LdN395 Was wählen wenn die demokratischen Parteien versagen?

Das ist ja quasi das was die FDP sagt, was natürlich schlicht Blödsinn ist und nichts mit der Realität zu tun hat. Das 3 gliedrige Schulsystem ist an sich das Problem. Es müssen Gesamtschulen werden, die A-D Kurse anbieten je nach Fach. So kann der sprachlich schwache Schüler vielleicht auf Gymnasialniveau in Naturwissenschaften glänzen. Ist natürlich von vielen nicht gewollt, denn so würde natürlich der Niedriglohnsektor nicht bedient werden.

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Scheint ein Faktor zu sein.

Die RD der Agentur für Arbeit NRW präsentierte letzte Woche eine Statistik, nach der die Arbeitslosenquote bei Helferberufen in NRW bei 56% liegt.
Also nimmt die Agentur 2025 viel Geld :money_with_wings: n die Hand um diese Menschen auf das gesuchte Fachkräfteniveau zu bringen.

Hätte man früher und einfacher haben können.

Mittlerweile sind wir an dem Punkt, dass man ohne Abi schon verloren hat. Ich bin aber der Jahrgang davor, also 2006, da war es definitiv sehr elitär und auch schon oft notwendig um vorwärts zu kommen. Unser Bildungssystem wurde immer mehr auf Eliten aufgebaut, die mit verbesserten Startchancen beginnen. Natürlich schaffen es immer mal wieder welche aus niedrigeren Bildungsmilieus, aber das ist nicht die Regel. Dazu zählen schon Arbeiterkinder und das ist eben traurig. Bildung heute hat eben nicht mehr mit Bildung zu deiner Zeit zu tun.

Was heute erschwerend hinzukommt: Menschen, die sich keine Nachhilfe leisten können und aus bildungsfernen Schichten kommen, sind auf qualitativ hochwertige Regelschulen angewiesen.

Sie brauchen ggf. länger in der Reife, weil manche sozioökonomischen Faktoren zu Nachteilen gegenüber Bildungshaushalten führen.

Und so führt die Combo aus früher Selektion und Abbau der Schulqualität dazu, dass auch heute aus anderen Gründen die Nachteile geringerer Ressourcen durchschlagen.

In den europäischen Staaten ist das schon die Norm.
Und ich würde das nicht idealisieren. Ich selber habe miterlebt, wie auf meinem Gymnasium in der Orientierungsstufe eisenhart gesiebt wurde. Es gab KEINE Hilfe schulischerseits. Und es hat viele getroffen, die eben nicht aus bürgerlichen Haushalten gekommen sind und elterlichen Support hatten. Ich rede hier von Mitte der 80er bis 90er. Aussortierquote 30% zum Ende der 6. Klasse, bis zur Oberstufe bestand dann der Jahrgang aus 50 Leuten. Von 130. Ähnliche Geschichten habe ich zuhauf gehört im Studium. Die schule war stolz auf ihr Niveau. Es blieb hauptsächlich das obere und mittlere Bildungsbürgertum.

Da gibt es nichts zu idealisieren, wirklich.
Ich habe es geschafft, aber rückblickend war das zynisch.
Obwohl ich also mehr Glück hatte als @Tris , muss ich als GenXler sagen: das ist ein wenig sehr schöngeredet.

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Deutschland ist gemessen an der Einwohnerzahl das größte Land Europas (ohne Russland) und weltweit Platz 19, so klein finde ich das nicht.

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Ich würde dem im Kern zustimmen.
Trotzdem darf es nicht dazu führen, dass das Niveau der Gymnasien weiter sinkt. Es gilt einen Mittelweg zu finden.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis viele, die es über die Realschule, und dann entweder Ausbildung oder Fachhochschulreife den Weg in wirklich gut bezahlte Jobs geschafft haben.
Einer davon hat jetzt einen Lehrstuhl als Prof an einer Uni. Also auch der 2. Bildungsweg kann sehr erfolgreich sein.

Dazu kommt, dass eine Ausbildungsstelle durch das Gehalt unabhängiger vom Elternhaus machen kann, und dazu die jungen Erwachsenen oft in der Stadt oder Region hält.

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Dazu ein Comic (wir möchten ja alle Bildungsschichten ansprechen) von extra3

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Du hast Recht. Das Sinken des Niveaus kritisiere ich ja auch als schädlich gerade für die, die sich keine private Zusatzbildung leisten können.

Und der zweite Bildungsweg ist ja etwas, was eine SPD ermöglicht hat - dafür kann man Brandt nicht genug danken. Aber sorry, ist schon eine Weile her, ne?

Und es ist eine SPD, die schon lange tot ist und so nicht mehr existiert.

Insofern wieder zum Thread: wählen wir nur noch SPD, CDU und Grüne, um AfD zu verhindern, aber nicht mehr, weil wir ihnen ansatzweise irgendetwas zutrauen? Also aus minimalstem Pflichtgefühl? Sollen die Bürger dankbar sein, weil frühere Politikergenerationen mal etwas gemacht haben, während im Hier und Jetzt zum Teil skandalöse Politik (Krankenhausreform, Steuerrecht) betrieben wird?

