Kann ich mich nur anschließen. Super klares Gespräch in dem endlich mit vielen Stammtischlegenden aufgeräumt würde.
Auf jeden Fall ein interessantes Interview.
Einen Widerspruch habe ich trotzdem: Ein reiner Preismechanismus um zu bestimmen, welche Güter gesellschaftlich wichtig sind und welche nicht, greift zu kurz. In der Sendung wurde das Beispiel eines Krankenhauses genannt - worauf Herr Hirth nicht wirklich eingegangen ist.
Die klassische Angebots-Nachfrage-Kurve nimmt an, das alle anderen Faktoren statisch sind. Eine Situation also, die man nur in Lehrbüchern findet. Ein etwas plakatives Beispiel: In einem nur von Angebot u. Nachfrage dominierten Markt würde der ÖPNV eher ausgesetzt werden müssen als die Porsche-Fabrik. Bedeutet die Tatsache, dass mehr Menschen eher bereit sind höhere Preise für einen Porsche zu zahlen als für den ÖPNV das ein Porsche gesellschaftlich „wichtiger“ ist? Nein. Es heißt lediglich, dass eine Porschefahrerin im Zweifel eher in der Lage ist einen Preisanstieg von x% zu tragen als jemand der*die auf den ÖPNV angewiesen ist.
Die meisten Luxusgüter entziehen sich diesem einfach Modell komplett, indem die Nachfrage eher steigt wenn sie teurer werden (sog. Veblen-Güter).
Ein Hybrid-Ansatz in dem das Gemeinwesen ein Mitspracherecht in der Frage hat, welche Industrie wichtig ist und welche nicht, halte ich besonders aus Sicht des gesellschaftlichen Zusammenhalts für durchaus wünschenswert.
Ja das ist mir auch aufgefallen. Im Grunde hat er die die reine Lehre komplett liberalisierter Märkte gepredigt. Vielem kann/muss man natürlich zustimmen. Die beschriebene Tatsache, dass Spekulanten nach der Farbe ihres Urin die heutigen Preise bestimmen kann einem aber schon nachdenklich werden lassen.
Spannend fand ich den Hinweis, dass DE viele Jahre mt seinem Strommarktdesign anderen hinterher hinkt. Da hat er sein Fazit, alles super bei uns, dann selber korrigiert.
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen, mMn eines, wenn nicht das beste Interview, was ihr bislang geführt habt, großes Kompliment!
Noch eine kleine Ergänzung, die jetzt nicht als Werbung herüber kommen soll, ich bin nur echt fasziniert davon und möchte es mit möglichst vielen teilen.
Der Berliner Stromanbieter Tibber, bietet einen variablen Stromtarif an, bei dem man in der echt cool gemachten App stündlich sehen kann, wie der Strompreis derzeit ist und seinen Verbrauch danach richten. Man sieht auch seinen aktuellen Stromverbrauch, den Verlauf usw. Tibber selbst berechnet pauschal 5€ pro Monat für die Dienstleistung, egal wie hoch der Verbrauch war.
Da, wie im Interview gesagt, das Thema Stromzähler und Smart Meter Gateway in Deutschland große Probleme sind, haben die Entwickler von Tibber ein Gerät, den Tibber Pulse (100€) entwickelt und verkaufen diesen bereits. Damit lässt sich fast jeder digitale Stromzähler (also alle, die keine Drehscheibe mehr haben) nutzen, um über deren stündlichen Tarif abzurechnen. Wer ein Smart Meter Gateway schon hat, braucht das Gerät aber nicht. Das beste daran ist, dass man dadurch nicht nur Geld spart, sondern auch das Netz entlastet.
Das Laden eines E-Autos bspw. kann man über die Tibber-App strompreisbezogen automatisieren. Für die Nerds gibt es auch noch eine Programmierschnittstelle, um einen Server, z.B. einen RaspberryPi, aufzusetzen, um auch andere Geräte wie Waschmaschine usw. automatisiert zu steuern.
