LdN 409 Wölf:innenbestand & Reissen Zahlen im Kontext

Wenn ein Wolf ein dutzend Tiere einer Schafsherde tötet, dann ist das nicht „die Natur“, weil die Weidehaltung von Schafen nicht Natur sondern Kultur ist.

Und wie weiter oben schon angesprochen werden wir egal wie keine Chance haben Deutschland ab den Stadtgrenzen zu renaturieren, also bleibt es egal in welcher Form immer bei Konflikten zwischen Wölfen und Nutz- oder Haustieren.

Das heißt selbst wenn wir die Flächen die rein der Natur gelassen werden deutlich erhöhen würden, hätten wir Konflikte an den grenzen zwischen Natur und kultivierter Landschaft. Das gilt ja nicht nur für den Wolf.

Selbst in Alaska gibt es derartige Konflikte. Ein sinnvoller Lösungsansatz ist also ganz unabhängig von der Frage wie viel Natur wir dem Wolf (oder auch anderen Wildtieren) zugestehen wollen nötig.

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Aber du stimmst mir dann ja zu.
Der Wolf tötet natürlich. die Nutztierhaltung ist unnatürlich.

Und die Suche nach einer Lösung ist in der Tat sehr notwendig. Nur ist aus meiner Sicht eine Tötung des Wolfes nicht die beste Lösung.
Und die zentralen Fragen sind aus meiner Sicht tatsächlich:
Wie viel Natur wollen wir?
Welche Einschränkungen sind wir bereit zu tragen, um der Natur mehr Raum und Freiheit zu geben.

Nein. Unnatürlich wäre für mich der falsche Begriff. Ganz vereinfacht gesagt: Wäre der Mensch ein Tier würden wir alles was der Mensch macht als natürlich bezeichnen.

Ein Naturbegriff bei dem man alles was mit dem Menschen zu tun hat als unnatürlich bezeichnet ist mir zu romantisch veranlagt.

Nutztierhaltung im Freien ist auch keineswegs eine neue Entwicklung wie die Massentierhaltung in Ställen. Letztlich greift der Mensch in das Ökosystem ein, genauso wie es diverse andere Arten tun. Manche haben mehr sichtbaren Einfluss, manche weniger.

In meinen Augen sollte die Tötung eines Wolfs (nicht des Wolfs allgemein) immer der letzte Schritt in einer Abwägung sein, wenn andere Maßnahmen nicht greifen.

Diese Frage setzt schon wieder eine Definition von Natur voraus.

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Hallo liebe Lage,
auch ich freue mich über den Wolf in freier Natur, glaube aber, dass dem Wolf kein Gefallen getan wird, wenn das Problem der Schäden ausschließlich durch Entschädigung, bzw. Verantwortung bei Betroffenen für ausreichenden Schutz gelöst wird. Zu Recht wird aber darauf hingewiesen, dass durch Bejagung des Wolfes nicht automatisch die richtigen (schädigenden) Wölfe erlegt werden. Bei Aufnahme des Wolfes in das Jagdgesetz, könnte gleichzeitig dafür Sorge getragen werden, das Schäden durch den Wolf vom Jäger zu begleichen sind. Das Jagdgesetz verpflichtet Jäger, Wild so zu bejagen , dass der durch Wild an Grundstücken und deren Nutzung verursachte Schäden so gering wie möglich gehalten wird. Für eintretende Schäden ist der verantwortliche Jäger zuständig. Bei Aufnahme des Wolfes in das Jagdgesetz und damit verbundener Abschussplanung wäre die Verantwortung bei der Jagd die „ richtigen„ Wölfe zu erlegen bei den Jägern, wenn die Wildschadensregelung auch für den Wolf gälte. Das Problem zunächst vor allem Wölfe zu erlegen, die auch Schäden anrichten, läge dann bei der Jagd, um Schäden gering zu halten. Geeignete Jagdmethoden zu entwickeln und anzuwenden läge dann bei der Jagd.

