LdN350 Wohnungsnot

Stimmt! Überzogene Stellplatzforderungen halte ich auch für ein Problem. Aber Stellplatzsatzungen stellt jede Gemeinde selber auf (wird nicht in der Landesbauordnung vorgeschrieben). Macht auch Sinn, da die Gemeinde die Örtlichkeit besser kennt.
Aber das als drangsalierend zu bezeichnen, finde ich überzogen.

Bis auf den letzten Punkt zielt das alles auf Neubauten ab.
Diese sind aber keine Lösung, weil sie das Klima stark belasten.
Außerdem haben wir genug Wohnraum in Deutschland.
Er ist nur ungerecht verteilt und vor allem steht vieles leer.

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Es sitzen bereits Leute auf der Straße, weil es zu wenig Wohnungen gibt.
Obwohl es eigentlich genug Wohnungen gibt.
Es ist ein Paradoxon.
Der Wohnraum pro Kopf steigt und steigt.
Es steht aber viel leer.
Der Rest ist oft ungerecht verteilt.

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Das ist nur zum teil richtig.

  1. Deutschland wächst; zwar ist die Fruchtbarkeitsrate seit Anfang der 70er Jahre unter dem Bevölkerungserhalt von 2 gesunken, aber durch Migration sind wir jetzt bei 83 Millionen Menschen angekommen.
  2. Die Binnenwanderung; Es mag in der Uckermark genug Leerstand geben, aber das bringt den Menschen um München nichts.
  3. Mehr Singlehaushalte; Geänderte Familienmodelle und Gesellschaftsnormen führen zu mehr Singlehaushalten und mehr Wohnraumbedarf pro Kopf.
  4. Einen gewissen Leerstand ist unabdingbar. Für nötige Sanierungsmaßnahmen etwa. Auch muss man für einen Umzug in eine neue Stadt zwangsweise eine leere Wohnung finden.

Du suggerierst, das vieles leer steht, weil die Besitzer es nicht vermieten möchten. Das betrifft aber nur einen sehr kleinen Anteil, die meisten leerstehenden Wohnungen und Häuser stehen leer, weil diese Gegenden unattraktiv sind. Bevor wir daran denken, Wohnraum für Alleinlebende zu verteuern, sollten wir vielleicht die Wohnungssuchenden motivieren, auch in Gegenden zu ziehen, in denen hoher Leerstand herrscht. Das ist auch sehr umweltfreundlich.

Grundsätzlich nicht verkehrt.
Hat dann möglicherweise aber den Umstand, daß die dort Hinziehenden jeden Morgen mit dem Verbrenner-Auto (mangels Lademöglichkeiten) die rund 40-70 km in die nächste Stadt fahren müssen (mangels Öpnv), um dort zu arbeiten (mangels adäquater Arbeitsplätze am Wohnort).
Diese Pendelei ist ja auch irgendwie wieder verkehrt.
Paradox?

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Also Freunde von mir wollten den ehemaligen Viehstall auf dem Hof der Großeltern zu Wohnungen ausbauen. Nach über einem Jahr und mehreren teuren Gutachten und Vorarbeiten der Architektin hat die Gemeinde die Baugenehmigung verweigert. Der Hof liege außerhalb der Gemeindegrenzen. Das historische Wohnhaus der Großeltern hat mit seinen Anschlüssen Bestandsschutz. Der 15 m daneben liegende Viehstall wäre aber neuer Wohnraum und könne nicht erschlossen werden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. 15 m daneben liegen Strom, Wasser und Glasfaser am Hof der Großeltern. 50 m weiter liegt ein großer Campingplatz mit Strom, Wasser und ebenfalls Glasfaseranschluss bis zur Rezeption.

Oder da wären Vorschriften zum Bauen in zweiter Reihe, die die Nachverdichtung erschweren. Oder was hältst du von Bauordnungen, die per ortsüblicher Bebauung Grenzen für Gebäudehöhe oder umbautes Volumen vorgeben. Ich durfte bspw. keine Einliegerwohnung bauen, da das umbaute Volumen meines Hauses damit über den Nachbarbauten gelegen hätte. Zumal dann auch weitere Stellplätze nötig gewesen wären, was zu mehr Flächenversiegelung geführt hätte. Unmöglich, da dann der Anteil versiegelter Fläche über den erlaubten Werten des Landes gelegen hätte.

Brauchst du noch mehr Beispiele? Dann mach ich nämlich mit Vorschriften weiter, die das Bauen teurer machen, zum Beispiel überflüssige Gutachten oder Vorgaben zu energieeinsparenden Maßnahmen, deren Realisierung mehr Energie benötigt als das Haus in >100 Jahren einsparen kann.

