ihr sagt im Podcast #333 das Viessmann kurz vorm aus stünde ohne die Übernahme. War das Ironie? Vielleicht war mein Sensor da nicht ganz auf der Höhe. Wenn ich mir die Bilanzen und die jüngsten veröffentlichten Geschäftszahlen ansehe sieht das doch ganz anders aus.
Der Umsatz mit Wärmepumpen ist auf Rekordhoch und dies auch noch sehr rentabel. Die ankündigten Investition in die Wärmepumpensparte von 1 Mrd. EUR hätte man in wenigen Jahren (2-3) wieder eingespielt.
Ich finde es total legitim das die Eigentümerfamilie den Buy-Out wählen, aber da finde ich eure Aussage zutreffend, denen fehlt der Mut. Ich würde sogar sagen den braucht es gar nicht, die haben da nur kein Bock drauf was auch deren gutes Recht ist. Aber zu sagen die Politik ist schuld, ist nur eine gern genommene Ausrede der Familie um die Aufmerksamkeit von sich weg zu lenken.
Die Frage, warum Viessmann verkauft hat, finde ich wirklich spannend (und in den Medien unzufriedenstellend beantwortet). Vor allem vor dem Hintergrund: Könnte man mit aktiver Wirtschaftspolitik dagegen wirken?
Respekt vor der v.a. janapischen oder südkorreanischen Konkurrenz (Daikin, Mitsubishi, Panasonic, LG; aber auch vor den US-Herstellern Carrier und Trane), gegen deren Herstellungskosten man auch mit den derzeit in Polen im Aufbau befindlichen Werken nicht wettbewerbsfähig ist? Wobei niedrigere Produktionskosten gut sind: Dann sinken die Material-Kosten für die Immobilieneigentümer!
Respekt vor dem Finanzierungsvolumen, das notwendig ist, um die erforderlichen Produktionskapazitäten (vermutlich im Ausland) aufzubauen? Nun, hier könnte der Staat mit entweder einem zinsgünstigen öffentlichen Darlehen oder über eine vorübergehende Beteiligung aushelfen.
Warum würde man den Verkauf verhindern wollen?
Verlust von Arbeitsplätze (und Steuereinnahmen): Auch der US-Käufer wird mit den asiatischen Herstellern konkurrieren müssen - das wird mit den deutschen Lohnkosten sehr schwierig, sodass auch der Käufer die Produktionsstätten in ost- eher sogar in außereuropäische Standorte verlängern wird. Ja, es gibt Garantien. Die sind aber i.d.r. wenig Wert und befristet.
Verlust von Knowhow / Kompetenz über eine zukunftsweisende Technologie (wie schon zuvor bei Photovoltaik). Viessmann ist einer von 3-4 Unternehmen in Deutschland, die in dieser Technologie führend ist (Vailland, Bruderus, Bosch, Stibel Eltron, )
Und ich frage mich, ob auch Entwicklung und Produktion von Gas-, Öl-, und Brennwertheizungen mitverkauft hat. Habe dazu leider keine Info gefunden. Gas- und Ölheizungen bleiben vielleicht im Ausland vorerst relevant, H2-ready-Gasheizungen auch hierzulande. Ist Viessmann dann aus dem Heizungsgeschäft vollständig raus?
Schließlich: Kann mir jemand erklären, inwiefern das regulatorische Umfeld „schuld“ an dem Verkauf ist. Die FDP insinuiert ja wieder, dass „die grüne Verbotspolitik“ deutsche Arbeitsplätze „zerstört“. Dabei ist die Regulierung („Heizungsverbot“) von Robert Habeck eigentlich eine faktische Verkaufsgarantie für Wärmepumpen in Deutschland! Ich vermute viel mehr, dass Fam. Viessmann zu viel Ehrfurcht vor der Auftragslawine hatte, die da auf sie zukommt (und vor der asiatsichen- und US-Konkurrenz).
Da stehen wir wahrscheinlich alle da, wie die berühmten 80 Mio. Bundestrainer. Aber mein Tipp wäre tatsächlich auch schlicht ein buy-out. 12 Mrd, davon 80 % in Bar, der Rest in Aktien an Global Carrier und ein Sitz im Aufsichtsrat waren vermutlich einfach zu lukrativ.