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Die Frage ist ob ein Jäger überhaupt dazu in der Lage sein kann dies zielgerichtet zu ermitteln. Ich glaube eher, dass wir hier schon professionelle Strukturen brauchen um sowohl, lokal, als auch regional und überregional einen bestmöglichen Überblick über den Bestand und daraus resultierende Probleme haben.

Ob man die Schäden von Wolf und von sonstigen Wildtieren hier auch direkt miteinander vergleichen kann, vor allem auch in Fragen der Ursachen aber auch der Handhabung wage ich auch zu bezweifeln.

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@pbf85 , hat schon vieles dazu gesagt was ich auch schreiben würde, daher nur kurz noch verbleibende Punkte:

  • ich glaube wir haben hier einfach unterschiedliche Moralvorstellungen. Ich ordne einem natürlichen Vorgang erstmal keinen Wert an sich zu, so wie ich dich verstehe tust du das schon daher denke ich kommt grundlegend unsere Meinungsverschiedenheit.

  • Danke für die Grafiken, finde ich sehr interessant aber ich finde nicht, dass man ohne eine konkrete Zielsetzung daraus schließen kann dass der Mensch zu viel beansprucht (was wäre denn die richtige Menge?).

  • Das Argument mit dem geringerem Fleischkonsum kommt ja oft bei solchen Diskussionen, wenn es um Landwirtschaft geht (z.B. auch hier bei Gentechnik. Das finde ich grundsätzlich auch total sinnvoll und mache das selber auch aber drei Punkte:

    • Die Essgewohnheiten in einer breiten Masse verändern sich nicht sehr schnell und bis hier ein Wandel stattgefunden hat muss ja auch eine Lösung her
    • selbst wenn wir es als Menschheit schaffen den Fleischkonsum drastisch zu senken ist natürlich trotzdem die Frage ob wir nicht lieber Massentierhaltung verringern wollen und somit würde eine Reduktion des Fleischkonsums, diesen Konflikt Mensch/Wolf nicht entschärfen.
    • Mir ist gar nicht klar, ob die Mehrzahl dieser Weidetiere tatsächlich für die Fleischproduktion verwertet werden oder es hier nicht viel eher um andere Rohstoffe wie Milch und Wolle geht.

Ich finde es falsch, hier die Äußerungen der Halter:innen als reine Gefühlsäußerungen abzutun. Sie sind doch auch beteiligt bzw. betroffen. Klar mehr wissenschaftlicher Background hätte sicher nicht geschadet aber es kamen ja durchaus Stimmen zu Wort die z.B. ein generelles Jagen des Wolfs ablehnen.

Aber würde es weniger „überzüchtet“ sein, wäre der Flächenbedarf ja noch größer, oder?

Ich finde es mühselig Begriffe zu definieren, die im Standardkontext und der allgemeinen Auffassung, als auch der direkten Wortdefinition, klar sind.

hier ein kurzer Verweis.

"
Bedeutungen:
[1] der Natur (im Gegensatz zu der durch den Menschen geschaffenen Welt der Kultur
[2] Gebiet, in das der Mensch überhaupt nicht oder nur wenig gestaltend und verändernd eingegriffen hat
"
deine angedeutete Auffassung, dass der Mensch ja Teil der Natur sei, und alles, was der Mensch macht somit auch Teil der Natur sei, passt also nicht.

Die Frage: „Wie viel „Natur“ wollen wir?“ benötigt also keine weitere Definition, sondern eine echte und ehrliche Ausenandersetzung. Das überschreitet aber vermutlich das Thema dieses Threads.

Wäre mal interessant zu wissen, was es genau bedeutet, wenn der Wolf von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgestuft wird. Insbesondere in Hinblick auf die Abschuss-Richtlinien.