Auch nach dem Querlesen von 300 Beiträgen hier bleibt mir die essenzielle Frage unbeantwortet. Bis zu welchem Grad ist eine Kommune gezwungen für Wohnraum in ihren Grenzen zu sorgen?

Ein wesentlicher Aspekt des Wohnungsmangels ist doch die suboptimale Verteilung im Land. Während im ländlichen Brandenburg, selbst in nur 30-60min Entfernung zu Berlin, Wohnraum unvermietet vergammelt, herrscht auf dem Berliner/Potsdamer Wohnungsmarkt riesiger Mangel.

Ein Kollege ist kürzlich beruflich von Hamburg nach Potsdam umgezogen, um in Berlin zu arbeiten (80% Homeoffice). Natürlich gab es kaum Wohnraum und so nahm er einen auf 6 Monate befristeten Mietvertrag an, um von dort aus (45 min zum Büro) weiter zu suchen, obwohl ich ihm Wohnraum in Brandenburg Havel (60 min zum Büro) zu 30% weniger Miete hätte vermitteln können. Ähnliche Bedingungen (Mietpreis vs. Entfernung zur Metropole) höre ich von ehemaligen Kommilitonen auch aus München oder Leipzig.

Ich gestehe zu, dass der Staat sich um finanziell schwächer gestellte Menschen kümmern muss. Aber in welchen Grenzen gilt das? Angenommen ganz Deutschland wollte nach Berlin, muss Berlin diesen Wohnraum schaffen oder kann es auch darauf verweisen, dass man sich (in Grenzen) auch aussuchen kann, wo man wohnt. Die Arbeitgeber werden dann ganz von selbst erkennen, dass man in den Metropolen keine Arbeitskräfte mehr findet und eher im Umland oder der Provinz investieren.

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Ironischerweise senken diese oft die Quadratmeter-Zahl pro Kopf.

Und sich dann nach einer Pendler Wohnung umsehen.

Bis zu keinem. Das ist nicht Aufgabe der Kommune. Sie hat aber ein Interesse your günstigen Wohnraum. Denn sie zahlt durch Wohngeld bei teurem Wohnraum drauf.

Und „der Staat“ wäre dann auch der Ansprechpartner. Es ist Aufgabe von Bund und Land, den Wohnraum sicher zu stellen.

Ein Grund, warum duales Studium immer mehr Unternehmen interessant finden. Hochschulen sind jetzt der beste Standortfaktor, weil viele und billige Fachkräfte.

Da bin ich voll dafür.
Wie ich schon weiter oben schrieb, müsste die Politik dort für besseren ÖPNV, mehr Arztpraxen, bessere und mehr Schulen ggf. mit Schulbus und besseres Internet sorgen, dann würde z.B. meine Familie gern aufs Land ziehen.

Trotzdem gibt es auch Leerstand, weil Leute keine Lust auf Vermietung haben, z.B. schrieb hier jemand vor Kurzem, dass er eher sein Zweithaus anzünden würde, als es zu vermieten. Andere schrieben ebenfalls, dass sie solche Aussagen aus ihrer Umgebung hören. Es scheint also ein Thema zu sein.

Dazu kommen gerade in begehrten Gegenden die Zweit-, Dritt- und Ferienwohnsitze der Superreichen, die in München, Köln, Hamburg, Berlin, am Meer und in den Bergen Immobilien besitzen für den Fall, dass sie dort geschäftlich zu tun haben bzw. Urlaub machen. Ich kann verstehen, dass man nicht in Hotelbetten schlafen will, aber angesichts der Wohnungsnot gerade in Großstädten finde ich es dekadent. Gäbe es da Einschränkungen, würde sich der Immobilienmarkt schnell entspannen. Und auch in Urlaubsgebieten würde die im Tourismus arbeitenden Leute lieber dort wohnen, wo sie arbeiten anstatt täglich zu pendeln, z.B. vom Festland nach Sylt.

Klingt nach unrealistischen Vorstellungen. ÖPNV wird keine Lösung sein auf dem Land. Da wird es anderes geben müssen. Internet ist auf dem Land so gut oder schlecht wie in der Stadt, kommt auf die Region oder den Stadtteil an. Fachärzte wirst du nie am ländlichen im Übermaß haben, außer Kinderärzte (da müsste wirklich mehr passieren). Ist such schlicht unnötig. Und die Schulen am Land können sogar besser sein als in der Stadt. Definitiv sind aber Schulen in der Stadt nicht besser. Es gibt hier auch mehr als genug.

Man muss ja nicht in die absolute Wildnis ziehen. Gibt such was dazwischen.

