Das kann man nur unterstreichen. Und so unrealistisch das auch sein mag - allein eine militärische Allianz von Deutschland, Großbritannien und Frankreich wäre schon relativ stark. Mit einem gemeinsamen BIP von rund 10 Billionen € würde das bei Militärausgaben von 3% (wo man sicher auch erstmal hinkommen müsste) mit rund 300 Mrd € etwa dem dreifachen entsprechen, was Russland derzeit für sein Militär ausgibt (bei rund 6% BIP).
Gesetzt den Fall, dass sich in Europa langfristig eine starke und verlässliche Allianz bildet, auf die im Verteidigungsfall auch bedingungslos Verlass ist und die ausreichend finanziert wird, wäre m.E. auch eine Berufsarmee abschreckend genug, um etwaige Aggressoren fern zu halten.
Wobei man diese Zahlen immer mit Vorsicht genießen muss.
So gibt es wohl in Russland ebenso wie in den USA viele indirekte Ausgaben die dem Militär zugute kommen (z.B. geförderte Forschung). Zudem dürften die Personalkosten in Russland einen Bruchteil betragen.
Und den Weg Russlands mangelndes Material mit Masse an Soldaten zu kompensieren will man wohl hier auch eher nicht gehen.
Deshalb wäre natürlich so eine Kooperation zum Zusammenlegen von Kapazitäten ein wichtiger Schritt das Budget auch möglichst effizient zu nutzen.
ebenfalls nicht im geringsten mit dem Thema einer russischen Bodeninvasion der derzeitigen Nato-Staaten zu vergleichen. und wer redet denn von Russland? In diesem Fall müssten wir uns mit Atomwaffen verteidigen.
Warum müssen wir uns mit Atomwaffen verteidigen?
Keiner hat sich bisher mit Atomwaffen verteidigt.
Und in keinem Atomwaffenland haben Atomwaffen das stehende Heer unnötig gemacht.
Jeder hat gesehen, was Atomwaffen in Japan angerichtet haben und darum ist deren Einsatz zu Recht geächtet.
Du denkst aber noch immer in den Parametern der aktuellen Weltordnung.
Versuch dir vorzustellen es käme zu einem Krieg, der die Existenz einer Atommacht wirklich bedrohen würde. In dieser Welt sind alle Grenzen so weit überschritten, dass von Dingen wie „Ächtung des Einsatzes von Atomwaffen“ überhaupt keine Rede mehr sein kann.
Ja auch heute werden noch Kriege mit Bodentruppen geführt, gerne auch einmal von Atommächten. Keiner dieser Kriege bedroht diese Mächte jedoch in irgendeiner Form, die vergleichbar mit einem wirklichen Vernichtungskrieg wäre.
Und genau um dieses Szenario würde es gehen, wenn es zu einem Einmaschieren von russischen Streitkräften in derzeitige Nato-Staaten käme.
Zum einen geht es hier um die Wehrpflicht, wenn du Atomwaffen für derart relevant hältst, mach ein neues Thema auf und verschiebe nicht die Diskussion.
Ich halte diese Gefahr für konstruiert, aber werde aus Rücksicht auf das eigentliche Thema darauf nicht mehr eingehen.
Das Thema Wehrpflicht kann man in unserem Zeitalter nicht mehr ohne die wirklichen Möglichkeiten der Gegen"Wehr" denken. Das ist einfach Geschichtsvergessen.
Wir standen vor nicht einmal 40 Jahren kurz vor der atomaren Zerstörung
Das ist hier nicht anders. 1993 bei der OPZ in Köln war ich auf der Stube der einzige Wessi. Die Ossis sind also unsere PoC. Das stimmt. Die BW ist eben attraktiv, wenn ein Studium nicht oder nur schwer zu finanzieren ist.
Wenn die Bundeswehr die Gesellschaft spiegeln soll, dann muss sie eben so attraktiv sein, dass auch andere hingehen.
Für ein Symbol „wir sitzen alle in einem Boot“ ist mir der Bums zu teuer und eben ineffizient. Der gesellschaftliche Nutzen marginal.
In meinem Fall waren es die wertlosesten 12 Monate.
Nur eine kleine Beobachtung: Der Thread hat sich sehr weit vom eigentlichen Thema entfernt, oder? Ich hatte die Eröffnung vor allem als eine prinzipielle, persönliche Position gelesen. Die Frage, ob eine Wehrpflicht überhaupt für das Land sinnvoll ist, oder nicht, war nach meiner Wahrnehmung eine sehr nachgeordnete Frage. So, wie ich den Text gelesen hatte, wäre @Cedric_Hoyer auch dann nicht bereit, einer Wehrpflicht für sich oder andere zuzustimmen/nachzukommen, wenn diese militärisch erforderlich und inhaltlich sinnvoll umzusetzen wäre. Die ganze Diskussion, warum das allgemein zu teuer oder aus anderen Gründen problematisch oder falsch sein könnte, geht deswegen in meinen Augen am Ursprungsthema vorbei. Macht es vielleicht Sinn, das Gespräch an der Stelle aufzuteilen?