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Zunächst noch ein Hinweis zur Argumentation, der Herren Banse und Buermeyer, dass nur 0,6 % der Wölfe Nutztiere reißen würden. Da Wölfe revierbezogen leben, sind in der Regel die Reviere, wo sich Nutztiere leicht reißen lassen, bereits durch Rudel besetzt, da solche natürlich besonders attraktiv sind. D.h. eine Zunahme der Wolfspopulation würde nicht unbedingt auch die Zahl der Nutztierrisse erhöhen. Allerdings würde sich bei Verringerung der Wolfspopulation durch Bejagung der Anteil der Nutztiere nach dieser Logik mathematisch erhöhen! In die eine oder andere Richtung kann diese Argumentation daher bewusst genutzt werden, um bewusst die Faktenlage zu verzehren: Mehr Wölfe = relativ weniger Risse → " na bitte die Zunahme der Wolfspopulation hängt offenbar nicht mit dem Anstieg der Nutztierrisse zusammen". Weniger Wölfe = relativ mehr Risse → „na bitte die Jagd muss verschärft werden“. Ich vermute keine der beiden Schlussfolgerungen wäre im Sinne Autoren gewesen.

Und nun non ein paar allgemeine Punkte zum Thema:

In den dicht besiedelten, weitestgehend kultivierten Landschaften Deutschlands mit zum Großteil umzäunten Flächen muss der Wildtierbestand allein schon deshalb „gemanaged“ werden, weil das Wild auf jeweils relativ kleinen u.a. durch Autobahnen, Zäune, Städte usw. voneinander getrennten Flächen leben muss, wo per se keine natürliche Populationsdynamik stattfinden kann. Die Aufrechterhaltung einer gewissen biologischen Vielfalt und gesunden Wildtierpopulation der unkontrollierten Verbreitung eines (ausschließlich in Deutschland nicht regulierten) Großraubtiers zu überlassen, ist IMHO unverantwortlich. Der „wahllose“ Zugriff des Wolfes auf das Wildangebot führte z.B. dazu, dass das Muffelwild in Brandenburg inzwischen fast ausgestorben ist.

Darüber hinaus gehen der Ernährungswirtschaft durch den Wolf bei mind. 2.000 Exemplaren um die 3.000 Tonnen bilogischen Wildtierfleischs, das übrigens keine künstlich zugeführten Medikamente und Chemikalien enthält und das idR vom Jäger tierschutzgerecht und damit weigestgehend schmerz- und stressfrei erlegt wird, p.a. verloren.

Das gefährliche an dieser oft stark polarisiert geführten Diskussion ist, dass hier das oft vorherrschende Unverständnis bei den Problemen von Menschen, die im städtischen und im ländlichen Bereich leben, nicht mit einbezogen wird. In der Stadt stört der Wolf (noch) niemanden und man kann sich über den vermeintlichen Beitrag des Wolfes zu einem natürlicheren Ökosystems freuen. Auf dem Land wird er jedoch eher als eine ökonomische und ökologische Bedrohung wahrgenommen, wenn er nicht reguliert werden darf, wie jedes andere Raubtier (Marder, Fuchs, etc.) und zudem die Menschen dort direkt mit dem Leid der gerissenen Tiere konfrontiert werden. Auch die abnehmende Scheue des Wolfes ggü. dem Menschen könnte bedenklich werden. Als intelligentes Tier nimmt er sehr wohl war, dass er sich vor dem Menschen nicht zu fürchten braucht und läuft bereits ganz ungeniert tagsüber durch Brandenburgs Dörfer (ja, das habe ich selbst schon gesehen). Gewiss ist das (noch) nicht bedrohlich. Allerdings liegen kleinere Kinder durchaus im Beuteschema des Wolfes. Viele Eltern, die in kleineren Dörfern wohnen, haben inzwischen auch Sorge, ihre Kinder auf der Strasse spielen zu lassen. Dass es bisher auch in historischen Aufzeichnungen praktisch nie zu Unfällen zwischen Wölfen und Menschen gekommen ist, mag daran liegen, dass der Wolf bisher immer streng bejagt wurde und lernte, den Menschen zu fürchten.

