Der große Traum im Bereich Wasserstoff ist doch das Szenario, dass wir in Nordafrika massive Solarfarmen aufbauen und den Wasserstoff per Pipelines durch das Mittelmeer nach Europa bringen.
Solarstrom kann man in den Wüsten Nordafrikas letztlich nahezu unbegrenzt erzeugen - und die Gewinne der Wasserstoffproduktion würden eine massive wirtschaftliche Stärkung Nordafrikas bedeuten.
Als Probleme werden hier immer Wassermangel und politische Instabilität genannt. Die politische Stabilität kommt i.d.R. mit dem Wohlstand und um aus Meerwasser Süßwasser zu machen braucht man letztlich auch nur Strom, den es dort wie gesagt genug gibt. Dann wäre vielleicht noch der Umweltschutz ein Problem, aber dafür sollten sich auch Lösungen finden lassen.
Ich halte die Wasserstoff-Massenproduktion in Nordafrika, vor allem in Marokko, durchaus für realistisch, wenn man bereit ist, dort einige Milliarden zu investieren.
Solange die deutsche Regierung Wasserstoffforschung subventioniert, wäre es dumm, nicht darauf zu setzen.
Aber auch abseits davon muss man vorbereitet sein für das, was sich durchsetzt.
Von der Forschung auf das zu schließen, was kommen wird, ist jedenfalls nicht zielführend.
Daimler hat auch noch jahrelang auf Diesel gesetzt.
Bei Minute 51 behandelt er das Thema (Transport zu aufwändig / Marokko hat selbst noch kein 100% Ökostrom)
Klar, wenn man Marokko irgendwie dabei hilft… könnt man das ja beschleunigen. Aber das Projekt Desertec mit den geplanten Stromleitungen nach EU ist auch irgendwie gescheitert, da man den Strom wohl günstig genug in DE herstellen kann. So ist es dann wahrscheinlich auch bei Wasserstoff: Herstellung mit Überschusswindenergie im Sommer und dann die saisonale Speicherung unterirdisch ist wahrscheinlich günstiger als genannte Unternehmung mit Marokko.
(Aber vielleicht kann man ja stattdessen 'n paar Stahlwerke dort hin verlagern wenn man deren Wirtschaft mal ein bischen helfen möchte)
Zunächst sollte der Begriff Überschussenergie aus fluktuierenden EE (FEE) als überholt angesehen werden. Der stammt noch aus der Anfangsphase der Sektorenkopplung, wo es sowas in der Tat aus dem damaligen Standpunkt gab. In Zukunft wird es genaugenommen diese Überschüsse nicht geben. Bei den Mengen an benötigtem Wasserstoff werden die Elektolyseure durchlaufen und nicht mal in wenigen Stunden kurzfristige Spitzen abfangen. Daher ja auch der massive FEE Ausbau für die Sektorenkopplung.
Je mehr in Deutschland von Wasserstoff produziert werden soll desto teurer wird es werden. Ganz einfach weil die guten Standorte weg sind und auf schlechtere ausgewichen werden muss. Daher wird es ziemlich sicher so sein, dass Wasserstoff in anderen Ländern oder Kontinenten günstiger produziert werden kann. Da wird wenig dran zu drehen sein. Was den Ausschlag geben wird sind die zusätzlichen Transportkosten. Aber auch da dürfte es aus z.B. Marokko noch günstiger sein können. Wäre meines Wissens eher die Frage ob per Schiff oder Pipeline. Die Maghreb-Europa-Pipeline gibt es bereits und ich wüsste nicht was gegen eine Umwidmung spricht. Die Frage wäre eher die Kapazität. Über ein in Zukunft sicherlich bestehendes europäisches Wasserstoffnetz wäre such Deutschland angebunden.