Wer sich eine schlagkräftige Berufsarmee wie in den USA wünscht, sollte sich bewusst sein, was das mit sich bringt.
Neben den wirklich massiven Ausgaben für das Militär wird in den USA extrem viel Werbung für die Streitkräfte in allen Lebenssituationen gemacht. Das beschränkt sich nicht nur auf die Medien, sondern zum Beispiel gibt es bei großen Sportveranstaltungen nicht nur Überflüge mit Flugzeugen, Landungen von Spezialtruppen mit Fallschirm im Stadium, sondern auch Militärangehörige/Militärbands beim obligatorischen Singen der Nationalhymne vor dem Beginn der Veranstaltung. Im Gegensatz dazu gibt es in Deutschland schon einen Shitstorm, wenn die Bundeswehr es wagt, auf einer Computerspielemesse einen Stand aufzustellen.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass linke Milieus in Deutschland bereit wären, diese Militarisierung des öffentlichen Raumes mitzugehen.
Dazu kommt noch, dass es in den USA deutlich schwächere soziale Milieus als in Deutschland gibt, für die eine Verpflichtung beim Militär verhältnismäßig attraktiv ist. Trotz alledem tun sie die Streitkräfte der USA in den letzten Jahren schwer, ihre Rekrutierungsziele zu erreichen. Die Bundeswehr scheitert dagegen schon seit Jahren daran, ihre Sollstärke auch nur annähernd zu erreichen
In Deutschland wird durch die Diskussion, wer der beste Bürgergeldkürzer ist und dass Löhne für Unternehmen nicht zu hoch sein dürften, u.a. auch darauf hingearbeitet.
Auch wenn ich sicher langsam nerve, aber für mich stellt es sich so dar, das es im Groben so zwei gesellschaftliche Strömungen aktuell gibt, mit Abstufungen:
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wir wollen keine Armee, sondern einfach Frieden. Keine Geld für Bundeswehr oder Rüstung. Wenn es Länder gibt wie Russland, die militärisch drohen, dann verhandelt man halt ausschließlich und gibt ggf halt so lange nach bis die Gefahr gebannt ist.
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Wir wollen eine schlagkräftige Bundeswehr, die uns glaubhaft verteidigen kann. Darf aber nichts extra kosten, die Aufrüstung darf zu keinerlei Einschränkungen unseres Wohlstands führen, und unsere Männer und Frauen in Deutschland sollen da nicht mitmachen müssen.
Besser die Amerikaner beschützen uns weiter und wir beschränken uns auf moralische Kritik.
Etwas sehr überspitzt, aber wie gesagt, mit Abstufungen nehme ich diese beiden Denkrichtungen wahr.
Halte beide für problematisch
Die Frage ob eine starke Armee (mit oder ohne Wehrpflicht) das Risiko reduziert, dass überhaupt Menschen für ihr Land oder in ihrem Land sterben müssen halte ich aber sehr eng mit der Ansicht des Erstellers verknüpft.
Oftmals habe ich den Eindruck, dass es als Automatismus gesehen wird, dass weniger Militär auch weniger Tote zur Folge hat. Das würde ich aber dann doch in Frage stellen, vor allem wenn man auf die Historie schaut.
Die Putingefahr ist jetzt, so massiv sie auch ist. Wehrpflicht dürfte daher nicht die Lösung sein, weil die Einführung dieser wahrscheinlich Jahre braucht… .
Über kurz oder lang wird das Putinregime enden. Schauen wir uns die Fakten an: Putin wird in diesem Jahr 73, sein Regime ist auch fast 25 Jahre an der Macht, er ist für einen Diktator verhältnismäßig schon ziemlich lange an der Macht, und er hat einen Krieg begonnen, was sich in dieser Dauer nie stabilisierend auf die eigene Macht auswirkt (Italien, Nazi-Deutschland, Vor-Nelken-Portugal.) .
Natürlich sehen wir die Risse nicht, denn wenn wir die Risse sehen würden, würde sie auch Putin sehen und etwas dagegen unternehmen.
Was sagt uns das? Einfach abwarten und nichts tun?
Wenn man den Berichten glauben schenken darf die man so hört ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nachfolgt der aus der Reihe der noch radikaleren Gruppen kommt mindestens so groß wie dass jemand nachfolgt der einen moderateren Kurs verfolgt.