Mein Petitum wäre daher, sich mehr in den gegenseitigen Austausch zu begeben und mehr Verständnis füreinander zu gewinnen. Diese Diskussion ist m.E. nicht zielführend zu führen, wenn man sich nicht konkret mit der jeweilige Situation auf dem Land auseinandersetzt.

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Ich verstehe gerade nicht, dass du denkst, ich würde eine Moral an die natürlichen Vorgänge stellen. Es geht mir um das genaue Gegenteil. Die emotionale Darstellung von Tötungen durch Wölfe und dann die Aussage, der Wolf sei ein „Untier“, ist ja genau das, was ich für falsch halte. Den Wolf als „Untier“ zu bezeichnen oder die Art, wie ein Wolf tötet, als Qual darzustellen, passt für mich nicht. Bei solchen Aussagen legen wir dann menschliche Moralvorstellungen an den Wolf an, die dieser unmöglich erfüllen kann.

Zu deinem zweiten Punkt hätte ich dann auch eine passende Grafik :wink:

Wir sollten unseren Konsum darauf anpassen, dass wir nachhaltig auf diesem Planeten leben können, damit wir noch länger was von diesem Planeten haben. Über unsere Verhälnisse und die Möglichkeiten unseres Planeten zu leben, gibt uns keine sichere Zukunft. Das hat jetzt aber auch nicht mehr wirklich was mit dem Thema hier zu tun und weicht ab.

Punkt 3 ist hier im Forum auch schon vielfach diskutiert. Weniger Fleischkonsum ist besser für den Planeten. Das ist ein wissenschaftlicher Fakt. Ob uns das gefällt und wie wir damit umgehen wollen, ist dann eine menschliche Fragestellung, die es zu lösen gilt. Hier gibt es unzählige Wege und Möglichkeiten.

Warum erklären dann Leute sie wandern gerne in der Natur und meinen damit dann die Bergwanderung durch Almgebiet? Oder die Umrundung des heimischen Weihers? Das Picknick am Stausee. Die Mühlenwanderung entlang eines künstlichen Wasserlaufs der einst zum Betrieb von Mühlen angelegt war, etc.?

Wenn wir von Natur in deiner Definition Sprechen, dann ist Natur auch nicht im Wald mit einem dichtem Wegenetz aus Wander- und Forstwegen, etc.

Wenn wir jetzt die Leute fragen ob sie gerne mehr Natur in Deutschland haben wollen, dann haben wir da schnell eine große Mehrheit dafür. Wenn wir die Leute Fragen ob sie Nationalparks mit limitierten Wegen und Zugangsbeschränkungen wollen, dann hätten wir da wohl schnell keine Mehrheit mehr dafür. Und schon wird die Diskussion „Wie viel Natur wollen wir“ deutlich komplexer.

Und wie gesagt selbst wenn wir uns für deutlich mehr „echte Natur“ entscheiden, dann bleiben die Konflikte am Übergang zwischen Natur und kultivierter Landschaft ja genauso bestehen wie sie zwischen „unechter Natur“ und kultivierter Landschaft bleibt. Weil ob der Wolf jetzt aus einem Forst oder aus einem Wald heraus die Schafsherde auf der Weide angreift spielt für die Debatte ja auch keine gravierende Rolle.

Edit:
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen…Ich bin nicht gegen Wölfe in Deutschland, komme aus einem Gebiet mit einem Rudel und weiteren Rudeln in der Umgebung und finde die Panik, die teils geschürt wird auch völlig falsch.

Nur finde ich es eben genauso falsch in einem dicht besiedelten Land mit eben durchaus vorhandenem Konfliktpotential zu fordern auf jegliche Maßnahmen zu verzichten. Mir geht es nicht darum den Wolf zu vertreiben und ich finde einen Pauschalen Abschuss auch falsch, aber man sollte eben weiter ein umfassendes Monitoring betreiben und dort wo nötig eben gezielt eingreifen. Nicht mehr und nicht weniger ist meine Position. Von „Untier“ zu sprechen macht natürlich absolut keinen Sinn.

