LdN350 Wohnungsnot

Ich verstehe deine Frustration, wenn man in 15 Jahren keinen geeigneten Wohnraum findet. Ich finde aber keine Daten dazu, wieviele Zweit- oder Drittwohnungen es gibt, die nicht aus familiären oder beruflichen Gründen gehalten werden und einen Großteil des Jahres leerstehen. Ich persönlich glaube nicht, dass diese Zahl signifikant ist.

Um das Verteilungsproblem zu entschärfen bin ich auch für Angebote für Alleinlebende. Mit Informationsservice, Umzugsservice, Wohnungssuch-Service etc. Auf keinen Fall sollte es irgendeine Art von Zwang geben,… Es geht ja auch nicht nur um Sentimentalität, es kommt auch häufig vor, dass ältere Menschen massiv mental abbauen, wenn sie ihre gewohnte Umgebung verlassen.

Zudem werden wir nicht ohne Neubau auskommen. Die durschnittliche Lebensdauer eines Wohnhauses beträgt etwa 100 Jahre. Rein statistisch verlieren wir dadurch 1% der Wohnungen jedes Jahr. Es werden daher schon 400.000 Wohnungen jährlich benötigt, um den Bestand konstant zu halten.

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Vielleicht mal ein negatives Beispiel dazu: Auf dem Lande sind die Mietspiegel eher niedriger. Bei uns etwa 6€ je qm.
Jetzt baut ein Träger ein „Miet“ - Objekt mit gehobenem Standard, nimmt 10€ je qm.
Schon kommen einige der Vermieter im Ort mit ihren Häusern aus den 60er und 70ern auf den Trichter, wenn der das im Ort kann, nehme ich auch 10€. Das vergrault dann die bestehenden Mieter nach der nächsten Erhöhung (ohne Steigerung des Wohnwertes), neue Mieter sind nicht bereit, für den bestehenden Standard soviel Miete zu zahlen. Doch aus Trotz geht man nicht mit dem Preis runter, sondern lässt die Wohnung lieber leerstehenden, bis sich doch ein „Dummer“ findet.
Einzelfälle, aber sinnfrei.

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Das sicher nicht, aber man kann sich schon fragen wie strikt man Regeln und Entscheidungsspielräume auslegen muss. Auch das gehört ja zum Bürokratiethema dazu - Entscheider haben Angst für Entscheidungen verantwortlich gemacht zu werden und machen daher Dienst nach Vorschrift.

Zu 1: Ja natürlich ist das so. Aber wie absurd ist es denn diese Regel im beschriebenen Fall? Alle Versorgungsleitungen sind vor Ort, Müllabfuhr und Co. kommen sowieso vorbei. Straßen sind vorhanden. Hier muss man (Bürokratie) doch mit Augenmaß entscheiden.

Zu 2.: Auch hier bist du bzw der Sachbearbeiter zweifelsfrei formal im Recht. Aber was bedeutet das für die Notwendigkeit nachzuverdichten? Wenn jeder Nachbar klagen kann weil der Nachbar etwas größer baut und das die Optik der Siedlung schädigen könnte, ist das doch verrückt. Da spreche ich noch nicht mal von Verschattung oder Blockade der Aussicht.

Zu 3. Dann hätte die Verschärfung des Neubaustandards zu EFH40 in der Umsetzung ja nie eine Chance gehabt (man braucht meist länger als die typische Lebenszeit eines EFH bis man die Kosten wieder eingespart hat)? Wozu hat man das ganze dann (bis vor kurzem) forciert? Zumal der Nachweis doch bestimmt wieder Kosten für den Gutachter verschlingen dürfte.

Aber ja, vielleicht sind nicht spezifische Vorschriften das Problem, wobei ich mich da nicht genug auskenne, sondern die gelebte Praxis in der Behörde. Problematisch ist es für den Bauherren trotzdem.

Also meines Erachtens sind folgende Regionen durchaus bezahlbar und haben durchaus Leerstand

  • Brandenburg Havel
  • Rathenow
  • Oberhavel
  • Frankfurt (Oder)
  • Cottbus

Es kommt natürlich darauf an wo deine Schwester leben möchte. Im Umkreis von 10 min um Potsdam oder Berlin wird es schwer. Der Anspruch und die Flexibilität sind entscheidend.

