LdN350 Wohnungsnot

Dieses beliebte Argument spricht aber auch eher dafür, in einer Wohnung von angemessener Größe zu wohnen. Warum sollte man sich denn eine unnötig große Wohnung auf Kredit kaufen, um dann später allein darin zu leben und die zu hohen Nebenkosten von der zu kleinen Rente nicht zahlen zu können? Entweder kauft man eine kleine Wohnung, dann ist die ja auch nicht zu groß.
Oder man vermietet die zu große Wohnung und zieht in eine kleinere, dann gibt es auch kein Problem.

1 „Gefällt mir“

Wieso?
Ist es Deiner Meinung nach schlimmer, Menschen aus viel zu großen Wohnungen in kleinere Wohnungen zu motivieren, als dass andere Menschen gar keine Wohnung haben?

Der Witz ist gut!
Makler habe ich mein Leben lang immer nur so erlebt, dass sie für die zu vermietende oder zu verkaufenden Immobilie eine hübsche Werbung schalten und dann später viel Geld kassieren, wenn die Immobilie einen Mieter oder Käufer gefunden hat. Für die rechtlichen Dinge musst Du als Kunde einen Notar oder Anwalt bezahlen.

Aber gern hätte ich eine staatliche Stelle, bei der Angebot und Bedarf gemeldet werden. Es muss ja nicht so krass sein wie in der DDR. Aber ich finde schon, dass Wohnen ein Grundrecht sein sollte, sonst kann man nicht in Würde leben. Deshalb bin ich schon für mehr Kontrolle, auch was die Höhe der Miete und die Verteilung von Wohnraum betrifft.

Nein, lies doch einfach mal meinen Anfangspost.

Die große Wohnung/das Haus wird in der Regel gekauft, um darin als Familie zu leben; entsprechend ist der Platzbedarf. Wenn die Kinder groß sind, ist dann Platz „übrig“. Dieser ist allerdings nicht überflüssig, denn das Haus soll als erarbeiteter Wert an die (über)nächste Generation vererbt werden, die dann entweder dort einzieht oder es notfalls verkauft wenn die Lebensumstände nichts anderes erlauben. Wenn die (Groß-)Elterngeneration allerdings durch steigende Grundsteuern aus der Immobilie herausgepreist werden, fällt sie zum Schaden der Folgegeneration(en) als Wert weg.

Und die zu groß gewordene Wohnung vermietet man auch nicht mal eben, wenn man dort selber über Jahrzehnte Arbeit reingesteckt hat und Erinnerungen damit verbindet. Ganz abgesehen davon, dass Kleinstvermietung finanzielle Risiken birgt, wenn man Pech mit den Mietern hat.

Ich glaube, die Gedanken hier ignorieren die Vorstellung von generationenübergreifendem Besitz und betrachten stattdessen jede Generation als mehr oder weniger eigenständige und abgeschlossene Lebenseinheit. Das halte ich für einen Fehler, gerade auch im Hinblick auf das Ziel gesellschaftlicher Stabilität und Gestaltungschancen junger Familien.

4 „Gefällt mir“

Richtig, und dazu kommt auch noch, dass man, je älter man wird, ungern an eine neue Umgebung gewöhnen mag. Besonders, wenn es einem dort gefällt, wo man gerade wohnt. Ich kann ältere Menschen schon verstehen, dass sie so lange wie möglich im lieb gewonnen Haus bzw Wohnung bleiben wollen.

3 „Gefällt mir“

Wenn nach dem Auszug der Kinder Platz übrig ist, aber die Rente klein ist, kann man sich die Immobilie eh nicht leisten, weil die Nebenkosten (Versicherung, Straßenreinigung, bei Wohnungen auch die Verwaltung) sich nach der Größe der Immobilie richten. Dann kann man das Haus den Kindern nebst Enkelkindern geben, prima.
Wenn die Großeltern durch höhere Grundsteuern umziehen müssen, können sie das zu große Haus doch auch ihren Kindern geben oder an eine andere Familie vermieten und es später ihren eigenen Kindern vererben. Da fällt nichts weg.

Die Sentimentalität kann ich zwar nachempfinden, aber sie ist für mich kein Argument. Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, allzusehr darauf Rücksicht zu nehmen. Nicht, wenn gleichzeitig Menschen auf der Straße leben müssen. Genauso wenig darauf, dass Vermietung Risiken und Arbeit mit sich bringt. Wer Immobilien leer stehen lässt, weil ihm die Vermietung zu nervig ist, sollte enteignet werden. Artikel 14 GG: Eigentum verpflichtet!

