Zunächst mal vielen Dank für die ausführliche Wahlanalyse in der letzten Folge, die viele spannende Punkte enthielt. Der Bitte einer Moderatorin folgend, die Threads dazu etwas zu differenzieren, würde ich hier gener einen zur „Ost-Thematik“ eröffnen, also zu Fragen wie: was ist im Osten eigentlich anders, warum wird da anteilig so viel mehr AfD und BSW gewählt etc.
Dazu ein paar erste Gedanken:
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Die Lebensrealittät in Ost und West sind alles andere als gleich. Darauf habt ihr ja (mit Steffen Mau) schon hingewiesen und gestern fand ich diese schöne Visualisierung. Nicht repräsentativ, einfach nur verschiedene politische und ökonomische Merkmale in Kartenform, aber ich finde es krass, wie deutlich da noch eine Grenze zu erkennen ist, die formal seit über 30 Jahren nicht mehr existiert. Das Ganze ist ein Video aus Einzelgrafiken, hier nur ein Screenshot
Quelle: GIF auf X: x.com -
Bestimmte Themen, die in den letzten Jahren stark polarisiert haben, werden im Osten mehrheitlich anders gesehen, allen voran Migration, Coronamaßnahmen und Ukrainekrieg.
Wenn es bundesweit vielleicht 20-25 % Menschen gibt, die strikt gegen Migration sind, die die Coronamaßnahmen eher abgelehnt haben und die eher in Sachen Russland und Ukraine eher wieder in die Zeit vor 2022 zurückwollen (das ist jetzt nur eine grobe Schätzung, die realen Anteile sind sicherlich unterschiedlich), dann sind es im Osten eher 40-60% (je nach Thema).
Das hat unterschiedliche Gründe, der Punkt ist hier aber, dass die AfD sich hier als „die einzige Alternative“ etablieren konnte im Sinne von einer Partei die diese Themen „anders sieht“. Diese Rolle hatte im Osten früher auch die PDS/Linkspartei und das BSW scheint sie nun auch wieder zu übernehmen. -
Die Parteipräferenzen waren im Osten nie so stabil wie im Westen. Im Westen wählen vor allem die Älteren immer noch recht stabil SPD und Union - vermutlich einfach weil sie es schon immer getan haben. Im Osten gibt es dieses „schon immer“ so nicht bzw. nur sehr viel kürzer. Daher haben neue Parteien hier grundsätzlich bessere Chancen oder sozialwissenschaftlicher formuliert, ist das Parteiensystem volatiler.
Das nur als ein paar Gedanken, ich freue mich über Ergänzungen, Anmerkungen etc.
@mod, vielleicht können einige Posts aus anderen Threads auch hierher verschoeben werden