Den Zugang zum deutschen Markt, plus den klangvollen deutschen Namen, plus Fertigungskapazität in Deutschland und seit 2022 auch in Polen (Quelle), waren dann wohl schlicht soviel wert.
Und was die Arbeitsplatzgarantien angeht, da sehe ich auch schwarz. Viessmann ist eine GmbH, aber Global Carrier eine AG und damit quasi zur Profitabilität gezwungen. Rücksicht auf deutsche Arbeitsplätze gibt es da wenig, siehe dieses Beispiel von 2004:
Das BMWK prüft ja zumindest gerade, auch wenn ich glaube, dass es dabei eher um Fragen wie Marktmacht etc. gehen dürfte:
Das finde ich auch zu kurz gegriffen. Insbesondere, wenn man sich diese Vereinbarung von Politik und Industrie aus dem letzten Jahr ansieht:
Die Unterzeichner dieser Erklärung vereinbaren, gemeinsam mit der Bundesregierung die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ab 2024 mindestens 500.000 Wärmepumpen jährlich neu installiert werden können.
[…]
Unterzeichnende
BMWK / BMWSB / BDEW / BDH / BDR Thermea Group B.V. / BEE / BFW / BIV Kälte / bne /Bosch Thermotechnik GmbH / BTGA / BuVEG / BWP / Daikin / dena / DGB / Dimplex / ebm-papst / FIW München / Fraunhofer Gesellschaft / GdW / Haus und Grund / IG Metall / Kermi GmbH / Max Weishaupt GmbH / Stiebel Eltron / Thermondo / Vaillant Deutschland GmbH / VDKF / VDPM / Viessmann / VKU / VZBV / Wolf GmbH / ZIA / ZVEI / ZVEH / ZVSHK
Die Industrie war also nicht nur informiert sondern hat sich auch aktiv daran beteiligt.
Damit ist außerdem das FDP-Argument nicht haltbar, dass die Unternehmen hier überrumpelt und verunsichert wurden, wie es Christian Dürr zuletzt bei Markus Lanz behauptet hat.
Kleiner Nachtrag noch.
Das Aufkaufen von Herstellern, die für Nachhaltige Produkte wichtig sind, läuft auch in die andere Richtung über den großen Teich:
Kurze Erklärung:
Silizium-Karbid-Halbleiter sind besonders effizient und erzeugen damit weniger Verluste in E-Fahrzeugen, als Halbleiter, die nur aus „normalem“ Silizium hergestellt werden. Damit lassen sich sowohl Lade-Geschwindigkeit als auch Reichweite steigern, wenn auch, vermutlich, nur im kleinen zweistelligen Prozentbereich, aber immerhin.
Die Gas- und Ölheizungen gehören laut Lagebericht 2021 (Quelle Unternehmensregister) zur einer Sparte mit dem Wärmepumpensektor. Glaube die nennen das Climate Solutions. So wie ich die Berichte verstehe wurde Climate Solutions als ganzes verkauft.
Dann gibt es noch eine Sparte die wenn ich das richtig verstehe Klimaanlagen und ähnliche für Gewerbe- und Industrielösungen anbietet sowie einen dritten Bereich den ich Mal als Investmentbereich zusammenfassen möchte.
Ist jetzt verkürzt aber so meine kurze Recherche dazu. Also demnach bleibt der zweite Absatz erhalten der erste Absatz wurde für die Familie versibelt.
Wobei man nicht vergessen darf das 20% der 12 Mrd. € nicht ausgezahlt werden sondern in Carrier Aktien gezahlt werden und das wohl, wie ich gelesen habe die Familie zu einem der größten Anteilsbesitzer von Carrier macht, was nicht bedeutet das die da jetzt viel zu melden haben.
Aber so ein kleines bisschen es doch bei der Familie bleibt, wenn man denn so will.
