LdN278 Falschparker: Gesellschaftliches Miteinander

Solche Zettel habe ich einige Jahre an falsch parkende Autos, die mich behinderten, geklebt. Habe noch einige übrig, so sehen die aus:

Kleben heißt in diesem Fall: Papier leicht anfeuchten, auf die Windschutzscheibe oder Seitenscheibe kleben, so, dass es auffällt, aber keine Gefährdung verursacht und nicht auf den Lack, da der Schaden nehmen könnte. Die Dinger haben keinen Kleber o.ä. sondern sind nur aus Papier (und Druckertinte). Soweit zum Vorgehen.

Erfolg? Mäßig. Man kennt ja irgendwann seine Falschparker, bei denen man in wenigen Wochen schon den fünften Aufkleber anbringt. Einmal hatte einer sogar auf mich gewartet und wollte mir eins auf den Deckel geben, ein anderes Mal kam der Besitzer grad während des Anbringens und beschimpfte mich ebenfalls aufs Übelste.

Aus diesem Grund lasse ich das mittlerweile. Ich möchte mich nicht der Gefahr aussetzen, dass gewalttätige Autofahrer mir was antun. Denn das passiert immer wieder, selbst wenn man nur nett darauf hinweist „Sie parken auf dem Radweg, dadurch muss ich in den Verkehr ausweichen und bringe mich in Gefahr“ wird man erst beschimpft und danach beim Überholen abgedrängt (so schon mehrfach passiert).

Eine Anzeige, insbesondere mit einer nicht-Privatadresse als ladungsfähige Anschrift, ist daher für mich aktuell der angenehmste Weg. Ich weiß aber auch, dass das OA in meiner Stadt solchen Anzeigen nachgeht und, wenn berechtigt, auch Bußgelder verhängt.

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Das ist eine gute Illustration für den Start, aber in einem Punkt ist sie nicht optimal: sie lässt den zeitlichen und leider auch etwas den räumlichen Aspekt außer Acht. Wenn es darum geht, eine Straße zu räumen, stehen die Autos noch einmal deutlich schlechter da, als Fahrräder oder Bus. Warum?

Erstens spielt das Bild die Rolle der Breite herunter. Ein Bus und die Räder benötigen, entsprechend aufgestellt, nur eine Spur und sind nicht wirklich länger als 2-4 Autos. Die Autos hintereinander wären aber so lang, dass sie schon gar nicht mehr aufs Bild passen. Mit einer Spur für Bus oder Rad, und damit mehr Platz für andere Nutzungen des Raums, kann ich also in 2-4 Autolängen das befördern, was sonst gar nicht aufs Bild passen würde.

Dann der zeitliche Aspekt, wir gehen wieder davon aus, dass alle Verkehrsträger eine Autobreite zur Verfügung haben. Dazu gibt es ein sehr gutes Video:

Die Fragestellung: Wie lange brauchen 200 Personen, um nach der Ampelschaltung eine Linie zu passieren?

Die Busse, Straßenbahnen und Fußgänger sind alle in < 0:40 Minuten durch. Die Fahrräder (im Video mMn recht langsam) in 2 Minuten. Die Autos erst nach mehr als 4 Minuten.

Ein gutes Beispiel, wie effizient nicht-MIV-Verkehrsmittel sein können, zeigt dieses Video:

Natürlich sind das jetzt nur einzelne Beispiele und in der Realität hängt auch viel von Ampelschaltungen, Tempolimits und anderen Faktoren ab. Es ist aber sicher nicht verkehrt, sich insbesondere in Städten für weniger MIV einzusetzen, ob jetzt aus Platzgründen oder zeitlichen Vorteilen anderer Verkehrsmittel.