So dramatisch ist das mit Wasserstoff auch nicht. Wasserstoff wird standardmäßig in Stahlflaschen verkauft. Die Speicherung in Kavernen wurde in den USA bereits zu meiner Unizeit vor über 10 Jahren erfolgreich durchgeführt. Das zeigt auch das Forschungsprojekt, das nicht das Ziel hat zu zeigen, ob das geht oder nicht, sondern nur, ob es zu Verunreinigungen (Stichwort Spurenanalyse) kommt oder nicht.
BASF betreibt auch ein Pipelinenetz, das etliche Kilometer umfasst. Dazu kommt auch, dass Erdgas im Allgemeinen auch Wasserstoff enthält. Teilweise wurde auch Stadtgas verwendet, das enthält grob die Hälfte Wasserstoff.
Die große Herausforderungen bei der Nutzung der vorhandenen Erdgas-Infrastruktur für Wasserstoff ist, dass Stahl - sofern er nicht dafür ausgelegt ist - versprödet durch Wasserstoff. Stahl der „wasserstoffresistent“ ist kostet mehr und wurde daher nicht verwendet.
Was jedoch relativ schnell gehen sollte, ist den Anteil von Wasserstoff im Erdgas im Prozentbereich zu erhöhen. Da lieft damals ein Forschungsvorhaben und es gab damals keine prinzipiellen Hindernisse, nur die Frage, wie hoch der Anteil sein darf.
Danke für den Hinweis. Finde den Podcast gut und ich würde auch die Situationsbeschreibung von Quaschnig teilen. Ich würde allerdings nicht sagen, dass sich seine Position seit 2016 wesentlich verändert hat. Siehe 47:36: Für die Langzeitspeicherung sieht er zu Wasserstoff aus heutiger Sicht „keinen Plan B“.
Das gibt nicht ganz das wieder, was Quaschnig gesagt hat:
Punkt 1, 2, 4: klar
Punkt 3: Im Gegenteil – und das macht Quaschnig in einem anderen Podcast [1] derselben Reihe auch klar. Für Langstrecken ist der Wasserstoff Stand heute die einzige mir bekannte Option für emissionsfreies Fliegen. Die „inkompatible Technik“ heißt nur, dass wir Wasserstoff nicht einfach wie synthetische Kraftstoffe verwenden können, sondern neue Antriebe brauchen. Das ist also eine langfristige Lösung, die deswegen nicht weniger wichtig ist.
Punkt 5: Quaschnig beschreibt das Marokko Szenario genau richtig – das haben wir hier im Forum ja auch bereits genauso analysiert. Das heißt aber mitnichten, dass deswegen Wasserstoff Import keinen Sinn macht, wie @BamChiller ganz gut beschrieben hat.
Das Fliegen in Zukunft massiv reduziert werden muss versteht sich von selbst. Allerdings verstehe ich nicht ganz, welche Alternative dir zum Wasserstoff-Flugzeug vorschwebt. Denn vollständig verzichten wird man realistischerweise auf’s Fliegen garantiert nicht und wenn man die entsprechende Entwicklung verschläft bedeutet das mehr Emissionen im Flugverkehr.
Ja, das Thema Fliegen ist reiner Luxus und trägt nicht zum Wohl der Allgemeinheit bei. Das sollten wir echt mal ganz hinten anstellen bei all unseren Problemen die wir grad haben und nicht die Energiereserven für berücksichtigen. Also einfach die CO2 Steuern so hoch setzen, dass der Preis den wirklichen echten Klimaschaden abdeckt. Dann können die sich ja selber privatwirtschaftlich sehen, wie sie grünes Fliegen realisieren. Ich mein, eine freie Marktwirtschaft wird das wohl schon am effizientesten hinkriegen. Warum soll der Staat irgendwelchen Airlines Geschenke machen oder hier 'ne Planwirtschaft betreiben ?
Ich finde es schwierig, zu behaupten, dass alle Flüge Luxus sind. Ist es Luxus, wenn jemand seinen Bruder in den USA besucht, den er seit 3 Jahren nicht mehr gesehen hat? Wenn jemand aus Afghanistan nicht auf dem Landweg flüchtet, sondern im Flugzeug? Wenn die chinesische Studentin, die in Hamburg studiert, zum Chinesischen Neujahresfest nach China fliegt, um Verwandte zu sehen?
