Ungerecht, undifferenziert und aus meiner Sicht sogar falsch.
Ich kenne ganz im Gegenteil Westdeutsche, die sich nach der Wende im Osten gute Posten geschnappt haben, obwohl sie in ihrem Berufsleben in Westdeutschland vorher keine großen Leistungen vollbracht hatten.
Solche Schuldzuweisungen und Ressentiments resultieren oft aus eigener Unzufriedenheit und bringen niemanden weiter, vor allem bringen sie keine Lösung.
Wäre gut, wenn du was vorschlagen könntest. Mal ungesehen davon, dass es zwei „Erzählungen“ zur Vergangenheit gibt. Lassen wir die mal hinter uns und schauen nach vorne. Der Osten wird bei der nächsten Bundestagswahl vielleicht bei 40% rauskommen.
a) wie verhindern wir es
b) was tun wenn es so kommt
Die NPD war gesellschaftlich geächtet. Sich irgendwie in die Nähe der NPD zu begeben hatte massive persönliche Konsequenzen. Die Wähler:innen der NPD sind mittlerweile fast vollständig zur Höcke-AfD übergelaufen, diese unterscheidet sich inhaltlich und stilistisch ja auch kaum von ihr. Trotzdem wird die AfD allenthalben in Talk Shows eingeladen, man überschlägt sich darin, ihre Wähler:innen zu rechtfertigen und ihre Talking Points nachzusprechen. Bei der NPD haben demokratische Selbsterhaltungsreflexe funktioniert, bei ihrer Nachfolgepartei versagen sie vollständig.
Noch ein grundlegenderer Punkt: Auf dem Transformationsschock wurde ja bereits - zurecht - insistiert. Als Korrektiv ist es aber vielleicht auch sinnvoll, über ausgebliebene Transformationen zu sprechen. Der (ostdeutsche) Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk hat der taz kürzlich ein langes Interview gegeben, in dem er darauf verweist, dass es in Westdeutschland mit Re-Education, Auschwitz-Prozessen und 68er-Bewegung immerhin Ansätze einer Aufarbeitung der eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit gegeben hat. Das Interview fand ich insgesamt lesenswert, auch wenn an manchen Stellen vielleicht etwas zu dick aufgetragen wird.
Lese gerade in das Buch von Wagenknecht rein. Wenn ihr mich fragt könnte das eine Chance für den Osten sein. Die Linke wird eh in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Gender, Woke und Indenditätspolitik sind halt kein Kraut gegen die AFD
Nein. Mir geht es darum, dass Rassismus im Osten völlig normalisiert ist, und die Unterstützung für „mehr Faschismus wagen“ sich Richtung 50% bewegt. Und denen, denen das immerhin noch ein bisschen peinlich ist, fällt oft nichts anderes ein als zu sagen „daran sind die Wessis schuld“.
Nein, natürlich nicht bei gleicher Erwerbsbiografie.
Während es im Osten recht früh üblich war, dass Frauen auch Vollzeit gearbeitet haben, war es im Westen lange noch so, dass der Mann der Frau das Arbeiten verbieten durfte und auch später mangels Infrastruktur in Bezug auf Kinderbetreuung Frauen mehrere Jahre im Job pausierten und bei den Kindern bleiben mussten. 10 Jahre waren keine Seltenheit.
Die Mütterrente als Ausgleich wurde erst vor kurzem eingeführt.
Ich möchte aber nochmal daran erinnern, was der Ausgang der Diskussion war:
Und frage mich, ob man diese Diskussion wirklich führen möchte oder einfach akzeptiert, dass es so war. Es relativiert in meinen Augen das viele Geld, denn nicht immer wurde es für Dinge ausgegeben, die man auch sieht und die die Infrastruktur weiter bringen.
Ein wirklich spannendes Interview. Bezogen auf das Thema des Threads möchte ich folgenden Absatz hervorheben - nicht nur aber auch in Richtung jener, die glauben, das Problem rassistischer, autoritärer oder rechtsextremer Einstellungen sei ein spezifisch ostdeutsches :
Zeigt nicht immer nur mit dem Finger auf den Osten. Der Osten ist als Laboratorium der Globalisierung, als Ort der Transformation dem Westen nur ein paar Trippelschritte voraus. Genau deshalb ist die Debatte über den Osten so relevant: Hier – wie zum Teil in Osteuropa – sehen wir Entwicklungen, die europaweit drohen, wenn nicht endlich mal gegengesteuert wird. Das können Sie an vielen demoskopischen Untersuchungen sehen und übrigens auch an den Wahlumfragen der AfD. Die liegt im Osten bei 30 Prozent, im Westen steht sie aber mittlerweile auch bei 15 Prozent, der Westen zieht nach. Deswegen sind der Ostdeutschland-Diskurs und Debatten über Sonneberg wichtig: Wir können hier erleben, was uns in ganz Deutschland erwartet, wenn wir nicht endlich mal gegensteuern.
Nein, die sollten wir vermeiden so gut es geht. Frage ist nur wie man mit dem Narrativ umgeht: Der Westen hat uns alles genommen und benachteiligt uns wo es nur geht. Und deshalb wählen wir AfD.
Glaube da widerspricht grundsätzlich erst mal niemand.
Die Voraussetzungen erklärt er aber so:
„Die Voraussetzungen für den Faschismus sind strukturell in ganz Deutschland seit dem 19. Jahrhundert verankert – es gibt diese autoritären Kontinuitäten bis heute. In der DDR wurde Hitler zum Westdeutschen gemacht, wie ein Kollege mal treffend sagte. Es gab nur eine aufoktroyierte öffentliche Auseinandersetzung als Entlastungsstrategie. Die Rechnung war: DDR-Bürger gleich Antifaschist.“
Will heißen, ja auch im Westen gibt es die Basis, aber der Osten hat sich nie mit dem Faschismus beschäftigt. Glaube rlinner hat weiter oben schon davon gesprochen, dass es dort an politischer Bildung mangelt. Scheinbar geht Kowalczuk in eine ähnliche Richtung.