Das große Aber: Derzeit ist der Tarif, wegen der exorbitanten Gaspreise, im Schnitt teurer als der Grundversorgertarif, wenn man seinen Verbrauch nicht extrem gut optimieren kann. Langfristig ist das aber die günstigste und ökologischste Art, Strom zu beziehen.
Beim Wechsel kann man seinen Referral Code angeben, damit erhält der Einlader und der Eingeladene jeweils 50 € Guthaben im Tibber Store.
Wenn jemand Interesse hat, darf gerne meinen Code verwenden (… Bitte per PN abfragen)
PS.: Falls der Code hier im Forum ein Problem darstellt, kann er gerne gelöscht werden. Ich dachte mir nur, da beide profitieren ist es ok.
Ich fand das Interview auch klasse! Sehr angenehm jemandem zuzuhören, der wirklich Ahnung von seinem Thema hat.
Fände neben Ziegelei, Klopapierfabrik und Krankenhaus noch ein weiteres Beispiel relevant:
Ein sehr teures Wellness-Resort mit einer riesigen Pool-Landschaft mit Außenbereich:
Ein unfassbar hoher Gasverbrauch, dessen Kosten aber problemlos an die wohlhabende Kundschaft weitergegeben werden können.
In dem Szenario mit reiner Selbstregulierung des Marktes würde dieses Resort nicht schließen.
2 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Vor- und Nachteile des aktuellen Strommarktes
Ich schließe mich vielen der Vorpostern hier an: ein sehr, sehr gutes Interview, das mir über weite Strecken vorkam wie ein Destillat der besten und fundiertesten Postings zum Thema hier aus dem Forum. An den richtigen Stellen wurde nachgehakt, Ambivalenzen wurden angesprochen, wirklich ein rundes Ding.
Ja wirklich guter Beitrag, was mir aber fehlte ist der Hinweis, dass der Strommarkt ja deshalb nicht funktioniert, weil der Zubau von Wind und PV so lange dauert. Wenn es in 6 Monaten ginge (Scholz hat das ja im Wahlkampf für Windparks versprochen…) dann würden wir auch viel mehr erneuerbare Energien haben.
Ein Markt funktioniert halt nicht, wenn die billigste Variante von aussen (in diesem Fall Genehmigungspraxis) blockiert wird…
25 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Vor- und Nachteile des aktuellen Strommarktes
Mein erster Gedanke während des Interviews: jetzt kann sich @Slartie endlich zurücklehnen und muss nicht nochmal das Merit-Order-Prinzip erklären.
Im Ernst? Habe da genau zugehört. Er sagte, Merit Order beschreibe nur einfach wie die Börse funktioniert. Zu deutsch, es gibt kein Strommarktdesign. Ist das so? (Sorry falls die Frage deppert sein sollte, habe bei den Apfelpreisen aufgegeben)
Ich glaube der Stein der @BamChiller von den Schultern gefallen sein dürfte ist noch wesentlich größer
Sag einfach nein und alles ist gut.
Nein= Lion Hirth hat Blödsinn zur Merit Order gesagt als er meinte da gebe es keine Regelung.
Moin Lagys,
Zum Thema Smart Meter und intransparente Verbräuche in Mietwohnungen:
Ich arbeite bei einem Heizkostenabrechner und möchte euch mitteilen, dass ihr auch unterjährig euren Vermieter auffordern könnt euch eure aktuellen Verbräuche mitzuteilen. Nach EU Recht ist er 4 mal im Jahr dazu verpflichtet.
Der Einbau von funkenden Zählern ist bei Neuausstattung von Wohnungen auch verpflichtend. Viele Wohnungen im Bestand sind bei uns schon nachgerüstet. Die Zähler funken dann ihre Werte zu uns. Da muss niemand mehr zum Ablesen in die Wohnung.
