Hallo liebe Lage,
das Thema Wölf:innen lässt mich nicht los, und nach dem Hören eurer aktuellen Folge stand ich gestern beim Einkaufen mit wachsender Wut an der Kasse.
Ich möchte vorweg sagen: Ich lebe aus gesundheitlichen, ethischen und moralischen Gründen vegan – das gesamte Paket also. Ich bin mir bewusst, dass ich eine gewisse Voreingenommenheit mitbringe. Aber: Mir fehlt in der Debatte oft ein sachlicher Kontext, insbesondere was die Zahlen betrifft.
Schauen wir uns die Fakten an:
Laut Statistischem Bundesamt lebten 2022 in Deutschland:
- 82,7 Millionen Menschen,
- Gleichzeitig wurden im selben Jahr 752,6 Millionen Tiere (Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde sowie Hühner, Puten und Enten) geschlachtet.
Und dann gibt es ca. 2.000 Wölf:innen, die im Jahr 2022/23 etwa 1.200 Nutztiere gerissen haben.
Hierzu einige Fragen:
1. Sind die Wölf:innen wirklich ein Problem für die Nutztierhaltung?
Wenn wir die Zahlen ins Verhältnis setzen, sind es 0,0002 % (!) der Nutztiere, die durch Wölf:innen gerissen werden – aufgerundet. Ist das wirklich so dramatisch?
2. Ist es uns diese winzige Zahl nicht wert, ein Tier zu schützen, das eine essentielle Rolle für unser Ökosystem und somit auch für unseren Fortbestand spielt?
Ihr sprecht es ja an, besserer Schutz der Nutztiere - super! Aber selbst wenn, die Kosten die wir hier tragen sind noch wirklich minimal.
3. Woher kommt die Empörung?
Sind 2.000 Wölf:innen wirklich eine Bedrohung für 83 Millionen Menschen, weil sie „unsere“ Nutztiere fressen könnten?
Wenn ich diese Zahlen sehe, werde ich nur noch wütender. Wir Menschen teilen diesen Planeten mit anderen Lebewesen und sind – ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – auf sie angewiesen. Während wir in der Lage sind, uns heute komplett ohne tierische Produkte hervorragend zu ernähren, lebt die Wölf:in so, wie sie immer gelebt hat: Sie ernährt sich, um zu überleben. Keine Strategie, keine bösen Absichten.
Vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle fragen: Wie können wir koexistieren, statt in Angst und Übertreibung zu verharren? Die Wölf:innen stehen exemplarisch für eine Frage, die weit über das Thema hinausgeht: Wie gehen wir als Menschen mit den anderen Bewohner:innen dieses Planeten um?
Danke euch für die tolle Arbeit!
Lieben Gruß aus Berlin - wo ich leider noch keine Wölf:innen gesichtet habe.
P.S. Da es in Bayern kaum Wölfe gibt, erlaube ich mir auch den Wolf zu gendern