Anders gesagt: wir wählen nicht mehr Brandt oder Dithfurth, sondern Scholz und Habeck. Verweise auf frühere Großtaten anderer sind da nicht hilfreich oder?

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Du benennst die wirklichen Probleme, Mike.

Genau, Tirs, hier liegt das Problem… dass man ohne Abitur fast „schon verloren“ hat. Trotzdem, eine „Elite“ ist für mich ein deutlich kleinerer Anteil der Bevölkerung und ich zucke bei dem Begriff heute immer mehr zurück, da er häufig für Verschwörungstheorien instrumentalisiert wird, die häufig Anklänge an antisemitische Mythen haben. (Das will ich Dir nicht unterstellen!) Aber ich gebe Dir Recht, dass es traurig ist, wenn es an der Nachhilfe scheitert, gerade wenn der Schüler sich wirklich verbessern will. Hier wäre wirklich anzusetzen - genauso wie mit bezahlbaren Wohnheimplätzen für Stundenten. Hier sehe ich persönlich eine viel größere Gefahr einer Auswahl über das Vermögen bzw. Einkommen der Eltern.

Ich traue den Grünen und insbesondere Habeck einiges zu, aber denen fehlen Mehrheiten und das liegt mMn ziemlich exklusiv an der Wählerschaft (die ja auch in anderen Parteien Leute konsequent abstraft, die versuchen, ihre Wählenden wie Erwachsene zu behandeln. Siehe Merkel, die damals fast gescheitert wäre, weil sie den Leuten vor der Wahl gesagt hat, dass sie die Mwst. erhöhen will und viele lieber von der SPD für dumm verkauft werden wollten, um sich hinterher aufzuregen, dass sie ja betrogen worden seien. Als hätte man nicht Wochen vor der Wahl überall lesen können, was der SPD Finanzminister Eichel plante).

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Wir können uns sicher prima auf das Verhältnis von Rationalität und Emotionalität einigen, aber für mich ist der springende Punkt der, dass man bestimmte Wahlentscheidungen als anständiger Mensch einfach nicht trifft. Egal aus welchen sachlichen oder emotionalen Gründen. Man wählt einfach keine Rechtsextremisten, so wie man auch nicht seine Frau umbringt, wenn die einen auch noch so sehr geärgert hat, oder jemandem auch dann kein Geld stiehlt, wenn man selber wirklich gern mehr hätte.
Für mich ist das einfach. Ich wähle die Grünen ohne große Begeisterung oder Erwartungen einfach deswegen, weil denen der Klimaschutz von allen politisch halbwegs relevanten Parteien noch am wenigsten egal ist. Dass die dann aus Koalitionserwägungen die Skandale ihrer politischen Partner decken, ob nun Warburg oder NSU, nehme ich zur Kenntnis. Anders wäre mir persönlich lieber, aber es ist mir letztlich egal. Denn das gehört dazu, solange genug Leute jemanden wie Scholz wählen, muss man mit dem halt zusammenarbeiten. Dann sind nicht die Grünen das Problem, sondern die Menschen, die in Kenntnis seiner Vergesslichkeiten SPD wählen. Ich kann doch den Grünen nicht vorwerfen, dass sie mit unter 20% keine 100% grüne Politik liefern.

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Ehrlichtkeit, eine Agenda, Polarisierung, infrage stellen fehlen bzw. zerstört den Willen zur Kooperation

Tach zusammen,

man könnte zur Ampel sagen, zur falschen Zeit am richtigen Ort. Bin der Meinung, die Ampel hätte ohne den Krieg und den daraus resultierenden Themen wirklich was bewegen können. Dies wurde mit dem Februar 22 quasi alles über den Haufen geworfen. Mit den 3 Parteien war es bzw ist es kaum möglich alle Themen überparteilich in eine geordnete Bahn zu lenken. Dazu noch ein Kanzler, der wirklich alles dafür tut um für Unmut zu sorgen.
Man könnte meinen, Putin hat genau daraufhin zugearbeitet. Gewartet, das ein SPD Kanzler im Büro hockt, eine FDP, die soweit möglich, jede Einmischung des Staates in allerlei Themen verhindern möchte (nicht beim Thema Krieg & Unterstützung, aber mindestens beim Thema Geld, Subventionen und allem um die „eigentlichen“ Themen, die im Koalitionsvertrag beschlossen wurden sind, hinaus zu zögern oder Ihre Entscheidung, Mitarbeit oder Polarisierung zu würfeln.
Dann noch die Grünen, massive Fehler bei Gesetzen und der drang „den erhobenen Zeigefinger“ zu heben.
Dazu noch eine CDU/CSU die daraus irgendwie aus der Asche neu entsprungen sind. Merz tut Gott sei Dank sein Möglichstes um einen wahrlichen Siegeszug „klein zu machen“ aber selbst das wird viele 2025 dazu bringen, CDU/CSU zu wählen. Letzten 20 Jahre? WTF - das Land - samt der SPD kaputt gespart.
Olaf müsste weg, Habeck Baerbock … keine Ahnung. Für mich noch eher fähig. Merz is gesetzt

soviel zum IST - Zustand (man könnte noch unendlich weiter machen - wer hat wann wie Schuld an der Situation. etc pp.)
Ich finde die Frage, welche Vorschläge gibt es, um die AfD und BSW eigentlich relativ einfach. Man könnte quasi sofort anfangen. Noch nicht mal öffentlich, allerdings noch 2024 (!!!).