Also meine Schwester sucht jetzt seit zwei Jahren im Land Brandenburg und findet nichts. Sie lebt zurzeit in einem kleinen Ferienhaus mit Ofenheizung und extrem schlechtem Mobilfunk. Festnetz und festes Internet gibt es gar nicht. Da sie beruflich selbständig ist und viel per Videochat arbeitet, ist das eine Katastrophe.
Für Hinweise, wo es günstigen Wohnraum gibt, wäre sie sehr dankbar.
Aber da ist vielleicht das Problem, dass sie als alleinstehende und beruflich selbständige Frau als Mieterin nie die erste Wahl ist? Wie gut, dass sie wenigstens keine Kinder hat…

Also wir suchen jetzt seit über 15 Jahren und finden nichts. Irgendwas ist immer. Ich kann nicht krank mit Fieber eine Stunde in die nächste Stadt fahren, um dort ewig im überfüllten Wartezimmer zu sitzen.
Wenn die Leute aufs Land ziehen sollen, muss es dort auch die passende Infrastruktur geben. Wenn dann dort mehr Leute wohnen, lohnt es sich doch auch. Mir geht es nicht um Fachärzte wie Gastroenerologen oder Rheumatologen. Mir geht es nur um Hausarzt, Kinderarzt, Zahnarzt. Das muss für Notfälle einfach in der Nähe sein.
Und warum sollte ÖPNV auf dem Land keine Lösung sein? Wenn dort mehr Leute wohnen sollen, … siehe oben.
Und gerade wenn man mehr Homeoffce machen soll, muss es gutes Internet geben. Da muss der Staat oder das Land oder die Gemeinde (wer auch immer dafür zuständig ist) halt mal Geld in die Hand nehmen, dann kommen auch die Leute und beziehen die leer stehenden Häuser.
Ja, Schulen können überall gut oder schlecht sein. Bei uns war es halt in manchem Fällen der eine Punkt, weshalb eine Gegend für uns nicht infrage kam. Aber ich finde eh, dass alle Schulen gleich gut sein sollten. In Finnland oder Dänemark geht das doch auch.

Ich finde jedenfalls sehr interessant, dass hier genörgelt wird, dass die Leute nicht aufs Land ziehen wollen. Aber wenn man dann aufzählt, was uns motivieren würde, werden die Punkte alle kleingeredet. Na, so werden wir sicher nicht motiviert.

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Nun ja, ich wohne auch eher ländlich. Das bedeutet aber nicht, daß es immer 3 Häuser mit Stall in der Wildnis sind.
Wir haben rund 2000 Einwohner, Glasfaser, Zahnarzt, Hausarzt, ein kleiner Rewe Markt, Grundschule und Kindergarten. Alles nicht schlechter als in der Stadt.
Die nächste Größere Stadt (25.000 Einwohner)ist etwa 10 km weg, die nächste größere moderne Klinik 20 km. Im Dorf haben wir sogar eine neurologische Spezialklinik.
Also kann man leben. Öpnv ist halt dünn, ohne Auto geht nicht, EAuto eher noch gering

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Es braucht eben Adhoc-ÖPNV, z. B. Rufbusse
Eine Uni hat Mini-Züge entwickelt, die autonom auf stillgelegten Gleisen fahren können und dabei nur eine Spur brauchen, also gleichzeitig in beide Richtungen. Der Überlandverkehr könnte auch von autonomen Bussen bedient werden, wenn deren Strecken entsprechend gesichert sind vor Tieren und Passanten.
Das kostet alles Geld. Nur: ohne Investitionen wird sich auf jeden Fall nichts verbessern.
Und man muss auch mitbedenken, dass dies die Lebensqualität der dort wohnenden Kinder drastisch erhöht.

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@Barnabas
Ja, in Deutschland wird in demokratischen Verfahren festgelegt, was wo gebaut werden darf. Geschieht in Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen. Das ist auch gut so.

Oder willst du, dass jeder bauen darf, was und wo er will?

Dein Beispiel 1:
Im Außenbereich darf nun mal nicht gebaut werden, außer Gebäude für landwirtschaftliche Nutzung. Das weiß man als Architekt eigentlich, so dass man besser VORHER mal nachfragt, bevor man mit der Planung beginnt. Genau solche Vorhaben sind schon zigfach gescheitert und fast schon ein Klassiker. (Man darf z.B. auch keine Schweinemast im reinen Wohngebiet betreiben).

