LdN284 Energie sparen mit Wärmepumpen

s.auch
https://talk.lagedernation.org/t/ldn284-waermepumpe-kosten-einsatz-foerderung-interview-franco-dubbers/13291?u=moderat

Hallo,

ja das Interview hat genau das bestätigt, was mein Energieberater schon beschrieben hat.
Die Schlüsselpassagen; Häuser ab 1995 sind geeignet und große Wärmetauschflächen sind nötig (Fußbodenheizung oder große Heizkörper). Dazu, dass die Häuser eine minimal Dämmung haben müssen.
Bei den Kosten für eine WP hat Herr Dubbers, aber eher die kleineren WP Systeme genommen mit 20.000€. Meistens brauchen die Häuser (Einfamilien, Reihenhäuser usw.) größere und teurere WP Systeme. Eher Richtung 25.000€.
Plus, dass diese Häuser wahrscheinlich trotzdem noch für eine kurze Periode ein zusätzliches Heizsystem benötigen (Herr Dubbers nannte eine Gastherme).

Darum stellt sich mir noch dringender als vorher die Frage: Wer soll das alles bezahlen und wo liegt der Anreiz für diese Häuser von Gas wegzugehen?
Nochmals kurz meine Kalkulation:
WP-System 14.000 € (nach Abzug der 35% Förderung)
Erneuerung der Wärmetauschflächen und Modernisierung des Leitungssystems (4.000€+x)
Dämmung und Solar kommen dazu 5.000€ nach Abzug der Förderung.

Das sind 23.000€ (wohlwollend). Für einen Austausch der Gastherme auf Brennwertkessel (Gas) plus Solarthermie, plus Dämmung bin ich bei 12.000€.
D.h. 11.000€ müssen in 15 Jahren als Energieeinsparung erzeugt werden, dass sind 733€/Jahr weniger! Heizleistung 6 kW /JAZ 2,8 x 2.000 Betriebsstunden x 21 Cent Wärmepumpentarif
= 900 Euro Stromkosten pro Jahr.
Bei einem Gasverbrauch von 3.200 kWh (vier Personen Haushalt) müsste der Endverbraucher Gaspreis auf rund 51Cent/kWh steigen!
Bitte kontrolliert nochmals meine Rechnung, aber ich finde den Fehler nicht.
Benutzte Quellen:
Soviel Strom verbraucht Ihre Wärmepumpe | Effizienzhaus-online
Gaspreise 2022: Aktuelle Gaskosten und Preisentwicklung (vergleich.de)

Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich frustriert.

Ist ein Gasbedarf von 3.200 kWh bei einem Heizbedarf von 12.000 kWh nicht etwas sehr positiv? Mir ist keine Gastherme bekannt die den dafür notwendigen Wirkungsgrad hinbekommt.

Die 3.200 kWh sind eher ein Richtwert für die reine Warmwasserbereitstellung. Die kommen also noch on Top oben drauf.

Sorry mein Fehler, in der Tat das ist Warmwasser. Derzeit liegt mein Verbrauch bei 21.000 kWh, wobei dort auch ein Gasherd mit drin ist.
Im Energiebericht wird in der Tat von 12.500 kWh (Heizung und Warmwasser) ausgegangen.
Dann müsste der Gaspreis auf 0,135€/kWh gehen, um plus minus null zu sein. Das klingt schon wesentlich besser. Heißt aber auch, dass der Strompreis nicht steigen darf und die WP Minimum diesen Wirkungsgrad bringt.

Mit den aktuellen Bedingungen könnte das stimmen (auch wenn ich nicht nachgerechnet habe). Aber:

  • der Stromtarif ist nicht in Stein gemeißelt. Die Regierung könnte Wärmepumpenstrom durch Steuer- und Umlagenentlastung massiv subventionieren
  • gleiches gilt für die Beschaffungskosten der Wärmepumpe. Der Kapitalmarkt ist immer noch bei fast null Zinsen. Die Leute wissen gar nicht, wohin mit ihrem Geld. Solche Investitionen, die sich quasi von selbst lohnen, sind doch dafür wie gemacht.

Warum immer nur die Betrachtung von Luft/Wasser WP?

Warum vergessen alle (scheinbar auch die Energieberater) Luft/Luft WP?

Und man kann gerade in Mietshäuser durchaus erstmal mit den kleinen WP anfangen, statt zu versuchen das gesamte Mietshaus nur mit einer einzigen zu heizen.

Und alles was Gas oder Ölverbrauch reduziert ist gut, weil es Zeit für weitere Lösungen schafft.