Zu den Garantien, keine betriebsbedingten Kündigungen für 3 Jahre ist jetzt wirklich kein großer Gewinn. Das die Firmenzentrale bis 2033 in Deutschland bleibt spricht ja für eine Produktionsverlagerung. Hierzu hab ich gelesen das in der 1 Mrd. € Investitionsvolumen auch der aufbau einer Produktion in Polen enthalten ist.
Betriebswirtschaftlich ist der Verkauf durchaus nachzuvollziehen. Wenn ich als Firma abwägen muss ob ich aufgrund der hohen Nachfrage Investitionen tätigen soll in einer Zeit, in der Fachkräfte Mangelware und die Zinsen hoch, ist die Antwort keinesfalls eindeutig. Nur weil aktuell eine hohe Nachfrage besteht nach WP besteht ist keinesfalls ausgemacht das dies so bleibt. Die Wahrscheinlichkeit das sich der Markt der Realität beigen muss und eine größere Streuung an Technologien eingesetzt wird ist ja doch gegeben.
Aktuell gibt es Panik und Förderprogramme, Also muss ich in der Lage sein jetzt zu liefern. Andere können das, also verkaufen wenn die Summe passt.
Fraktionsvorsitzender Dürr bei Lanz, und das ist nur ein Beispiel. Hängen sich an der Aussage von Viessmann jr. auf, dass „das regulatorische Umfeld eine Rolle gespielt hat, aber nicht ausschlaggebend war.“ Was der damit gemeint hat, verstehe ich nicht.
In einem Interview mit der FAZ warnte Max Viessmann noch davor, das eine Bein wegzuschlagen bevor man auf dem anderen stehen kann.
Die Politik hat anders gehandelt, und nun wird schnell noch das Tafelsilber verscherbelt (der Name Viessmann und das Vertriebsnetzwerk hat ja noch Wert).
Aber ein Ausbau oder gar über die in den Weiterbeschäftigungsklauseln festgelegte Zeit- eher nicht.
Und auch Max Viessmann hat einen galanten Abgang gemacht und ist nun Teil des Vorstands von CarrierGlobal.
Leider hinter Paywall, aber Du hast ja die wesentliche hier relevante Aussage wiedergegeben - danke dafür!
Das ist ein grundsätzliches Dilemma, in dem ernsthafte Klimapolitik heute steckt. Leider wurde Klimapolitik je nach Zählweise 20–40 Jahre lang „verschlafen“ (und/oder bewusst obstruiert). Angesichts des nun noch verbleibenden CO2-Budgets und der damit verbleibenden sehr knappen Zeit hat die Politik keinen Spielraum mehr, um allen Steakholdern die Zeit zu geben, um sich komfortabel an die nun notwendigen Maßnahmen anzupassen.
Das haben wir z.B. im Bereich Automotive aus: Die würden auch sehr gerne die notwendigen Investitionen in die neue Mobilität mit immer noch reichlich sprudelnden Gewinnen aus Verbrennerautos finanzieren und lobbyieren - verständlicherweise - mächtig gegen ein „Verbrenner-Aus“. Gut, dass sich die Politik davon nur begrenzt hat beirrend lassen!
Aber auch Familie Viessmann konnte sich schon seit Jahrzehnten an 5 Fingern abzählen, dass eines Tages der Zeitpunkt kommt, an dem man keine auf fossilen Energien basierenden Heizungen mehr einbauen sollte oder darf. Und die Konkurrenz aus Japan und Südkorea war ja auch lange bekannt. Leider hat man zu spät und zu langsam reagiert. Nun fehlt die Liquidität, um schnell genug Produktionskapazitäten aufzubauen, die zu wettbewerbsfähigen Preisen die Nachfrage nach Wärmepumpen in einem Umfang befriedigen kann, um die eigenen Marktanteile nicht zu verlieren.
Es wäre vielleicht kluge Klima- und Wirtschaftspolitik, wenn die Regierung angeboten hätte, gegen Kapitalerhöhung Anteile zu übernehmen, um diese später (sehr wahrscheinlich mit sehr großen Gewinnen!) wieder zu veräußern. Damit hätte man das Know-How, dass ja mehr oder weniger bald in der ganzen Welt vermarktet werden könnte, in Deutschland zu behalten. Nun wandert es in die USA, die davon langfristig profitieren. Schade!