Dein Beispiel 2:
Ich vermute, dein Gebäude liegt außerhalb eines Bebauungsplans. Hier darfst du bauen, muss dich aber grob gesagt in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen §34 BauGB. Ob das so ist, liegt im Ermessen der örtlichen Baubehörde. Womöglich eines einzelnen Sachbearbeiters. Da gibt es keine allgemeine Vorschrift, die abgeschafft werden kann. Im Zweifel klagt der Nachbar dagegen, dann entscheidet ein Gericht.

Dein Beispiel 3:
Solltest du nachweisen, dass es wirtschaftlich nicht vertretbar ist, brauchst du es nicht machen. Siehe: §5 GEG

Meistens bleibt halt nicht viel übrig, wenn man nachfragt, welche Vorschrift denn genau abgeschafft werden soll. Oft ist die einzige Begründung, dass man nicht machen darf, was man will.

In meinem Planeralltag ist es gerade der Bereich, der nicht geregelt ist, der aufwendigste und anstrengendste. Da ist manchmal der Ermessensspielraum eines einzelnen Sacharbeiters projektentscheidend.

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Es gibt viele Schattierungen von Land. Wenn du natürlich irgendwo leben willst, wo wirklich extrem viel Ruhe ist, musst du mehr Abstriche machen als wenn du etwas näher an Städte ziehst. Schulen sind schlicht kein Argument gegen Landlebemn, da bist du anekdotisch unterwegs. Auch Ärzte sind sehr abhängig von dem so auf dem Land. Da bin ich bei @Mike . Wir haben mit 2000 Einwohnern auch Arzt, Zahnarzt, Apotheke und 3 Supermärkte . Wenn ich noch mehr brauche mal sind es eben nur 20 bis 30 Minuten Fahrt. Wenn ich natürlich direkt Theater, Bücherei, internationale Restaurants brauche wird man hier nicht froh. Eier Legende Wollmilchsau gibt es nicht. Man muss halt priorisieren. Mir war wichtiger meine Kinder nicht in der Stadt gross zu ziehen und wieder die stärker Gemeinschaft am Land zu haben.

Übrigens ist Internet auch in der Stadt oft genug mies. Aber ich gehe mit, dass das ländliche Prio bei Glasfaser haben sollte um Pendlerverkehr zu reduzieren.

Zum Thema Öpnv als Attraktivitätsfaktor Landleben:

Realistisch wird nicht in jedem Dorf stündlich ein Bus fahren können, das ist weder wirtschaftlich noch personell machbar.
Was ein Ansatz wäre: An zentralen Orten die umliegenden Dörfer derart berücksichtigen, daß ich einen Park&Ride Parkplatz habe, den ich mit Auto oder Rad/ebike im Umkreis von 15 km erreichen kann. Dort kostenfreie Parkplätze, ein Bike Station zur sicheren Radunterbringung, dann eine regelmäßige Busverbindung (halbstündlich) zum nächsten Bahnhof.
Nur müssten dann zumindest Busse und Züge zuverlässig und pünktlich fahren.
Würde in den meisten dörflichen Gegenden den Autoverkehr drastisch reduzieren. Für den Wocheneinkauf, Verwandtenbesuche oder Urlaubsreisen hätte man ja immer noch ein Auto.

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Wie gesagt, wir suchen ja seit Jahren aktiv. Es sind keine Vorurteile, sonst würden wir ja gar nicht suchen. Wenn es Gegenden gibt, in denen so viel Leerstand herrscht, sollte die Politik halt mal diese Punkte prüfen, ob man da nachbessern kann, um mehr Leute anzulocken.

Für uns müssen diese Punkte halt erfüllt sein.
Und irgendein Punkt war halt bisher immer nicht erfüllt. Manchmal waren das die Schulen. Ist ja schön, dass es Gegenden gibt, in denen es gute Schulen gibt, aber dann gibt es halt einen anderen Haken. Und meine Familie ist nunmal auf die Nähe zu Berlin angewiesen wegen Job und Verwandtschaft.
Ihr fragt, warum nicht mehr Leute aufs Land ziehen, ich habe geantwortet, was mich und meine Familie bisher konkret davon abhält. Das kannst Du jetzt anekdotisch nennen. Aber was bringt das? Mir hilft es auch nicht, wenn mir jemand erzählt, dass es in Rheinland-Pfalz, bei Emden oder im Allgäu für mich perfekt wäre. Nein, weil es nicht in der Nähe von Berlin liegt. Ohne diese Randbedingung würden wir sogar ins Ausland ziehen. Aber Job und Verwandtschaft (u.a. Schwiegereltern Ü80) sind nunmal hier.
Wir brauchen aber keine eierlegende Wollmilchsau. Auf Restaurants, Theater, Kino, Nagelstudio, Friseur, Kosmetik, Casino, etc. können wir sehr gut verzichten.