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Ach, herrlich spannendes Thema. :slight_smile: Vielleicht schaffe ich es später noch zu einer ausführlicheren Antwort auch zu den Themen „Natur vs. Kultur“/„Umwelt vs. Mitwelt“, moralische Verantwortun für „natürliche“ Prozesse, Weidehanltungsökonomie usw. - unten ergänze ich aber nur ein paar der Punkte.
Allgemein aber ist ein Punkt, der hier schon mehrfach anklang, überragend wichtig: Die Verteilung von Kosten und Nutzen durch den Wolf ist nicht gleichmäßig. Es sind eben hauptsächlich Menschen auf dem Land betroffen und darunter besonders Weidetierhalter:innen, nicht die Landwirte mit den dicken Geldbeuteln.
(Und nebenbei eine Leseempfehlung: „To the other side of the night“, ein Kapitel im hervorragenden Buch zu den Themen Natur/Mensch, Wildnis- und Ökophilosophie „Ways of Being Alive“. Autor Baptiste Morizot, frz. Philosoph, arbeitet auch wissenschaftlich mit Hirt:innen in Wolfsgebieten in Frankreich und berichtet in dem Kap. davon).

Dazu muss man sagen, dass das Mufflon in Mittel- und Nordeuropa angesiedelt worden ist (z.B. auch in der Lünebuger Heide, wo es ebenfalls unter starkem Druck durch den Wolf steht). Es kann trotzdem gute Gründe für den Erhalt der Mufflonpopulationen geben (zB als Genreservoir oder für die Wissenschaft), aber dabei geht es jedenfalls nicht um eine evolutionär standortangepasste Art, die für das lokale Ökosystem eine wichtige Rolle spielt (falls Du bei der Rolle für das Ökosystem Entgegenstehendes weißt, gern her damit :slight_smile: ). Der Wolf macht gewissermaßen seinen ökologischen Job, wenn er das Mufflon besonders effektiv bejagt, denn das Mufflon ist für die Ebene evolutionär nicht „fit“ (s. hier). In manchen Gebirgslagen könnte es sich durchaus besser halten - und damit fällt aus meiner Sicht jedes ökologische Argument für den aktiven Schutz des Mufflons vor dem Wolf erstmal weg. Außerdem, Zitat Faktencheck Artenvielfalt, S. 383: „Die Mufflonstrecke stieg seit 2010 von 7.269 Stück
auf 8.157 Stück an (DJV 2022f).“ - mit Verweis darauf, dass belastbarere Daten als Jagdstrecken fehlen. Das zeigt nicht nur, dass es ums Mufflon vielleicht gar nicht so schlecht bestellt ist, sondern auch, dass sich manche:r über den Verlust von Tieren beklagt, die man gleichzeitig (Primärquelle, allerdings in den starken Wolfsgebieten tendenziell ein Rückgang) oder kurz vor der weiteren Ausbreitung des Wolfes (betr. die westlichen Bundesländer) mit mind. gleichbleibender Intensität bejagt.

Es ist sachlich falsch, dass der Wolf in D nicht reguliert wäre. Das variiert zwischen den Bundesländern, es können aber durchaus Abschussgenehmigungen erteilt werden. Ich denke, Du willst aber eher auf ein Bestandsmanagement hinaus (bei dem ich ehrlich gesagt nicht sehe, warum es für Marder oder Füchse - abgesehen von der Krankheitsbekämpfung, zB Tollwut oder Staupe - notwendig wäre).