Angelehnt an Willy Brandts „Wir wollen mehr Demokratie wagen“.

Es sollte zwischen den demokratischen Parteien eine Agenda erstellt werden … sowas wie ein 10-20 Punkte Plan. Er muss ehrlich sein, es muss zusammen gearbeitet werden. vor allem muss er eingehalten werden, egal wer 2025 die Wahlen gewinnt.
Ich denke, genau das würde Eindruck machen und vor allem die Themen für den Wahlkampf sind quasi vordefiniert. Es wird sich nicht an einer Sache aufgehangen, sondern muss ein Programm für die 10-20 Themen geben. Ich glaube die nächste Regierung - egal wer drin ist, wird mit der Opposition zusammen arbeiten müssen und dies bedeutet eine Agenda und Themen auf die Liste zu bringen, die nachhaltig umgesetzt werden kann.

Völliges Wunschdenken, ich weiß, aber wenn man eben Vorschläge hören und haben will - glaube keine der Parteien hat DAS Rezept das Ganze zu kitten.

Ich finde es einfach nicht in Ordnung, den Wählern die Schuld an schlechter Politik zu geben. Ich traue Habeck wirklich gar nichts mehr zu. Nach der Gaskrise ist er für mich immer schlechter geworden und fällt nur Koch durch schöne Reden auf. Selbstreflexion wäre da sinnvoller als anderen due Schuld zu geben. Bei der FDP wird das zu recht auch nicht akzeptiert.

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Sind die 35- bis 44-Jährigen jetzt neuerdings „junge[] Menschen“?

Nun + 13% finde ich schon viel. Beiden 16-24 jährigen.

Da interpretiere ich schon das die AfD in der Altersgruppe besonders punkten konnte - im Vergleich.

Junggebliebene. 30 ist das neue 20. :+1:

In welchen konkreten Aktionen schlägt sich das deiner Meinung nach wieder?

Zum Thread: ein konkretes Versagen in Sinne der Demokratie könnten vielleicht solche Aussagen sein: Markus Söder: CSU-Chef droht mit Veto im Falle von Schwarz-Grün auf Bundesebene - DER SPIEGEL

Die konkrete Ankündigung ist glaube ich ziemlich sinnlos, Söder spielt die Anti-Grünen-Geige um auf Stimmenfang in Bayern zu gehen. Einen der wahrscheinlichsten möglichen Koalitionspartner kategorisch auf Grund irgendwelcher Allgemeinplätze von vorne rein auszuschließen halte ich doch für bedenklich. De facto möchte er die Grünen ja hier auf eine Stufe mit der AfD stellen, im Sinne einer Brandmauer?

Der erhobene Zeigefinger - damit meine ich wie „es draussen“ ankommt. Denke wir stimmen beide darüber ein, dass das was Habeck meint richtig ist… aber es wird draußen als Zeigefinger verstanden. Für mich ist Habeck einer der besten was das Thema verbale Kommunikation geht, aber die meisten wollen kein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen. Das sie längst eins haben sollten - steht ausser Frage.
Ich mag nicht auf die Boomer bashen, aber das Luxusleben, das sie sich aufgebaut haben (ist ja auch eine positive Leistung) wurde halt auf dem Rücken für alle nachfolgenden gebaut. Rente, Klima, Infrastruktur…

Ein ganz komischer Trend in der Berichterstattung über die Landtagswahlen. „Die Jungen“ haben in der Regel ungefähr gleichauf mit dem Gesamtergebnis AfD gewählt. Trotzdem wird so getan, als ob nur bzw insbesondere die ganz jungen jetzt AfD wählen.

Das ist mMn eine falsche Interpretation der Zahlen. Die Altersgruppe ist mit 31% Afd relativ gleichauf mit dem Gesamtergebnis und außerdem sortiert nach Zustimmung nur die viert-rechteste bzw sogar die dritt-„beste“ Altersgruppe. Der gesamte Bereich 25-59 wählt noch mehr AfD!

Das + von 13%pt sagt daher eigentlich nur aus, wie wenige aus der Gruppe vorher die AfD gewählt haben: Obwohl diese 13%pt den größten Anstieg aller Altersgruppen darstellen, ist die Altersgruppe immer noch die drittbeste und „nur“ gleichauf mit dem Endergebnis.


Ich will das Problem AfD nicht kleinreden, ich glaube aber einfach nicht, dass es ein spezifisches Problem der „jungen Leute“ ist, sondern ein gesamtgesellschaftliches.