An Ökostrom und Wärmepumpen (natürlich betrieben mit Ökostrom) führt kein Weg vorbei. Ökostrom ist unser neue Primärenergieträger, daran müssen wir uns gewöhnen, das ist ein Paradigmenwechsel. Ich gehöre auch noch zur Generation, bei der Primärenergieträger fossile Brennstoffe waren(sind). Aber jetzt müssen wir endlich die alten Zöpfe abschneiden.
Auch meine gute Gasheizung im EFH ist 25 Jahre alt und sollte ausgetauscht werden, bevor ich sie Hals über Kopf durch eine billige Luft-Wärmepumpe mit Brennwertkessel austauschen muss, die keine Zukunft mehr hat. Schon jetzt muss ich den Schritt in die Zukunft gehen und Erd-Wärmepumpe und PV einsetzen. Erst kommt eine Erdwärmepumpe (drei Bohrungen à 80m), Fußbodenheizung ist im EG vorhanden, im OG kommen neue Flächenheizkörper rein. Natürlich sind die größer, aber auch diesen Wandel müssen wir mitgehen. Das wird mich ca. 45.000€ bis 50.000€ kosten, abzgl. Förderung. Und natürlich alles nur mit Ökostrom von Naturstrom. Aber das sind Investitionen in meine und die Zukunft unser Kinder. Über die Zukunft der Gaspreise in den nächsten Jahren kann man nur spekulieren, diese ökonomische Rechnung fange ich garnicht erst an: je Tonne CO2, die ich einspare ist gut und hilft. Und im nächsten Jahr kommt PV aufs Dach, mit Batteriespeicher und ich brauche nur noch an wenigen sehr schlechten Tagen öffentlichen Ökostrom.
Und Wasserstoff ist viel zu kostbar, um ihn im Haus zu verheizen, auch das musste ich lernen. Den brauchen wir für andere, wichtigere Dinge in der Großindustrie.
Das ist die Sichtweise für viele EFH und ZFH hier auf dem Lande im Sauerland, in der Metropole Berlin mag das anders aussehen: Fernwärme, PV und andere innovative Ideen - aber bitte keinerlei fossile Brennstoffe mehr neu einbauen.

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Hallo,
Dr. Stefan Holzheu von der Uni Bayreuth war so nett und hat ein Online-Tool geschrieben , um eine Luft-Waermepumpe auszulegen:
https://holzheu.shinyapps.io/Luft-WP-Altgaul/.
Die technische Auslegung ist hauptsächlich fuer Ein-und Zweifamilienhäuser gedacht und schliesst eine Hybridanwendung (Wärmepumpe + Gas) und die Option einer PV-Anlage ein.
Ergebnis ist eine kommerzielle Bewertung und eine Abschätzung der Klimaauswirkungen um Vergleich zu einer rein-fossilen Heizungsanlage.
Ob ein Objekt fuer eine Wärmepumpe geeignet ist (Wärmedämmung und Fläche der Heizkoerper) geht aus Meiner Sicht nicht aus dem Tool hervor.
Ich hoffe das Tool hilft interessierten DiskutantInnen weiter.
VG
Christoph
PS: Die zugrundeliegenden PV-Daten habe ich simuliert und bereitgestellt und kann daher (hoffentlich) Fragen zu diesem Aspekt beantworten.

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Wie is das eigentlich mit dem Betriebsbereich der Wärmepumpe?
Wie kalt darf es maximal werden damit ich meine 20-22 Grad noch erreichen kann im Haus?
Wie heiß darf es im Sommer auf der Sonnenseite werden , kann ich da umgekehrt Feuchtigkeit und Wärme nach draussen pumpen ohne mir im Winter den Arsch abzfrieren nach dem Badbesuch und im Sommer die Hitze reinzulassen?
Versuche grade das Haus etwas HomeOffice freundlicher zu gestalten im Zuge der Planung.

Ihnen ist bewusst, dass viele EFH und ZFH Besitzer sich das nicht mal grade eben leisten können…
Die sollen nämlich auch noch ein E-Auto kaufen… Das sind alles in allem 100.000€ die finanziert werden möchten.

Welche Fernwärme??? Sobald die Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke runtergefahren sind, gibt es auch keine Fernwärme mehr. Nur wenn Gaskraftwerke auf H2 und Brennstoffzellenkraftwerke (H2) betrieben werden würden, hätte man noch Fernwärme.

In unserer Kreisstadt wird ein Neubaugebiet mit einer zentralen Hackschnitzel Heizanlage versorgt.

Die Abwärme von Industrieanlagen könnte noch mehr genutzt werden.

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Halb Dänemark wird mit klimaneutraler Fernwärme versorgt :wink:
In short:

  • Geothermie
  • Großwärmepumpen mit verschiedenen Quellen (Flusswasser, Meerwasser, Abwasser, Erdwärme)
  • Abwärme (Industrie, Rechenzentren)
  • Solarthermie

Der Vorteil: Ein Energieversorger stemmt die Investition.

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Ohne die Euphorie dämpfen zu wollen, wenige schlechte Tage summiert sich dann bei den meisten PV-Anlagen auf 2-4 Monate pro Jahr.
Genau in den Monaten, wo man den höchsten Strombedarf in Verbindung mit einer WP zum Heizen hätte, wird mit den PV-Anlagen kaum Strom produziert
Beispielhaft unser Standort Mitteldeutschland

Für die Größeneinordnung:
|Anlagenleistung:|5,310 kWp|
|Jahresproduktion:|ca. 4.779 kWh (900 kWh/kWp)|
|CO2 Vermeidung:|ca. 3,3 Tonnen jährlich|
|Batterie Nennkapazität:|9.800 Wh|

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In einer Nachbarstadt kommt die Fernwärme aus der Müllverbrennungsanlage. Es muss nicht immer Öl, Kohle, Gas sein.