Könnte man vermutlich, wenn man die Folgen der eigene Gesetzgebuch hinreichend antizipieren würde und eine so drastische Veränderung des Marktes (Verzigfachung des Bedarfs angesichts der von Dir genannten Punkte a) sehr viel günstigere Konkurrenzprodukte in großen Mengen b) sehr hohes Maß an erforderlichen Investitionen nicht innerhalb von weniger als 12 Monaten durchzieht. Warum sollen Steuergelder dafür ausgegeben werden, dass Leute eine Wärmepumpe von Viessmann kaufen und nicht von Mitsubishi? Der Staat könnte ja stattdessen auch in Forschung und Entwicklung investieren.
Verschlafen wurde da gar nichts. Bisher waren einfach die Interessen der Fossilindustrien und der von ihr Abhängigen zu mächtig. Und ich sehe auch nicht, dass sich daran grundsätzlich etwas ändert. Das darf aber kein Grund für schlechte Politik sein, die nun übers Knie bricht, was einfach nur funktionieren kann, wenn man es gut plant und die versucht, CO2-Emissionen einzusparen, ohne denen weh zu tun, die daran verdienen.
Fazit: Wir haben die besten WP, kommen aber nie an die Skalen der Japaner, Koreaner und Chinesen ran. Mit Carrier haben wir einen Top Partner, der super Produkte hat, Marktführer in vielen Bereichen ist technologisch UND von der Verkaufszahlen. Carrier wird massiv investieren, um den Markt in Europa den Asiaten abzunehmen, das ist auch ein gehöriges Stück Geopolitik,
P.S. Die Prüfung von Habeck ist obligatorisch, weil jedes dt. Unternehmen geprüft wird, wenn mehr als 25% des Unternehmens außerhalb der EU verkauft wird.
PPS.: In den Interviews mit Max und Prof. Viessmann sind viele Tränen geflossen, das war keine Lappalie. Das war einfach notwendig und wir hatten Glück mit Carrier, weil wir Marktführer in Europa sind, die besten Technik weltweit haben und somit auf Augenhöhe „mergen“ konnten. Läden wie Stiebel, Vaillant, Brötje, Weishaupt werden in den nächsten Jahren einfach geschluckt werden und denen droht evlt. dann ein Schicksal wie Kuka.
Die Autoindustrie hat noch bis 2035 Zeit umzustellen, wir müssen in 8 Monaten soweit sein. Das hat Max Viessmann mit „regulatorischen Umfeld“ gemeint. Ja, das ist stramm, aber grundsätzlich haben wir das Begrüßt. Viessmann ist, im Gegensatz zu Buderus & Co., schon seit Anfang der Nullerjahre in der Massenproduktion von WP und als Max übernommen hat, ist er sofort in die Offensive i.S. Monoblock gegangen, neues Werk in Polen, Tschechien ausgebaut und in R&D massiv Investiert. Trotzdem viel zu wenig Zeit, WEIL die Asiaten schon seit vielen vielen Jahren auf WP setzen. Warum? Genau das gleiche wie mit der Autoindustrie. Die Schwellenländer sehen, dass in den „alten“ Industrien nicht mehr reinzukommen ist. Den Otto-Motor mit Getriebe können die Deutschen am besten, die besten Öl-Gas-Kessel mit Regelung hat Viessmann. Also überspringen die diese Entwicklung und investieren in die Zukunft. Die deutsche Industriepolitik wird zunehmen zu bequem diese Schritte zu machen, siehe Altmeier, der den gesamten EE-Markt zerstört hat. Bewusste Dekonstruktion einer Zukunftstechnologie Made and invented in Germany. Das die Automobilisten hier eine deutlich größere Lobbymacht hat, wurde intern unterschwellig transportiert, offen spricht das keiner an, ist aber total offensichtlich. Ich erlaube mir an dieser Stelle zu sagen, dass jetzt mit der Ausstellung in Shanghai für die Deutschen Autos auch die Messe gelesen wurde.
