LdN350 Wohnungsnot

Dann handelt es sich also um ein individuelles Problem deinerseits und kein Allgemeines. Und diese Gegenden gibt es überall. Zum Glück gibt es ja nicht nur Berlin und Umgebung.

PS: bitte erkläre mir noch wieso städtische Schulen angeblich per se besser sein sollen?

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Das ist halt meine Erfahrung und die deckt sich mit dem, was mein Umfeld auch sagt: Wenn man im Umland nach einer Wohnung oder einem Haus sucht, egal ob zur Miete oder zum Kaufen, scheitert es entweder an den Schulen (schlecht oder nicht vorhanden), am Ärztemangel, am schlechten Internet oder am Preis, der nämlich genau dann sehr hoch ist, wenn die anderen drei Punkte erfüllt sind. Das ist vielleicht vor allem ein ostdeutsches Problem. Aber dort gibt es ja gerade auf dem Land so viel Leerstand und die Preise sind noch bezahlbar. Warum wohl?
Meine Schwester sucht seit Jahren nach einer Wohnung. Sie wohnt im Berliner Umland und hat nur mobiles Netz, wenn überhaupt. Sobald sie vom Garten in die Wohnung geht, verstehe ich kein Wort mehr, weil jede zweite Silbe fehlt. Für ihren Job im Homeoffice ist das eine Katastrophe.

Ich sage ja nicht, dass alle Schulen auf dem Land schlecht sind. Aber für uns müssten halt alle drei Punkte erfüllt sein und das finden wir bisher nicht.

Das ist einfach: sie sind in erreichbarer Nähe vorhanden.

Ich konnte Zeit meiner schulischen Laufbahn zu den Schulen radeln die ich besucht habe.

Die Tochter meiner Schwester ist mit Wechsel zur Sek II mit dem Bus unterwegs gewesen, der auch gerne mal ausgefallen ist (vornehmlich im Winter).

Auch hat man es im städtischen Milieu einfacher die Schule zu wechseln, falls Probleme auftauchen.

Das hat man doch nicht in jeder Stadt und sagt rein gar nichts über die Qualität der Schule. Und natürlich kann man ländlich die Schulen wechseln, es braucht aber auch keine 5 Schulen zum wechseln. Und das mit dem Weg liest dich wie first World Problems, 15 Minuten Bus/Bahn fahren sind doch kein Problem.

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Das hängt offenbar mit den Erwartungen jedes Einzelnen zusammen.

Als Dorfkind war es für mich nicht ungewöhnlich, mal die 5km von der Schule nach Hause zu laufen.
Ja, Busse fielen in seltenen Fällen mal aus. Im Winter war man stellenweise gekniffen, aber die Zahl der Schneetage ist doch deutlich geringer geworden.
Ja, wir haben erst seit 2017 ernstzunehmendes Internet, aber meine Kinder haben ihre Kindheit vorwiegend draussen verbracht. Sind trotzdem am PC und Handy sehr fit.
Wir haben keine Apotheke, keine Bankfiliale oder Automaten, aber einen kleinen Dorfladen, einen Hausarzt und Zahnarzt.
Ich muss jeden Morgen 45km einfache Strecke zur Arbeit fahren. Und abends zurück.

Aber ich möchte trotzdem nicht in einer größeren Stadt wohnen. (Hab ich mal probiert. Hamburg war noch ganz nett, aber Köln, Koblenz etc. war eher abschreckend)

Ist also eher eine Frage, in welcher Umgebung bin ich aufgewachsen und was war da für mich selbstverständlich. Da nimmt man Dinge anders wahr - auch beim Wohnen.

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Es ist völlig egal ob das first World Problems sind.

Das sind die Entscheidungsgrundlagen ob jemand aus der Stadt auf ein Dorf zieht incl. allen Nachteilen die das so mit sich bringt.

Außerdem war die Frage, warum per se besser, was du offensichtlich auch rein mit der Unterrichtsqualität gleich setzt um die es aber bei der Verdügbarkeitsbetrachtung gar nicht geht.

Ach und 15 Minuten wären ja nice.

Meine Nichte hat über eine halbe Stunde gebraucht und war dabei fast noch kurz unterwegs.
Im … Sachsen Anhalt kann Schulweg auch schnell mal 45- 60 Minuten mit 1-2 mal Umsteigen bedeuten, einfache Strecke.

Magst du deinen Kindern bestimmt angedeihen lassen, können sie sich ja dann auch so einfach Nachmittags mit ihren Klassenkameraden treffen und gemeinsam lernen [/ironie]

Das, was du sagst, ist ja nicht falsch, aber es geht auch freundlicher.
Ich bin übrigens zum Gymnasium 1 Stunde hin und eine zurück unterwegs gewesen.
Fand ich nicht so schlimm.
Was dumm war, war der fehlende Bus am Nachmittag zu Freundinnen im nicht ganz so weit entfernten Nachbarort.
Dieses Problem hätte sich aber auch mit Ganztagsschule gelöst.

Ja, das möchte man nicht unbedingt für seine Kinder. Aber ich würde auch für meine Eltern nicht wollen, dass sie die Wohnung oder das Häuschen, das sie sich unter viel Verzicht auf sonstigen Konsum, mit viel Eigenleistung und langem Abzahlen erarbeitet haben, verlassen müssen, weil jemand anders findet, seine Kinder und deren Bedürfnisse seien wichtiger, der Wunsch älterer Menschen, in ihrem Eigentum und/oder ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben, sei „sentimental“, und deshalb dürfe die „dekadente“ Lebensplanung Älterer einfach mal durch eine massive Erhöhung der Grundsteuer durchkreuzt werden - in einer Lebensphase, in der das Umorientieren und Eingewöhnen sehr viel schwieriger fällt als in jüngeren Jahren. Noch mal: Ich bin eine leidenschaftliche Befürworterin neuer Wohnformen und niederschwelliger Tauschangebote für zu groß gewordene (Miet-)Wohnungen und Häuser und finde auch die Forderung nach einer Zweit- und Ferienwohnungssteuer überlegenswert, würde mich aber genauso vehement gegen einen generellen direkten oder indirekten „Umzugszwang“ wehren. So etwas zu fordern, noch bevor man andere Wege erprobt und ausgebaut hat, grenzt in meinen Augen an Altersdiskriminierung.