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Dafür funktioniert Windkraft im Winter recht gut:

so gibt es das ganze Jahr die Möglichkeit, erneuerbaren Strom zu erzeugen.

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Wo hilft das dem einzelnen Hausbesitzer beim energetisch sanieren?
Grundsätzlich finde ich den Gedanken selbst erzeugter Energie aus Windkraft spannend, aber wie die PV-Anlagen auf einem Haus/Gebäude nicht praktikabel.
Wenn ich mir die Historie meiner Wetterstation anschaue, komm ich auch nur auf 1/3 der Tage des Monats, wo relevanter Wind gemessen wird. Es ist also stark Standortabhängig.
Wenn dann noch, rein hypothetisch, in Wohngebiete immer mehr Windräder aufgebaut würden, ist es nur ein Frage bis wieder Fackelzüge losziehen.

Aber die explodierenden Gaspreise der nächsten Jahre sind stemmbar? Nein, ohne persönliche Einschränkung wird das nicht gehen: nicht jedes Jahr 3x Flugreise, keine neuer SUV alle drei Jahre etc. Ich spreche hier von der Mittelklasse, die sich entsprechende EFH leisten kann und will und nun auch ihren solidarischen Beitrag leisten muss.
Fernwärme-Optionen gibt es auch: z.B. PV und Erdwärme-Pumpe im Quartier.
Ja es mögen auch zwei schlechte Monate für PV sein, aber mit Ökostrom (Windstrom) ohne CO2-Abgabe wird auch das besser gehen als mit explodierenden Gaspreisen (s.o.) gehen. Ich stelle bewusst keine ökonomische Rechnung, sondern eine klimatische und inzwischen auch politische Rechnung auf.
Luft-Wärme-Pumpe mit Gas-Unterstützung halte ich für eine Sackgasse.
Aber es ist ein „Umparken im Kopf“ bei allen Beteiligten notwendig.

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bei nur 3200 kWh Gasverbrauch sollte eine Wärmepumpe mit z.B. Arbeitszahl 3 ca. 1.060 kWh Strom verbrauchen und nicht ca. 4.000 (6kWx2.000 Stunden).

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In dem er sich sicher sein kann, dass eben das ganze Jahr mit Strom aus EE kommt und kein dreckiger Kohlestrom für die Wärmeerzeugung eingesetzt werden muss. Es geht doch nicht darum möglichst allen Strom vor Ort zu erzeugen. Das ist durch die aktuellen Regelungen ein Vorteil, aber für das eigentliche Ziel der Energiewende ist es erst mal unerheblich wo die EE-Anlagen stehen. Darum ging es auch bei dem Einwand.

Das das nicht mal so eben gemacht werden kann ist unstrittig. Nur es hilft nichts einfach so weiter zu machen wie bisher. Ich verstehe auch jeden Mensch, der sich deswegen Sorgen macht. Nur zum einen sollte dann daraus nicht die falsche Entscheidung pro fossile getroffen werden und zum anderen kann man sich da genau so gut fragen, ob das nicht langfristig viel teurer werden wird.

Und ja, es wird mit Strom-basierten Lösungen vermutlich an vielen Punkten teurer werden als heute. Aber die billige Energie heute hat eben ihren Preis in Form aller Klimafolgen, für die wir nicht direkt, dafür aber in Zukunft um so mehr bezahlen (und bereits heute tun).

Es hilft letztlich leider nichts, die Politik muss endlich dafür sorgen, dass es auch ökonomisch keine Option mehr sein kann auf Gas, Öl und Kohle zu setzen und dabei denen zu helfen, die wirklich darauf angewiesen sind. Hier sind ja auch viele, die eigentlich wissen, dass Gas keine Option sein kann. Aber aus den ökonomischen Zwängen wird trotzdem Gas zu Heizen in Erwägung gezogen. Das zeigt wie kaputt das System doch an der Stelle ist.

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Darauf bezog sich mein Post, wo ist da der Kontext zu öffentlichen Windparks?
Und auch wenn man Fan von Windkraft ist (ich finde sie übrigens gut, was ich ja auch geschrieben hatte) halte ich es doch für zumindest leichtsinnig sich darauf zu verlassen.
Nicht weil Windkraft nicht am passenden Standort gut funktioniert, sondern weil für den Bedarf, den wir an Strom als Gesellschaft haben, in kurzer Zeit nicht im Ansatz die notwendig Anzahl an Windkrafträdern gebaut werden kann.
In die Aussage sind die Folgen des Kriegs in der Ukraine in Lieferketten/Verfügbarkeit von Material/Bauteilen etc. noch gar nicht eingepreist.