Ein Teil des Flugverkehrs besteht heute aus VFR („visiting friends and relatives“)-Flügen und diese halte ich nicht für Luxus. Ich halte es für eine große Erungenschaft, dass Menschen für ein paar Jahre in einem anderen Land leben, studieren und arbeiten können, ohne alle Brücken abbrechen zu müssen. Irgendwo muss man auch diese Flüge gering halten und substituieren, was geht, aber die „alle-Flüge-sind-Luxux“-Patsche halte ich hier für unangebracht.
Durch den Preishebel würde man (neben den TouristInnen, bei denen ich tatsächlich Fliegerei für Luxus halte) vor allem Leute treffen, die alle paar Jahre mal Verwandte und Freunde in der Heimat besuchen. Vielflieger, die die meisten pro-Kopf-Emissionen verantworten, trifft man so nicht.
Die EU hat Kerosin von der Co2-Steuer ausgenommen, das Erhöhen der Co2-Steuer hätte also keinen Effekt auf Flugticketpreise.
Ehrlicherweise ergibt es aber auch nicht so viel Sinn das ganze auf Einzelstaatsebene oder EU-Ebene zu lösen- sonst tanken die Airlines oder Privatjets ihre Flieger eben in der Schweiz oder UK.
Das halte ich für eine problematische Verkürzung. Kurzstreckenflüge können wir komplett ersetzen. Mittelstreckenflüge zu einem erheblichen Teil. Bei der Langstrecke halte ich das für extrem schwierig. Den 2-Wochen Urlaub nach Südamerika können wir uns wohl in der Zukunft nicht mehr so ohne weiteres leisten. Man kann durch viel Digitalisierung und einigem Umdenken auch interkontinentale Dienstreisen deutlich reduzieren. Dass Experten aus Wirtschaft und Forschung weiterhin um den Globus reisen ist im Rahmen unseres derzeitigen Wirtschaftssystems aber sehr sinnvoll und dass Diplomaten dies tun absolut unverzichtbar. Und in derselben Logik ebenso unabdingbar ist, dass das innerhalb kurzer Zeit möglich ist. Eine Flugreise in die USA innerhalb eines Tages durch eine einwöchige Schiffsreise zu ersetzen ist da also auch keine Option.
Dass unsere Schüler und Studenten die Möglichkeit haben, für ein Jahr Erfahrungen in einem Kulturkreis außerhalb von Europa zu sammeln halte ich ebenfalls für etwas, das nicht nur der Einzelperson, sondern der gesamten Gesellschaft dient und das nicht via skype funktioniert. Kulturen, die so einen Austausch nicht haben, entfremden sich zunehmend, was für die internationalen Beziehungen ein riesen Problem sein kann.
Aus solchen Beziehungen entstehen dann Freundschaften, die gepflegt werden wollen, ggf. getrennt lebende Familien, die Kontakt haben wollen. Dass man hier irgendwann die Frage stellen muss, wie viel Mobilität wir uns da leisten dürfen, kann ich nachvollziehen. Und da bin ich auch offen bzgl. jedweder Diskussion. Aber „Luxus“ ist für mich was anderes.
Insofern plädiere ich beim Thema fliegen zu einer ähnlichen Differenziertheit, wie beim Thema Wasserstoff allgemein.
Du sagst. Die, die insgesamt wenig Geld für’s Fliegen ausgeben trifft man hart und die, die viel Geld ausgeben, trifft man wenig. In relativen Zahlen trifft man beide gleich stark. In absoluten Zahlen wohl ganz klar Letztere.