Die FDP verhindert auf dieser Ebene massiv das Vorankommen und Einflüsse wie Dürr oder Altmeier haben den Aufstieg von dt. Heizungsbauern aktiv verhindert. Die Scheindebatten über eFuels und Fusionsreaktoren steigern die Lobbyarbeit ad absurdum, weil jetzt so klar ist, wo es hingehen muss, dass die FDP nur noch mit Feenstaub und Kobolden reagieren kann, es ist Hahnebüchen, aber die Fossile-Industrie beißt sich bis zum letzten fest. Lesenswert hierzu „Schockwellen“ von Kemfert.
Verkauft wird btw. alles, was mit „Klima“ zu tun hat, also alles was warm oder kalt macht. Dazu gehört neben WP auch Gas, Öl. (für das andere Märkte), Holz, BHKW´s, PV, Solarthermie, die Regelungstechnik und die Halbleitersparte. Ebenfalls der Standort Allendorf und die Werke in Türkei, Polen, Tschechien uvm. ca. 10 000 Angestellte.
Bei der Famillie bleiben die Namensrechte, die Digitalsparte (Lichtjahre der Konkurrenz weltweit voraus, hat Max super gemacht!), die Immobilien der Fam. und die Stiftungen, sowie die Kälteanlage-Sparte, die sitzt in Hof / Bayern. Ca. 4500 Angestellte sind hier bei der Famile geblieben.
Interessant, was man sich so über die Presse zusammenreimen kann. No front an euch, ihr lest ja auch nur das, was man ohne Paywall lesen kann, deshalb immer die Empfehlung an die „taz“ als Abo, kurzer Artikel aber der trifft es voll und ergänzt auch nichts, was im Bereich der Spekulation geraten könnte: Übernahme von Wärmepumpenhersteller: Viessmann ist allein zu klein - taz.de
Ich bin Ingenieur bei Viessmann, zwar noch nicht all zu lang im Unternehmen aber habe die Tage natürlich viele Interna erfahren, die die Presse irgendwie nicht schreiben will.
Ich will den Grund für den Verkauf mal aufs Minimale runterbrechen, auch wenn es andere enttäuscht, die sich gerne fantasievoll mit so einem Spektakel beschäfitgen wollen.
Größter Faktor: Korea und Japan hätte uns gegen die Wand gefahren. Die Stückzahlen von Daikin alleine sind 200mal größer als unsere. Und die Pumpen von Daikin sind nicht schlecht, nicht so gut wie unsere, gerade was hydraulische und digitale Einbindung betrifft, aber wenn ein Kunde innerhalb der nächsten Wochen eine Wärmepumpe (WP) braucht, ist er bei deutschen Herstellern aufgeschmissen, Punkt 1. Wir haben in der Branche gerade Wartezeiten von 10 Monaten. Samsung liefert binnen Tagen, Daikin binnen 3 Monaten (grob runtergebrochen). Punkt 2: Der Preis. Klar, Viessmann ist Premium und das merkt man als Kunde auch, das ist nicht nur Image wie bei den Automobilisten, die einem 90er-Jahre-Tech als Premium verkaufen. Aber Leute die wenig Geld haben oder das Geld woanders investieren wollen, neues Dach oder so, kaufen halt nen Peugot anstatt VW und Daikin anstatt Viessmann.
An der Stelle muss man auch sagen, dass das alles mehr oder weniger auf alle deutsche Hersteller zutrifft. Alle haben Lieferprobleme, alle sind teurer als Fernost.
Also die Asiaten haben im Wesentlichen einen Skalenvorsprung bei Wärmepumpen, weil Wärmepumpen nix anderes als ne Spezialversion von Klimaanlagen sind. Und Klimaanlagen sind eine Technologie, die in Asien schon seit Jahrzehnten viel weiter verbreitet ist als in Europa, und insbesondere weiter als in Deutschland.