„Generationenübergreifender Besitz“ bedeutet doch nur, dass manche Menschen extrem privilegiert geboren werden und andere nicht. Dass man allein durch Leistung so reich werden kann, ist eine Lüge, die immer wieder erzählt wird, um Menschen ausbeuten zu können. Der meiste Reichtum wird hierzulande durch Erbschaft erlangt. Das führt eben gerade nicht zu gesellschaftlicher Stabilität. Und junge Familien haben auch mehr Gestaltungschancen, wenn alle die gleichen Chancen haben. Oder meinst Du vielleicht nur die Chancen von jungen Familien aus privilegierter Herkunft?

3 „Gefällt mir“

Verstehen kann ich es schon, aber es ist auch dekadent, wenn gleichzeitig andere Menschen obdachlos sind oder werden.

Solange man Kinder hat, ist die Wohnung ja angemessen. Und wer nicht das Glück hatte, zu erben, kauft oder baut eine Wohnung oder ein Haus üblicherweise auf Kredit - oft so geplant, dass das Ganze mit Beginn der Rente dann abbezahlt ist. Nebenkosten fallen dann nach wie vor an, und Investitionen (z.B. die, die sich aus dem Gebäudeenergiegesetz ergeben werden) sind dann immer noch nötig, aber zumindest entfällt die Miete. Das war und ist für ziemlich viele MitbürgerInnen ein sinnvoller Teil ihrer Altersvorsorge. Sollte die Wohnung/das Haus nach dem Auszug der Kinder tatsächlich unangemessen groß sein (was längst nicht immer der Fall ist), ist es leider aufgrund der ja hier vielfach beschriebenen Situation auf dem Immobilien- wie auf dem Mietwohnungsmarkt gar nicht so einfach, sich sinnvoll zu verkleinern (= altengerecht und ohne sich deutlich zu verschlechtern, also z.B. sein gutes nachbarschaftliches Netzwerk zu verlieren).
Aber man kann die Frage auch durchaus mal umdrehen: Warum gehen z.B. nicht mehr junge Familien dahin, wo es noch günstigen Wohnraum und einigen Leerstand gibt? Sollte doch gerade in Zeiten des Remote-Work-Booms nicht unmöglich sein, außerdem fördert man so gleich auch noch die gesellschaftlich erwünschte Wiederbelebung ländlicher Regionen. Ja, vermutlich hängen die Kinder an ihren Schul- oder KindergartenfreundInnen und man selbst an seinem sozialen Netzwerk - bei älteren Menschen haben einige ForistInnen solche Gründe allerdings kurzerhand als „Sentimentalität“ abgetan.

1 „Gefällt mir“

Ich weiss nicht, ob „dekadent“ der richtige Ausdruck ist.
Und die Verbindung mit Obdachlosigkeit ist meinem Empfinden nach auch nicht herzustellen, die Probleme in diesem Bereich liegen oft völlig woanders.

2 „Gefällt mir“

Ich nehm mal mich als Beispiel: meine Eltern sind zwischen 65-70 Jahren. Ich bin 39. Meine Geschwister sind 36. Wir sind alle lang ausgezogen, und meine Eltern tragen sich langsam mit dem Gedanken, was sie mit dem Haus machen. Es an die nächste Generation weiterzugeben fällt vermutlich aus: keiner von uns will da wohnen, wir haben inzwischen alle selbst Kinder, teils Haus gekauft, teils seit langem Mietwohnungen ganz anderswo in Deutschland gefunden, sind alle wo wir jeweils wohnen sozial verwurzelt.

Und ich seh nicht, dass wir da ein Einzelfall wären. Wenn die Eltern nicht mit sehr warmer Hand „vererben“, sondern auch nur warten, bis die ersten Einschränkungen des Alters eintreten - und das tun praktisch alle Beispiele, die ich kenne - dann sind die Kinder längst flügge und eigenständig und haben gar kein Interesse am Elternhaus. Wenn erst nach Tod beider Elternteile vererbt wird, gilt das erst recht - dann sind die Kinder selbst kurz vor der Rente. Was wollen die dann mit dem Elternhaus? Klar, die übernächste Generation könnte es übernehmen - wird aber schwer, das fair zu organisieren, wenn mehr als ein Kind existiert, und selbst dann hat die übernächste Generation eher kein Interesse daran, „vorgeschrieben“ zu bekommen, wo sie bitte zu wohnen hat. Das ist heute anders als früher, der Horizont der Menschen geht übers nächste Dorf hinaus.

Bei uns wird das also irgendwann auf den Verkauf des Hauses rauslaufen. Und wie gesagt: kein Einzelfall. Eher die moderne Normalität. Flexibilität bei den Lebensentwürfen steht heute bei jungen Menschen meist höher im Kurs als die sentimentale „Elternhaus“-Bindung.