Sicherlich ist Wildbret in einigen Aspekten besser als Fleisch aus Massentierhaltung. Diese Überschlagsrechnung unterstellt aber, dass jedes Tier, das ein Wolf erlegt, anderenfalls der menschlichen Ernährung zugute kommen würde. Wieso sollte das der Fall sein? Es wird ja nicht auf Teufel komm raus jedes Tier gejagt, das irgendwie noch alle anderen potenziellen Todesursachen überlebt - oder gezielt Wild vermehrt, um die Menschen zu ernähren.

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Was ist an einem Riss von eingepferchten Nutztier, das über die Jahrhunderte oder Jahrtausenden die Flucht und Verteidigungfähigkeit abgezüchtet wurde, denn ein natürlicher Vorgang?

Das ist so natürlich wie der Bauer, der einen Wolf erschießt, wenn er sich der Herde nähert.

Hallo tacuissem,
vielen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit meinem Beitrag. Gerne würde ich noch einige Anmerkungen zu deinen Aussagen machen:

Blockzitat …dabei geht es jedenfalls nicht um eine evolutionär standortangepasste Art, die für das lokale Ökosystem eine wichtige Rolle spielt
Blockzitat

  1. Muffelwild hat wie viele andere heimische Wildarten (z.B. Damwild) nicht seinen Ursprung in Deutschland. Bekanntlich sind die wenigsten Arten endemisch. Das hiesige Muffelwild hat sich jedoch an die lokalen Umstände angepasst und eine ökologische Nische gefunden. Damit trägt es zweifellos zur biologischen Vielfalt in unseren Waldgebieten bei, ohne andere Arten zu verdrängen oder unsere Kulturlandschaft maßgeblich zu schädigen. Ob Muffel eine „wichtige Rolle“ im Ökosystem bilden, maße ich mir nicht an beurteilen zu können. Aussterben werden sie durch den Wolf gewiss nicht. Aber ihr Dasein ist zweifellos eine Bereicherung. Die Argumentation, dass es wenn es auf einen relativ plötzlich auftauchenden Fressfeind trifft für den es (logischerweise) noch nicht „fit“ ist, steht gegen eine die Artenvielfalt erhaltendes Biotopenmanagement. Genauso könnte man argumentieren, dass Singvögel auch nicht fit genug sind, um ihre Nester vor Hauskatzen und Waschbären zu schützen und sie daher sozusagen selbst dran schuld sind, wenn sie dadurch massiv dezimiert werden. Wenn nach dieser Logik auch in Feld und Flur verfahren würde, würde unsere Natur bald nur noch aus optimal angepassten Arten, also um beim Federvieh zu bleiben, aus Tauben, Krähen, Sperlingen und Elstern bestehen.

  2. Selbstverständlich wird die Wolfspopulation in D nicht reguliert. Wie im Beitrag richtigerweise dargestellt ist er bei uns sogar „dreifach“ geschützt. Die wenigen Ausnahmeregelungen haben gewiss keinen „regulierenden“ Effekt, da die Gesamtpopulation dadurch praktisch nicht beeinflusst wird. Bekanntermaßen werden Füchse (vor allem im Feld) und Marder aktiv bejagt. Und wo das der Fall ist, tauchen auch wieder Bodenbrüter auf, die es dummerweise immer noch nicht geschafft haben, sich gegen Predatoren zur Wehr zu setzen. Wollen wir wirklich akzeptieren, dass Tiere, die das oberste Ende der Nahrungskette bilden, andere Arten nachhaltig aus ihren Biotopen verdrängen, nur weil wir diese so schön, elegant, überlegen, intelligent und bewundernswert finden? Das erscheint mir in übertragenen Sinne auf das Verhalten unter uns Menschen keine empfehlenswerte Philosophie zu sein :wink:

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Die Fähe ist der weibliche Wolf… :slight_smile:

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Danke, jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst.

Leider gibt es in Deutschland keine unberührte Natur mehr und in ganz Europa auch nicht. Es gibt Naturparks und geschützte Bereiche und auch Waldstücke, die wieder der Natur zurückgeführt werden, aber alles ist vom Menschen „berührt“.