Die Mär vom genialen asiatischen Ingenieur, der einfach eine Entwicklungsstufe Kraft seiner Genialität überspringt, ist ein sehr attraktives, populistisches Narrativ, trifft hier aber nicht zu. Klimaanlagen waren einfach für die Anforderungen gerade im wirtschaftlich aufstrebenden China sehr gut geeignet, da dort oftmals mehr gekühlt als gewärmt werden musste, sich keiner dran störte wenn an riesige ohnehin ästhetisch wenig ansprechende Wohnkomplexe hunderte individuelle kleine „Warzen“ außen dran geschraubt wurden und die individuellen Systeme keine aufwendige Verlegung neuer Gasnetze erforderten. In Deutschland mag man sehr viel lieber die „saubere“ zentrale Lösung, was bedeutete, dass außer bei Bürogebäuden quasi nirgends Klimaanlagen nennenswert Verbreitung gefunden haben - der Aufwand, dass sich zig Wohnungseigentümer drauf einigen, eine zentrale Lösung einzubauen, ist viel zu groß gewesen, und die kleinen individuellen Systeme wie in Asien wollte keiner so recht haben. Der Bedarf zur aktiven Kühlung ist in unseren Breitengraden ja auch nur an wenigen Tagen im Jahr wirklich da, und das auch erst seit der Klimawandel uns mehr Hitzetage als früher „geschenkt“ hat, während der Bedarf zur Beheizung ein halbes Jahr quasi durchgängig besteht und schon immer bestand.
Jetzt haben halt die Klimaanlagenbauer das Glück, dass sie mit einer abgewandelten, vergrößerten Form ihrer Basistechnologie relativ einfach in einen anderen Markt einsteigen können, nämlich den für zentrale Heizsysteme in Europa. Und gleichzeitig haben sie durch die hohen Stückzahlen, mit denen die asiatischen Anbieter die individuellen kleinen Klimasysteme schon lange produzieren, die nötige Erfahrung und die Lieferketten für große Skalierung. Das ist glückliche Fügung, aber hat wenig mit einem genialen Masterplan oder gar mit „Investieren in die Zukunft“ (die man ja dafür erst mal kennen müsste - offenbar kannten auch die asiatischen Hersteller sie nicht, sonst würden sie jetzt schon längst Europa mit Wärmepumpen überschwemmen und Viessmann hätte keine Zeit mehr gehabt, sein Geschäft noch zum Höchstpreis zu verkaufen, bevor die zu Recht gefürchtete Schwemme aus Asien einsetzt) zu tun.
Also ich hab da nix von „Genialtät“ gelesen, sondern eher von einer soliden Einschätzung: Was können wir gut machen? Wo lohnt es sich strategisch zu investieren und zu entwickeln und wo nicht, weil die Konkurrenz schon schneller/besser ist?
Was die immensen Vorteile asiatischer Wärmepumpen-Anbieter angeht, gibt es doch auch gar keinen Dissens oder?
Sorry, stimmt einfach nicht. Zu behaupten, eine Wärmepumpe ist eine kleine Abweichung einer Klimaanlage ist dahingehend Quatsch, weil erstens binden wir einen Kältemaschine in ein wasssergeführtes und damit hydraulisches System ein. Was ganz anderes als Luft kalt zu machen und diese zu ventilieren. Dein Glaube, man schraubt einfach Heizungsleitungen an eine Klimaanlage ist recht naiv, ich gehe davon aus, du hast keine technischen Hintergrund?
Dazu kommen ganz andere Leistungsklassen, deutlich größere Kältemittelmengen und damit Gefahrenpotential.
Ich habe sehr deutlich geschrieben, bitte aufmerksam lesen wenn du meine Infos in Frage stellst, dass Viessmann die beste WP grade hat, die 250-A, für den residual application. Das braucht es, vor allem im Neubau oder in jungen Immobilien, nicht. Insbesondere Daikin baut gute WP, die Atherma gibt sich mit der 250-A nicht viel. Wie gesagt, digital und bei komplexen hydraulischen Vorbedinungen sind wir deutlich besser. Juckt aber im Neubau nicht und Lieferbarkeit ist heute in Zeiten von schwierigen Lieferketten oft der Schlüssel.
Es sind ja die Handwerker, die die Sachen einbinden. Und die haben die Auftragsbücher voll und haben mächtig Druck. Wenn die morgen eine Daikin bekommen, nehmen die die, anstatt bis nächstes Jahr warten zu müssen.