Dazu eine Nachfrage, da ich im Thema E-Fuels zwar nicht so tief drinnen bin, aber was das Thema Sektorenkopplung und Power-to-Gas zumindest im weiteren Kontext Schweden nicht ganz so auf dem Schirm habe: Hast du irgendwo eine Information zu den Produktionskapazitäten der E-Fuels in Schweden?
Die Vorgabe ist mir soweit bekannt. Nur meines Wissens wird von der Gesetzgeberin nur gefordert, dass es „renewable“ Fuels sein müssen. Ich hatte da bislang vor allem auf Biomasse basierende Kraftstoffe bzw. deren Beimischung im Kopf und eine schnelle google Recherche hat auch eher darauf hingewiesen.
Daher auch die obige Frage. Die Spritpreise in Schweden sind zwar mit am höchsten, aber die Preisproblematik von E-Fuels wurde hier bereits angesprochen. Da würde es mich etwas wundern, wenn Schweden schon so günstig produzieren könnte (und der Rest aber nicht). Oder, wenn es entgegen meiner Einschätzung doch viel mehr Produktionskapazitäten gibt: Wird das dann massiv subventioniert?
Zum Verbrenneraus allgemein: Klar ist das nicht mehr die viel geforderte Technologieoffenheit (was auch immer damit gemeint ist, oft nicht wirklich das, was diejenigen, die es fordern meinen), aber es verhindert mögliche langfristigen Probleme. Wir sehen aktuell, dass die Spritpreise politisch, trotz eigentlich mal einem gegenteiligen Beschluss mit der CO2-Bepreisung, nicht zu stark steigen sollen. Damit macht man aber das Preissignal unglaubwürdig und es gibt ein Festhalten an der Technologie. Solange es nicht absehbar ist (lasse mich gerne anhand von Schweden belehren, dass es schon krass günstig geht), dass es wirklich eine günstige Alternative ist strombasierte Kraftstoffe zu nutzen, ist es sinnvoll den Verbrenner frühzeitig aus dem System zu nehmen. Dann sind auch keine Subventionen zum Bremsen der Kraftstoffpreise notwendig, weil es sozial ungewünschte Entwicklungen gibt.
Was die Produktionskapazitäten angeht müsste ich auch erst suchen und genaueres erforschen. Kann auch sein, dass wir bei E-Fuels unterschiedliches mit einsortieren.
Die gesetzlichen Vorgaben in Schweden werden anders gestrickt als in Deutschland.
Das Gesetz hier dazu heißt irgendwas mit reduktionsplikt und das gibt nur vor wievielt weniger Schadstoffe im Prozess ausgestoßen werden dürfen im Vergleich zu rein fossilem Treibstoff. Diese Vorgaben werden jedes Jahr erhöht.
Wie diese Reduktion erreicht wird ist Sache der Hersteller, nicht des Gesetzgebers.
Das führte dazu, dass die ersten Stufen rein durch Optimierung des Produktionsprozesses erreicht wurden.
Gerne auch erstmal selbst googeln, da gibt es nämlich schon Fahrzeuge im Einsatz:
In Berlin werden mitterweile batterieelektrische Einsatzfahrzeuge verwendet, hier das eLHF von Rosenbauer.
Habe mich dazu mal mit meinem Kollegen unterhalten (wir beide sind beruflich im E-Mobility-Sektor unterwegs, er dazu bei der freiwilligen Feuerwehr).
Mit den Fahrzeugen können wohl bereits heute 80% der Einsätze rein elektrisch abgedeckt werden. Für erweiterte Anforderungen ist ein Diesel Range-Extender an Bord.
Ich denke es ist gut dass solche Erfahrungswerte bereits heute gesammelt werden.
Scheinbar benötigt man nur in den wenigsten Fällen tätsächlich einen Dieselmotor. Die Randeinsätze mit Antriebsleistung aus synthetischem Dieselkraftstoff zu unterstützten ist perspektivisch auf jeden Fall schon mal eine massive finanzielle Erleichterung, als wenn es 100% der Einsätze sind. Perspektivisch kann hier ggf. auch ein Wasserstoff-Range-Extender eingesetzt werden.