Wenn die Kinder eh alle verkaufen, können das auch die Eltern früher tun und Geld vererben oder verkonsumieren. Das „Argument“ generationsübergreifender Besitz spielt dann keine Rolle.

Genau falsch herum! Gestaltungschancen mehren sich, wenn junge Familien auf einem liquiden Markt unter vielen Häusern und Wohnungen in familientauglichen Größen auswählen können! Wenn sie stattdessen aufs Elternhaus angewiesen sind, reduziert das die Möglichkeiten, wo/wie/wann sie leben können. Ganz davon abgesehen, dass es für die Durchlässigkeit der sozialen Schichten und somit mittelbar auch die gesellschaftliche Stabilität katastrophal ist, wenn selbst beruflich erfolgreiche Kinder mit ihrem selbst erarbeiteten Geld kaum adäquaten Wohnraum finden können und auf das Glück angewiesen sind, zufällig Eltern mit Wohneigentum zu haben und wenig Geschwister, die ihnen das streitig machen könnten.

2 „Gefällt mir“

Vielleicht müssen wir über neue Wohnformen nachdenken…

Sowas evt? :grinning:

Das eigene Haus ist ja was wert. Kenne einige Leute, die ihres dann verkauft und die Wohnung im betreuten Wohnung davon gekauft haben. Und es blieb auch noch Geld übrig.
Ist ja nicht so, dass das Haus keinen Gegenwert hätte und man es unbedingt halten müsste.

1 „Gefällt mir“

Klar - meine Eltern haben das so gemacht. Aus eigenem Antrieb übrigens (sie mussten dafür allerdings in einen anderen Ort ziehen und fanden es schwer, sich dort einzuleben). Es spricht ja auch überhaupt nichts dagegen, sondern sehr vieles dafür, sich im Alter eine passendere Wohnlösung (sei es eine kleinere Wohnung, betreutes Wohnen, eine Senioren-WG oder ein Alt-und-Jung-Wohnprojekt) zu suchen. Aber erstens sollte es diese Lösungen dann auch geben, und zweitens sollte die Entscheidung, wie lange man in einer Wohnung/einem Haus wohnen möchte, das man mit eigenen Mitteln und eigener Arbeit gebaut oder erworben und als Altersvorsorge eingeplant hat, immer noch den Menschen selbst überlassen bleiben. Da von „Dekadenz“ zu reden, finde ich reichlich unpassend.

2 „Gefällt mir“

Niemand hier hat von älteren Menschen gefordert, hunderte Kilometer weit weg zu ziehen. Auch ich nicht. Und niemand hat den Wunsch, zumindest das soziale Umfeld im Nahbereich zu behalten, als „Sentimentalität“ abgetan. Auch ich nicht. Die kritisierte „Sentimentalität“ hängt nicht am Umfeld, sondern an einer ganz konkreten Immobilie bzw. Wohnung!

Ein Umzug vom großen Haus in eine kleinere Wohnung ist in den meisten Fällen möglich, ohne dass man gleich das komplette Umfeld verlassen muss. Weil Häuser selten allein rumstehen. Meist sind da zumindest ein paar andere Häuser und andere Wohnungen drumrum, in Ballungsgebieten sogar ziemlich viele.

Umzüge „raus in die wenig besiedelte Pampa“ erfordern aber in den allermeisten Fällen mehr als ein paar Kilometer Entfernung zwischen alter Bleibe und neuer Bleibe. Weil es gerade definierendes Charakteristikum dieser Zielgegenden ist, dass dort wenig im Umkreis liegt. Diese Art Umzug geht also kaum ohne komplette Entwurzelung vonstatten, was viel mehr verlangt ist, als einfach nur im selben Vorort einer größeren Stadt vom Ortsteil A in den benachbarten Ortsteil B zu ziehen, oder gar nur in derselben Straße ein bisschen weiter.

1 „Gefällt mir“

Wenn man sich die Immobilienpreise in anderen Ländern so ansieht, ist es bei uns schon absurd teuer. Deshalb ist der Markt so unbeweglich. Man verschuldet sich bis zur Rente und die Nebenkosten wie Notar etc. sorgen auch dafür, dass man im Normalfall nur einmal im Leben eine Immobilie kauft, wenn man es sich überhaupt leisten kann. Auch die Mieten sind einfach viel zu hoch. Sie fressen bei vielen den größten Teil des Gehalts. Wäre es kein so großer Posten, würden manche Leute sicher auch in eine kleinere Wohnung umziehen, selbst wenn die nicht billiger ist. Wäre es keine so große Entscheidung, eine Immobilie zu kaufen oder zu verkaufen, sondern eher wie bei einem Auto, wären da manche Leute bestimmt auch flexibler. Dass manche so am Eigenheim hängen, kommt sicher auch daher, dass sie bei der Kaufentscheidung ein großes Risiko eingegangen sind. Was passiert, wenn man den Job verliert oder sich scheiden lässt oder ein Partner stirbt? Dann freut sich die Bank, weil ihr das Haus gehört. Wenn man es schafft, bis zur Rente schuldenfrei zu sein, fällt einem sicher ein Stein vom Herzen und man will das Eigentum endlich ohne Sorgen genießen. Das kann ich wirklich verstehen.
Ich weiß auch nicht, wie man von diesen absurd hohen Immobilienpreisen wieder weg kommen soll. Aber niedrigere Preise würden diesen Druck vermeiden.