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Das ist dann auch Punkt drei in diesem Thread ^^

  1. Behörden die gegen Anzeigende vorgehen und überfordert sind
  2. Mitbürger die Mitbürger anzeigen
  3. Städte neu denken und anders bauen

Schade! Du gehörst wohl zu den Menschen guten Willens, aber du denkst das Wesen von Regeln offensichtlich nicht zu Ende. Es gibt halt wirklich wohlmeinende Menschen, die das Schleifen von (sinnvollen bis sehr wichtigen) Regeln im Kleinen hinnehmen in der Absicht, niemandem auf die Füsse zu treten und eben immer menschenfreundlich zu sein. Dazu hat man jeden Tag 1000 Gelegenheiten. Nur wenn der Philanthrop eine solch schädliche Regelverletzung wie hier Thema ist, hinnimmt, schadet sie/er allerdings einem menschenfreundlichen Miteinander.

Das Thema hier hat mit kleinlicher Rechthaberei nichts zu tun. Vielmehr ist aus den überwältigend vielen Beiträgen hier ein krasser Missstand abzulesen, der einfach angegangen werden muss. Wenn die Polizei so halbherzig und teilweise parteiisch handelt, dann bleibt vorläufig nichts anderes, als durch Anzeigen Druck sowohl auf die Gehwegparker wie auch auf die Polizei auszuüben.

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Das ist mir nicht egal, denn von einer überlasteten Polizei und Gerichtsbarkeit habe ich einen Schaden. Das Problem könnte durch wirklich schmerzhafte Geldbussen ja ohne grossen Aufwand gelöst werden. Dazu muss die Politik gedrängt werden. Ansonsten Zustimmung zu denen Punkten.

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Weil Politik hier so doof ist, nicht einfach den Fahrzeughalter in Anspurch zu nehmen, wie es in den meisten zivilisierten Ländern selbstverständlich gemacht wird. Wenn ein Auto nicht gerade gestohlen ist, wird sich der Halter natürlich das Bussgeld vom Angestellten oder von dem ausleihendem Menschen holen.

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Ich verstehe die ganze Diskussion hier nicht. Einfach einen voll digitalen Prozess für Bürger, um entsprechendes Fehlverhalten anzeigen zu können (spart dann entsprechend Personal), den Halter ranziehen - und fertig. Alle, die sich an die entsprechenden Vorgaben bzgl. Abstellen von Fahrzeugen richtig verhalten, haben nichts zu befürchten. Der Rest zahlt für sein Fehlverhalten, das ggfs. andere gefährdet oder behindert.

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Angelehnt an dieses Thema habe ich gerade einen Artikel auf heise online gelesen:

Da braut sich was zusammen, denke ich mal, ich hole mir mal Popcorn.

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Als wir vor 10 Jahren umgezogen sind (anderes Dorf), mussten wir das auch lernen: Hier gibt’s tatsächlich Knöllchen, wenn man mit den Reifen auf dem Gehweg parkt, sei es noch so wenig. Egal, ob jemand mit Kinderwagen etc. noch genug Platz hätte. Auf der Straße ist parken ok, weil die breit genug ist.
Wir warnen unseren Besuch mittlerweile immer.

Warum das Parken am Straßenrand in Bremen gar nicht zu funktionieren scheint ist mir nicht ganz klar. Würde mich wundern, wenn man dort an keinem Straßenrand parken könnte, ohne auf dem Gehweg zu stehen.

Was hältst du eigentlich von selbstgemachten Lösungen, wie in München? Die Polizei dort behandelt Anzeigen gegen Falschparker dort pauschal nicht, wenn noch ein Meter auf dem Gehsteig frei ist.

Ich muss sagen, dass ich ja schon glücklich wäre, wenn es nur solche Falschparker (>1 m) gäbe, was leider nicht der Fall ist. Aber dieses Vorgehen finde ich dennoch merkwürdig.

Einmal habe ich einen Falschparker in der Straße eines großen Kindergartens telefonisch gemeldet. Habe mich mit den Beamt*innen vor Ort getroffen. Die haben dann dort die Anzeige nicht aufgenommen, weil man ja gefahrlos über die Fahrbahn ausweichen könne. (Es war nämlich deutlich unter einem Meter auf dem Bürgersteig frei.)