Auch im militärischen Einsatz kann ein Elektroantrieb einige Vorteile ausspielen, vor allem eine leise Fortbewegung und deutlich präziser steuerbare Antriebsleistung.
Da hier aber noch weniger Infrastruktur über längeren Zeitraum vorhanden sein wird als bei der Feuerwehr erst durch Einsatz von Hybrid-Systemen statt voll Elektrisch.
Bereits vor 2 Jahren wurde der erste Hybrid-Panzer vorgestellt:
Da der Elektroantrieb keinen Sauerstoff benötigt kann der Panzer sogar tauchen/unter Wasser fahren. Ja, kleines Gerät, aber auf jeden Fall ein erster Schritt.
Das E-LHF der Berliner Feuerwehr hatte ich schon gesehen.
In dem einen Beitrag, dass sie sich für den Bereich Krisenmanagement auf die Notfallinfrastruktur der Bundeswehr beziehen.
Es wäre halt interessant, was dort die Pläne sind.
Andererseits scheinen Berufsfeuerwehren sich eher in Richtung E-Mobilität zu orientieren, wie etwa am oben erwähnten eLHF zu erkennen und selbst im militärischen Bereich scheint die US-Army an elektrisch betriebenen Kampffahrzeugen zu forschen (ich liefere keinen Link, weil ich diese „Military News“-Seiten immer etwas unappetitlich finde, aber googlen hilft) - auch mit dem Hintergedanken, dass die Treibstofflogistik eine Achillesferse von Militäroperationen ist und man lieber im Umkreis der sicheren Base eine große Menge an Solarzellen installiert hätte, als ständig verwundbare Tanklaster durch Taliban-Gebiet fahren zu lassen.
Im THW- und freiwillige-Feuerwehr-Bereich werden noch jahrzehntelang sehr alte Einsatzfahrzeuge unterwegs sein (freiwillige Feuerwehren erben oft die ausrangierten Löschfahrzeuge der Berufsfeuerwehren). Aber das sind wirklich kleinste Mengen und wenn die erst einmal ihren Diesel weiterverwenden, dann macht das kaum einen Unterschied.
Alles in allem scheinen mir nur die Panzer der Bundeswehr ein echtes Argument für E-Fuels im Fahrzeugbereich zu liefern. Und ich finde es nicht sinnvoll, die ganzen Nachteile einer großflächigen Nutzung von E-Fuels in Kauf zu nehmen, nur, um eine grüne Plakette auf den Kampfpanzer zu kleben. Da soll der auch erst einmal mit Diesel weiterrollen und wenn genug E-Fuels für den Flugverkehr produziert werden, dann kann man mal diskutieren, ob man da auch ein paar für die Bundeswehr abzwacken kann.
Scheinbar hat „Kanzler Lindner“ jetzt ein Machtwort zu dem Thema gesprochen:
„Ich habe deshalb entschieden, dass ich in der Bundesregierung, dass wir in der Bundesregierung, dieser europäischen Rechtsetzung nicht zustimmen werden.“
Quelle:
Die FDP ist irgendwie zur Zeit der Umweltpolitische Elefant im Porzellan-Laden, hat man so den Eindruck.
Aber mal Spass beiseite, wieso verkündet das eigentlich Lindner? Wäre das nicht eher Wissings Ressort, oder eine Aufgabe für Scholz, schließlich ist die Energiewende ja jetzt auch kein Nebenbei-Thema?
Meiner Meinung nach zeigt die FDP aktuell wie wenig Ahnung sie beim Thema Mobilität haben und wie extrem sie ideologiegeprägt sind während sie jenes den anderen vorwerfen.
Kenne einige Leute die FDP Mitglieder waren und wegen diesem ganzen Zirkus ausgetreten sind, weil es einfach nur noch peinlich ist mit denen assoziiert zu werden.
Erst Spritpreisbremse, dann E-Auto Prämien Erhöhung fordern, dann Prämien abschaffen wollen, jetzt Verbrenner nicht verbieten wollen… sprechen die auch mal miteinander?
So hat es auch in Großbritannien funktioniert!