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Dann verabschieden wir uns vom Zwang und reden über nudges, ich denke auch die, die hier Zwang ins Spiel brachten, wären für niedrigschwellige Angebote zu haben.
In meinem Ort, 1.200 Einwohner, gibt es übrigens drei mal betreutes Wohnen und ein Altersheim mit angeschlossenen Selbstnutzungswohnungen. Das letzte wurde letztens gebaut, alle Wohnungen waren sofort verkauft.
Darum sollte der Staat das fördern und nicht noch mehr große Wohnungen für Familien bauen.

Da wirfst Du jetzt vieles durcheinander, was so gar nicht zusammen gehört.
Und Du spielst Kinder gegen Rentner aus.
Ich war nur auf die Frage eingegangen, warum nicht mehr Leute aus der Stadt aufs Land ziehen, wo doch so viele Immobilien frei und billig wären.
Ich sage nicht, dass Rentner enteignet oder sonstwie aus ihrem Häuschen gedrängt werden sollen, damit meine Kinder in der Stadt zur Schule gehen können.
Ich habe von Anfang an und immer wieder geschrieben, dass es mir vor allem um leerstehende Wohnungen und Häuser geht, die aus Bequemlichkeit nicht vermietet werden oder die Zweit-, Dritt- und Ferienwohnungen von Superreichen sind.
Aber in der Diskussion um den ungerecht verteilten Wohnraum finde ich das Argument, dass Vermietung lästig ist und man so sehr an seiner zu großen Immobilien hängt, trotzdem dekadent. Wenn man zu viel von etwas hat, was andere zu wenig haben, kann man doch nicht einfach die Schultern zucken und sagen: „Mir egal, was mit denen ist. Ich bin froh, dass ich alles habe, was ich brauche bzw. viel mehr als ich brauche.“
Stichworte „sozialer Frieden“ und „Solidarität“.

Leider ist das eine Denkweise, die in Teilen der Bevölkerung und auch in Teilen höherer sozialer Schichten durchaus Alltag ist.
Auch evt ein Relikt der eher neoliberalen 90er bis 2000er Jahre, wo Egoismus als erstrebenswert galt.

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Ja, leider.
Wenn dann aber dicke Autos brennen, Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, die Kriminalität zunimmt usw. dann leiden ja am Ende alle.
Echter Wohlstand ist nur möglich, wenn es auch Solidarität gibt.
Die Zufriedenheit in Ländern wie Dänemark hat ganz viel damit zu tun, dass es hohe Steuern gibt, die Schulen überall gleich gut sind, das Gesundheitswesen funktioniert usw.

Vielleicht sollte der persönliche individuelle Wohlstand dann nicht als primäres Ziel unserer Gesellschaft ausgerufen werden.
Bissl mehr Gemeinschaftssinn?

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Damit könnte man sogar den Planeten retten.
Aber wenn jeder nur an sich denkt, ist halt nicht an alle gedacht.

Auch eine Folge der Wohnungsnot?

300 Beiträge fast überschritten. Ich denke, wir schließen diesen Thread und eröffnen bei Bedarf einen neuen oder mehrere mit differenzierten Schwerpunkten. Es wird sonst zu unübersichtlich. Oder?

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Ich hoffe wirklich, Sie falsch verstanden zu haben. Aber Enteignung wäre wohl das einzige Thema, dass mich in meinem Leben auf die Straße bringen würde. Einem Menschen sein wohlverdientes und hart erarbeitetes Eigentum wegzunehmen, wäre ein Verbrechen. Ganz gleich, wie groß der Mangel an Wohnraum ist.

Was Sie hier schreiben, birgt enormen sozialen Sprengstoff. Allein die Idee zu äußern, man könne die Enteignung von ungenutztem Wohnraum in Betracht ziehen, wird (berechtigterweise) eine Welle des Protests provozieren…
Wenn ich nicht gewillt bin, mein Eigentum anderen zu vermieten, dann ist das so. Es ist mein Eigentum. Was glauben Sie, was los wäre, wenn Sie das umsetzen wollen. Ich würde mein Haus (nur sporadisch genutzt) eher anzünden, als es zu Vermieten. Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft. Und um Ihre Worte zu verwenden: Das ist gut so.

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Wir haben bereits den sozislen Sprengstoff der Wohnungsnot und Vermögensungleichheit.
Das gefährdet den sozialen Frieden.

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Und damit wäre der Zirkel geschlossen und wir sind wieder bei dem von @ffiene zu Beginn vertretenen absoluten Anspruch des Eigentums, der - zum Glück - weder juristisch noch faktisch existiert.

In diesem Sinne kann ich auch dir nur sagen: Lies dir Art. 14 und Art. 15 unseres Grundgesetzes mal sehr gründlich durch und stell dir die Frage, was das Eigentum als Grundrecht - explizit das Eigentum an Grund und Boden - von anderen Grundrechten wie z.B. der Religionsfreiheit unterscheidet. Ich bin sicher, du wirst den zentralen Unterschied finden :wink:

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