Für die nächsten Jahren würde ich dir zustimmen, dass das Putinregime eine Gefahr ist, aber nützt das, so schnell kann man keine Wehrpflicht wieder einführen.
Ich kann mir kaum noch einen Schlimmeren als Putin vorstellen und sehe nicht die Gefahr, dass der Nachfolger gefährlicher wird. Der Nachfolger wird wahrscheinlich nüchtern Rechnungen aufstellen, bei denen er sich überlegt, ob sich der Weg Putin so gelohnt hat. Putin wird ja dann gestürzt, wenn einige erkennen, dass es ein Holzweg war. Selbst ein Typ Chruschtschow dürfte eine Erleichterung für die Welt sein, auch wenn er nicht die Demokratie einführt.
Größte Gefahr für die Sicherheit Deutschlands ist das Agieren von Trump, der Putin zu belohnen scheint, dagegen muss die europäische Politik vehement vorgehen.
Keine Sorge, unsere Demographiekurve sieht ähnlich schlecht aus wie die der Russen und Ukrainier. D.h. im Kriegsfall müssten auch eher die 30-50 jährigen gezogen werden, da ist mehr zu holen.
Genau. Das fand ich von - ähm, war es Philip oder Ulf? - recht naiv zu glauben, dass sein großer Sohn aus der Nummer raus sei, weil er schon 19 ist. Im Kriegsfall werden alle tauglichen Männer rekrutiert, die zuhause nicht völlig unverzichtbar sind, da wären sicher auch Ulf und Philip mit dabei.
Zum Thema Flucht: Taugliche Männer mit Musterungs- oder Marschbefehl dürfen im Kriegsfall das Land gar nicht verlassen. War doch in der Ukraine auch so. Das hieß früher „Fahnenflucht“.
Die Einstellung zum Töten, um sich und andere zu verteidigen, bleibt Dir doch … Du kannst verweigern und Zivi werden. Habe ich auch gemacht… und zwar 20 Monate lang.
Den Dienst an der Waffe kannst du schon auch im Kriegsfall verweigern. Du wirst dann halt eventuell für Dienste jenseits der Waffe einberufen.
Mag sein, aber dass er genau so gefährlich wird ist angesichts der heutigen Personen in der zweiten Reihe ehrlich gesagt wahrscheinlich.
Zurück zum Thema: ich glaube weiterhin, dass der Königsweg in einer intensiven europäischen militärischen Zusammenarbeit liegt. Den Idealfall sehe ich in einem Bündnis, dass so groß und so verlässlich ist, dass die Last für den einzelnen akzeptabel ist. Wenn dafür genug Mittel bereit gestellt werden, besteht aus meiner Sicht auch nicht unbedingt die Notwendigkeit einer Grundausbildung für alle. Vorraussetzung ist aber neben der internationalen Zusammenarbeit auch, dass sich unsere gesellschaftliche Einstellung zu Rüstung und Militär ändert. Sonst werden wir kaum genug geeignete Kandidaten für eine ausreichend große Berufsarmee finden.
Ich halte sie für sehr wahrscheinlich.
Und auch, dass die Politik vorher gefordert ist, irgendwas zu unternehmen. Die Gefahr wird in den nächsten Jahren besonders hoch sein.
Wir wissen nicht, wie sie im Falle agieren, dass sie an die Macht kommen. Von ihrem heutigen Verhalten sollte man nicht ausgehen. Im Falle des Falles stellen sie andere Rechnungen als Putin auf, wahrscheinlich weil sie ihre Macht auch absichern wollen und müssen. Sie könnten ohne Gesichtsverlust sich aus manchen Sachen zurückziehen, weil sie alles auf die Fehler von Putin schieben können. Die eigene Mitverantwortung wird natürlich heruntergespielt.
In der Geschichte hat man ähnliche Manöver schon öfters gesehen, das wäre nichts Neues. Chruschtschow hat Stalin bis zu seinem Tod auch gestützt, aber hielt dann eine Tauwetter-Rede, die mit dem Stalinismus hart ins Gericht ging.
Bitte nicht falsch zitieren. Es heißt (48:06–48:25, LdN+):
Philip: „Ich habe einen Sohn, der ist 19, der hatte den Luxus, jetzt einfach Abi zu machen und zu sagen, ach, ich geh mal ein Jahr ins Ausland. Diese Frage, in den Krieg ziehen, Wehrdienst machen, womöglich in die Ukraine geschickt werden, die gab es nicht, die gibt es einfach nicht.“
Ulf: „Die [Zeit] ist halt vorbei.“
Philip: „Das ist vorbei.“
Philip bezieht sich also auf die Gegenwart, und für die Gegenwart stimmt die Aussage: Philips Sohn konnte als 19-Jähriger ins Ausland gehen.
Aber die aktuellen Entwicklungen stellen uns vor eine neue Herausforderung (48:40–47, LdN+):
Ulf: „aktuell muss man einfach den Menschen in Europa kommunizieren, dass sie verdammt noch mal ihre eigene Verteidigung auf die Beine stellen müssen.“
Ich habe das Gefühl, dass uns die Wirklichkeit schneller überholt als wir hier diskutieren können, wer unser Land verteidigen kann und will und wer nicht. Vor 1 Monat hätte ich das, was ich gerade geschrieben habe, nie gedacht. Es wäre mit buchstäblich nicht in den Sinn gekommen.