Erst die Kohlekraftwerkssubvention abschaffen,
dann Erneuerbare fördern bis diese ohnehin auch ökonomisch überlegen sind,
dann die Subvention der erneuerbaren zurückfahren. So hat man es auf der Insel geschafft die Kohlekraftwerke zu verdrängen, ohne sie verbieten zu müssen. Warum sollte selbiges nicht auch in Deutschland mit den Verbrennern gehen? Wenn ein Unternehmen in Großbritannien heute ein Kohlekraftwerk bauen wollte, dürfte es - es will nur niemand, weil es sich nicht lohnt. Ein Verbot ist immer die uneleganteste und vielfach auch die teuerste Lösung - siehe Kohlekraftwerksverbot in Deutschland.
Du siehst schon dass das komplett anders abgelaufen ist als gerade in DE?
Das äquivalent wäre ja Dieselsubvention und Dienstwagenprivileg für Verbrenner abschaffen, Elektroautos fördern bis diese preislich konkurrenzfähig sind und dann die Förderung streichen.
Was die FDP (und auch die CDU bis zur Wahl) vorschlägt/vorgeschlagen hat ist:
Dieselsubvention und Dienstwagenprivileg für Verbrenner erhalten, Kraftstoffsteuern senken, Elektroauto-Kaufprämien streichen
Es gab Zeiten, in denen der Diesel dank AdBlue ja durchaus empfohlen wurde - auch umwelttechnisch als saubere Lösung. Nun wird ein Dieselfahrer heute eher schräg angeguckt und er/sie soll ggf auch finanziell dafür büßen, auf die damaligen Versprechen gehört zu haben.
Lustig wäre es schon, wenn wir nun alle mit Schwung und Druck auf E-Autos umsteigen, und 2031 heisst es dann, e-Autos sind Bäh, wegen der Batterien, und dem nicht-grünen Strom oder aus sonstigen Gründen, jetzt gibt es Strafsteuern und soziale Ächtung für e-Auto-Fahrer.
Unwahrscheinlich, aber nicht ganz unmöglich…je nachdem was die technische Entwicklung noch so an Lösungen bringt…
Naja, so wie alles was eine von Automobil gekaufte Politik eben als „umweltfreundlich“ verkauft.
AdBlue reduziert den Stickoxidgehalt im Abgas, CO2 und CO Ausstoß, sowie Ruß bleibt natürlich gleich.
E-Autos sind selbst mit aktuellem Strommix sauberer als Verbrenner. Von daher kann es gar nicht schlechter werden als das was wir aktuell so auf der Straße haben.
Die Physik bestimmt hier die effizienteste Technologie. Jede Umwandlung der Energieform frisst Wirkungsgrad. Damit ist das Batterieelektroauto schon per Definition ohne Umwandlung der Energieform (bis zum Motor) schon die beste Lösung. Alles andere wird schlechter sein.
Ich schließe nicht aus dass andere Technologien kommen werden und sich ggf. auch durchsetzen. Letzteres aber nur durch Interessen von Dritten (siehe H2 Subventionen, siehe Steuerreduzierungen für Kraftstoffe, siehe Forderung nach Förderung von E-Fuels), an einem nicht beeinflussten Markt ist die Batterie nicht angreifbar.
Ich finde das einen wichtigen Gedankengang! Das wurde auch im Forum im Thread E-Auto - Zeit für Systemkritik diskutiert. Die Debatte, dass E-Autos nur einen Teil der automobilinduzierten Probleme lösen, aber andere eben nicht, findet ja schon heute statt. Neben Batterien geht es auch um Dinge wie Feinstaub, Lärm, tote RadfahrerInnen und FußgängerInnen, soziale Aspekte des Autobesitzes und das städtebauliche Armageddon der autogerechten Stadt.
Ein denkbares Szenario (für das ich mich sehr einsetze) ist, dass man in 10 Jahren über Leute die Nase rümpfen wird, die ihre Mobilität und ihren Lebensentwurf freiwillig um 50km lange Pendelwege mit dem Tesla strukturieren, statt ihr Leben so zu organisieren, dass die Mehrzahl der Wege für Arbeit, Besorgungen und Freizeit mit dem Umweltverband zurückgelegt werden kann.