Um die Positionen der arabischen Staaten näher zu beleuchten muss man verstehen, dass das alles keine echten Demokratien sind, sondern autokratische Diktaturen, in denen keine freie Meinungsäußerung möglich ist, insbesondere jegliche Kritik an der Regierung unerwünscht ist und durch teilweise brutalste Gefängnisstrafen und Folter bestraft wird. Natürlich sind das krasse Menschenrechtsverletzungen.
Der arabische Frühling und die damit verbundenen Hoffnunfen auf Demokratisierung vor 10 Jahren ist eigentlich mehrheitlich gescheitert.
D.h. die Bevölkerung darf nicht demonstrieren, oder die eigene Regierung z.B. in den sozialen Medien kritisieren, muss aber irgendwann mal Dampf ablassen. Dafür gibt es regelmäßig Anti-Israel Demonstrationen. Israel ist der Teufel und an allem Schuld, wie die Regierungen nicht müde werden zu versichern und ein willkommenes Ventil für die Empörung und Ablenkung vom eigenen Versagen. Man kann Flaggen verbrennen und so richtig die Sau rauslassen und dann geht man wieder nach Hause und fühlt sich gleich viel besser.
So können z.B. im Jemen, einem Land mit minimaler Stromversorgung, kaum Bildung und Gesundheitsversorgung, die Huthis unter einer Flagge mit der Aufschrift „Tod für Israel, Tod für Amerika, Verflucht seien die Juden“ (Kein Scherz) weite Bevölkerungsteile mobilisieren und erfolgreich von der Tatsache ablenken, dass sie absolut gar nichts dafür tun, die Situation der Bevölkerung zu verbessern. Die jemenitischen Juden wurden bereits in den 50er Jahren erfolgreich vertrieben und Jemen ist heute quasi „judenrein“. Israel ist tausende von km entfernt und stellt absolut gar keine Bedrohung für Jemen dar. Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass niemand im Jemen jemals einen Juden oder eine Jüdin gesehen hat. Trotzdem haben die Huthis die Bevölkerung davon überzeugt, dass die Top Priorität aktuell nicht etwas Strom, Wasser, Krankenhäuser oder Schulen sind, sondern Raketen auf Israel zu schießen. Wie oben schon erwähnt wurde ist dabei eine echte Hilfe für Palästinser eher nebensächlich und es besteht auch kein wirkliches Interesse daran, den Konflikt zu beenden. Man will sich ja nicht ausmalen, was die Leute mit ihrer freien Zeit und Wut machen würden…
Interessant ist auch die Rolle der Golfstaaten. Dafür ist es wichtig zu verstehen, dass die PA so gut wie keine eigenen Einnahmen generiert und fast ausschließlich durch Hilfsgelder finanziert wird. Der Großteil davon kommt aus den Golfstaaten, historisch insbesondere über den Arab Fund (https://www.arabfund.org/Default.aspx?pageId=629), den Saudi Fund und den Kuwait Fund. D.h. alle Gehälter, Reisekosten, Betriebskosten aller Ministerien werden fremdfinanziert. Dazu finanzieren sie auch UNRWA großzügig. Das war lange Zeit kein Problem, aber die Zeiten des unbegrenzten Öl-Reichtums sind vorbei und das Geld wird langsam knapper. Hinzukommt, dass vorallem Saudi Arabien auf Militärkooperation mit Israel angewiesen ist, schließlich müssen sie ja irgendwie die iranischen Raketen aus dem Jemen abwehren und Raketenabwehrsysteme können die Israelis nun mal. D.h. die Golfstaaten sind da in einer schwierigen Situation, weil sie einerseits aus der Nummer irgendwie rauskommen wollen, andererseits aber die Solidarität mit den Palästinensern nach so vielen Jahren einfach dazugehört.
Qatar unterstützt traditionell die Muslimbruderschaft sehr stark (im Gegensatz zu Saudi Arabien und den VAE, die die Muslimbruderschaft bei sich überhaupt nicht wollen), d.h. Qatar hat in den letzten Jahren Hamas massiv unterstützt, von riesigen Bauprojekten in Gaza (inkl. Tunnelschächten) bis hin zu der Zahlung der Gehälter von Hamas-Angestellten, und ich sehe auch keine Anzeichen dafür, dass sie bereit sind, das zu überdenken. Das führt eben auch immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten unter den Golfstaaten. Das Problem aus westlicher Sicht ist, dass diese Hilfszahlungen extrem intransparent sind und niemand weiß, was da genau finanziert wird.
In jedem Fall wird es beim Wiederaufbauplan für Gaza essentiell wichtig sein, die Golfstaaten, insbesondere Saud Arabien und die VAE frühzeitig einzubeziehen, damit Hamas nicht wieder von vorne anfängt, mit Geld aus den Golfstaaten Tunnel und Raketen zu bauen.