Je stärker Europa auftritt desto weniger Unterstützung dürften aber diejenigen haben die wirklich auf radikale Expansion drängen.
Das Problem wird man mit einer allgemeinen Wehrpflicht aber auch nicht los. In Russland dienen die wohlhabenden Kinder auch eher in den der Front fernen Regimentern. Das wäre in Deutschland nicht anders.
Verstehe ehrlich gesagt nicht, was das emanzipative Potenzial daran ist, wenn alle an die Front geschickt werden. Aber ich glaub unsere Dissonanz liegt schon in der Perspektive auf nationale Armeen und insbesondere auf die Bundeswehr. Die Bundeswehr ist seit ihrerGründung durch Ehrerklärung damit beschäftigt ihre Wehrmachtsverbindungen schön zu reden mit erwartbarem Ausgang. Hätte zwar meine Kritik auch bei einer republikanischen Armee aber gerade bei der Bundeswehr, finde ich dir vorstellung gruselig, dass alle da hin müssen, um bspw. unter dem Rommelschrein in der Dresdner Kaserne arbietn zu müssen.
Die USA hat aber die militärische Leitung der Nato und der Beschluss des Bündnisfalls wird einstimmig getroffen. Also steht hier schon rein formell einiges auf der Kippe. Von praktischen fragen wie Logistik oder nuklearer Teilhaben kaum zu reden.
Freut mich, dass du dir hier so sicher bist. Was ich allerdings von Analysten und aus den osteuropäischen Staaten gehört habe, herrscht dort eher zweifel und pessimismus vor.
Ich hab auch Kritik an der Art und Weise wie das Thema in Folge 419 besprochen wurde:
Es werden hier wieder mehrere Aspekte in einen Topf geworfen die nichts miteinander zu tuen haben.
Wehrpflicht != Ukraine Friedenseinsatz != Europäische Armee
Philipp nennt einen potenziellen Einsatz von deutschen Soldaten in der Ukraine in einem Atemzug mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht. Nur Wehrpflichtige können gar nicht für einen potenziellen Ukraine Einsatz eingezogen werden. Die Ukraine ist noch nicht mal NATO oder EU Mitglied. Wehrpflichtige können noch nicht mal nach Litauen oder Estland geschickt werden. Denn Wehrpflichtige können ausschließlich NUR zur Landesverteidigung eingesetzt werden. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn der Russe schon bei Brandenburg steht.
Selbst bei einer potenziellen EU Armee, behaupte ich jetzt mal, könnten Wehrpflichtige nicht außerhalb der EU eingesetzt werden.
Der Aufbau einer EU Armee (vielleicht sogar die Einführung einer europaweiten einheitlichen Wehrpflicht), würde alleine in Deutschland sehr viele Grundgesetz Änderungen voraussetzen.
Meine Meinung: Ich bezweifle, dass es dafür den Willen gibt. Der Prozess dauert länger als die nächsten vier Jahre Trump. Und müsste mehrere europäische, nationale Regierungen überdauern. Das muss man erstmal durchhalten. Dafür fehlt der politische Wille.
Mit dem Ukraine Krieg der seit 2014 tobt, hat das alles, kurzfristig nichts zu tuen.
Die meisten 40 jährigen haben schon ihren Dienst abgeleistet. Die Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt.
Des Weiteren könnten bei einem Verteidigungsfall sowieso alle Männer von 18-59 eingezogen werden. Egal ob die schon gedient haben oder nicht. In Deutschland kann man den Dienst an der Waffe verweigern. Dafür gibt es den ersatzdienst. Daran hat die Aussetzung der Wehrpflicht (ja es war eine Aussetzung, keine Abschaffung) nichts geändert.
Finde das schwedische Modell gut. Gerade der Gedanke, dass nicht nur Soldatinnen im Kriegsfall benötigt werden ist logisch und gehört zur Wehrhaftigkeit dazu. Gleichzeitig sehe ich die Synergie zu Naturkatastrophen, wo wir ebenfalls Engagement und Fähigkeiten brauchen.
"Ohne sie [Dienstpflicht] würde die Landesverteidigung bei militärischen Konflikten nicht funktionieren, davon ist Camilla Asp von der Behörde für Gesellschaftsschutz und Bereitschaft, MSB, überzeugt: „Alle, die in Schweden leben, sind verpflichtet, zur Verteidigung beizutragen. Entweder innerhalb der Streitkräfte, als Teil des Schutzes der Zivilbevölkerung oder zur Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen wie Gesundheitswesen, Transport, Stromversorgung oder Kinderbetreuung.“