[LdN419] Thema Wehrpflicht - ich will nicht für Deutschland sterben

Das deine „freiwilligen“ Rekruten meist das gleiche rechtsextreme Gedankengut haben und so eine Art rechte Blase in der Armee entsteht. Durch eine allgemeine Wehrpflicht nähert sich die Bundeswehr in ihrer Zusammensetzung jedenfalls eher dem Meinungsbild der Gesamtbevölkerung an, auch wenn viele linke natürlich lieber Ersatzdienst leisten dürften.

Außerdem hast du durch eine allgemeine Wehrpflicht auch eher Alternativen zu deinem rechtsextremen Offizier, weil mehr Menschen die Bundeswehr kennenlernen und potentiell auch mehr Leute bleiben, die nicht rechtsextrem sind. Das wurde mir damals schon als einer der Gründe für die Wehrpflicht genannt, als ich in dem Laden war.

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Was für eine „Annäherung“ soll es da geben? Das ist ja kein Diskussionszirkel, in dem sich alle auf Augenhöhe austauschen und dann in gemeinsamer Abstimmung beschließen wie ihre künftigen politischen Präferenzen aussehen.

Es ist ja auch heute beileibe nicht so, dass alle Zeit- und Berufssoldaten rechtsextrem sind. Aber die, die es sind, laufen halt einfach so mit, ohne groß auf Widerstand zu stoßen, ähnlich wie bei der Polizei. Und an dem Punkt ist meine große Frage, was sich da durch eine Wehrpflicht ändern soll, denn die Rekruten üben ja keine demokratische Kontrolle aus.
Ob bei einer einer Wehrpflichtarme sich die „Zusammensetzung“ derjenigen, die längerfristig in der Bundeswehr tätig sind und damit in der Hierarchie aufsteigen und u. a. für die Ausbildung von Rekruten zuständig sein werden, wirklich signifikant ändert, lässt sich m. E. nur empirisch sagen (wenn es denn Erhebungen dazu gibt), aber nicht einfach so behaupten oder voraussetzen.

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Die einfache antwort darauf ist arme Menschen und rechte. Aber man könnte vielleicht auch mehr an seinem ansehen arbeiten, anstatt Werbung auf Brötchentüten zu machen, nen Panzer auf die Gamescom zu schleifen oder Kinder in Sicherheitsplanspielen mit postnuklearen Überlebenskämpfen zu traumatisieren. Es gibt genug private als auch öffentliche Stellen, die professionelle Konzepte zur Deradikalisierung und Gendersensiblen Themen haben.

Andere Armeen haben auch probleme mit Rechten, dass aber Teile der Spezialeinheiten den Umsturz planen ist bei eigentlich republikanischen armeen dann doch eher selten.

Zu mal der anarchonistische Traditionsfetisch der Bundeswehr jetzt auch nicht dazu beiträgt das Bild der Bundeswehr zu verbessern. Wer glaubt denn ernsthaft die Bundeswehr wäre eine republikanische armee, wenn das Wachbattalion mit Preußen Gloria vor Bellevue einmarschiert oder man sich beim Zapfenstreich fragen muss, ob das jetzt eine nachkolorierte szene aus den 30ern ist.

In dem Sinnde dein Punkt stimmt zwar grundsätzlich, aber wir müssen uns nichts vor machen, die Bundeswehr ist nicht deine normale demokratische Armee. Welche Armee eines demokratische Staates hat denn auch am Beginn ihrer Geschichte eine Ehrenerklärung für die Kriegsverbrecher ihrer Vorgängerorganisation stehen.

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Das geht mir ähnlich. In meiner Jugend war ich der festen Überzeugung, die Bundeswehr hat fertig und Deutschland darf sich nie wieder aufrüsten.

Ich würde auch immernoch nicht „für mein Land“ irgendetwas tun, wenn ich ehrlich bin. Für Rechte, liberale Werte, Demokratie, Sicherheit derer die mir lieb und wichtig sind aber durchaus. Darüber hinaus finde ich die Idee sogar ausgezeichnet zu lernen, wie ich mich und andere im Notfall verteidige, wie ich im Katastrophenfall nützlich sein kann und ja, auch wie eine Armee funktioniert. Ja, notfalls auch an einer Waffe. Und ja, das sage ich als jemand, der Angst vor Schusswaffen hat.

Ich habe Freunde aus allen möglichen Teilen der Welt. Zwei davon aus Ländern mit blutigen Bürgerkriegen. Wie einer der beiden sich gefreut hat zum ersten mal an einer Wahl teilnehmen zu dürfen!

Das zu bewahren ist etwas, was im Zweifelsfall größer ist, als meine eigene Existenz, glaube ich.

Im übrigen gibt es enorm viele Wege zur Verteidigung beizutragen, von Logistik bis zur IT. Grundsätzlich aber erstmal zu wissen, wie dieses ganze Konstrukt überhaupt funktioniert, und eine Grundausbildung vermittelt zu bekommen, ist glaube ich echt keine schlechte Idee. In die Ukraine wird damit vermutlich sowieso niemand geschickt, da braucht’s mehr als eine Grundausbildung.

Aber eine potentiell wehrhafte Bevölkerung macht einen Unterschied. Hier ist die bis an die Zähne bewaffnete Schweiz (höchste Schusswaffendichte Europas) ein gutes Beispiel, die sich aufgrund ihrer wehrhaften Bürger seit Jahrhunderten gegen echt aggressive Nachbarn zu behaupten weiß. Das pazifistische Gegenstück ist halt Tibet.

Mir ist allerdings, wie gesagt, wichtig, dass eine Remilitarisierung fair abläuft, wir nicht primär perspektivlose arme Schlucker verheizen und wir uns eine Armee heranzüchten, die nicht selbst irgendwann eine Gefahr darstellt (so zum Beispiel, wenn sie sich in erster Linie aus verzweifelten, rechten und Rambos rekrutiert).

EDIT: Typos

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Das Problem bei Berufsarmeen ist, das ich das Personal wie jeder andere Arbeitgeber rekrutieren muss. Dabei das Manko, beim Beruf Soldat ein hohes Risiko für Leib und Leben zu haben.
Wie bei anderen gefährlichen Berufen muss man da entsprechende Anreize bieten, um Personal zu locken.

Da melden sich dann weniger die Idealisten, eher finanzielle Aspekte oder eher negative Motive wie eine Affinität zu Waffen und Gewalt sind da die Motivation.
Ähnliche Erfahrungen hat die britische Armee zum Beispiel machen müssen.

Dann kriegt man das Personal was für das Geld zu bekommen ist. Ob man das dann immer will….

Mal so als Randaspekt

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