Das wäre aus meiner Sicht der erste ableitbare Ansatz, nur wie kriegt man die hin?
Oder ist es nicht mehr die Unterstellung, dass es die Falsche sei?
Da habe ich anderes in Erinnerung, aber auch hier wohl eher (aus Sicht des Westens) mit den falschen Aspekten beschäftigt.
Man darf ja auch nicht vergessen, dass immernoch die Vorstellung herrscht, dass in der DDR alles schlecht gewesen sein muss.
Sollte sich irgendjemand an einer Debatte beteiligen (worum auch immer) der dieses Narrativ nicht pflegt, unterstellt man ihm einfach, er/sie/es wöllte die DDR wieder haben und verweigert jede weitere Auseinandersetzung.
Schön immer wieder zu beobachten, wenn es um Kitas geht.
Maximal kommt noch: „historisch ist die Lage im Osten besser als im Westen“ aber zu sagen, dass die Historie DDR heißt und der Grund dafür schon damals Mangel an Arbeitskräften war.
Um Gottes willen. Sich das einzugestehen würde ja bedeuten der DDR zuzugestehen eine Problemlösung gehabt zu haben. Das darf aber nicht sein.
Der Grund dürfte eher in der sozialistischen Erziehungsideologie gelegen haben, die Kinder möglichst frühzeitig ihren Eltern entziehen wollte. Hieraus etwas positives machen zu wollen, ist schon wieder Ost-Verklärung.
Ja, wenn das so ist, kann man nix machen.
Hab gestern den Podcast Zur Diskussion: wie umgehen mit dem AFD-Ergebnis? angehört.
Da wird behauptet, die Regierung nehme uns alle Freiheiten (Rückfrage der Moderation: welche Freiheiten? - ich fahr Motorrad. Schauen sie sich mal die ganzen Straßensperrungen an), dann nehme sie uns die Sprache. Und so geht es weiter.
Und die Linke solle sich mal fragen, wieso sie die ganzen Wähler verloren hat. Weil sie nicht mehr zuhöre.
Ich weiß nicht, wie man diese Leute wieder zurückgewinnen will.
a) Wie verhindern wir es? Gleiche Lebensbedingungen in Ost und West herstellen (Laut Oschmann ist die Arbeitszeit dort meist länger, während der Verdienst 20 % niedriger ist. Inflationsausgleich in einer großen Firma nur im Westen, nicht im Osten etc.)
Das Amt des Ostbeauftragten abschaffen oder auch Nord- West- und Südbeauftragte einführen.
Das wäre ein Anfang.
b) Darauf habe ich keine Antwort. Die Gefahr einer rechten Regierung ist auch immer, dass sie bei Der Besetzung von RichterInnenstellen mitwirkt oder die Grundlagen der Judikative selbst (Korrektiv/Kontrolle in der Demokratie) ändert. Siehe auch Ronen Steinke https://www.instagram.com/reel/CubRK1OgYqU/?igshid=MmU2YjMzNjRlOQ==
Dies gilt es zu verhindern. Beobachtet wird die AfD schon. Kann man sie nicht auf demokratischer Basis stoppen? Vielleicht mit Klagen etc.? Ich bin ratlos.
Mangel an Arbeitskräften. Die Frau sollte möglichst schnell zurück an den Arbeitsplatz.
Reiner Pragmatismus.
Aber auch hier wieder schön zu sehen wie man sich biegt um alles schlecht zu reden.
PS Natürlich wurde uns in der Kinderkrippe ausschließlich aus Marx und Engels vorgelesen.
In der Vorschule stand dann bei uns „Das Kapital“ und natürlich Lenins gesammelte Reden auf dem Lehrplan [/Ironie]
Können wir vielleicht mal dieses ganzen Ost-/West-Bashing Thread mal dicht machen?
Hier ging es ursprünglich ja darum, ob es in dem Interview mit Frau Lemke eine zu starke Fokussierung auf ihre Herkunft aus der damaligen DDR gab und von dem Thema sind wir schon lange weg.
Und den eigentlichen Ursachen der AfD-Stärke in Ost- wie in Westdeutschland kommen wir so auch nicht wirklich näher, finde ich.
Klar doch. Die Produktivität in der DDR war ja auch so hoch, dass man jede Hand gebrauchen konnte. Nicht zu sprechen von der weltweiten Nachfrage nach Ostgütern.
Ideologie spielte da keine Rolle, oh moment…
Öhm weiter oben wurde bereits auf die mangelnde Produktivität der Betriebe hingewiesen, das hat man versucht mit Arbeitskraft zu lösen.
Daher der dauernde Mangel.
Nicht weltweit. In Westdeutschland als Billigware bei Otto und Quelle …
Wer sagte, dass das keine Rolle spielte?
Nur leider nicht die Hauptrolle die du so gerne hättest, weil nicht sein kann was nicht sein darf.
Aber so ist das halt heutzutage wo Westdeutsche den Ostdeutschen erklären wie und warum sie so gelebt haben.
Wenn sies nicht glauben, stellt man sie halt als Jammerossis hin die mangels politscher Bildung halt Faschisten wählen und schon hat man als Westdeutscher alle Probleme geklärt und kann beruhigt zur Tagesordnung übergehen.