Grundsätzlich bin ich aber nach wie vor gar nicht dafür, alte Leute aus ihrem Eigenheim zu drängen. Mir ging es nur um das ewige Argument der Altersvorsorge. Wer eine zu kleine Rente hat, kauft sich doch kein viel zu großes Haus.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir aufhören müssen, Rentner gegen junge Familien auszuspielen. Es gibt genug Wohnraum, er ist nur ungerecht verteilt. Was leer steht, muss vermietet oder verkauft werden. Egal ob es um das geerbte Haus geht, das man nicht vermieten will, weil vermieten ja Arbeit macht. Oder die x-te Ferienwohnung privilegierter Familien, die an der Nordsee, an der Ostsee, in den Bergen, in Berlin, in München und in Köln je ein Domizil besitzen, damit sie überall immer im eigenen Bett schlafen können.

1 „Gefällt mir“

Wir würden gern aufs Land ziehen, wenn es dort gute Schulen, medizinische Versorgung und gutes Internet gäbe. Nicht wegen Netflix, sonders fürs Homeoffice. Würde man diese drei Punkte mal in Angriff nehmen, würden sicher viele Familien (und nicht nur die!) aufs Land ziehen. Geht halt nicht, wenn man von dort aus nicht arbeiten kann.

1 „Gefällt mir“

Ich bin seit Jahren ehrenamtlich in der Obdachlosenhilfe tätig und weiß deshalb, dass es oft alleinerziehende Frauen trifft, die sich trotz Vollzeitjob ihre Miete nicht mehr leisten können. Bei der Wohnungssuche konkurrieren sie mit Doppelverdienern oder Singles, die für den Vermieter attraktiver sind, weil Kinder ja laut sind und Dreck machen.
Ich kenne das auch aus eigener Erfahrung, denn meine Mutter war auch alleinerziehend. Da kann man tausende von Bewerbungen schreiben, den Zuschlag bekommt immer jemand anders. Wenn man Glück hat, ergattert man eine teure Bruchbude, die man auf eigene Kosten renovieren darf. Aber auch nur, wenn man sich ganz unauffällig verhält und keine Ansprüche stellt, z.B. dass wenigstens eine Spüle und ein Herd in der Küche steht (in Berlin Standard). Alternativ kann man sich auf eine toxische Beziehung mit einem Mann einlassen, bei dem man mit den Kindern wohnt und von dem man dann abhängig ist. Im schlimmsten Fall kommt es auch noch zu Missbrauchsfällen. Das sind keine Einzelfälle. Warum leben denn so viele Frauen in toxischen Beziehungen? Die haben nicht alle einen Knacks. Sie haben oft keine Wahl, weil sie sonst mit ihren Kindern auf der Straße landen.
Und das alles nur, weil Leute zu bequem sind, sich eine kleinere Wohnung zu suchen, wenn ihre zu groß geworden ist. Oder weil das Vermieten so anstrengend ist. Oder weil reiche Leute mehrere Wohnungen besitzen, die die meiste Zeit leer stehen.

1 „Gefällt mir“

Also wieso Schulen in der Stadt besser sein sollen ist schlicht nicht wahr. Medizinische Versorgung hängt eben voll von der Gegend ab, ebenso Internet. Das gibt es alles such in der Stadt in richtig mies. Von daher empfinde ich deine Aussage als falsch und verallgemeinernd.

Können meine Frau und ich und sehr viele andere wunderbar.

1 „Gefällt mir“

Wo ist denn diese tolle Gegend, in der es tolle Schulen, genügend Ärzte, schnelles Internet und verfügbaren Wohnraum gibt? Vielleicht ist das ja ein Geheimtipp, den man nur mal verbreiten muss und schon ist das Problem gelöst?

In unserem konkreten Fall müsste es schon in der Nähe von Berlin sein wegen der Schwiegereltern, die mit über 80 ab und zu Hilfe brauchen und weil man ja ab und zu doch mal vor Ort arbeiten muss.