Aber ich glaube, dass sie Zeiten sich sehr schnell ändern. Für unser Land zu sterben wäre vor Kurzem noch utopisch gewesen - irgendwie jetzt nicht mehr. Ich glaube, diesen Knall müssen wir erst alle mal hören und verkraften.
The times, they are a changing.
Das ist praktisch genau das gleich Model wie unsere Wehrpflicht: wenn der Verteidigungsfall vom Bundestag beschlossen würde, kann jeder Mann von 18-59 am Dienst an der Waffe verpflichtet werden. Wer den Dienst an der Waffe verweigert kann zum Ersatzdienst einberufen werden. Der einzige Unterschied ist, dass das laut Grundgesetz aktuell nur Männer betrifft.
Aber die Wehrpflicht in dieser Form wurde nie abgeschafft, sondern nur ausgesetzt. Ausgesetzt wurde nur, dass jeder Mann mit 18 seine Grundausbildung machen muss. Im Verteidigungsfall müsste trotzdem jeder ran.
Ich würde immer noch nicht in einen Krieg ziehen und für auch nur irgendein Land sterben wollen. Da wird sich auch nie was dran ändern. Finde solche Kommentare hier furchtbar befremdlich.
Niemand will einfach so sterben, davon gehe ich mal aus.
Es gibt Menschen, die werden freiwillig (mehr oder weniger) Soldat, aus unterschiedlichen Motiven.
Ist die Frage, ob die alle mit Begeisterung sterben wollen?
Gibt es überhaupt Gründe, sein Leben zu riskieren? Familie? Freunde? Schwächere und Wehrlose?
Mal rein hypothetisch
Die Überlegung, die hier mal angeklungen ist, dass Menschen um ihrer Kinder Willen die deutsche Demokratie zur Not auch mit dem Leben verteidigen, halte ich in der Breite für fragwürdig, vor dem Hintergrund, dass wir als Gesellschaft noch nicht mal bereit sind, kleine Unannehmlichkeiten im Alltag zu erdulden, um die Lebensgrundlagen unserer Kinder vor dem Klimawandel zu bewahren.
Wir müssen uns da ehrlich machen. Für die allermeisten Menschen (die nicht gerade Berufssoldaten sind) ist die Vorstellung, in einem bewaffneten Konflikt mit zu kämpfen, meilenweit entfernt. Egal ob jemand Wehrdienst geleistet hat oder nicht. Insofern halte ich es überhaupt nicht für verwerflich zu sagen, dass man nicht bereit ist, für sein Land zu sterben, sondern zunächst mal für ehrlich. Ich persönlich würde es nicht von vornherein ausschließen, könnte aber Stand heute ehrlich gesagt ganz sicher nicht versprechen, dass ich mit der Waffe in der Hand für die deutsche Demokratie kämpfen würde.
Aber wie oben schon gesagt: ich denke es gibt realistischere Optionen für Deutschland. Eine Pflicht zur militärischen Grundausbildung, die man auch verweigern kann (und dann Zivi machen würde) könnte dazu beitragen das Verständnis und die Anerkennung des Militärs in der Gesellschaft stärker zu verankern. Das könnte sowohl dabei helfen, einfacher Personal für eine Berufsarmee zu finden, als auch für die Finanzierung gesellschaftliche und politische Mehrheiten zu finden. Ob man sie deshalb einführen sollte ist sicher zu diskutieren.
Die Diskussion über Wehrpflicht wird oft aus einer Komfortzone heraus geführt: Man geht davon aus, dass Deutschland immer existieren wird, dass Krieg ein fernes Konzept bleibt und dass im Ernstfall jemand anderes für unsere Sicherheit sorgt. Doch dieses Sicherheitsversprechen ist brüchig geworden.
Die Alternative zur Wehrhaftigkeit ist nicht Frieden, es ist Ohnmacht. Ohne Verteidigungsbereitschaft hätte Deutschland keine Kontrolle über seine Zukunft.
Ein Angriff auf ein unvorbereitetes Deutschland hätte fatale Folgen: Deutschland könnte in einer geopolitischen Zwangslage landen, in der es sich jeder Bedingung beugen muss, sei es durch wirtschaftlichen Druck oder militärische Erpressung. Massive Einschränkungen der Lebensqualität, Infrastruktur könnte zerstört werden, die wirtschaftliche Grundlage des Landes könnte verloren gehen. Verlust demokratischer Freiheiten, eine Besatzungsmacht hätte kein Interesse daran, unsere freiheitlichen Werte zu erhalten.
Wer Wehrpflicht ablehnt, sollte ehrlich benennen, was die Alternative ist: Abhängigkeit, Erpressbarkeit und gegebenenfalls Unterwerfung. Die Wehrpflicht ist keine romantische Idee aus vergangenen Zeiten, sondern eine zentrale Frage der Souveränität und Existenzsicherung.