Das hängt auch viel von Deutschland ab.
Aber auch da die Frage, ob Europa da genug Relevanz in die Waagschale werfen kann.
Wenn sich die europäischen Staaten jetzt Einzel-egoistisch der jeweiligen Großmacht an den Hals werfen (Ungarn? Slowakei?), wird der Einfluss begrenzt.
Das ist ja genau was die drei Grossmächte unisono wollen: Europa auseinanderdividieren und schwach halten
Ich finde meinen Kommentar auch befremdlich. Nenn ihn pessimistisch. Hoffentlich auch komplett daneben. Aber du musst zugeben, dass sich aktuell irgendwas verändert!
Und ich würde nicht für mein Land irgendwas tun, aber für meine Familie, meine Freunde, meine Werte. Was ist die Alternative - Auswanderung wenn es so weit käme (Gott bewahre nie!)?
Wenn sich ein Großteil von unserer Gesellschaft in einem (hoffentlich unwahrscheinlichen) Bedrohungsfall für eine „Flucht/Auswanderung“ entscheidet….
Wo wollen dann alle hin?
Wollen die gewählten Länder diese Flüchtlinge alle aufnehmen?
Steht man dann nur mit dem was man auf dem Leib hat wieder im fremden Land vor dem Nichts? Was machen Rentner, deren Häuschen weg ist und deren Rente auch weg ist?
Naja ich hoffe wir werden doch genauso freundlich aufgenommen wie die Flüchtlinge bei uns
Nur so nebenbei, ich habe vor 3 Jahren schon die Ukrainer bewundert, wie sie für Ihr Land (Freunde, Familie oder was auch immer die persönlichen Gründe waren) gekämpft haben, damals noch gegen einen vermeintlich viel übermächtigeren Feind.
Ich weiss nicht, ob wir „Deutschen“ das hinbekommen würden…
Und braucht meiner Meinung nach nie mehr wieder zu kommen. Da versteh ich auch die Ukrainer, die ihr Land verteidigen und von den geflohenen Männern keinen mehr sehen wollen.
Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, wie das gehandhabt würde. Meine Kinder haben die deutsche und die Schweizer Staatsbürgerschaft. Bevor die Wehrpflicht ausgesetzt wurde, war die Situation die, dass sich mein Sohn mit 18 hätte entscheiden müssen, ob er in D oder der CH dient. Ich vermute, dass es sich ähnlich verhielte, wenn sich eines der Länder (oder gar beide) verteidigen müsste(n).
Da wird, das Pferd aber ganz schön von hinten eingezäumt. Vielleicht könnte die Bundeswehr erstmal ihre ganzen Nazis loswerden, die Waffen klauen, Anschläge und Umstürze planen. Von ganzen Fällen von Hazing und sexualisierter Gewalt gar nicht zu reden. Wir können nochmal drüber reden wenn die Bundeswehrmacht es schafft ein Jahr ohne Skandal zu bleiben. Derzeit sind wir eher so bei einem Skandal alle paar Monate. Grüße gehen raus an die Reserve in Niedersachsen, mal wieder ne astreine Leistung Kameraden…
Die Bundeswehr ist wie jede Armee eine strikt hierarchische Organisation, die buchstäblich auf Disziplin, Befehl und Gehorsam aufbaut. Damit zieht sie nicht zufällig eher Menschen an, die genau das mögen und die zudem teilweise noch waffen- und manchmal sogar gewaltaffin sind. Dass das in der Regel nicht gerade linksliberale Sozialarbeiter oder Kunsthistorikerinnen sind, finde ich auch einleuchtend. Aber das Argument, dass ein solch hierarchischer Laden „demokratisiert“ wird, wenn ich Millionen von Menschen zwangsweise dort hinschicke und die dann dort in der untersten Hiearchieebene bleiben, hat mich schon in den 1990ern nicht überzeugt.
Etwas platt gesagt: ich vermute, ein Stück weit bedingt das eine das andere. Man muss sich natürlich auch die Frage stellen, wer dazu bereit ist, ein hohes Risiko für das eigene Leben einzugehen bei einer überschaubaren Bezahlung und bescheidenem gesellschaftlichem Ansehen. Entsprechend schwer tut sich die Bundeswehr bei der Rekrutierung von Nachwuchs und daher ist die Gefahr hoch, bei den vielen anständigen Soldaten sich eben immer wieder - und eben deutlich häufiger als im Schnitt der Bevölkerung - schwarze Schafe einzufangen.
Es muss also beides gleichzeitig passieren.
Offenbar haben ja viele ein Problem mit unserer Bundeswehr in der aktuellen Form. Da wird auch ein institutioneller Rechtsradikalismus unterstellt, sogar teils vorgeworfen, das die Bundeswehr Waffen besitzt, die sie einsetzen könnte.
Da bin ich mir tatsächlich nicht ganz klar, was diese Feststellungen bezwecken sollen.
Möchte man Militär in Deutschland generell gerne abschaffen, unabhängig von der weltpolitischen Lage und möglichen Bedrohungen? In der Überzeugung, das jeder Akteur der Weltpolitik Verhandlungen zugänglich ist und alle (!) primär den Weltfrieden zum Ziel haben?
Da ploppt tatsächlich der Begriff Naivität kurz auf.
Oder soll die Bundeswehr grundlegend umstrukturiert und neu aufgebaut werden? Zu was? Und wenn Waffen immer Rechtsradikale und gewaltbereite Menschen anziehen, wie sieht dann eine Arnee idealerweise aus, um das zu vermeiden?
Das wären auch mal Überlegungen, bevor man über Wehrpflicht spricht.
Also wenn es schon so grundlegende Vorbehalte gegen die Bundeswehr gibt….
Deswegen halte ich eine allgemeine Wehrpflicht (oder einen entsprechend längeren Ersatz-Zivildienst) für beste Option. Also 1 Jahr Bund oder 2 Jahre Zivildienstleistender, denn wer sich als Zivi von der potentiell tödlichen Gefahr eines bewaffneten Konfliktes bewahren will, der sollte dafür einen entsprechend längeren, anderweitigen Dienst an der Gesellschaft leisten.
Ich verstehe den Zusammenhang einfach nicht: Was genau ändert es z. B. an der Einstellung eines rechtsextremen Offiziers, wenn er jedes Jahr neue Wehrpflichtige befehligt anstatt Rekruten, die sich freiwillig verpflichtet haben?