Auch ist angrenzend direkt wieder der Mensch zu finden, wodurch die Grenzkonflikte eindeutig kommen werden und der Mensch „besucht“ gerne jegliche Natur für einen Ausflug. Das ist alles richtig.

Nur gebe ich mich mit der Begründung, dass das jetzt halt so ist und der Wolf bei uns eindringt und wir deswegen den Wolf abschießen müssen, nicht zufrieden. Aber das sehen einige halt leider so.

Und ich finde die Tötungen durch Wolf nicht gut. Nur reibe ich mich an der Bezeichnung „Untier“ und dass der Wolf seine Opfer quäle. Denn der Wolf ist hier nicht der unnatürliche Teil der Geschehnisse.

Ich will auch nicht auf Maßnahmen verzichten. Nur bin ich der Meinung, dass vor dem Abschuss noch einiges anderes ausprobiert und angegangen werden sollte. Den Abschuss also nur als letzte Lösung nutzen.

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Dies teile ich auch so absolut nicht. Ich hatte in meiner Heimat (schon seit einigen Jahren Wolfsgebiet) auch schon einige Diskussionen mit Leuten die nicht nur gezielte Maßnahmen fordern, sondern den Wolf ganz weg haben wollen. Dabei ist das sogar ein sehr großes Forstgebiet und Kontakte mit dem Wolf sind entsprechend selten.
Die Wolfgegner scheuen sich auch nicht auf Social Media Fake-News von angeblichen Angriffen zu teilen weil die wenigen echten Angriffe auf Nutztiere alleine nicht ausreichen um ausreichend Menschen aus der Region gegen den Wolf aufzubringen.

Ich kenne aber auch einen Landwirt mit Schaf- und Rinderzucht der trotz vorbildlicher Sicherung Schafrisse hatte und deshalb gegen den Wolf ist. Aus seiner individuellen Perspektive verstehe ich ihn.
Denn selbst wenn der direkte finanzielle Schaden bezahlt wird, dann bleibt noch immer, dass er durch den Riss mehrerer Tiere nicht alle Kunden bedienen kann. Es besteht also wenn das öfter passiert durchaus das Risiko dass diese zu Anbietern außerhalb von Wolfsgebiet wechseln, die zuverlässiger anbieten können.

Das würde ich auch so unterschreiben und ich glaube die Mehrheit der Leute würde das tun. Auf dieser Ebene zu diskutieren dürfte auch viel mehr bringen, was die Akzeptanz des Wolfs erhöht als nur die Extrempositionen gar nichts tun und den Wolf komplett zu verdrängen zu diskutieren.

Einfach Abschussquoten wäre mir auch zu einfach, vor allem weil ja auch die Familienstruktur der Wölfe mit einbezogen werden muss. Wenn man also wirklich die weitere Ausbreitung verlangsamen will, dann müsste das sehr gezielt geschehen und regionale Aspekte berücksichtigen.

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Blockzitat

Einfach Abschussquoten wäre mir auch zu einfach, vor allem weil ja auch die Familienstruktur der Wölfe mit einbezogen werden muss.

Blockzitat

Ich finde es sehr positiv, wie hier relativiert wird und gegenseitiges Verständnis entgegengebracht wird. Ich kann nämlich nicht ganz nachvollziehen, warum es moralisch oder ethisch eine Ausnahme für den Wolf geben sollte, wenn es allgemein geduldet wird, dass auch andere nicht essbare Tiere erlegt werden (z.B. Krähen, Marder, Füchse usw.). Schließlich ist der Wolf weder vom Aussterben bedroht, noch ist er in irgendeiner Weise ein „besonderes“ Tier.

Wenn der Wolf ins Jagdrecht käme, hätte ich Vertrauen, dass die Jagdberechtigten das in der Regel auch Waidgerecht umsetzen. So wie auch bei Wildschweinen Leitbachen geschont werden. Entsprechende Vorgaben der Jagdbehörden helfen ebenfalls.