Die meisten Verwaltungen können euch dann für die Mitteilung eurer Verbräuche schon eine digitale Lösung anbieten.
Das Ziel ist bei uns tatsächlich eine App, mit der Mieter selbstständig ihre Verbräuche zeitnah einsehen können.
Den Tipp, seinen Energiepreis zu hinterlegen und dann in Euro zu sehen, wie viel man gespart hat nehme ich mir als Idee mit.
Danke für die guten Sendungen. @philipbanse @ulf
Ein Punkt war mir nicht ganz klar, evt hab ich auch nicht richtig zugehört.
Eine Idee war, das man Firmen, die ggf hohe Gasverbräuche haben, zeitweise stilllegt, solange keine Mangellagen bei den Produkten entstehen. Die Belegschaft geht solange in Kurzarbeit, das Unternehmen bekommt Geld vom Staat, um nicht insolvent zu gehen, ruht aber faktisch, ggf über Monate.
Kurz gerechnet: Das Kurzarbeitergeld beträgt aktuell 60% vom netto, 67% bei zu versorgenden Kindern.
Beziehe ich das mal auf ein lokales Unternehmen in unserem Umfeld (NRW nahe Ruhrgebiet). Nehme ich das verfügbare Einkommen je Haushalt, wie folgt definiert: Wie IT NRW mitteilte, lag das verfügbare Einkommen im Jahr 2019 kreisweit bei 25.497 Euro. Als verfügbares Einkommen verstehen die Statistiker das Einkommen aus Arbeit und Vermögen, das privaten Haushalten nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben zuzüglich etwaiger Sozialleistungen für Konsum und Sparen zur Verfügung steht.
Quelle: Drei HSK-Städte liegen in der NRW-Geldrangliste weit vorne - wp.de
Nicht ganz aktuell, aber ich denke aktuell genug.
Nun bekommen diese Haushalte also 60% des Netto beim Kurzarbeitergeld, bei gleichzeitig steigenden Lebenshaltungskosten.
Das Unternehmen geht in den Standby, verbraucht kaum Energie und bekommt laufende Kosten erstattet vom Staat, macht aber wohl keinen Gewinn.
Nun wäre die Erwartung doch, das alle Arbeitnehmer mit Kurzarbeitergeld zuhause warten, bis der Arbeitgeber wieder ruft.
Kann man davon ausgehen, das dem so ist? das sich viele der Arbeitnehmer nicht aus finanziellen Erwägungen eine neue Arbeit suchen? Das die Arbeitnehmer diese Durststrecke lange durchhalten? Nach Corona sind auch hier viele Reserven aufgebraucht. Mieten und Nebenkosten steigen, Lebensmittel- und Benzinpreise sind hoch.
Zudem, welcher Unternehmer geht längere Zeit in einen solchen Standby, ohne eigenes Einkommen (wie wird die Höhe des Gehalts für einen Unternehmer berechnet, wenn die Überbrückungsmittel aus Steuergeldern kommen?)
Das sind einige der spontanen Fragen die mir in den Sinn kamen.
Sollte ich da einen Logikfehler haben, korrigiert mich gerne.
Vieles ist mir aber doch arg theoretisch geblieben, evt denke ich aber auch zu pragmatisch oder naiv.
2 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: LdN305/306 - Privat Strom & Gas sparen / Novelle der Heizkostenverordnung
Ein Beitrag wurde in ein existierendes Thema verschoben: Strompreisbremse - Preis als Knappheitssignal
Ich wundere mich dass Herr Hirth Batterien als Speicher völlig außen vor lässt?
Z.B. Gerade startet wieder ein Projekt, hier mit ca 500MWh in Form von Tesla Mega Packs(container) um Hawaii von fossilen Brennstoffen komplett unabhängig zu machen.
Hawaii hat geringe Saisonale Unterschiede, aber bei uns komplettieren sich Photovoltaik und Windkraft über den Jahresverlauf sehr gut