Ist das tatsächlich Aufgabe der Politik? Könnte man nicht ebenso sagen, dass es Aufgabe der Bürger ist flexibler zu sein? Die Metropolen boomen doch nicht weil es nur dort Arbeit und essenzielle Infrastruktur gibt? Sondern sie boomen weil es bestimmte Personengruppen geiler finden dort zu leben als in Leuna, Nidderau, Kaiserslautern oder Viersen (nur Beispiele, keine Wertung oder Hintergedanken).

Dürfen sich solche Bedürfnisse nicht auch(!) über den Preis steuern? Sollte Politik nicht vielleicht sogar über Strafsteuern auf Mieten nachdenken, um Zuzug zu begrenzen? Das würde möglicherweise auch schwachen Kommunen mehr helfen, die dann plötzlich wieder ausreichend Einwohner bekämen, um Infrastruktur wieder aufzubauen.

Innerhalb von drei Jahren können Bestandsmieten nur um maximal 20% angehoben. Um von 6€ auf 10€ zu kommen sind mindestens 6 Jahre notwendig.

Ich möchte das Thema ja eigentlich nicht noch mal aufmachen, aber zu deinem Verständnis:
Das nennt man Demenz. Und die lässt sich auch nicht aufhalten. Gewisse Vorgänge können allerdings einen Schub verursachen.
Was ich damit sagen will: sofern derjenige nicht vorher stirbt, ist mit dem Zeitpunkt an dem die Gefahr für so einen Schub besteht, der Zug schon abgefahren. Die Frage ist nicht mehr: muss ich ihm den Umzug zumuten? Sondern: Wie lange dauert es noch, bis ich die Person nicht mehr alleine lassen kann?
Wir müssen da hin, dass die Menschen aus dem Haus, in dem sie alleine oder zu zweit, meist auch noch auf mehrere Stockwerke verteilt, leben, freiwillig ausziehen bevor sie dement werden. Das ist für sie besser, das ist für ihre Kinder besser und das ist für die Gesellschaft als ganzes besser.
Das gemeine bei der Demenz ist, dass sie den Menschen nämlich durchaus bewusst ist und dazu führt, dass sie jetzt erst recht nicht mehr umziehen wollen, da sie ja täglich spüren, wie unsicher sie sich plötzlich in ungewohnten Situationen fühlen.

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Die Gemeinde kann für die ungeordneten Bereiche einen Bebauungsplan aufstellen. Der wird in einem Verfahren mit Bürgerbeteiligung etc. festgelegt und am Schluss von den Parteien im Rat beschlossen. Das ist das Steuerungs- und Planungsinstrument, auch für Nachverdichtung. Dann hast du es rechtssicher. Aber ist halt eine böse Vorschrift mehr.

Zur Energieeinsparung. Weise es nach anerkannten Verfahren nach, dass es sich innerhalb von 80Jahren als unwirtschaftlich darstellt. Bauchgefühl reicht da nicht.

Dorfbewohner sind geduldig… Und Mieter empfindlich, wenn sie wissen das nun ständige Erhöhungen kommen

Ich krieg das mit PN eröffnen irgendwie nicht hin.

Land Brandenburg ist ja erstmal ein wenig größer, es stellt sich also die Frage wo im Land Brandenburg sie sucht.

Oder doch eher nur Speckgürtel Berlin?

Ansonsten kann och mir nicht vorstellen, dass in Frankfurt, Strausberg, Fürstenwalde, Eberswalde, Neuruppin, Schwedt, Prenzlau um nur mal ein paar Städte aufzuzählen so gar nichts zu finden sein soll.

Warum nicht?

Man müsste halt nur erstmal anfangen die Gesamtheit zu denken/planen.

Momentan ist es doch eher so, dass irgendwo ein Wohngebiet ausgewiesen ist/wird und irgendwo anders ein Industriegebiet.

Also warum nicht mot den angesiedelten Betrieben sprechen, dass die zu einem Linienbetrieb zwischen dem Wohngebiet und ihrem Standort zu den normalen Arbeitszeiten beitragen?

Dann wird es interessanter für die Angestellten in das Wohngebiet umzuziehen.

War früher mal Gang und Gebe, dass große Arbeitgeber für Arbeiter Wohnraum gestellt haben.

Konnte man also direkt in der Nähe der Arbeit Wohnraum mieten.

Unsere Große Chemiebude hatte zu DDR Zeiten Schichtbusse, das waren ganz normale Linienbusse, die nur Anfang und Ende direkt im Werk hatten und deren Fahrzeitennan die Schichtzeitennangepasst waren.

Im AKW wo ich war gab es auch eigene Buslinien die Pendler aus den umliegenden Orten ran karrten.

Geht alles man muss nur wollen.