:man_shrugging:

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Ich finde die große Gefahr der Tatenlosigkeit unsere Ordnungsdienste ist, dass es Menschen durchaus in eine gefährliche Selbstjustiz treibt. Irgendwann könnte man an den Punkt kommen an dem man sagt, wenn dem Staat seine Regeln egal sind kümmere ich mich selbst um das Problem. Hier im Thread war ja schon diese Andeutung von wegen an der Seite des Autos lang schrammen. Und wenn solche Vorfälle zunehmen haben unsere Ordnungskräfte daran eine gewaltige Mitschuld, da sie Ihre Arbeit nicht tun. In Koblenz z.B. kontrollieren Sie lieber, ob jemand 5 Minuten zu lang irgendwo steht anstatt die Sicherheits-relevanten Falschparker.

Ich möchte hier explizit betonen, dass ich keine Selbstjustiz möchte. Es geht mir lediglich um die Gefahr, dass sich so etwas entwicklen könnte, wenn unsere Ordnungskräfte denken Sie stünden über unseren Regeln und Gesetzen.

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Und schon wieder kann Deutschland von seinem Nachbarn lernen… schlanke Executive trifft Digitalisierung:
https://www.computerwoche.de/a/amsterdam-digitalisiert-das-knoellchen-schreiben,3331839

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Das sehe ich genauso. Nicht nur Eltern (Erwachsene), die mit dem Kinderwagen nicht mehr durchkommen sind betroffen, sondern auch Kinder die mit Rad, Roller und Co. auf dem Schulweg auf die Straße ausweichen müssen werden gefährdet, nur weil Gehwegparker entweder zu bequem sind richtig zu parken, oder den Außenspiegel des geliebten Fahrzeugs nicht gefährden wollen. Mir ist das nie aufgefallen, bis ich selbst irgendwann mit dem Kinderwagen unterwegs war und meine Tochter mit dem Roller zur Schule geschickt habe. In unserem konkreten Fall führt eine schmale Straße mit noch schmaleren Gehwegen durch ein älteres Wohngebiet zur Grundschule. Jedes Grundstück verfügt über mindestens einen eigenen Stellplatz. Trotzdem ist die Straße meistens auf beiden Seiten mit Autos zugeparkt (Zu bequem das Gartentor zu öffnen oder sind das Zweit- und Drittwagen… ?). Da die Straße aber eigentlich zu schmal ist, um auf beiden Seiten zu parken, werden die ( wirklich sehr schmalen) Gehwege einfach mitbenutzt. Keine Chance für die Kids mit dem Roller sicher auf dem Gehweg zu fahren, schon gar nicht an Tagen an denen vielleicht noch die Mülltonnen draußen stehen (übrigens auch nicht für Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen mit Rollatoren). Was also tun? Ist Bewohnern wirklich nicht bewusst, dass sie neben einer Grundschule wohnen? Sehen sie die Kids nicht jeden Tag morgens und abends?

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Ist bei uns genauso. An der dünnsten Stelle sind die Gehwege ca. 40 cm breit (wenn man das noch Gehweg nennen kann) um im Altbaugebiet Platz für 3 m Straße zu machen. Dazu falsch geparkte Autos auf beiden Seiten der Einbahnstraße und 1-2x pro Woche Mülltonnen auf dem Gehweg.

Ohne Autofahrern den Spaß nehmen zu wollen - wahrscheinlich wäre allgemein die Lebensqualität höher wenn man das Auto aus solchen Bereichen zurückdrängen würde. Und das Minimum das ich erwarte, ist dass Autofahrer nicht auch noch den winzigen Gehweg beanspruchen…

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3 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: Falschparker auf Radwegen / Erfahrungen mit „Wegeheld“-App?

Deine Posts gehen konsequent an dem Anliegen von @Arnold vorbei - er fragt danach, wie er die Polizei dazu veranlassen kann, geltendes Recht durchzusetzen. Weiter oben in diesem Thread postet @vieuxrenard

Die Nicht-Durchsetzung von Normen hingegen kann keine Lösung sein.

Deine Beiträge gehen an diesem Thema vorbei.

Kannst Du uns kurz erläutern inwiefern die Autoindustrie quasi staatlich finanziert ist? Das erschließt sich mir nicht ohne Quelle. Danke.