Es ergibt ziemlig viel Sinn genau betrachtet:
Man trifft schon mal alle Flüge innerhalb der EU + alle Flüge mit Start in der EU. Das sind schon mal nicht wenige. Abzüglich ein paar Restmengen, die man noch von Auslandsflügen im Tank hat. Dürfte aber sehr gering sein, denn je schwerer die Tankladung ist, desto mehr verbrauchen die Flugzeuge und Airlines kalkulieren ja heute schon so, dass sie ja keinen Liter Kerosin zu viel tanken.
Mal eben zum Tanken in die Schweiz fliegen is nicht. Da würde man ja einen Leerflug machen (denn man hat auch nicht plötzlich mehr Fluggäste aus der Schweiz zum mitnehmen).Und 'nen Leerflug zu betreiben, den Flieger 1x auf 10km Flughöhe bringen (da ist 'n Teil des Tanks dann schon wieder leer) und Wartung und Pilot und Flughafeninfrastruktur bezahlen ist nicht grade billig. Das würde sich nicht lohnen. Und woher soll die Mehrkapazität an Start/Landeplätzen nur zum Tanken in der Schweiz plötzlich kommen ?
Als größte Wirtschaftskraft der Welt (EU) kann man da ruhig mal vorpreschen (wer, wenn nicht wir) Andere Länder werden schnell folgen, denn die sehen genau so jede Woche ihre Schulkinder für’s Klima streiken.
Ich meine touristisches Fliegen sowie Transport von Gütern, die gar nicht geflogen werden müssen, weil sie lokal auch zu haben sind, nur etwas teurer (Blumen) oder weil man sie nicht braucht (Luxus-fisch und -fleisch) und Geschäftsreisen, die durch Video-Konferenzen ersetzbar sind.
Das wenige, was an notwendigen Flügen übrigbliebe (Katastrophenhilfe im weitesten Sinn, lebensnotwendige hochwertige Güter die schnell vor Ort sein müssen) sollte natürlich so weit es möglich ohne Kerosin betrieben werden. Es wäre dann aber schon beinahe die Frage, ab man für die paar Prozent des jetzigen Volumens noch aufwändig an neuen Antrieben entwickeln sollte. Aber das wäre eine Kosten- und Ökobilanzfrage.
nicht ganz - nur alle Direktflüge. Und alle Interkontinental-Gabelflüge werden auf einmal via London deutlich (preislich) attraktiver. Auch die Gabelflüge innerhalb der EU bei denen UK, Serbien, Türkei oder die Schweiz einen nicht besonders großen Umweg darstellen werden dadurch günstiger.
Die Wahrheit ist doch in etwa so: Die meisten Tourismusreisenden sortieren nach Preis und nehmen auch mal einen Zwischenstop für wenige Hundert Euro Ersparnis in Kauf. Businessreisenden ist es egal was es kostet - Hauptsache schnell. Die Unternehmen legen die Kosten für die Reisen ihrer Mitarbeiter wieder auf die Kunden um - also zahlt am Ende wieder der Konsument.
Von weniger Flugkilometern durch eingeführte Co2-Preise bei Flügen auszugehen halte ich daher für eine unhaltbare These. Und die „Vorbildfunktion“ würde ich mit folgendem Beispiel widerlegen wollen:
Die Griechen haben auch gedacht dass durch die EU-Mitgliedschaft und Einführung des Euro mehr Touristen kommen. Falsch gedacht - die Touristen sind weiter gen Türkei geflogen; wo die Strände genauso schön und die Hotels noch billig waren.
Sollte die EU wirklich Co2 Steuern für Flüge erheben wird sich vor allem Ryanair die Hände reiben und Flüge Berlin-Mallorca via London für 39€ anbieten. Da sehe ich keine EUropäische Konkurrenz.
Wenn es über den Preis geregelt wird, entspricht es dem kapitalistischen System.
Dass Besteuerung regional unterschiedlich vorgenommen wird, scheint auch von Anfang an gewollt zu sein.
Statt Zoll muss halt dann auf Flughafengebühren zurückgegriffen werden für Maschinen, die ohne CO2-versteuertem Sprit gelandet sind.