Nein, nicht im Speckgürtel, sie würde bis rauf zur Müritz ziehen.
Sie sucht und besichtigt und bewirbt sich, aber sie findet nichts.
Wie gesagt, ich vermute, dass sie als selbständige, alleinstehende Frau nicht die erste Wahl für Vermieter ist.

Dann kannst Du als nächstes fragen, wozu wir überhaupt Politiker brauchen…
Es gibt ein großes Problem, da kann und muss die Politik die richtigen Impulse setzen, um die Lage zu verbessern. Wie willst Du denn Flexibilität der Bürger konkret einfordern? Abwarten, dass der Markt es regelt? Dann sind wir schnell wieder beim sozialen Sprengstoff. Ob meine Familie nun umzieht oder nicht, ist doch unsere Entscheidung, bei der wir die Vor- und Nachteile unserer jetzigen Wohnung gegen das jeweilige Angebot abwägen. Wer sagt da schon: „Ach egal, lass uns flexibel sein, wer braucht schon Internet, Ärzte, Schulen und ÖPNV? Hauptsache, wir ziehen aufs Land!“ Klar gibt es solche Leute. Genauso wie Leute, die ihr Einkommen nicht mit der Miete gegenrechnen und sich nach einer Weile wundern, dass ihr Konto immer mehr ins Minus rutscht. Klar können wir irgendwo hinziehen, den Job kündigen und das Leben einfach mal auf uns zukommen lassen. Da kann man Glück haben oder Pech. Aber uns persönlich ist das Risiko dabei Pech zu haben einfach zu groß.

Ich sage es gern immer wieder, aber das einzige wo das Ländliche schlechter als Stadt(und auch da nur vor allem Innenstaftgebiet) da steht, ist der ÖPNV. Der Rest stimmt schlicht nicht und kann nicht verallgemeinert werden.

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Also im Vergleich ist es tatsächlich der ÖPNV, der ein Problem ist, da nicht alles fußläufig erreichbar ist.
Schulen sind nicht schlechter, teils aufgrund kleinerer Klassen sogar besser, und die Ärzte haben das gleiche studiert wie diejenigen in der Stadt. Und in unserem ländlichen Umkreis ist eine 100 MBit Leitung eher die Regel, auch mehr.

Was an der Flexibilität zumindest räumlich problematisch ist, wäre der Standort des Arbeitsplatzes. Den Job kann man nicht immer „mal eben“ wechseln.

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Ist bei uns genau so, zwischen Münsterland und Ruhrgebiet.
Auf dem Land überall Glasfaser mit synchron Gigabit, Ärzte, Krankenhäuser und Schulen.
Also wie im Schlaraffenland. Fußläufig kleiner Bahnhof, mit dem Rad ein größerer zu erreichen.
Das einzige was fehlt, sind Ost-West-Verbindungen mit dem ÖPNV.

Ich glaube so langsam sollte man sich mal einig werden, was man mit „ländlich“ meint.

Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass da alles von 100-200 EW bis zu mehreren 10.000 EW reingedeutet wird.

Kulturelles Angebot z.b. ist das Land eindeutig schlechter Aufgestellt. Schützenfest und Schultheater ist doch was erheblich anderes als Konzerte, Museen mit wechselnden Ausstellungen und Theater/Oper…oder im kleinen Open Mics und mehr als eine Dorfkneipe. Ja man bekommt andere Dinge dafür aber hier hat das Land gegenüber der Stadt doch einen klaren Nachteil.

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Das hängt von den Prioritäten ab. Mir ist es zum Beispiel recht egal und es reicht mir sowas ein paar mal in der nächsten Stadt zu machen. Von daher nur ein Nachteil wenn man das wöchentlich braucht.

Mit dem Argument kannst du alle Nachteile wegreden. ÖPNV bräuchte jemand der nur Homeoffice macht und gerne nur zuhause ist auch nicht. ^^

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Da hast du einen Punkt. Dafür ist es ruhig auf dem Land und wir haben viel Natur.

Aber ich glaube, das führt zu nichts. Ich könnte nicht in der Stadt leben und andere können nicht auf dem Land leben.

Das gilt dich ebenso für die Nachteile der Stadt. Die Wahl des Wohnorts ist eben absolut individuell und jede Entscheidung hat Vor- und Nachteile. Von daher gibt es hier keine allgemeine Absolutheit.

Der eine will vielleicht wöchentlich ins Theater, dem anderen ist die Natur und die engere Gemeinschaft im Ländlichen wichtiger. Alles legitim und eine Sache des Individuums.